Problem von Max - 23 Jahre

Seit Jahren Depressionen. Was tun?

Hallo,
ich möchte mich kurz halten.

Ich leide seit 8 Jahren an schweren Depressionen mit Suizidgedanken.


Im Moment weiß ich echt nicht weiter am schlimmsten ist es immer wenn ich alleine bin und das bin ich leider im Moment durchgehend.

Ich sitze jeden Tag in meiner Wohnung allein und weiß nichts mit mir anzufangen.

Es ist nicht so das ich keine Freunde oder Familie habe die für mich da wären.

Trotzdem finde ich einfach selten die Kraft mich aufzuraffen und was zu unternehmen.
Ich fühle mich einfach so schwach.


Ich bin auch in Behandlung und bekomme auch Medikamente aber irgendwie kriege ich immer mehr das Gefühl als wenn das alles keinen Sinn hat da es mir trotz allem nicht besser geht.

Ich habe einfach keinen Spaß mehr am Leben.

Ich war auch bereits 3 mal in Kliniken einmal davon auf der geschlossenen Station allerdings auf eigenen Wunsch weil meine Suizidgedanken damals mit 16 so stark waren das ich Angst hatte mich im "Wahn" einfach umzubringen.


Es ist nicht so das ich keine Lust auf das Leben habe oder gar den Wunsch zu sterben aber wenn ich so stark depressiv bin, sehe ich den Suizid oft als letzten Ausweg.


Jetzt frage ich mich halt was ich als nächstes tun könnte.

Ich habe schon mehrere Medikamente ausprobiert, mehrere Kliniken und verschiedenen Therapeuten und Therapieverfahren.

Trotz allem habe ich das Gefühl es wird von Zeit zu Zeit alles schlimmer.

Naja ich wollte es mal niederschreiben, danach fühle ich mich immer ein bisschen befreiter.


Danke für's "zuhören". :-)

Dana Anwort von Dana

Lieber Max!

Du hast seit Jahren eine sehr schwere Erkrankung, die dir sehr zu schaffen macht. Ich bin sehr positiv überrascht, wie ruhig und selbstreflektiert du trotz allem klingst.

Du beschreibst sehr gut, wie es in dir aussieht und was die Krankheit in dir anrichtet. Diese Schwäche ist kein Wunder, denn Körper und Geist sind seit vielen Jahren im Dauerkampf. Auch musst du dich nicht dafür entschuldigen, Suizidgedanken zu haben. Diese sind natürlich und kommen bei solchen starken Auswirkungen automatisch. Alles an dir will einfach, dass dieser Mist mal aufhört. Wichtig ist nur, wie man mit diesen Suizidgedanken umgeht. Ob man sie als "Notgroschen" nutzt, dann aber weiter kämpft, oder ob man es sich einfach macht und ihnen nachgibt.

Ich meine, aus deinem Text zu lesen, dass du erstens intelligent bist und zweitens durchaus im Klaren, dass du weiter kämpfen möchtest, auch wenn diese Gedanken kommen. Meiner Meinung nach ist es falsch, sich diese Gedanken einfach zu verbieten, weil sie moralisch verwerflich, egoistisch oder gesellschaftlich verachtet sind. Sie sind eine logische Konsequenz. Dass sie kommen, ist ja nicht das Schlimme, sondern dass es Menschen gibt, die ihnen nachgeben und die tatsächlich glauben, der Tod sei "das Beste". Der Tod ist "das Letzte". Nicht im Sinne von "ey, du bist das Letzte", sondern im Sinne von "das Ende der Enden". Nichts geht dann mehr, jeder noch so kleinen Chance beraubt.

Und so wie es scheint, schaffst du es doch immer wieder, dir neue Chancen zu setzen. Die Klinikaufenthalte, die Therapien, die Medikamente, all das sind Wege aus der Krankheit heraus, bzw Wege, mit der Krankheit zu leben und sie aushalten zu lernen. Und wie du selbst schreibst, ist nicht alles schlecht. Es gibt so viele Momente, auch wenn sie sehr klein oder kurz sind, die dir signalisieren, dass es doch weiter gehen kann. Auch die Freunde und die Familie, die du sehr schön als "in deiner Nähe" beschreibst.

