Problem von Elena - 15 Jahre

Minderwertigkeitskomplexe wegen Nase

Liebes Kummeekastenteam,
zuerst muss ich mal ein großes Lob aussprechen, dass sie unzähligen Teenagern und jungen Erwachsenen bei ihren Problemen beraten.

Nun zu meinem Problem, mein Name ist Elena und ich bin derzeit 15 Jahre alt. Schon seit meiner Kindheit habe ich starke Minderwertigkeitskomplexe. Diese lagen meistens an meinem Aussehen.
Ich bin zwar schlank, habe langes blondes Haar, große hellblaue Augen und volle Lippen, doch eine ziemlich hubbelige Nase, die meiner Meinung nach ÜBERHAUPT NICHT zu meinem sonst restlichen elfenhaften Erscheinungsbild passt.
Wenn ich neue Leute kennenlerne denke ich immer dass ihnen sofort meine Nase "entgegenspringt" und dass sie sich vor meinem Gesicht ekeln.
Ich denke ebenfalls immer, dass niemand was mit mir zu tun haben will, dass ich allen egal bin, dasd mich jeder abstoßend findet und das macht mich sowas von runter.
Meine Mutter war vollkommen perplex als ich ihr von meinen "Nasenproblem" erzählt hatte. Sie meinte, ich hätte eine völlig normale Nase. Sie meinte, der Grund warum mich andere Leute so abstoßend fänden wäre mein mangelndes Selbstbewusstsein.
Ich habe darüber nachgedacht und bin dann auch zum selben Schluss gekommen. Wie sollte mich auch nur ein Mensch mögen (oder meine Nase), wenn ich mich (vorallem meine Nase) selbst so abgrundtief hasse...
Ich bitte sehr um einen Ratschlag, wie ich mein mangelndes Selbstbewusstsein verbessern könnte, denn ich versuche es immer wieder, ich versuche mich (Meine Nase...) so zu akzeptieren wie ich bin (sie ist..) doch aus irgend einen Grund klappt es nicht und es endet wieder mit einem mittelschweren bis schweren Heulanfall vom Spiegel, wenn ich mich wieder von der Seite sehe. Man muss wissen, dass meine Nase ziemlich normal von vorne aussieht und ich deswegen immer dachte, dass sie in Ordnung wäre, bis eben irgendwann mal Sprüche/Bemerkungen von Mitschülern kamen.
Dazu kommt, dass ich KEINEN Kontakt zu Jungs habe (da ich auf eine Mädchenschule gehe) und ich immer denke, ich würde niemals einen Freund finden mit diesem Zinken.

Ich halte es nicht mehr aus, im Spiegel sieht meine Nase von der Seite übertrieben groß und hubbelig aus aber in meiner Handykamera sieht sie normal und weniger hubbelig aus. Wem kann ich trauen? Ich meine im Spiegel ist alles verzerrt und wirkt größer als es in der Realität ist.
Wäre meine Nase in der Reslität so wie in der Handykamera wäre ich mehr als dankbar. Ich stehe also vor einem Realitätsproblem. Ich weiß nicht wie meine Nase in Wirklichkeit aussieht, wie im Spiegel oder wie in der Kamera. Was meinen Sie?
Ich weiß, dass klingt alles etwas seltsam, aber ich habe das Gefühl langsam wegen meiner Nase total Geisteskrank und Paranoid zu werden.
Wenn ich Mädchen sehe mit perfekten, süßen und kleinen Stupsnäschen, dann etwickle ich unzerbewusst einen HASS gegen diese, obwohl die Person mir überhaupt nichts getan hat und ich meine, dass ist moralisch und menschlich komplett daneben von mir.
Es tut gut sich alles von der Seele zuschreiben und ich bitte dringenst und sehnlichst um eine Antwort und Ratschläge wie ich mit meinem Problem umgehen könnte, denn es ist mir sehr wichtig.
Danke im Vorraus,
und ein schönes Wochenende,
Elena

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Elena!

