Problem von Anonym - 15 Jahre

Sad end

Hey Community,
Also ich fühle mich seit einiger Zeit leer und vergessen. Meine Familie ist gerade dabei zu zerbrechen und ich kann nix dagegen tun. Meine Mama hat Depressionen genauso wie ich. Mein Vater will uns verlassen und meine Geschwister machen nur scheiße. Mein Kopf ist so voll und ich habe keine kraft mehr. Ich will einfach nur in meinen Bett liegen bleiben und garnix tun. Für meine Familie und Freunde versuche ich immer da zu sein aber ich kann einfach nicht mehr. Ich versuche immer alles richtig zu machen und gebe mir soo mühe in der Schule aber es reicht nie aus. Immer versuche ich für alle da zu sein und vergesse mich. Ich habe selbst mitbekommen das ich mich immer mehr runter ziehe und ich mich kaputt mache aber ich kann nicht anders. Es tut so weh zu sehen das alles kaputt geht und ich nix machen kann. Manchmal starr ich einfach in das leere und vergesse alles. In meinem Kopf ist es so voll und immer bin ich so durcheinander. Meistens bin ich die ganze nacht wach oder wenn ich schlafe plagen mich alpträume. Ich liebe meine Familie aber ich kann einfach nichts machen. Und dann war ich mit einem Jungen zusammen aber ich habe unsere Beziehung beendet weil ich ihn nicht belasten wollte. Er liebt mich immer noch und hat angefangen Drogen zu nehmen. Mehrere male schrieb er mir als er stoned war und sagte das er mich vermisst. Ich liebe ihn und es zerstört mich weil er wegen mir sein leben wegwirft. Wir sind zwar noch Freunde aber es verletzt mich ihn zu sehen. Ich hasse mich selber für alles was ich tu, für jede Entscheidung und das was ich bin. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

Anwort von Yen

Liebe/r Fragesteller/in,

vielen Dank, dass du dich an uns gewendet hast und uns dein Vertrauen entgegen bringst. Damit ist hoffentlich bereits eine kleine Last von deinen Schultern gefallen.
Ich möchte mich zuerst auf dein Empfinden konzentrieren.
Als erstes habe ich direkt eine Frage an dich beziehungsweise für dich: Sind deine Depressionen von einem Therapeuten oder Arzt diagnostiziert worden? Ab wann hast du die schon? Sind die erst mit der Problematik gekommen, aber haben diese bereits vorher existiert? Wenn die Antwort ersteres wäre, dann kann es gut sein, dass deine Depressionen auch wieder verschwinden, sobald sich die Situation gelegt hat oder sobald zumindest du selbst mit der Situation abgeschlossen hast.
Hast du Ressourcen - wie zum Beispiel Hobbies, Freunde mit denen man über Probleme reden kann oder einfach nur eine schöne Zeit verbringen kann (hier kann auch bereits nur eine Person von großer Bedeutung sein) - aus denen du Kraft und Energie für den Alltag schöpfen kannst? Es ist wichtig, dass du dir Zeit für dich selbst nimmst und auch deinen Gedanken freien Lauf lässt, ohne dich eigentlich auf andere Aufgaben wie z.B. den schulischen Unterricht zu konzentrieren. Hierbei kann es allerdings auch oft zu Grübeleien und Gedankenschleifen kommen, bei denen ein einzelner oft negativer Gedanke immer und immer wieder auftaucht und kein Ende nimmt. Ein gedanklicher ,,Stopp!" kann dir da oft helfen und dich wieder ,,wachrütteln" und in die Realität zurückholen. Schreibe dir eine Liste mit den Aufgaben, die du zu erledigen hast und halte sie immer in Reichweite, sodass du diese nicht vergisst und dich wieder in deine Gedankenwelt verlierst.
Um besser schlafen zu können empfehle ich dir abends vor dem zu Bett gehen ein Tagebuch zu schreiben, wo du deine Eindrücke vom Tag, Probleme, Konflikte aber auch positive Erlebnisse und Emotionen aufschreibst. Dies könnte dir helfen deine Gedanken zu bündeln und zu strukturieren, sodass du eine Übersicht hast. Damit kannst du auch einfacher Lösungswege generieren. Es ist auch wichtig, dass du dir nicht zu viel aufeinmal erhoffst, sondern immer kleine Schritte planst mit einem möglichst flexiblen Rahmen, sodass Rückschläge nicht allzu stark auf dich zurück wirken können.
Nimm dir aktiv Zeit für dich selbst, leg dich zur Ruhe, mach das was dir Spaß macht, sei ,,faul", kauf dir etwas schönes oder esse deine Lieblingsspeise. Du darfst in diesem Sinn ,,egoistisch" sein, denn das Wohl anderer Menschen liegt eigentlich nicht auf deiner Hand und in deinem Verantwortungsbereich!

