Problem von Anonym - 20 Jahre

An Paul: Update

Hallo Paul,

es hat sich so manches getan, seitdem ich Dir das letzte Mal geschrieben habe und Du würdest Dir sicher wünschen, dass das, was ich Dir jetzt erzähle nicht alles so passiert wäre.

Zuallererst: Ich habe auch im vergangenen Monat noch im Restaurant ausgeholfen, da ich erst jetzt im Juli meine Ausbildung beginne. Geplant war nur bis Ende Mai, ich wollte meinen Kollegen (ich nenne ihn jetzt einfach mal „H“) aber noch unbedingt weiter sehen...
Und ich muss Dir sagen: Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Tatsächlich nicht. Ich kann es immer noch nicht glauben, aber ihm geht es genau wie mir.

Aber jetzt nochmal von Anfang an…
H und ich hatten angefangen, miteinander zu schreiben. Zuerst war es nur wenig und Unverfängliches. Mit der Zeit wurde es aber immer mehr. Natürlich haben wir uns auch weiterhin auf der Arbeit viel unterhalten. Mit jedem Mal hatte ich das Gefühl, ihn besser einschätzen zu können.

Dann kam der Tag, an dem er mit einem Freund in den Urlaub fuhr. Ich schrieb ihm, dass er gut auf sich aufpassen soll, als Antwort kam „Mach ich“ und ein „Kuss-Smiley“. Ich war nie eine Person, die irgendwelche Smileys überbewertet, aber hatte mich dennoch sehr über ihn gefreut.
Ich erkundigte mich jeden Tag, wie es ihm gehe und wo sie gerade seien, was sie machten… kurz: Wir schrieben auch dann noch recht viel. Als er dann aus dem Urlaub zurück kam, war ich es, die in den Urlaub fuhr. Wir sahen uns also insgesamt zwei Wochen nicht. Ich war mal wieder am Boden zerstört, was mich aber freute, war, dass auch er mir jeden Tag schrieb. Jeden Morgen kam ein „Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“. Ich dachte also demzufolge oft darüber nach, ob er nicht doch Gefühle für mich hat.
Ein paar Tage später schrieb er schließlich auch Dinge wie „Ich freue mich so sehr, dich am Donnerstag wiederzusehen, das glaubst du gar nicht“. Wir „öffneten“ uns beide etwas, auch wenn wir nur „unpersönlich“ am Schreiben waren.

Irgendwann, als wir uns beide wieder auf der Arbeit gesehen hatten, schrieb er mir eines Abends: „Ich würde mich sehr freuen, wenn ich dich mal besuchen dürfte“. Er bezog das, denke ich, vor allem auf die kommende Zeit, in der ich nicht mehr mit ihm zusammen arbeiten würde. Natürlich war ich überglücklich, dass auch er mich immer noch gerne sehen wollte. Und so kam es, dass er mich letzte Woche besuchen kam. Es war nur eine halbe Stunde, aber die hat alles verändert.
Zuvor schrieb er mir noch, wie nervös er sei, dass er nichts essen könne…
Und dann als er da war, saßen wir zuerst in der Küche (ich war glücklicherweise ganz alleine zu Hause) und haben geredet. Na ja, wir waren eigentlich beide so nervös, dass da nicht viel bei rum kam. Irgendwann fragte ich ihn, ob ich ihn mal umarmen dürfe. Er klopfte auf seinen Oberschenkel und ich setzte mich auf seinen Schoß, drückte ihn ganz fest, er mich ebenfalls. Du glaubst nicht, wie gut mir das tat. Dann fragte ich ihn, ob wir noch in mein Zimmer gehen wollen (weil ich davon ausging, dass er es bestimmt sehen wolle, nicht weil ich ihn „in mein Bett einladen wollte“). Erst saßen wir dann auf meinem Bett, waren wieder beide unfähig, ein vernünftiges Gespräch zu führen, er strich mir die Haare aus dem Gesicht. Dann legte er sich hin und bat mich, zu ihm zu kommen. Ich kuschelte mich an ihn. Er streichelte mich am Arm und am Kopf. Ich hatte meinen Arm um ihn gelegt. Ich weiß gar nicht, ob wir noch gesprochen haben. Irgendwann drehte er sich auf die Seite und guckte mich an. Ich konnte die ganze Zeit nur noch daran denken, wie schön es wäre, wenn er mich küssen würde, aber zu dem Zeitpunkt war ich mir immer noch nicht sicher, was dieser Mann von mir wollte. Als ich ihn wieder ansah, ist es passiert. Er küsste mich. Ich muss zugeben, ich hatte mir das Ganze etwas anders vorgestellt… er steckte mir sofort die Zunge in den Hals und ich war total überrascht und überfordert. Und dann war es auch schon wieder vorbei. Ich glaube, er hatte gemerkt, wie perplex ich war. Wir versuchten es nochmal beide mit einem Gespräch, aber wir waren beide so sehr durch den Wind, dass daraus immer noch nichts wurde. Nach zehn Minuten meinte er, dass er jetzt zur Arbeit fahren müsse. Ich ging auf ihn zu, wollte ihn nochmal küssen, ganz einfach, ohne Zunge, doch er steckte sie mir wieder in den Hals… dann umarmte ich ihn, er drückte mich ganz feste, „grapschte“ meinen Hintern. Dann ging er.