Zunächst mal Danke für das dicke Lob an das Kuka-Team, es freut uns immer sehr, so etwas zu hören!
Ich habe mir deine Situation aufmerksam durchgelesen und kann mir vorstellen, dass das richtig schwierig für dich sein muss - so eine Wut und eine Abneigung gegen ein Körperteil zu haben, ist bestimmt nicht einfach. Aber ich finde, dass du schon sehr reflektiert und reif an die Sache herangegangen bist - du hast dich mit deinen Gedanken auseinandergesetzt und auch mal alles aus einer anderen Perspektive gesehen und hast erkannt, dass dir diese Gedanken nicht gut tun und dich runterziehen. Auch hast du mit deiner Mutter gesprochen und dir dadurch Hilfe und Unterstützung geholt und bist durch sie auf den Tipp gekommen, dass es womöglich an deinem mangelnden Selbstbewusstsein liegt. Du hast außerdem geschrieben "Ich denke ebenfalls immer, dass niemand was mit mir zu tun haben will, dass ich allen egal bin, dass mich jeder abstoßend findet und das macht mich sowas von runter." - das bedeutet, dass du schlecht von dir denkst und das allem Anschein nach auch dann anziehst, wie ich aus dem Satz entnehme "Man muss wissen, dass meine Nase ziemlich normal von vorne aussieht und ich deswegen immer dachte, dass sie in Ordnung wäre, bis eben irgendwann mal Sprüche/Bemerkungen von Mitschülern kamen." Da ist mir folgende Theorie eingefallen: Es gibt ein psychologisches Phänomen, das sich "Selbsterfüllende Prophezeiung" nennt - das sind Aussagen entweder von anderen über eine Person oder von einer Person über sich selbst, die durch ihre Häufigkeit sich in das Gedächtnis der Person einprägen und zu einem Glaubenssatz werden und durch die ständige Wiederholung dann genau den Effekt haben, dass sie sich erfüllen - zum Beispiel, wenn ein Kind ständig hört "Du bist so dumm." - dann kann durch die ständige Wiederholung dies zu einem Verhaltensmuster beim Kind werden und die "Prophezeiung" erfüllt sich. Dasselbe gilt für Gedanken wie "Ich bin so hässlich." oder in deinem Fall "Ich hasse meine Nase." Ich denke, du hast das auch ohne meine Erklärung aus der Psychologie recht gut erkannt, da du geschrieben hast "Wie sollte mich auch nur ein Mensch mögen (oder meine Nase), wenn ich mich (vorallem meine Nase) selbst so abgrundtief hasse..." - also du weißt ja, dass du an deinen Gedanken und inneren Bildern über dich etwas verändern musst.

So und an diesem Punkt möchte ich dich jetzt bitten, dass du dir ganz ganz ganz ganz ganz fest auf die Schulter klopfst und dich selbst mal lobst!!!!! Du hast bereits einen RIESENSCHRITT geschafft!!!!!! Kannst du dir eigentlich vorstellen, wieviele Personen nicht so weit kommen, wie weit du schon von ganz allein gekommen bist? Die meisten bleiben in diesen Verhaltens und Denkmustern hängen und erkennen nicht mal, dass sie darin stecken. Du hast GANZ OHNE HILFE, GANZ ALLEINE, DURCH DEINE EIGENE REFLEXIONSFÄHIGKEIT erkannt, was nun zu tun ist und daher möchte ich dir sagen, du hast die größte Hürde bereits überwunden!!!!

Du hast geschrieben, du versuchst immer wieder, deine Nase so zu akzeptieren, wie sie ist. Was hast du denn bisher an Lösungen unternommen? Die Frage gilt wirklich meinem Interesse und soll keinesfalls provozierend oder sarkastisch gemeint sein, mich interessiert es wirklich, was dir bisher eingefallen ist. Du hast außerdem geschrieben, dass du keinen Kontakt zu Jungs hast (weil du eben auf eine Mädchenschule gehst) und auch denkst, du würdest niemals einen Freund abbekommen, aufgrund deiner Nase. Denkst du nicht auch, dass dies vielleicht ein Gedankenmuster sein könnte, das dich davon abhält, einen Freund zu bekommen? Was könnte passieren, wenn du das Muster ändern könntest? Glaubst du daran, dass das möglich ist? Ich persönlich bin davon überzeugt, aber du musst es auch sein!

Was deine Verwirrtheit über das Bild der Nase im Spiegel und auf dem Handy betrifft: Das kann ich gut verstehen, dass dich das ganz verrückt und nahezu paranoid macht. Es ist der ständige Vergleich, den du mit dir selbst abziehst, der einen ja wirklich in den Wahnsinn treiben kann. Doch wie du gesagt hast, ein Spiegel verzerrt, eine Kamera nicht. Ich persönlich bin auch immer dafür, dem zu glauben, der mir hilft, mich gegen dieses Gedankenmuster zu wehren und das ist in deinem Fall die Kamera. Was bringt es dir, dem Spiegel Glauben zu schenken? Er sorgt dafür, dass du dich immer schlechter fühlst und hat dir anscheinend noch nicht viel gutes gebracht. Aber die Kamera sorgt dafür, dass du dir denkst, dass deine Nase eigentlich gar nicht so schlimm aussieht. Dann glaube doch der Kamera! Sie ist anscheinend schon ein Weg für dich, damit besser umgehen zu können.

