Problem von Maven - 15 Jahre

Selbsthass frisst mich auf

Hallo,
Erstmals ist diese Seite eine großartige Sache, im voraus Danke.
Und jetzt zu meiner Nichtigkeit: Ich ertrage mich selbst nicht. Ich hasse mich und das ufert in Extreme aus. Es liegt nicht an meinem Aussehen, wie bei so vielen (aber das zu pauschalisieren wäre unangemessen). Ich kann meinen Charakter nicht leiden. Ich ertrage meine Selbstzweifel nicht, ich hasse meine Schwäche. Ich hasse es, dass mir ständig die Worte fehlen zu sagen was ich will, fuer meine Meinung einzustehen. Ich hasse es, nur Dinge zu behaupten bei denen ich mir vollkommen sicher sein kann, dass sie stimmen. Alles nachzuplappern, mir keine eigene Meinung bilden zu können. Ich hasse es, keine Leidenschaften zu haben. Alles was ich tue, geschieht aus reinem Prinzip, alles was ich sage ist eine Kopie. Ich hasse es, keine Persönlichkeit zu haben. Ich bin Leer, ausgehöhlt. Ich bin ein Schatten. Weshalb ich jeden Tag aufstehe - weshalb ich mir jeden Tag die Qual meines eigenen irren Verstandes antue verstehe ich nicht. Ich bin vergiftet von meinen Gedanken. Ich bin vergiftet von Misstrauen - gegenueber mir selbst, gegenueber der Gesellschaft und meinen Mitmenschen. Freunde habe ich keine richtigen - die Menschen selber sind mir zu oberflächlich, zu stupide. Jeder sieht nur auf sein Smartphone, lechzt nach Sensationen, mehr Followern und Likes, verdummt sich selbst mit inhaltslosen YouTube Videos. Ich musste mit ansehen, wie zuerst meine sogenannte beste Freundin völlig idiotisch geworden ist - nur noch ueber gutaussehende Schauspieler redet und auf ihrem Tablet herumtippt. Meine andere Freundin andauernd nur noch ueber Parodien von Sängern auf besagtem IG herzieht. Aber meine Mutter starty auch nur auf ihre technischen "Supplies" anstatt sich um meine kleinen Schwestern zu kuemmern. Sie hat ein ernsthaftes Problem, rastert ständig aus wie ein Teenager, schreit aus vollkommen irrationalen Gruenden herum. Schon seit immer, aber ich will nicht sagen mir ginge es schlecht denn im Vergleich zu Kindern aus indischen Slums oder sagen wir mal HartzIV Familien geht es mir großartig. Also hasse ich mich noch mehr, weil ich eine undankbares Miststueck bin. Ich hasse die Gesellschaft - nicht allein wegen neuster technologischer Revolution - wir werden andauernd von Politik und der Wahrheit abgelenkt, alle werden stets von der Etikette indoktriniert. Alle werden beobachtet, an Werbefirmen verkauft und offengestellt. Was soll die "Live Uebertragung" bei IG sein? Noch eine Möglichkeit und zu ueberwachen? Und wird die ganze Zeit der Kopf von den Medien vollgestopft, niemand weiß irgendwas.
Wer nicht in die Gesellschaft passt, wird angepasst - ADHS, Borderline, Autismus... Anders wuerden die Strukturen zusammenbrechen, anders wäre eine Gesellschaft unmöglich. Jeder wird beständig analysiert, mit jeden koennte etwas falsch sein.... Vielleicht sind es ja die Freidenker die ausgemerzt werden sollen - wer nicht gleucklich ist, hat Gruende und die liegen nicht immer an einem eben geschehenem Unglueck, sondern an Beobachtungen von Unabänderlichem wie der Gesellschaft haha. Ist es da nicht praktisch, das Erkennen dessen als Krankheit zu proklamieren? Depressionen - es kann ja nicht jeder 3. eine Hormonstörung haben, die die Serontoninproduktion aus dem Gleichgewicht bringt, dann wäre diese Spezies niemals so weit gekommen.
Aber ich bin dumm. Ich rede Schwachsinn. Oder wie hat man frueher gesagt hat 'philosophiere wie ein Backfisch'. Im Unterricht arbeite ich erbärmlich schlecht mit, komme nicht auf logische Zusammenhänge die jeder sieht, kann nicht diskutieren und huelle mich in Schweigen. Wenn ich was sagen möchte stolpere ich ständig ueber Worte und vertausche alles wie als wäre ich minderbemittelt. Fuer das offensichtliche bin ich blind. Inbesondere im Mathematikunterricht - so idiotisch wie ich stellt sich niemand an.
Ich bin eine schlechte, undankbare Person, die das schöne Leben in Deutschland bzw. dem reichen Mitteleuropa nicht verdient.
Manchmal schneide ich mir in die Haut - ich kann das Wort "Ritzen" nicht gut sehen. Ich bin zu arrogant. Halte mich wohl fuer etwas Besseres. Und ich muss am Besten sein, ansonsten erfuellt das Leben meinen Zweck. Manchmal ueberkommt mich der Hass wie eine schwarze Blutvergiftung, nimmt mir den Atem und ich kann mein Temperament nicht zuegeln. Mit anderen Leuten kann ich nicht umgehen, kaum wer kann mich ausstehen und weder Smalltalk noch interessante themenspezifische Konversation lässt sich mit mir fuehren. Frueher - in der Grundschule - habe ich mich fuer vielerlei Sachen interessiert. Heute kann ich mich dazu nicht ueberwinden. Zu viel wird der Schulstoff aufgezwungen - und es ist fatal und verächtlich diesen zu hassen, dumm und bildungsfern - aber dieses ständige Schulbuchfressen hat jegliche Neugier in mir erstickt. Ausreden. Ich fuerchte, dass bleibt mein ganzes Leben so. Ich verdumme, stumpfe ab. Aber mit meinen Leistungen in Mathe wird so oder so nie etwas aus mir. Ich hasse mich, ich habe Gewaltfantasien gegenueber mir selbst. Manchmal möchte ich niemals existiert haben. Einfach zu springen ist verlockend... Ich bin feige, nutzlos, ungesellschaftsfähig. Ich verstehe nichts von Politik und Wissenschaft weil ich mich dafuer interessieren will, weil es angesehen ist, aber ich kann nicht.
Ich bin ein selbstsuechtiger Schatten. Es gäbe vieles, dass ich schreiben koennte aber Worte sind Wind.