Es hört sich sicher alles so an, als wäre er nur sexuell an mir interessiert, weil er sofort so fordernd war, aber ich hab es gar nicht als so schlimm empfunden, wie es vermutlich rüber kommt. Ich kenne ihn doch so gut, dass ich weiß, dass er mich nicht zu irgendetwas zwingen würde. Er hat scheinbar genauso Lust auf mich, wie ich auf ihn. Nur, dass ich das nicht so offensiv zeigen kann/will.

Als er weg war, kam natürlich das schlechte Gewissen. Es war auch vorher schon da, aber ich hatte versucht, es auszublenden. „Er hat eine Freundin, ich hab einen Freund. Was mache ich jetzt?“ waren meine Gedanken. Er schrieb mir von der Arbeit aus „Ich fand es eben sehr schön mit dir (Kuss-Smiley)“ und „Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf“.

Am selben Abend noch habe ich meinen Freund zu mir gebeten. Ich hatte ihn viele Tage nicht mehr gesehen, weil ich Abstand und Zeit zum Nachdenken gewollt hatte. Ich war mir einfach nicht mehr sicher mit ihm. Schon bevor das mit H war, ich schwöre es. Ich hab es mir nur nicht eingestanden. Es lief einfach nicht mehr so, wie ich es gerne gehabt hätte. Nie hatte ich so Lust auf ihn, wie auf H. Wirklich nie. Das hat mir immer gefehlt. Ich habe mit ihm Schluss gemacht. Vielleicht war das falsch, vielleicht hätte ich länger drüber nachdenken sollen, aber ich hatte mir schon wochenlang Gedanken dazu gemacht. Ich habe mich nur nicht getraut, es auch wirklich zu tun. Ich sagte ihm jedoch nichts davon, dass ich ihn vier Stunden zuvor noch betrogen hatte. Ich konnte das einfach nicht übers Herz bringen, auch wenn er die Wahrheit verdient hatte. Ich war an diesem Tag einfach fix und fertig mit der Welt.
Er und ich wollen jetzt versuchen, Freunde zu sein. Er kann mich natürlich noch nicht wirklich aufgeben, aber Freunde waren wir eigentlich schon immer gewesen, seitdem wir zusammen waren. Vielleicht war das auch gerade der Haken. Es fehlte mir einfach das Feuer in unserer Beziehung.

Jedenfalls kann ich seit diesem Tag nicht mehr aufhören, an H zu denken. Da wir auf der Arbeit an meinen letzten Tagen nicht offen miteinander reden konnten, weil ständig jemand dabei war, schrieben wir mehr denn je. Natürlich wäre es viel schöner, wenn wir uns bestimmte Sachen persönlich sagen könnten.

Nun kommt natürlich der Konflikt: Ich möchte ihn wieder privat treffen, er mich auch, er weiß nur nicht, wie er es anstellen soll, ohne dass seine Freundin es mitbekommt. Diese scheint ohnehin schon gemerkt zu haben, dass er sich komisch benimmt. Beide haben wir ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber und trotzdem möchten wir uns sehen, reden, uns näher kommen.
Er schreibt mir ständig, dass ich so süß sei. Er hat zugegeben, dass er sich schon so oft vorgestellt hat, was er alles gerne mit mir machen würde. Mein Verlangen, ihn wiederzusehen, steigt mit jeder Minute. Dabei weiß ich, dass ich etwas tue, das einfach nicht richtig ist. Dass ich mir damit vermutlich letztendlich selbst weh tue, weil er seine Freundin sicher nicht für mich verlassen wird.
Du wirst sicher denken „Was ist das für ein Arsch, der seine Freundin betrügt und einem jungen Mädchen solche Hoffnungen macht?“. Aber ich habe Verständnis für das, was er tut. Er kann ja auch nichts für seine Gefühle. Er hat mir gesagt, dass er Angst hat, mir weh zu tun. Er hat wirklich Herz und will mich nicht verletzen…