Du hast außerdem gefragt: "Ich bitte sehr um einen Ratschlag, wie ich mein mangelndes Selbstbewusstsein verbessern könnte." - Tipps habe ich einige für dich, ich würde sie dir jetzt einfach mal aufschreiben und du kannst dann für dich hineinspüren, ob etwas davon für dich passt oder nicht, und den Rest, der nicht für dich passt, bitte ich dich, einfach zu verwerfen, denn leider sitzen wir uns nicht persönlich gegenüber und es könnte sein, dass ich mit manchen Vermutungen daneben liege.
Ein Tipp, den ich für dich habe und das ist auch der größte von allen, ist der, dich von deinen negativen Gedanken über dich selbst und Glaubenssätzen zu verabschieden und dir stattdessen positive ins Gehirn einzuspeichern. Wie funktioniert das? Nun, du hast dir nun seit (ich vermute nun seit Jahren nach deiner Erzählung) vorgesagt, wie hässlich deine Nase ist und dass du sie hasst und überhaupt dich auch und dass dich niemand mag etc. Jetzt haben sich diese Botschaften in dein Hirn eingeprägt und deine Realität geformt. Und jetzt ist es an der Zeit, diese Botschaften zu verbannen und neue ins Hirn zu geben, nämlich "Ich bin bereit, meine Nase anzunehmen, so wie sie ist." "Ich mag mich und meine Person." "Meine Nase ist gut für mich, da sie mir beim riechen und schmecken hilft. Ohne ihr könnte ich nicht essen." Versuche dir solche Sätze im Kopf (und am besten manchmal auch laut) vorzusagen. Am Anfang wirst du sie nicht glauben und du wirst dir wahrscheinlich auch blöd vorkommen. Aber das nennt man positive Affirmationen und sie kommen vom autogenen Training, vielleicht sagt dir das was. Dadurch kannst du lernen, sie zu Glaubenssätzen zu machen. Irgendwann, wenn du sie schon hundert mal gesagt hast, lernst du, sie zu glauben. Das ist eine Übung, die bei nahezu allen Gefühlen oder Dingen, die man über sich selbst glaubt, hilft. Es wäre auch gut, den Satz aufzuschreiben und dir die Zettel z.B.: in dein Federmäppchen, auf dein Nachtkästchen, ins Bad beim Spiegel hinzuhängen, damit du immer wieder daran erinnert wirst. Eine Erinnerung ins Handy mit dem Satz, der jeden Tag ein paar Mal läutet, kann auch sehr hilfreich sein, so wirst du immer wieder daran erinnert und die Botschaft prägt sich ein. Das Hirn kann man leicht überlisten mit solchen Dingen - all das ist wissenschaftlich bewiesen. Man kann unser Hirn damit täuschen, indem wir solche Sätze vorsagen, deshalb funktioniert auch Lach Yoga. Das bloße Imitiieren des Lachens löst Glücksgefühle aus - auch wenn das Lachen gar nicht echt war.

Ein weiterer Tipp, der eng mit diesem zusammenhängt ist der, dass du dir jeden Abend irgendetwas vorsagst, das du an dir selbst magst. Das kann von Aussehen bis zu Eigenschaften oder Verhaltensweisen reichen, und es darf noch so winzig klein sein, wenn dir am Anfang nichts einfällt. Wobei ich das nicht glaube, da du am Anfang geschrieben hast, dass du deine blaue Augen und blonde Haare und auch sonst ein elfenhaftes Aussehen hast - deine schlanke Figur, da hast du ja schon mal viele tolle Merkmale an deinem Aussehen, die du schön finden kannst. Je mehr du lernst, dich selbst zu mögen, umso mehr strahlst du das auch aus und deine Präsenz verändert sich. Dein Selbstbewusstsein steigt nach oben und die selbsterfüllenden Prophezeiungen können sich in die positive Richtung bewahrheiten. Daher würde ich dir auch Sätze wie "Ich finde es gut, dass ich z.B.: gut zeichnen/schreiben/singen/kochen/backen/Tennis, Fußball, Basketball was auch immer spielen kann/tanzen/etc. was eben für dich passt, kann." "Ich mag an mir, dass ich so reflektiert bin." "Ich bin eine tolle Zuhörerin." etc. "Ich mag meine schönen blauen Augen." "Ich mag meine Ohren, sie sind klein und niedlich." "Ich mag mein elfenhaftes Aussehen." Schreib doch mal eine Liste mit allen Dingen, die du an dir magst. Da darf auch das klitzekleinste Ding drin vorkommen wie "Ich mag es, wie ich mir so schnell die Haare waschen kann." oder was auch immer. Du kannst auch damit beginnen, deinem Körper Danke zu sagen, indem du auch die Körperteile wie den Magen oder Darm ins Boot holst "Danke, dass ihr so gut für mich arbeitet und verdaut." oder die Beine "Danke, dass ihr tagtäglich so viele Schritte geht und so viel leistet." Je mehr du lernst, deinen Körper anzunehmen, umso leichter wird es dann auch mit der Nase.

