Problem von Anonym - 15 Jahre

Mein Vater hat einen Tumor

Hallo,
ich habe hier schon mal bei einem Problem geschrieben und ihr habt mir sehr gut geholfen.
Nun schreibe ich wieder, aber dieses mal ist das Problem größer. Ich hoffe diese E-Mail ist nicht zu lang.
Anfang des Jahres kam die Diagnose, das mein Vater ein Tumor hat. Wir hatten Glück, denn aus Zufall wurde er entdeckt, sonst wäre mein Vater irgendwann böse erkrankt und gestorben. Naja, es folgte vor 2 Monaten eine OP. Der Tumor wurde entfernt. Es ging voran, er musste erstmal lange im Bett bleiben. Und dann lernen wieder zu stehen. Dann kam ein rückschlag. Eine OP musste wieder durch geführt werden, und noch eine. Wieder alles von vorne lernen. Ich vermisse ihn sehr. Seid 2 Monaten fast 3 ist er im Krankenhaus. Es ist eine harte Situation auch zu Hause. Mama arveitet viel und fährt danach immer zu Papa. Wenn sie zu Hause ist, ist sie immer sehr angespannt. Ich fühle mich sehr alleine obwohl ich Geschwister habe. Ich habe momentan meine Eltern verloren. Ich versuche immer hoffnungsvoll zu sein, doch im inneren weiß ich es wird sehr hart sein. Ich frage mich außerdem andauernd warum mein Vater? Wieso wir? Warum? Doch ich bekomme keine Antwort.
Es ist scheiße, dass man nichts planen kann, weil man einfach nicht weiß wie es in 1 Jahr ist. Ich wünschte ich könnte sagen das in einem Jahr alles wieder gut ist, doch es wird nie mehr wie vorher, da mein Vater Schäden natürlich behält, doch er lebt! Das ist wichtig. Doch es ist wirklich schrecklich nichts tun können für ihn. Ich würde ihn gerne was abnehmen doch es geht nicht. Ich wünschte mir das ich mirgens aufwache und das er unten in der Küche sitzt, wie früher. Ich wünsche mir einfach das er wieder gesund wird. Ich komm eigentlich ganz gut damit klar, also ich weine nicht in der Oeffentlichkeit oder vor ihm, doch wenn ich alleine bin.
Mein Problem ist, das es mir sehr schwer fällt über meine Probleme zu reden, da ich immer alles verharmlose und deswegen finde ich es schwer mit Freunden darüber zu reden.
Mir hilft es über meine Probleme zu schreiben wie jetzt. Ich habe mich für diese E-Mail entschieden damit jemand aussenstehendes meine Gedanken: empfindungen ließt und vielleicht kannst du mir ein bisschen damit helfen: tipps geben.
Vielen Dank!
Es ist wirklich toll das es soetwas wie mein kummerkasten gibt. Danke!

Liebe Grüße
Einen schönen Tag noch.

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Anonyme!
Danke, dass du dich mit deinen Problemen und Sorgen an uns gewandt und dem Kuka Team dein Vertrauen geschenkt hast. Ich kann mir vorstellen, dass das alles momentan sehr schwierig für dich sein muss. Du bist ja noch sehr jung und momentan einer sehr belastenden Situation ausgesetzt. Dein Vater ist also krank mit einem Tumor, wobei ihr anscheinend wirklich noch Glück hattet, da durch Operationen viel abgefangen werden konnte. Es ist dennoch schlimm, dass er so viele Operationen hintereinander benötigt hat und natürlich hinterlässt so etwas auch Spuren. Du bist sehr traurig darüber und das ist vollkommen klar und verständlich. Es tut mir sehr leid für dich, dass dir das passiert ist. Dass er jetzt so lange im Krankenhaus ist, ist sehr schwer, er ist immerhin dein Vater und du vermisst ihn und es ist klar, dass du dir einfach alles wie früher zurückwünschen würdest. Es kommt einem dann alles so ungerecht vor und ich kann mir gut vorstellen, dass du dich fragst, warum euch das passieren musste. Darauf gibt es leider keine tatsächliche Antwort. Vielleicht hilft dir diese Denkweise: Hast du es schon mal erlebt, dass dir im Leben irgendetwas schlimmes passiert ist oder du wegen etwas unglücklich warst und irgendwann gesehen hast, dass es eigentlich gut war, dass es so gekommen ist?
Ich persönlich hatte schon oft Situationen im Leben, bei denen ich mir auch dachte "Warum ich? Warum muss es mir so schlecht gehen? Warum muss mir das passieren?" und im Nachhinein, manchmal auch erst Jahre später, habe ich den Nutzen erkannt und gesehen, dass es genauso richtig war, wie es gekommen ist. Ich habe in dieser Denkweise Trost gefunden, dass schon alles irgendwo seinen Grund hat, auch wenn wir Menschen ihn nicht verstehen können - oder noch nicht gleich verstehen können. Vielleicht hatte die Situation mit deinem Vater den Grund, dass er jetzt bewusster sein Leben lebt, vielleicht hatte es was damit zu tun, dass durch diese Situation er und deine Mutter wieder zueinander gefunden haben, vielleicht gibt es irgendetwas aus dieser Situation für irgendjemanden von euch zu lernen - wer weiß. Doch es hilft wirklich, darauf zu vertrauen, dass das Leben und das Universum es eigentlich gut meint mit uns und es irgendwo schon seinen Grund haben wird. Das bringt einem ein wenig Licht am Ende des Tunnels und man beginnt, das Glas allmählich wieder halb voll und nicht mehr halb leer zu sehen (:

Deine Mama muss natürlich jetzt alles allein "schmeißen" und sich zusätzlich auch noch um ihn kümmern. Da ist es auch verständlich, dass sie abends wenn sie nach Hause kommt, angespannt ist. Dennoch nagt das dann auch an dir, weil du plötzlich das Gefühl hast, dass beide Eltern nicht mehr da sind und du gar keine Eltern mehr hast. Das kann ich gut verstehen. Was ist denn mit deinen Geschwistern? Hast du mit ihnen schon mal über deine Gefühle bezüglich der Situation gesprochen? Womöglich geht es ihnen ähnlich und ihr könnt euch vielleicht gegenseitig ein wenig dabei unterstützen.

Es ist ganz furchtbar, einem geliebten Menschen bei so etwas nicht helfen und nichts ausrichten zu können. Euer aller Leben bleibt dadurch, so wie du geschrieben hast, auch ein bisschen auf der Strecke, weil ihr nicht wirklich etwas planen könnt. Aber so wie es sich anhört, wird dein Vater das überstehen und überleben. Das bedeutet, dass die nähere Zukunft sehr wohl geplant werden kann ohne dass ihr euch Sorgen machen müsst, dass er auf einmal nicht mehr da ist. Was kannst du tun, um dich nicht mehr so ohnmächtig und hilflos zu fühlen? Glaubst du an Gott? Für jemanden zu beten ist auch eine große Hilfe und man hat dann das Gefühl, man hat etwas gutes dazu beigetragen. Aber am wichtigsten und die größte Hilfe für deinen Vater wäre, dass du mit der Situation besser umgehen lernst. Dafür könnte ich mir gut vorstellen, dass ein Psychologe oder Psychotherapeut dir dabei gut helfen könnte. In jeder Schule gibt es zum Beispiel eine kostenlose Schulpsychologin, vielleicht magst du ihre Hilfe mal in Anspruch nehmen. Ich glaube nämlich, dass es sehr wichtig wäre, mit jemandem darüber zu sprechen. Wenn du es nicht mit Freunden kannst, vielleicht mit einer Psychologin oder aber auch mit deinen Geschwistern.

Du hast geschrieben, dass es dir hilft, alles niederzuschreiben, wenn du Probleme hast oder dich schlecht fühlst. Das finde ich eine tolle Idee und da würde ich dir empfehlen, das auf jeden Fall in Zukunft als Ressource zu nutzen, wenn es dir schlecht geht. Ein Tipp: Vielleicht willst du die Probleme auf Zettel schreiben und diese anschließend verbrennen. Das kann wie ein Ritual sehr befreiend wirken, so, als würde man die Probleme tatsächlich loslassen, indem man das Ganze verbrennt und die Asche einfach in die Luft tragen lässt!
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen und dir wieder ein wenig Mut machen. Wenn du noch Fragen hast oder mir noch etwas erzählen möchtest, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu deinen Text am Anfang "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen. Alles Liebe und ganz viel Glück und Kraft wünsche ich dir!
Herzliche Grüße,
Christina B.