Ich dachte mir, dass Dich vielleicht interessiert, wie es bei mir weitergegangen ist. Das ist es soweit. Du kannst mir gerne Ratschläge geben, mir sagen, dass ich das Ganze besser beenden würde, weil es das Vernünftigste ist, aber ich werde es so schnell nicht können… Trotzdem möchte ich gerne wissen, was Du dazu zu sagen hast und freue mich über eine Antwort von Dir.

Liebe Grüße!

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

ich antworte dir, so schnell ich kann - die Ereignisse überschlagen sich ja gerade, was?

Ganz zu Beginn: Du musst dir absolut keine Sorgen machen, dass ich verurteilen würde, was geschehen ist - und immer noch geschieht. Ich verurteile es nicht. Eigentlich könntest du dir von mir wünschen, dass ich mich entschuldige. Schließlich habe ich die Lage nicht richtig eingeschätzt. Im Nachhinein betrachtet - vielleicht habe ich mir zu wenig klar gemacht, dass manchmal gerade das Unwahrscheinlichste wahr wird. Ich gebe zu, ich fürchtete um dich, dass du Enttäuschungen erleiden würdest - davor wollte ich dich bewahren. Jedoch ist das nicht meine Aufgabe. Du triffst deine eigenen Entscheidungen, und - ja, hier hat sie dein Herz für dich getroffen.

Ich kann mir vorstellen, dass in dir gerade alles drunter und drüber geht. Gleichzeitig ist ein riesiger Knoten geplatzt. Dazu kannst du dich beglückwünschen. Ich glaube sogar: So, wie es jetzt passiert ist, war es richtig. Der rechte Zeitpunkt musste nur erst kommen. Vielleicht stimmst du mir zu, dass unser Dialog geholfen hat, diese Zeit herankommen zu lassen? Vielleicht war es aber auch das genaue Gegenteil. Ich bin froh, dass du mir keinen Vorwurf machst, sondern mir weiterhin dein Vertrauen schenkst.

Lass uns mal ein paar grundsätzliche Dinge klarstellen: Du bist volljährig. Es war alles einvernehmlich und schön. Und du hast bei der ersten Gelegenheit mit deinem Freund Schluss gemacht, sobald dir klar war, dass es nicht haltbar ist. Unterm Strich - du hast die richtigen Konsequenzen gezogen, und nichts von dem, was sich zwischen dir und H. ereignet hat, ist als illegal zu betrachten. Es ist gut, wie es ist. Es ist gut. Genieße es! Ich bitte dich darum. Genieße dein Herzklopfen und auch die Erregung!

Eigentlich könnte ich an dieser Stelle meinen Text beenden, und dir vorerst alles Gute wünschen. Nicht, ohne dir zu sagen, dass ich mich für dich freue. Denn das tue ich wirklich. Wenn unser Austausch hier im Kuka das Ziel hatte, die Unklarheiten in deinem Liebesleben zu beseitigen, dann hat er sein Ziel erreicht. Das freut mich. Es geht hier nicht darum, dass sich etwas verwirklicht, was ich als Außenstehender für richtig halte - auch nicht darum, dass "die Vernunft siegt". Was ist schon die Vernunft gegen die Liebe? Das einzige, worum es mir hier geht, ist, dass die Ratsuchenden ihren Weg finden können. Manchmal muss man erst lange Zeit seinen Gefühlen folgen, das Irrationale zulassen, so schmerzhaft es auch ist - um schließlich auf die Erde zurückzufinden. Manchmal muss man auch hart zu sich sein, weil man schon zu lange geflogen ist, und zu hoch. Was dich betrifft, liebe Anonyme, so war mein Wunsch kein anderer, als dass du die Fragen gelöst bekommst, die dich beschäftigt haben. Und siehe da, du hast sie gelöst. Und zwar ganz allein. Ich war nicht dabei. Du darfst stolz auf dich sein. Und, wie gesagt: Du sollst und darfst auch genießen, was passiert! Wenn dein Herz dir eingibt, jetzt ein oder zwei Jahre auf einer Sternschnuppe zu reiten, dann darfst du das! Jetzt ist die Zeit im Leben! Es bringt nichts, einem Ideal nachzujagen, das sich weder heute noch morgen verwirklicht - während das wahre Leben an einem vorbeizieht. Du liebst H. - im Hier und jetzt. Dann soll es so sein.