Christina B. Anwort von Christina B.

Hallo liebe Maven!

Als ich deinen Text gelesen habe, sind bei mir mal die Gedanken ganz wild hin und her gehüpft und ich musste sie erst mal ordnen. Ich versuche trotzdem, dir so gut es geht, strukturiert und klar zu antworten.

Du bist also voller Selbsthass. Und in deinem Titel schreibst du, er frisst dich auf. Das ist schrecklich und ich möchte jetzt nicht sagen, dass ich weiß, wie du fühlst, denn das wäre gelogen. Aber ich kann versuchen, mich in deine Lage hinein zu versetzen und versuchen, dich zu verstehen. Der Selbsthass scheint sich in allen Bereichen deines Lebens wieder zu spiegeln und das ist wirklich schrecklich, das meine ich vollkommen ernst. Aber wie tun wir jetzt weiter? Ich kann dich jetzt bedauern und dir einen Text darüber schreiben, wie furchtbar dein Leben ist und dass du wirklich arm bist. Oder ich kann dich fragen: Warum genau hast du uns geschrieben? Es kann natürlich sein, dass du einfach mal alles raus lassen musstest und deshalb dieses Forum aufgesucht hast. Aber du bringst keine Bitte vor und auch keine Frage. Was ist es also, was ich dir raten soll? Willst du überhaupt einen Rat oder möchtest du nur jemanden, der dich versteht? Denn so wie du schreibst, habe ich das Gefühl, dass du ohnehin glaubst, ein hoffnungsloser Fall zu sein und nichts ändern zu können. Aber das stimmt nicht! Wenn du willst, kannst du alles ändern, aber es muss auch von dir tatsächlich der Wille da sein. Wo ein Wille ist, ist ein Weg.

