Problem von M - 19 Jahre

Mein Vater sagt ich bin dumm

Hallo, erst stört mich sehr das mein Vater mich als dumm da stellt am Anfang hat es mich nicht gestört aber jetzt kann es mir nicht mehr anhören. Mache eine Ausbildung als Altenpflege und über paar Krankheiten weiß ich Bescheid. Über seine Krankheit weiß ich viel und erkläre es aber er sagt ich habe keine Ahnung weiss nicht was ich rede und sagt das meine Schwester besser wüsste. Das macht mich sehr fertig fühle mich nutzlos. Möchte auch nicht mit ihn diskutieren sonst ist er wieder genervt und gestresst er kann momentan auch kein streß ertragen. Das verletzt mich sehr.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

ich verstehe absolut, dass du dich verletzt fühlst. Es ist ja auch eine krasse Beleidigung, die man von keinem anderen Menschen, schon gar nicht sehr nahestehenden, hören möchte.
Ich lese heraus, dass es deinem Vater nicht gut geht, da du von Krankheit und Beschwerden geschrieben hast. Vielleicht wirkt sich das ja auch auf seine Wahrnehmung und Zurechnungsfähigkeit aus. Möglicherweise ist er psychisch beeinträchtigt, sodass er das Wort "dumm" als Waffe, Verteidigung bzw. sehr unüberlegt und reflexhaft verwendet.
Wahrscheinlich sind da familiäre Dynamiken am Wirken, die ich von außen kein bisschen erahnen und schon gar nicht durchschauen kann. So stellt sich mir beispielsweise die Frage, wie ihr sonst miteinander sprecht und umgeht. Wenn der Ton im Allgemeinen recht rauh ist, würde diese Beleidigung schon eher da hineinpassen.

In jedem Fall denke ich, dass du dir diese Abwertung weder gefallen lassen, noch dich schlecht fühlen musst, was deine Ausbildung angeht. Du lernst ganz konkret, was dich in deinem zukünftigen Beruf erwarten wird und du wirst im Laufe der Arbeitsjahre viel Erfahrung sammeln. Schon jetzt kannst du Dinge sicherlich fachlich gut beurteilen. Nur kommt das offenbar nicht gut an bei deinem Vater, was ich ein Stück weit nachempfinden kann. Vielleicht fühlt er sich von deinen Erklärungen gegängelt und bevormundet, nicht ernst genommen? Oder gar bedroht? Versuch doch einfach mal, darauf zu verzichten, auch wenn es dir schwer fällt und du gute Absichten verfolgt hast. Das scheint bei ihm nämlich nicht angekommen zu sein. Es klingt eher nach dem "Angriffs - und Verteidigungsprinzip". Du kannst ihm ja sagen, dass du dir Sorgen machst und ihm helfen möchtest, aber dich ab sofort mit Kommentaren zu seiner Erkrankung zurückhalten wirst, er dich trotzdem immer etwas dazu fragen kann, wenn er möchte. Das würde ihm das Gefühl geben, nicht so ohnmächtig zu sein und die Kontrolle über die Situation ein Stück weit zurückzuerhalten (bestimmt fühlt er sich durchs Kranksein sowieso schon sehr minderwertig und klein, was durch deine Einmischung verstärkt worden sein könnte).
Es muss letztlich auch ihm überlassen bleiben, wem er sich anvertraut und ob er überhaupt mit Angehörigen bzw. euch Töchtern über sein Leiden reden möchte. Du könntest dich ja mit deiner Schwester besprechen, welche Eindrücke sie diesbezüglich hat und ob sie eher einen Zugang zu ihm findet und ihm helfen kann. Oft reicht Zuhören, ohne alles zu kommentieren (du kannst ihm natürlich genauso zuhören, das wäre sozusagen der Mittelweg zwischen völligem Rückzug und Aktionismus). Ihr könntet gemeinsam überlegen, wen ihr noch einbinden könntet aus eurer Familie und/oder Bekannten - und Freundeskreis. Aber vielleicht wäre das auch gar nicht das Richtige für deinen Vater. Es kann halt sein, dass ihr als Töchter grundsätzlich wenig unterstützen könnt, weil er es nicht zulassen wollen könnte. Denn: Die älteren Generationen, gerade die Väter, sollen und wollen ja stark sein und für ihre Kinder da sein. Manche verkraften es dann nicht, wenn sich das Verhältnis ein Stück weit umkehrt.

Trotz allem: Ich finde schon, dass du ihm sagen kannst, dass dich das sehr kränkt und von ihm nicht als dumm bezeichnet werden möchtest. Das gehört einfach nicht in eine wertschätzende Kommunikation und du hast absolut das Recht, anders behandelt zu werden!

Alles Liebe,
Nuala