Jetzt kommt natürlich das große Aber (sicher hast du das schon geahnt). Denn jetzt kommen zwei fürchterlich profane, schnöde, und doch sehr notwendige Fragen auf dich zu, denen du nicht entkommen kannst. Frage Nummer eins: Was ist mit seiner Freundin? Du willst es dir sicher nicht aufs Gewissen laden, dass er sie längere Zeit mit dir betrügt. Das hat sie gewiss nicht verdient, und es trotzdem zu tun, rechtfertigt auch deine Liebe zu H. keineswegs. Frage Nummer zwei: Was wird aus dir und ihm in der Zukunft? Da ist im Augenblick zwar (theoretisch!) noch viel Zeit, da du noch jung bist. Trotzdem kann es nie schaden, sich darüber Gedanken zu machen.

Ich glaube dir, dass H. wirklich Herz hat. Du hast ja an dir selbst gesehen, dass es lange gedauert hat, bis du gemerkt hast, dass du deinen Freund nicht so lieben konntest, wie du es gerne gewollt hättest. Auch er, H., hat sich ja seine Liebe und Begierde nicht ausgesucht. Doch da ihr nun voneinander wisst, was ihr fühlt, hast du eine Verantwortung. Du musst dieser Verantwortung entsprechend handeln, und darfst es ihm in seiner kopflosen Liebe und Lust nicht ermöglichen, ein doppeltes Spiel zu spielen. Dass er das im Moment tut, hat nichts damit zu tun, dass er ein "Arsch" wäre - auch du bist kein "Arsch", weil du deinen Freund für einen Anderen aufgegeben hast. Das entspricht deinem Herzen und war nur konsequent.

Allerdings: H.'s Tun ist nur jetzt, im Augenblick, gerade noch verstehbar, weil du ihm den Kopf verdreht hast. Dass es verstehbar ist, heißt aber keineswegs, dass es entschuldbar ist. Moralisch ist es schon gar nicht. Zumal er schon viel Lebenserfahrung hat. Sobald die Sache ernst wird, wird eine Entscheidung fällig. Mit anderen Worten: Jetzt! Und noch deutlicher: DU bist in der Verantwortung! Du möchtest sicherlich weder - Entschuldigung! - "Betthäschen" sein, noch willst du ein Dasein als schmutziges Geheimnis fristen. Es steht dir zu, dass der Mann, den du liebst, zu dir steht, mit allen Konsequenzen. Genauso, wie du es tun musst. Und es steht der Frau, mit der er offiziell noch zusammen ist, zu, dass er ihre Liebe zu ihm würdigt und mit offenen Karten spielt. Das musst du klipp und klar von ihm fordern. Und das Schwierigste ist, liebe Anonyme: Du musst dich selbst, deine Liebe und deinen Körper (verzeih mir die Direktheit!) zur Bedingung machen. Sei ehrlich: Deine Liebe ist heiß und gierig. Sie verträgt nichts neben sich, sie will sich nicht beschränken. Und da die Gefühle seiner Partnerin für ihn genauso ehrlich sind, verdient sie es nicht, dass sie getäuscht wird. Bevor du dich also dem Strudel der Gefühle hingibst, müssen diese Dinge zwischen dir und H. geklärt sein. Ich kann mir vorstellen, dass es ihm unangenehm sein wird - nicht zuletzt wegen des Altersunterschiedes. Aber da muss er durch. Genauer gesagt, ihr.