Wie wäre es für dich, die schwarzen Minuten und Stunden erst einmal als zu dir gehörend anzunehmen und in den lichten Momenten weiter daran zu arbeiten, dass die dunkle Zeit geringer wird? Diese Krankheit, wenn man sie personalisiert, versucht mit allen Mitteln, alles klein zu kriegen, was positiv reagieren kann. Wenn man also nur dagegen ankämpft, ermüdet man schnell und bekommt die lichten Momente immer weniger mit. Die Kraft schwindet immer mehr. Ich weiß nicht, ob es eine Möglichkeit geben könnte, diesen schwarzen Momenten keinen Kampf sondern bewusste Entspannung entgegen zu setzen, sie neben sich stehen zu lassen und bewusst den Moment zur Ruhe zu nutzen? Ist nur so eine Idee...ob sie umsetzbar ist, kann ich nicht sagen. Ich glaube aber, dass es nicht gut tut, sich dauernd Vorwürfe zu machen, dass man diese dunklen Zeiten hat oder sie als Beweis anzusehen, dass es niemals besser werden wird und sich quasi als Fail betrachtet.

Welche Möglichkeiten bieten sich sonst noch?
Du schreibst, dass alles vor allem dann über dir zusammen bricht, wenn du alleine bist. Warum also bist du es? Du hast eine Wohnung, in der du alleine lebst, warum? Wenn es dir doch überhaupt nicht gut tut? Was ist mit einer WG? Gäbe es Möglichkeiten, mit Freunden zusammen zu ziehen, die vielleicht auch ein wenig Kenntnis von deiner Lage haben? Was ist mit einer Wohngruppe, die auf dich abgestimmt ist, mit Menschen, die das Problem kennen oder selbst haben? Was ist mit einer Selbsthilfegruppe, in der viele Menschen sind, die deine Gedanken teilen und mit denen man auch etwas unternehmen kann? Alles, was die dunklen Zeiten zurück schraubt und die lichten Zeiten intensiviert, ist gut. Alles, was Entspannung bringt und dem Körper und dem Geist gut tut, ist richtig. Ich habe Kontakt zu einigen depressiven Menschen, die alle genau dasselbe sagen. "Bin ich alleine, ist es zehnmal schlimmer". Und vielleicht wäre dies ein erster Schritt, da anzusetzen und das Alleinsein zu minimieren.

Dazu kommt natürlich eine weitere begleitende Therapie, weitere Suche nach der richtigen Medi-Einstellung beim Psychiater, Sport (nicht zu vergessen, denn Sport ist ein gutes Mittel in der Körperchemie gegen die depressiven Ausschüttungen)...und dazu das sich selbst Vergeben. Momentan ist deine Situation so, vergib dir deine Schwäche. Nutze dahingehend die stärkeren Momente, um weiter zu gehen, so wie du es bisher gemacht hast. Die nächste Chance kommt. Dann kommt vielleicht wieder ein Suizidgedanke und eine dunkle Wolke und dann kommt wieder eine Chance. Wenn du es schaffst, die hellen Momente zum Klettern zu nutzen und die dunklen Momente zum Ausruhen und bewussten "Gegenentspannen", vielleicht ist das eher ein Weg, der nicht so viel Kraft raubt?

Dies sind Gedankengänge, die ich so hatte. Ich bin weder Therapeutin, noch hatte ich jemals Ansätze dieser Krankheit. Ich selbst bin Schmerzpatientin und weiß, dass ich, immer wenn der Schmerz kam, gekämpft und gehadert habe. Das ist aber nicht zielführend. Ich habe in schmerzfreieren Momenten dran gearbeitet und in Schmerzmomenten entspannt und mich beruhigt. Die Taktik war recht gut...daher komme ich drauf.

Ich wünsche dir einen Kraftanstieg, das Annehmen der dunklen Momente und das erfolgreiche Arbeiten an den hellen. Gerne kannst du auch nochmals hier schreiben, um dich auszutauschen, falls Fragen entstanden sind oder Diskussionsgrundlagen entstanden sind.

Alles Liebe,

Dana