Du schreibst viel darüber, dass du dich selbst nicht leiden kannst, weil du deiner Meinung nach zu arrogant, zu selbstsüchtig, zu undankbar, zu nutzlos bist. Ich sitze jetzt am anderen Ende des Computers, kenne dich nicht und kann dir nicht sagen, ob du wirklich so bist. Wie sehen dich denn andere Leute in deinem Umfeld? Wie sehen dich Freunde, Familie, Lehrer? Überprüfe doch mal dein Selbstbild mit dem Fremdbild. Stimmt das alles wirklich? Wenn ja, dann hast du als einzige die Möglichkeit, diese Gewohnheiten zu verändern. Wenn du dich zu arrogant findest, dann achte mehr auf deine eigene Einstellung. Glaubst du denn, dass du besser bist als andere? Blickst du oft dein Gegenüber an und stellst dich darüber? Wenn ja, dann ändere das einfach! Du wirkst auf mich wie ein sehr reflektiertes, junges Mädchen und daher bin ich mir sicher, dass du, wenn du wirklich willst, diese Gewohnheiten auch ablegen kannst. Bist du tatsächlich zu selbstsüchtig? Denkst du immer nur an dich selbst und niemals an andere? Wenn ich es lese, wäre mir schon mal aufgefallen, dass du zumindest an deine Schwestern viel denkst. Wie steht es mit anderen Personen? Dann meinst du, du bist zu undankbar. Überprüfe diese Ansicht. Stimmt es? Wenn ja, ändere es! Fang an, für kleine Dinge im Leben dankbar zu sein. Sei dankbar dafür, dass du ein Dach über dem Kopf hast. Sei dankbar dafür, dass du genug zu essen hast. Fang mit Dingen an, die für dich selbstverständlich sind, und arbeite dich dann weiter vor. So kannst du lernen, dankbarer zu werden. Das Gefühl, nutzlos zu sein, kann ich mir vorstellen, wenn man z.B.: keine Arbeit, keine Aufgabe, keine Leidenschaft hat. Ich könnte mir vorstellen, dass das Gefühl bei dir womöglich auch daher rührt, weil du schreibst, keine Leidenschaften zu haben. Meinst du damit Hobbys? Denn das ist ebenfalls etwas, was du ändern kannst (:

Du scheinst keines von den alterstypischen Hobbys zu mögen, wie es deine Freundinnen tun. Aber ich kann dir sagen; dass sie sich alle mit Social Media, Facebook, Whatsapp, Instagram und Co. beschäftigen, in Youtube surfen und Popstars zu ihren Idolen machen, mag für dich jetzt oberflächlich sein, aber es ist ganz normal, sich in der Pubertät so zu verhalten. Wenn der Umgang mit ihnen aber für dich nicht passt, ist das auch in Ordnung. Ich kann mir vorstellen, dass es für dich einfach komisch ist, mit ihnen zusammen zu sein, wenn dich viel tiefere Themen im Leben beschäftigen. So wie du auch schreibst über die Gesellschaft, das Schulwesen, die Modekrankheit Depression,… Dich bewegen andere Themen, tiefere Themen, unterhalb der Oberfläche. Was für dein Alter wirklich bewundernswert ist, dass du so weit vorausschauend denkst. Und das passt natürlich mit den Lebenswelten deiner Freundinnen nicht zusammen. Die Kombination von deinem Gefühl, nutzlos zu sein und den mangelnden Gemeinsamkeiten mit deinen Freundinnen ist sicher nicht einfach – aber auch hierfür gibt es Lösungswege. Du könntest, wenn dich das alterstypische einfach nicht interessiert, dir ein Hobby suchen, welches mehr deinen Interessen entspricht. Interessierst du dich für Musik, Kunst oder Sport? Dies wären alles Möglichkeiten, deinen Fokus auf etwas anderes zu legen – du bist nicht mehr nutzlos und kannst Leidenschaft für etwas empfinden – zwei Fliegen mit einer Klatsche. Was tust du denn gern? Singen, tanzen, Sport machen, malen, schreiben, backen, kochen, klettern…? Überlege dir mal genau, was dir im Leben Freude bringen könnte und dann tu das einfach mal! Schau dann dahinter und reflektiere, ob es dir Freude bereitet hat. Eines möchte ich dir noch mitgeben: Du bist nicht alleine. Es gibt, genauso wie dich, auch andere Teenager in deinem Alter, die tiefgründiger sind, über den Tellerrand hinausschauen und sich so wie du ebenfalls sehr gut ausdrücken können. Du hast einen unglaublich hohen Wortschatz und drückst dich sprachlich auf einem sehr hohen Niveau aus. Das ist eine tolle Eigenschaft, die dir bestimmt in deinem späteren Leben Nutzen bringen kann.

Ich möchte dir mal aufzeigen, welche Gedanken du über dich selbst denkst, nur über dich und deine Person:
- Ich hasse mich.
- Ich hasse meinen Charakter.
- Ich hasse meine Selbstzweifel.
- Ich hasse meine Schwäche.
- Ich hasse es, dass mir ständig die Worte fehlen, zu sagen was ich will.
- Ich hasse es, dass ich nicht für meine Meinung eingestehen kann.
- Ich hasse es, alles nachzuplappern.
- Ich hasse es, keine Leidenschaften zu haben.
- Ich hasse es, keine Persönlichkeit zu haben.
- Ich hasse es, undankbar zu sein.
- Ich bin dumm.
- Nichts interessiert mich.
- Ich bin feige.
- Ich bin nutzlos.
- Ich bin gesellschaftsunfähig.
- Ich kann nichts.
- Ich bin selbstsüchtig.

Du schreibst zehn mal, dass du irgendetwas an dir hasst. Die anderen Sätze sagen auch nur negatives über dich. Das sind deine Gedanken, die du dir bewusst aussuchst. Liebe Maven, schau mal hin! Es gibt Gründe, dass dich dein Leben belastet, dass du alles um dich herum nicht mehr leiden kannst, dass auch Freunde sich von dir abwenden und du das Gefühl hast, alleine da zu stehen. Du trägst so viel Hass und negative Gefühle und Gedanken in dir. Die Macht der Gedanken und Worte, die man über sich selbst denkt und sagt, ist riesengroß! Da gibt es ein psychologisches Phänomen, das nennt sich "Self-fulfilling-prophecy", oder auf Deutsch "Selbsterfüllende Prophezeiung". Das sind Gedanken über die eigenen Handlungen oder Fähigkeiten, die entweder positiv oder negativ sein können und sich im Endeffekt durch den starken Glauben des Menschen daran auch erfüllen und wahr werden, weil der Mensch dann dazu tendiert, sich im Sinne dieser Glaubenssätze zu verhalten.
Hier ist die genaue Definition dazu:
"Ein wesentlicher Mechanismus ist, dass derjenige oder diejenigen, die an die Vorhersage glauben, sich so verhalten, dass sie sich erfüllt (positive Rückkopplung zwischen Erwartung und Verhalten). Otto Neurath verwendete bereits 1911 den Begriff der selbsterfüllenden Prophezeiung." Und noch zwei Artikel darüber, die das ganze genauer beschreiben, schau doch mal rein:
https://www.psychotipps.com/optimismus-prophezeiung.html
http://flexikon.doccheck.com/de/Selbsterf%C3%BCllende_Prophezeiung

Wenn du dir jetzt deine Gedanken, Worte und Gefühle über dich selbst ansiehst, dann weißt du ja, in welche Richtung das führt. Zu noch mehr Leid, noch mehr Selbsthass, noch mehr Glauben davon. Aber es könnte genauso gut in die andere Richtung gehen. Du könntest auch denken:
- Ich mag mich.
- Ich bin okay, so wie ich bin.
- Ich darf so sein, wie ich sein will und wie ich bin.
- Ich kann z.B.: Mathematik verstehen.
- Ich kann und will den Schulstoff verstehen und deshalb gelingt mir das auch.

Wenn du dir nun diese Gedanken, Worte und Gefühle ansiehst, dann weißt du auch, in welche Richtung das führt. Zu noch mehr positiven Gedanken über dich selbst, noch mehr Selbstakzeptanz, noch mehr angenehmeren Gefühlen und Gefühlszuständen.
Ich habe dir eine Geschichte aus dem Internet herauskopiert – ich habe sie ein wenig gekürzt – ich glaube, diese Geschichte kann dir nochmals einen Denkanstoß geben.

Es saßen einmal ein Bub und sein Großvater am Lagerfeuer und der Bub bat den Großvater um eine Geschichte. Also begann der Großvater zu erzählen:

„Es war einmal ein Mann, der zwei Wölfe von einem Händler kaufte. Einen schwarzen und einen weißen Wolf. Der schwarze Wolf trug alles Negative, alles Schlechte in sich. Er war Wut, Angst, Hass. Er war böse, er trug Zorn, Neid, Trauer, Angst, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Schuld, Groll, Minderwertigkeit, Lüge, falschen Stolz und vieles mehr in sich. Der weiße Wolf trug alles Positive, alles Gute in sich. Er war Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. Er war gut, er trug Freude, Liebe, Hoffnung, Freundlichkeit, Güte, Mitgefühl, Großzügigkeit, Leben, Licht, Freundschaft, vieles mehr und alles reine in sich. Zwischen beiden Wölfen tobte ein ewiger Kampf. Sie hatten beide mächtige Waffen in sich. Auch wir Menschen tragen einen schwarzen und einen weißen Wolf in uns. Dieser Kampf zwischen den beiden findet auch in dir und in jeder anderen Person statt, denn wir haben alle diese beiden Wölfe in uns.“
Der Bub dachte kurz darüber nach und dann fragte er seinen Großvater,? „Und welcher Wolf kann dann gewinnen?“
Der Großvater antwortete: „Der, den du fütterst. Nur bedenke, wenn du nur den weißen Wolf fütterst, wird der Schwarze hinter jeder Ecke lauern, auf dich warten und wenn du abgelenkt oder schwach bist wird er auf dich zuspringen, um die Aufmerksamkeit zu bekommen die er braucht. Je weniger Aufmerksamkeit er bekommt, umso stärker wird er den weißen Wolf bekämpfen. Aber wenn du ihn beachtest, ist er glücklich. Damit ist auch der weiße Wolf glücklich und alle beide gewinnen.“
Das ist die große Herausforderung eines jeden von uns… das innere Gleichgewicht herzustellen. Denn der schwarze Wolf hat auch viele wertvolle Qualitäten – dazu gehören Beharrlichkeit, Mut, Furchtlosigkeit, Willensstärke und großes intuitives Gespür, Aspekte, die du brauchst in Zeiten, wo der weiße Wolf nicht weiter weiß, denn er hat auch seine Schwächen.
Du siehst, der weiße Wolf braucht den schwarzen Wolf an seiner Seite. Beide gehören zusammen. Fütterst du nur einen, verhungert der andere und wird unkontrollierbar. Wenn du beide fütterst und pflegst wird es ihnen gut tun und ein Teil von etwas Größerem, das in Harmonie wachsen kann. Füttere beide und du musst deine Aufmerksamkeit nicht auf den inneren Kampf verwenden müssen. Und wenn es keinen inneren Kampf gibt, kann man die innere Stimme, der alles wissenden Führer hören, die dir in jeder Situation den richtigen Weg deutet.
Frieden, mein Sohn, ist die Mission der Menschen, ist das Leben. Ein Mann oder eine Frau, der oder die den schwarzen und weißen Wolf in Frieden in sich hat, der oder die hat alles. Ein Mann oder eine Frau, der oder die in seinen inneren Krieg gezogen wird, der oder die aber hat nichts. Dein Leben wird davon bestimmt, wie du mit deinen gegnerischen Kräften umgehst. Lass nicht den einen oder anderen verhungern, füttere sie beide und beide gewinnen.“
Was will ich dir damit sagen, Maven? Wir alle haben die negativen Gedanken in uns, die schlechten Anteile, die wir an uns nicht mögen. Unsere Welt im Allgemeinen ist geteilt in die Dualität. Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit, Liebe und Hass. So trägst auch du deinen Selbsthass, aber auch deine Selbstliebe in dir. Was davon fütterst du? Das, was du fütterst, wird mehr. Es geht nicht darum, dass wir alle immer nur positive Sonnenstrahlen sind, die vom Himmel herunter lachen, das wird es niemals geben. Es wird immer einige Dinge im Leben geben, die uns belasten, die nicht schön sind, oder Eigenschaften an uns selbst, die wir nicht so gern mögen, aber es geht darum, wie wir damit umgehen! Ich kann auch nicht alle meine negativen Gedanken für immer und ewig verbannen, aber ich kann es versuchen, so gut es geht, die Gedanken in die positive Richtung zu lenken.
Kennst du das Sprichwort:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Deine Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Du hast dein Schicksal also selbst in der Hand! Du bist nicht abhängig von deiner Außenwelt, dein Schicksal ist nicht in Stein gemeißelt, du kannst alles verändern! Ich könnte mir denken, dass du dich nun vielleicht fragst, wie du nach all der Zeit der negativen Gedanken in dir einmal etwas Positives denken sollst. Und vor allem, wie du es glauben sollst. Hast du das Gefühl, Glück nicht zu verdienen? Dann ist das ebenfalls ein Glaubenssatz in dir, der dich blockiert. Aber du kannst ihn verändern. Du kannst alles verändern, wenn du das möchtest.
Beginne mit kleinen Schritten – schreib dir die wichtigsten Sätze auf wie „Ich mag mich.“, „Ich darf so sein, wie ich bin und das ist okay.“ „Ich verdiene Gutes.“ und sage sie dir immer wieder vor. Mach dir kleine Zettelchen, die du dir in dein Federpenal gibst, dir in deinem Zimmer aufhängst oder dir die Sätze in dein Handy als Notiz einspeicherst. Wiederhole diese Sätze so oft, wie du nur kannst. Irgendwann wird ein kleiner Teil in dir glauben, dass es wahr ist. Der große Teil in dir wird aufschreien und den kleinen Teil in dir für verrückt erklären. Aber wenn du dem kleinen Teil weiterhin Aufmerksamkeit schenkst und die Sätze weiterhin wiederholst wie ein Mantra, wird der kleine Teil immer größer und stärker und irgendwann ist es möglich, dass du als ganze Person, die Sätze wahrhaftig glaubt.