Die meisten Menschen würden sagen, dass du dich von der ganzen Problematik(Familie, Exfreund) entfernen solltest und dich nicht allzu sehr damit identifizieren solltest. Du würdest wahrscheinlich antworten, dass ihr Wohlbefinden über dein eigenes steht und somit ausschlaggebend für dein eigenes auch wäre.
Wenn dein Vater deine Mutter nicht mehr liebt, dann wäre es auch das beste für deine Eltern und auch euch Kindern, dass sie sich trennen. Denn deine Mutter hat es nicht verdient mit einem Mann zusammen zu leben, der sie eigentlich nicht liebt und welches sie nachträglich bis ans Lebensende quälen wird und auch dein Vater hat es sicherlich verdient mit einer Frau zusammen zu sein, die er liebt. Die Liebe der Eltern kann ebenfalls ein großes Vorbild für die späteren Beziehungen der Kinder sein. Es wird oft in den Medien berichtet, dass Kinder mit Eltern ohne fruchtbare Liebe im Erwachsenenalter Vertrauensprobleme zum Partner haben oder auch allgemein Schwierigkeiten haben sozialen Anschluss zu finden.
Wenn dein Vater EUCH d.h. euch als Familie verlassen möchtest, dann solltest du ihn gehen lassen. Denn möchtest du wirklich so einen Vater haben? Dein Leid, welches du momentan hast wird dann eher chronisch, denn dein Vater ist offensichtlich nicht glücklich mit der Situation und das wird sich in Wutausbrüche, ständigen Streitereien ohne rationalen Grund äußern. Warum möchtest du, dass er bei euch bleibt, wenn er doch nicht bei euch bleiben möchte?
Falls der Fall nicht in Frage kommen würde, bin ich sehr erleichtert für dich. Dies bedeutet, dass dein Vater trotz Trennung von der Mutter und damit verbunden Auszug oder der Spaltung des Wohnsitzes immer noch dein Vater bleibt. Eure Beziehung und Verhältnis zueinander wird sich zwar verändern, aber er wird dich nicht weniger lieb haben als vorher und er wird dich bzw. seine Kinder sicherlich jeden Tag stark vermissen.
Sieh es nicht als ,,Zusammenbrechen" der Familie an, sondern als Chance für einen Neuanfang, der besser für euch alle ist.

Wenn du sagst, dass deine Geschwister ,,nur Scheiße" machen, was genau meinst du damit? Ist ihr zwischenmenschlicher Umgang fragwürdig, machen sie viele unsinnige, kindische Streiche? Wie alt sind sie eigentlich und ist dieses Verhalten für ihre Altersphasen eigentlich doch ,,angemessen"?
Hast du sonst eine stabile Bindung zu deinen Geschwistern? Ich würde gerne mehr darauf eingehen, allerdings fehlen mir da Informationen. Du hast den Fokus deines Textes auch anders gesetzt, daher geh ich mal davon aus, dass dieser Aspekt keine allzu hohe Priorität hat.
Das einzige was du tun kannst ist: Reden. Rede mit deiner Familie, mit allen zusammen oder nur mit einzelnen Personen und schildere ihnen deine Gefühlswelt. Du solltest dabei aber immer im Hinterkopf haben, dass es niemals deine Schuld sein wird, wenn deine Familie doch auseinander geht. Du kannst die Situation und die Gefühle der anderen Mitmenschen nicht ändern, aber du kannst mit deinen Worten bewirken, dass sie ihr Augenmerk auf Dinge legen vor denen sie sich schon verschlossen haben. Aber auch dieses ist letztendlich ihre Entscheidung, ob sie darauf eingehen oder ob sie sich dazu entscheiden es zu ignorieren, wenn überhaupt etwas da ist.

Zuallerletzt möchte ich auf die Situation mit deinem Exfreund eingehen. Dazu gibt es eigentlich nur ein Rat bzw. eine Frage: Liebst du ihn?
Wenn ja, dann tu dir und ihn - also euch - den Gefallen und erwidere seine Gefühle. Er wird sich nicht belastet fühlen, sondern sich eher freuen, wenn du dich ihm öffnest und er dir bei deinen Problemen helfen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass er eher verletzt ist, dass du ihn nichts erzählst.
Wenn nein, dann blockiere ihn, brich jeglichen Kontakt ab. Das ist das Beste für dich und auch für ihn. Für dich, weil du nicht für sein Drogenverhalten verantwortlich bist. Es ist seine Entscheidung, was er macht und wenn er auf die Idee kommen wird, dir die Schuld zu geben, dann ist dies irrational. Und für ihn, weil er nicht mehr mit dir konfrontiert wird und dich sozusagen in greifbarer Nähe hat.
Da du allerdings schon gesagt hast, dass du ihn liebst, hat sich das Ganze wohl für dich erledigt. Dennoch ist es wichtig, dass du stets wissen solltest, dass du nicht für ihn verantwortlich bist. Wenn sein Drogenkonsum auch dich belastet, solltest du auch hier in Erwägung ziehen den Kontakt abzubrechen. Du kannst ihn allerdings auch dazu raten zu einer Suchttherapie zu gehen und ihn dazu motivieren mit den Drogen aufzuhören. Ob er dies wirklich tut, ist dann seine Entscheidung.

Das Beste was du für dich tun kannst, ist dir eine Therapie zu suchen. Offensichtlich leidest du sehr und hast Schwierigkeiten im Alltag funktionales Verhalten aufzuweisen. Ebenfalls erscheint es mir, als wäre dein Selbstwert zu unrecht zu niedrig. Steh zu deinen Entscheidungen! Wenn du wirklich merkst, dass diese schlecht sind, dann ändere diese um! Die Entscheidung so gut wie immer bei den Menschen selbst. Rede mit anderen Menschen darüber, wenn dir dies schwer fällt, dann könntest du versuchen mit einem Therapeuten zu reden. Alleine das Aussprechen eines Problems kann vieles bewirken!

Hoffentlich konnte ich dir etwas weiterhelfen.
Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen, es wird schon alles besser werden!

Yen