Die Angst, es nicht zu schaffen...
Halli Hallo, lange ist´s her, dass ich euch geschrieben habe, auf jeden Fall bin ich euch weiterhin dankbar für eure ehrenamtliche Arbeit! :-)
Nun zu meinem Problem: Ich bin in der Oberstufe, nächstes Jahr um diese Zeit mache ich mein Abitur. Doch eben dieses Abitur ist einer der Hauptgründe, warum ich euch schreibe...
ich befinde mich in der Klausurenphase vor den Osterferien. Mir sind in eben diesen Klausuren total dämliche und fatale Fehler passiert: In meiner Französischklausur übersah ich einfach mal eine ganze Seite Text eines französischen Dramas, was wir bearbeiten sollten. (Ich habe später mit meiner Lehrerin darüber gesprochen, sie würde mal schauen, was sie machen kann) In Deutsch hatte ich wohl ein wenig Flattern, auf jeden Fall hat sich meine Deutschlehrerin über meine krakelige Schrift geärgert, in der Grünkorrektur versuchte ich deswegen, das, was unleserlich war, leserlich zu machen, hoffentlich wird sie das lesen können!
Und es ging noch weiter: In Biologie hatte ich mich gut vorbereitet, fast alles in der Klausur lief ganz gut, nur jetzt hörte ich die Diskussionen meiner Mitschüler über ihre Ergebnisse und die waren anders als bei mir. Sowas ist halt echt bitter...
mündlich ist bei mir eigentlich nichts auszusetzen: In Französisch gehöre ich zu den häufigsten Meldern, Deutsch genauso, in Biologie mach ich´s so oft wie möglich. Da ich immer recht pessimistisch an die Sache herangehe, mache ich mir immer total den Kopf nach Arbeiten, bekomme Panik, schwitze etc. Das mir das nicht gut tut, liegt auf der Hand, jedoch weiß ich nicht, was ich dagegen tun soll :-(
Ich bekomme einfach in solchen, pardon, beschissenen Phasen extrem Bammel: Das ich sitzen bleibe, nicht für´s Abi zugelassen werde und oder das Abitur nicht schaffe! Mich deprimieren die Plakate, die für die derzeitigen Abschlussklässler zum Mut aufgehängt werden: Ich frag mich einfach, was wenn mich meine Familie so viel unterstützt, mir Mut zuspricht, mit mir lernt, auch so ein Plakat macht und ich´s dann versemmele? Das tut mir so im Herzen weh, allein die Vorstellung. Noch dazu die Angst, was ich dann ausbildungstechnisch tun würde... (Ich würde gerne Germanistik studieren)
vor kurzem sah ich ein Video einer Abiklasse, während ihrer Prüfungen. Alleine das hat mich emotional total fertiggemacht
ich fühle mich derzeit einfach nur deprimiert, nachts drehen sich die Gedanken immer wieder im Kreis bis in die Nacht, diese Gefühle hatte ich letztes Jahr auch schon, aber zum Glück wurde ich dort versetzt.
Ich bin extrem sensibel und weiß derzeit einfach nicht, ob ich´s packe :-(
Danke für das Lesen dieses Romans.
LG
Anwort von Däni
Hallo Niklas,
ohja - ich kann Dich total verstehen.
Wie man meiner Profilbeschreibung entnehmen kann, schließe ich dieses Jahr auch mein Abitur ab, welches ich berufsbegleitend auf der Abendschule nachhole. Auch ich habe mich in meiner Ausbildung und in der Examenphase, sowie während des Abiturs sehr unter Druck gesetzt. Allerdings stellte sich mir irgendwann die Frage: "Wozu der ganze Stress?".
Denn ich wurde, genau wie Du, von den ganzen Sorgen und Gedanken fast erdrückt.
Größtenteils ist dies selbstverständlich eine Einstellungssache - leider ist einem Menschen nicht mal eben so möglich, seine Einstellung zu ändern, was Du ja schon festgestellt hast. Deshalb ist es wichtig sich mit der Frage auseinanderzusetzen, weshalb man sich diesen Stress immer wieder antut, denn das ist die Ursache und somit der Punkt, an dem man arbeiten sollte.
Ich selbst habe mir beispielsweise diesen Druck gesetzt, da ich ein Medizinstudium beginnen möchte. Wie jeder weiß, ist hierfür ein sehr guter Numerus clausus erwünscht. Also lernte und arbeitete ich wie wahnsinnig, um allen Aufgaben gerecht zu werden - dies wirkte sich dementsprechend auf meinem Gemüt aus. Irgendwann wurde mir bewusst, dass das Leben zur kurz ist, um sich wegen so Dingen viel zu sehr zu stressen. Deshalb informierte ich mich über Alternativen, die es einem ermöglichen auch mit einem schlechteren Numerus clausus Medizin studieren zu können - und die gibt es. Seitdem kann ich tatsächlich viel entspannter an die Aufgaben rangehen.
Niklas, jetzt stehst Du an diesem Punkt.
Weshalb setzt Du Dich unter Druck? Ist es die Zukunftsangst? Ist es die Angst, Deine Familie zu enttäuschen?
Jedenfalls entnehme ich diese Punkte aus Deiner Nachricht. Ebenfalls entnehme ich aus Deiner Nachricht, dass Deine Familie Dich unterstützt, indem was Du tust - dies zeigt mir, dass sie Dich lieben. Meinst Du, die werden Dich weniger lieben, wenn Du das Abitur nicht bestehen solltest? Nein! Die werden Dich umso mehr unterstützen und für Dich da sein.
Du tust doch schon Dein Bestes und das sehen die doch. Die sind mit Sicherheit alleine jetzt schon Stolz auf Dich, dass Du Dich dieser Herausforderung stellst - sei also Stolz auf Dich!
Zudem ist es vollkommen normal, dass es mal sehr schlechte aber auch sehr gute Klausurphasen gibt - die gab es bei mir und bei allen anderen auch mal.
Du schreibst, dass Deine mündliche Mitarbeit gut ist und das ist doch wunderbar. Somit darfst Du Dir sogar auch mal Fünfen in den Klausuren erlauben, denn die Mitarbeit bügelt diese doch auch wieder aus.
Ich merke, dass Du Dich vor allem nach den Klausuren immer verrückt machst. Deswegen würde ich Dir auch hier empfehlen, Abstand von Mitschülern zu nehmen, die hitzig über die Lösungen der Klausuren diskutieren - mich selbst irritiert das auch immer total und das macht einen nur unnötig nervös. Fakt ist, dass die Klausur dann bereits geschrieben ist und man einfach nichts mehr ändern kann. Stattdessen solltest Du Dich nach Klausuren viel lieber mit Dingen belohnen, um zu entspannen und Dich abzulenken. Vor allem Dinge, die Dich glücklich machen und die Du vielleicht viel zu selten machst. :)
Lieber Niklas, ich hoffe, dass ich Dir mit meiner Antwort die Angst bisschen nehmen und Dir Mut zusprechen konnte. Leider gibt es hierfür keinen Masterplan, der Dir jegliche Zweifel und Sorgen nimmt, jedoch kannst Du Deine Einstellungs durch das Ändern von Grundgedanken positiv beeinflussen. Versuche es mal! :)
Jedenfalls wünsche ich Dir für Deinen weiteren Werdegang alles Gute und viel Erfolg.
Dein Däni