Was deine Mutter betrifft: Du schreibst, sie verhält sich wie ein Teenager und rastet ständig aus und kümmert sich nicht um deine Schwestern. Diese liegen dir offenbar sehr am Herzen und du möchtest, dass sich anständig um sie gekümmert wird. Kann es sein, dass du diese Aufgabe teilweise übernommen hast? Dann wäre es auch logisch, warum deine Mutter sich so verhält, wie sie es eben tut, weil ihr dann womöglich auf einer unbewussten Ebene eure Rollen vertauscht habt – sie gibt den launischen Teenager und du die verantwortungsbewusste Mutter. Hast du mal mit ihr über deine Gefühle diesbezüglich gesprochen? Vielleicht wäre es gut, ihr mal zu sagen, was du fühlst, wenn sie sich nicht um deine (ich nehme jetzt mal an, jüngeren) Geschwister kümmert, und dass du dann das Gefühl hast, du musst diesen Teil übernehmen. Das musst du aber nicht, es ist nicht deine Aufgabe und du bist nicht für sie verantwortlich! Sei ihnen eine liebevolle Schwester, sei für sie da, aber bleibe in deiner Schwestern-Rolle und schlüpfe nicht in die Mutterrolle. Dann übergibst du deiner Mutter auch gleichzeitig wieder die Verantwortung, weil du sie zurück gibst und loslässt. Dann kann deine Mutter hier auch wieder die Verantwortung übernehmen. Erinnere dich daran, dass du nur Schwester bist und dass es gut so ist, wie es ist.

Was nun dein Schneiden betrifft: Hast Du dir schon mal überlegt, was der Grund dafür sein könnte, dass Du das tust? Es gibt verschiedene Gründe, warum Leute sich selbst verletzen, manche tun es, weil sie Druck ablassen möchten, oder sich bestrafen, oder aber sie tun es, damit sie sich selbst "spüren", im Hier und Jetzt. Oftmals fühlen die Betroffenen danach eine Erleichterung. Es wäre sehr gut, wenn Du rausfinden könntest, welchen Grund dieses Verhalten bei dir hat. Das kannst Du schaffen, indem Du ein Tagebuch führst: Wenn Du den Drang spürst, Dich zu ritzen, kannst Du aufschreiben, welche Situation du gerade erlebt hast, also was davor passiert ist, wie Du Dich fühlst und auch, was Du anschließend für ein Gefühl hast. Es gibt auch Ersatzmöglichkeiten statt ritzen - zum Beispiel sich mit einem Gummiband auf die Haut zu schnalzen oder einen Igelball zu kneten. Hier habe ich Dir zwei Links rauskopiert,
einen mit Ersatzmöglichkeiten:
http://www.seelenschmerz-forum.de/Skill-Liste.html
und eine Soforthilfe von uns zum Thema Selbstverletzendes Verhalten: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/30/Ich-ritze-mich-was-kann-ich-tun.html Du schreibst auch, dass du Gewaltfantasien gegenüber dir selbst hast. Wie konkret sind die denn? An schlimmen Tagen kann es vorkommen, dass der Gedanke „einfach zu springen ist verlockend“ durch deinen Kopf geht. Aber wie oft kommt das vor? Wenn das nämlich öfter der Fall sein sollte, würde ich dir raten, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Diese Leute dort sind geschult dafür und können dir helfen, da raus zu finden. Hier zwei Links mit Beratungsstellen in Deutschland: http://www.leben-ohne-dich.de/notfall.htm
https://www.suizidprophylaxe.de/

Liebe Maven, ich komme nun zum Ende meines Textes. Ich bin mir sicher, dass du aus deiner Selbsthass-Spirale herausfinden kannst (: Ich glaube fest an dich und hoffe sehr, dass ich dir mit meinen Ideen, Gedanken und Impulsen weiterhelfen konnte.
Wenn du noch Fragen hast, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Verlinke dazu einfach diese Beratung und setze deinen Text dann unter die Kategorie „Feedback“.
Alles Liebe wünsche ich dir!
Herzlichst,
Christina