Problem von Leila - 14 Jahre

Diese Leere...

Hallo!

Ich weiß gar nicht genau wann das alles angefangen hat. Wahrscheinlich haben diese Gedanken und Gefühle ungefähr im Januar angefangen. In dieser Zeit haben mich meine damaligen Freunde ausgeschlossen. Sie haben miteinander geredet aber nicht mit mir und wenn ich dann doch etwas sagte ignorierten sie es sie haben aufeinander gewartet aber nicht auf mich. Sie saßen immer zusammen und ich saß irgendwo hinten. In dieser Zeit wurde auch die einzige krank die ich als Freundin bezeichnen würde für einige Monate. Ich habe mich zum ersten Leer und allein gefühlt. Dann erlitt meine Mutter eine Fehlgeburt. Mein kleiner Bruder war gestorben. Ich habe nichts gefühlt. Für mich war alles wie immer. Während meine Familie trauerte dachte ich darüber nach warum ich nicht traurig war. Meine Mutter hat schon genug Probleme deswegen will ich sie mit meinen auch nicht weiter belasten. Ich schwieg. Über alles diese Leere das mein Bruder gestorben ist und über meine Probleme. So ging es ein paar Monate weiter. Dann kam der Tag an dem zwei Klassenkamaradinen mich zu sich in der Pause genommen haben. Ich war glücklich und diese grausame Leere war endlich verschwunden! Dachte ich jedenfalls... Als plötzlich dieses Gefühl zurück kam und mir klar würde das meine jetztigen Freunde gar nicht meine Freunde waren. Sie kannten mich nicht. Dieses Gefühl von Vertrauen war nicht da. Sie kennen nur die starke lustige und fröhliche Leila. Nicht die andere Seite. Mir wurde wieder bewusst das ich alleine bin. Dann mussten wir auf einen Zettel schreiben welche Beziehung wir zu meiner kranken Freundin hatten. Eine von denen die mich ausgeschlossen hatten schrieb das wir uns aufeinmal abgekapselt hatten. Daraufhin erklärte ich das sie mich ausgeschlossen hatten und beleidigt haben. Diese Lehrerin glaubte mir nicht oder besser gesagt sie nahm mich nicht ernst. So hatte ich wieder eine Enttäuschung erlebt und ein bisschen mehr mein Vertrauen in die Menschen. Niemand sieht wie ich fühle. Dabei will ich doch diese Leere und die Gedanken endlich los werden. Doch ich kann mit niemanden darüber reden. Immer wenn diese Leere zu viel für mich wird Ritze ich mich es gibt mir das Gefühl das diese Leere für einen Moment nicht da ist. Für mich ist alles sinnlos ich habe riesige Angst vor der Zukunft. Langsam weiß ich echt nicht weiter.

Tschüss...

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Leila!
Danke, dass du dich mit deinen Problemen und Sorgen an uns gewandt hast. Ich kann mir vorstellen, dass das momentan alles sehr schwer für dich sein muss. Du bist gerade in einer recht komplizierten Situation und die Probleme scheinen sich auch zu häufen. Es ist schrecklich, von Freunden ausgeschlossen zu werden und dann ist auch noch deine einzige wirkliche Freundin krank geworden. Deine Lehrerin hat dir nicht geglaubt und auch sonst niemand, das ist furchtbar. Da kann ich gut nachvollziehen, dass du dein Vertrauen in die Menschen nach und nach verlierst und innerlich immer leerer wirst. Auch das mit deinem Bruder ist sehr schwer. Deine Mutter wird wahrscheinlich gerade unendlich traurig sein und du willst sie daher nicht mit deinem Kram belasten. Ich würde dir dennoch raten, dich nicht vollkommen abzukapseln, sondern mit ihr zu sprechen. Auch wenn du das Gefühl hast, du würdest sie damit nerven, glaube ich nicht, dass dem so ist, denn sie ist deine Mutter und liebt dich und es ist immer besser, ehrlich zueinander zu sein. Du kannst ihr ja von den Problemen mit deinen Freundinnen erzählen - auch wenn sie dir nur zuhört und nicht wirklich einen Rat für dich hat, fühlst du dich schon besser, weil du jemanden hast, dem du vertrauen kannst und mal deinen Mist auch wem erzählen konntest. Was deine Freunde betrifft, würde ich dir raten, diese weiterhin zu beobachten. Offenbar sind sie ja keine richtigen Freunde, wenn sie sich über dich lustig machen oder dich beleidigen. Könnte das in die Richtung Mobbing gehen? Falls ja, schreibe dir genau auf, was sie wann gesagt oder gemacht haben - das ist wichtig für die nachweisliche Dokumentation. Wenn es wirklich Mobbing ist, das bedeutet, dass sie dich ständig beleidigen, piesacken, sich lustig über dich machen und ähnliches und dem kein Ende setzen, wenn du ihnen sagst, dass sie aufhören sollen - also falls es wirklich Mobbing ist, wende dich damit am besten an die Klassenlehrerin und sprich mit ihr darüber. Es gibt tolle Mobbingprogramme, die in Schulen bei solchen Fällen angewandt werden können.

Was deine Gefühle und deine innere Leere betrifft, könnte ich mir gut vorstellen, dass es dir schon helfen würde, mit jemandem darüber zu sprechen. Jede Schule hat eine Schulpsychologin, ich könnte mir vorstellen, dass diese dir gut helfen könnte. Auch das Ritzen ist ein Problem, das du mit ihr besprechen könntest. Kennst du sogenannte Skills gegen Ritzen? Das sind Alternativmethoden, wie du dir Schmerz zufügen kannst, ohne dich aufzuschneiden. Zum Beispiel ein Gummiband auf die Haut schnalzen lassen oder einen Igelball kneten. Hier findest du Ideen und Tipps dazu: https://jugend.bke-beratung.de/~run/forum/1/15137/tips-ticks-gegen-ritzen.html

Ritzen wird oft angewandt, um etwas "spüren" zu können. Dem voraus geht oft ein Mensch, der seine Probleme und Gefühle unterdrückt, bis er irgendwann innerlich leer wird. Das könnte ich mir mit deiner Geschichte gut vorstellen. Was kann man dagegen tun? Sich Hilfe suchen. Jemandem, mit dem man sprechen kann, dem man Vertrauen schenken kann, Probleme erzählen kann. Seine Gefühle zum Ausdruck bringen und versuchen, auch negatives anzusprechen. Wenn du nicht genau weißt, warum du dich ritzt, kannst du eine Art Tagebuch führen, wo du auf schreibst, was du vorher, währenddessen und nachher gefühlt und getan hast. Was sind das für Situationen, in denen du das Bedürfnis verspürst, dich zu ritzen?

Du wirkst auf mich wie ein sehr selbstreflektiertes, junges Mädchen, das sehr mutig ist, weil es vor Problemen nicht davon läuft. Du hast uns geschrieben und das erfordert schon sehr viel Mut und Courage! Du willst etwas verändern, das zeigt, das du eine willensstarke Person bist. Ich bin mir daher sicher, dass du das schaffen kannst. Hilfe suchen und annehmen ist keine Schande, es ist eine Stärke!!!

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. Wenn du noch Fragen hast oder mir noch etwas erzählen möchtest, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu einfach deinen Text "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen. Alles Liebe und viel Glück wünsche ich dir!
Herzliche Grüße,
Christina B.