Hier stehen wir schon vor der nächsten Problematik: Was genau wünschst du dir? Aus der Tatsache, dass du ihn liebst, muss nicht folgen, dass ihr euer Leben gemeinsam verbringt. Du kannst diesen Punkt - zumal aufgrund des Altersunterschiedes - aber vorerst aufschieben, und deiner Lust nachgehen. Davon muss seine Partnerin, sobald sie seine Expartnerin geworden ist, auch nichts mitkriegen. Die andere Möglichkeit ist: Ihr macht voll Ernst, und versucht es miteinander als Paar. Das heißt dann für euch beide: Es Eltern, Freunden und Kollegen erklären. Und, vielleicht noch schwieriger: Das, was folgt, aushalten. Wir leben zum Glück in einer Zeit, in der der Mensch sein eigener Maßstab kann, sofern dabei nichts Ungesetzliches, Gefährliches oder Schädliches passiert, und alles freiwillig ist. Ich persönlich bin froh, dass es so ist. Ich bin beileibe kein Spießer, was diese Dinge betrifft. Jedoch ist meine persönliche Meinung: So sehr ich unkonventionelle Wege akzeptieren kann, ich finde es nur recht und billig, dass man sich auch die Konsequenzen klar macht und dazu steht. Alles Andere führt zu nichts, und wirft kein gutes Licht auf einen selbst. Wenn du wirklich mit H. zusammen sein willst, dann musst du mit großem Unverständnis rechnen. Du hast aber nichts davon, es zu verstecken, das vergiftet nur deine Gefühle und deinen Genuss. Die Entscheidungen, die jetzt anstehen, und die bald getroffen sein wollen, kannst du nur ganz allein treffen. Ich bin sicher, dass du sie richtig treffen kannst und wirst - nur rate ich dir: Zögere nicht zu lange! Dies ist einer der Punkte im Leben, an denen man sich auf sein Herz verlassen muss. Denn jetzt weißt du ja, was es will, und damit du, oder?

Das alles, was ich oben geschrieben habe, hat natürlich zur Voraussetzung, dass er sich für dich entscheidet. Du schreibst jedoch, er würde das sicher nicht tun? Frage ihn! Und bestehe auf eine Antwort binnen höchstens ein paar Tagen. Denn wenn er länger überlegen muss, dann wird er mit dem Überlegen nicht mehr aufhören, auch wenn er von ihr getrennt ist. Diese Sache ist zu unkonventionell, als dass sie sich stemmen ließe, wenn man nicht richtig, richtig viel Herzblut dazu aufbringt, das bleibt weiterhin wahr. Und auch, wenn er - was ich dir absolut glaube! - nicht nur sexuell an dir interessiert ist, besteht doch die Gefahr, dass er zwischen dir und seiner Partnerin nur die "Schokoladenseiten" mitnimmt. Er kann nichts für seine Gefühle, ja. Da hast du vollkommen recht. Doch so sehr Liebe alles begründet, sie rechtfertigt noch lange nicht alles. Das hast du ja selbst schon gesagt.

Was also, wenn er sich gegen dich entscheidet - seine Freundin nicht verlassen will? Liebe Anonyme: Ich will nicht viele Worte machen. Du weißt genau, was du dann tun solltest, so weh es auch tut. Ich weiß genau, was du dann tun solltest, so gerne ich dir auch einen anderen Rat geben würde. Es gibt aber keinen, der auf Dauer mehr Nutzen als Schaden bringt. Sei konsequent, wirf dich ins Leben - die Sache ist dann nicht vergeblich gewesen, denn sie hat dir viele neue Erkenntnisse beschert. Aber ein Verhältnis sein, willst du das wirklich? Liebe Anonyme: Vielleicht ist deine Antwort - ja! Ja, ich bin zu allem bereit! Dann soll es so sein. Das kann und will ich dir nicht verbieten, dafür bin ich nicht hier. Vielleicht spielt dein Herz so verrückt, dass es glaubt, sich nicht halten zu können. Wenn das so ist: Dann tu, was du nicht lassen kannst. Ich bin Ratgeber und kein Moralapostel. Aber auch hier lautet mein Rat wieder: Die Konsequenzen musst du tragen, und zwar offen und ehrlich. Nur dann kannst du wirklich etwas für dein Leben gewinnen.

Was also ist meine Meinung? Meine Meinung ist, dass du tun solltest, was du für das Beste hältst. Gemessen an deinem Empfinden. Dem Herzen kann man nicht befehlen. Ich kann dir wiederum nur sagen, was du dir selbst auch sagst, nämlich dass das Herz die Welt manchmal verblassen lässt - aber deswegen wird sein Besitzer von der Welt nicht freigesprochen, und das ist auch richtig so. Folge also deinem Herzen - aber tu es so, dass du voll dahinter stehen kannst, dass du wirklich wählst, und nicht die Dinge geschehen lässt, was unweigerlich bedeuten würde, dass du auf den Pfad des geringsten Widerstandes kommst. Und der ist meistens der schlechteste. Was aber jetzt gerade das Beste ist - nicht, was rational betrachtet das Sinnvollste wäre, sondern was du WILLST, wovon du zu profitieren glaubst -: Diese Entscheidung liegt bei dir.

Ich würde mich sehr freuen, wieder von dir zu hören!

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul