Wie kann ich jmd der sterben will vom Leben überzeugen?
Hallo. Ich benötige umbedingt Hilfe. Eine 'Internetfreundin' postet täglich Bilder, auf denen zu sehen ist, wie sie sich verletzt hat (Ritzen etc!). Ich kenne sie ja eig so gut wie gar nicht und weiß auch nicht viel über sich. Sie hat mir nur erzählt, dass es alles in der 4.Klasse anfing, weil sie beleidigt und gedemütigt wurde. Sie hat nie richtig gelernt, wie man mit sowas umgeht. Dadurch hat sie jetzt total das Selbstbewußtsein verloren und sieht sich selbst als fett, hässlich und sinnlos. Ich versuche ihr sie auf die schönen Dinge des Lebens zu präsentieren.. Ihrzu sagen, dass sie mit Tieren was machen soll (zb reiten) weil das einen glücklicher macht. Dazu meinte sie, dass sie das schon versucht hat und es ihr nicht geholfen hat. Ich habe ihr vorgeschlagen in den spuegel zu schauen und so lange in den Spiegel zu gucken, bis sje mimd eine sache gefunden hat, dass ihr an sich gut gefällt.. Dann schrieb sie, dass sie dann eher einen Heulanfallbekommen würde und Ekel verspüren wird... Dann hatte ich die Idee, dass sie mit Sport anfängt. Da sie nicht so gerne in der Öffentlichkeit ist schlug ich ihr vor erstmal mit einwm Boxsack anzufangen, damit sie die wut an den Sack rauslässt.. Und nicht an sich.. Aber damit konnte ich sie auch nicht überzeugen. Ich brauche umbedingt Hilfe. Ich muss sie doch irgendwie überzeugt bekommen aber mir gehen langsam die Ideen aus. Freue mich auf Antworten. LG
Anwort von Bernd
Liebe Unbekannte,
Es sind drei Dinge, die ich Dir mitgeben will:
Das Eine ist, dass ich es schön finde, wie sehr Du Dir Gedanken über einen anderen Menschen machst.
Einen Menschen, der ganz sicher Hilfe braucht! Gute Ideen, um ihm zu zeigen, wie wichtig und schön er ist!
Wenn Deine Vorschläge Deinen Schützling nicht überzeugen: vielleicht kannst Du sie mit Fragen dazu bringen, selbst Lösungen für sich zu finden?
Im Grunde ist es für jeden Menschen wichtig, seinen eigenen Weg zu finden.
Wir können niemandem die Verantwortung für sich selbst abnehmen.
Und wir dürfen uns von niemandem eine Verantwortung für das eigene Versagen aufschwatzen lassen!
Das zweite, was ich Dir sagen muss:
Eigentlich gehört Dein Schützling in professionelle Betreuung. Wenn Du sie darauf bereits angesprochen hast, wird sie Dir vielleicht geantwortet haben, dass sie
- nichts mit nem "Psycho" zu tun haben will
- dass keiner sie versteht. Du auch nicht, wenn Du solche Vorschläge bringst?
Was, denkst Du, warum Sie Dir Bilder davon postet, wie sie sich selbst verletzt?
Ich finde das krass!
Und total daneben!
Warum?
Sie muss wissen, dass Du ihr im Grunde nicht helfen kannst!
Sie weiß, dass Du kein Psychologe bist!
Was will sie also eigentlich von Dir?
Sie will Deine Aufmerksamkeit!
So ungeteilt, wie es nur irgendwie geht!
Und sie nimmt in kauf, dass Du Dich "schuldig" fühlst.... an ihrem Versagen?!
Bist Du aber nicht! Auf keinen Fall!
Ich will es Dir an einem Bild verdeutlichen, das sich jeder vergegenwärtigen sollte, der gerne anderen Menschen helfen will:
Stelle Dir vor, Dein Schützling ist in einen See gefallen und droht zu ertrinken.
Du selber kannst gerade mal mit Müh und Not einmal durchs Schwimmbad schwimmen, ohne selbst Angst zu kriegen, zu ertrinken.
Was machst Du nun?
Wenn Du ins Wasser springst um ihn zu retten, wird der Ertrinkende klammern und Dich mit sich herunter ziehen!
Du selbst wirst in Panik geraten und ihr seid beide so gut wie ertrunken!
Nur ein ausgebildeter Rettungsschwimmer weiß das und kann sich davor schützen:
entweder schwimmt er erst nur in die Nähe des Ertrinkenden und wartet, bis der schlapp genug ist, um nicht zu klammern.
Oder er muss sich wehren! Notfalls auch dem Ertrinkenden eins auf die Nase geben!
Was wir als "gerade mal so - Schwimmer" machen können?
Wir können einem Ertrinkenden einen Schwimmring oder ein Seil zuwerfen!
Zufassen muss er selber!
Wichtig ist, dass wir als "Nichtprofis" bei aller Hilfe genügend Abstand halten, um keinen Querschläger abzubekommen der uns selbst in die Tiefe zieht.
Keinem ist geholfen, wenn Du Dich dafür verantwortlich machen lässt, was Dein Schützling seine Probleme trotz Deiner Aufmerksamkeit nicht selber auf die Reihe bekommen hat!
Noch ein Drittes hatte ich Dir schreiben wollen:
Dein "Schützling" ist eine reine Internetbekanntschaft, wie Du es beschrieben hast?
Die Wege des Internet sind unergründbar!
Und leider auch voll von Leuten, die unbedarfte Menschen für ihre Interessen ausnutzen.
Ein Beispiel, dem ich selbst hier im Kummerkasten aufgesessen bin:
vor einigen Jahren antwortete ich jemandem in Deinem Alter einige Male auf fortlaufende Zuschriften.
....Bis mein Fokus mal auf die Mailadresse stieß. Es war die Adresse eines Schweizer Internats, dass Arbeiten über Themen im Unterricht hatte, die ich mit meinen Antworten bedient hatte.
Was das sagen soll: im Internet werden wir alle von einigen auch mal ganz anonym und ganz gezielt ausgenutzt!
Es ist schon deshalb oft besser, wenn wir wissen, mit wem wir es wirklich (im wahren Leben) zu tun haben!
Mein Tipp für Dich:
Schreib Deiner Internet Bekanntschaft, dass Du keine weiteren Bilder von Ihr anschauen wirst, die ihre Selbstverstümmelung zum Inhalt haben!
Dass es Dich unter Druck setzt!
Schreib ihr, dass es Dich hindert, selbst positive Ansätze zu entwickeln!
Dass Freundschaft nach Deiner Ansicht nicht unter Druck setzten sollte.
schon mal gar nicht bei Freunden, die sich nur über das Internet kennen.
Schreib ihr - bevor Du befürchtest, selbst zu ertrinken - dass ihre eigenen Anstrengungen euch beide nicht tragen (über Wasser halten) können!
Nimm sie selbst mit in die Verantwortung, die sie zur Zeit nur auf Dich abzuwälzen scheint:
Die Verantwortung für sich selbst!
Und wenn Du sie mit Deinen Vorbehalten nicht erreichst: streich sie von Deinen Listen!
Alles Liebe
Bernd