Außerdem würde ich dir auch Glaubenssätze empfehlen wie "Ich mag mich und auch andere genießen meine Gesellschaft." - damit du auch die Außenwelt drin hast, dass diese dich auch so annimmt, wie du bist und dich akzeptiert.

Was kannst du noch tun? Abgesehen davon, dass das eh schon sehr viel ist, könntest du dir selbst noch zeigen, dass du schön und liebenswert bist, indem du z.B.: Fotos machst und dich darauf erblickst und dann mit der Realität konfrontiert bist: dass du ein hübsches, schlankes, elfenhaftes Mädchen bist, das eben einen kleinen Makel hat, den du aber jetzt annehmen lernst. Das könnte dir auch helfen. Wichtig ist immer auch, nicht zu viel von dir selbst zu erwarten. Setz dir kleine Schritte. Die Glaubenssätze müssen sich erst richtig einprägen, nach drei Tagen wirst du noch nicht viel davon merken, aber es wird kommen, ganz sicher. Ich habe das selbst schon unzählige Male erlebt. Zwei imaginative Übungen könnte ich dir auch noch anbieten:
1. Der Baum des Selbstbewusstseins
Du schließt die Augen und atmest ein paar Mal tief ein und aus. Und dann zählst du in deinem Kopf innerlich bis drei und der Baum deines Selbstbewusstseins erscheint vor deinen Augen. Du nimmst zunächst einfach nur wahr, wie er aussieht. Ist er klein, groß, dick oder dünn? Hat er feste Wurzeln oder nicht? Was ist sonst besonders daran? Wenn du genug wahrgenommen hast, lass Licht und Segen darauffließen (das kannst du dir vorstellen wie du magst) oder die Farben des Regenbogens und schau, ob sich etwas verändert. Wird er größer, kräftiger? Umarme dann deinen Baum und wiederhole die Übung sooft du kannst. - Diese Übung kann dir einen kräftigen inneren Baum geben, ein inneres Bild deines Selbstbewusstseins.
2. Du schließt wieder die Augen und stellst dir ein Barometer vor, das zeigt dein Selbstbewusstsein an. Es geht von 0 bis 100. Schau, wo es jetzt liegt und dann lass wieder Licht und Segen oder die Farben des Regenbogens darauffließen. Dann verändert sich das Barometer und geht nach oben. Diese Übung wiederholen - den Rest siehe oben.

Ich habe mir deinen Text bewusst hergenommen, weil du mich ein bisschen an mich selbst erinnert hast. Ich selbst habe auch blonde Haare, blaue Augen, bin zwar nicht gertenschlank, aber doch normal schlank und habe auch eine knubbelige Nase, mit einem Buckel, die mir nie so recht gefallen hat und auch für mich nicht in mein optisches Bild gepasst hat. Lange Zeit habe ich mich auch dafür gepeinigt und mir selbst gesagt, meine Nase wäre hässlich und nicht anzusehen. Ich habe, genau wie du, dann auch erkannt, dass das alles mit mangelndem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu tun hat. Ich habe viel mit Affirmationen, Glaubenssätzen und dergleichen gearbeitet und habe gelernt, mich und meine Nase so anzunehmen, wie sie ist. Du hast also den direkten Vergleich - und ich weiß, dass du es auch schaffen kannst!
Hier findest du noch viele tolle weitere Tipps, wie du dein Selbstbewusstsein aufbauen kannst: http://www.selbstliebe-gegen.selbsthass.com/selbstbe.htm
Es gibt auch in Youtube und allgemein im Internet viele Videos und tolle Tipps dazu!

Sei stolz auf dich, wieviel du bisher schon geschafft hast! Du bist stark, gibst nicht auf, suchst dir Hilfe im Außen und packst ganz alleine dein Problem am Schopf. Du trägst Willensstärke, Kraft, Ausdauer, Konzentration und ganz viel Selbstreflexion und Eigeninitiative in dir, liebe Elena!
Na, wenn das keine bewundernswerten Eigenschaften sind, weiß ich auch nicht! Du bist ein ganz toller Mensch, Elena und ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst, mit dir und deiner Nase umgehen zu lernen.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen und einige meiner Tipps haben geholfen.
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Alles Liebe wünsche ich dir,
und ganz liebe Grüße schickt dir
deine Christina B.