Problem von Marie - 15 Jahre

Eltern geben für jeden scheiß Geld aus und ich bekomme noch nicht mal was um mir Hygieneartikel zu kaufen

Hallo liebes Kummer Kasten Team.
Ich lebe seit fast 5 Jahren bei meiner tante da meine Mutter 2012 gestorben ist.
Meine Tante gibt seit ca 2 Wochen für jeden scheiß Geld aus.
Sie kauft sich hier mal 7 DVDs die einzelnt 15 Euro kosten und da sie immoment so dolle arm schmerzen hat kauft sie für ca 150€ jeden kack der dagegen helfen soll anstatt das sie zum Arzt geht.
Und dann erzählt sie mir heute das sie sich ein neues Handy geholt hat mal eben so für 200€.
Normalerweise hat meine Tante immer extreme Geldnot und wir leben von dem einen Tag auf den anderen aber seit diesen 2 Wochen ist das extrem komisch.
Zu dem bekomme ich kein Taschengeld das bekomme ich aber noch nie.
Allerdings hab ich dann immer gefragt wenn ich etwas brauche (Deo, Duschgel usw.) ob ich geld kriege um es mir zu kaufen oder ob sie es mir selbst kauft.
Aber seit ca 1 Monat kriege ich kein Geld mehr.
Ich habe seit ca 2 Wochen kein Rasierschaum, kein Duschgel, kein Shampoo und so was mehr.
Und deswegen benutze ich halt das von meiner Tante.
Dann ist sie immer sauer aber sie ist es doch selbst schuld.
Ich habe sogar letztens von meinem Onkel Geld gestohlen um mir Duschgel und Shampoo zu kaufen.
Und das andere Thema sind Kleidung.
Es ist Sommer und ich würde gerne ins Schwimmbad was aber nicht geht ohne Badeanzug.
Meine Tante gibt kein Geld um mir was zu kaufen 2 Tage bevor ich sie das gefragt hatte kaufte sie sich 2 neue Badeanzüge.
Dann hab ich seit ca 2 Monaten kaputte Schuhe.
Die fallen wirklich fast auseinander.
Sie kauft mir keine neuen und ich verlange noch nicht mal irgendwelche Nikes es können auch irgendwelche von kik oder so sein aber nein dafür hat sie kein Geld.

Mich stört das extrem.
Was kann ich machen damit ich wenigstens ein bisschen Geld bekomme um mir Hygieneartikel und evtl. neue Schuhe zu kaufen?
Lg

Christina N. Anwort von Christina N.

Liebe Marie!

Ich möchte mich zunächst für dein Vertrauen bedanken, da es nicht selbstverständlich ist, sich mit seinen Problemen fremden Personen anzuvertrauen. Ich finde es toll, dass du dir Hilfe gesucht hast, beziehungsweise dein Problem beschrieben hast, da es ganz besonders in deinem Fall wichtig ist, nicht alleine gelassen zu werden.

Wenn ich mir deine Geschichte durchlese, kommen bei mir einige Gedanken auf, die ich aus deinen Zeilen herausgelesen habe, welche Gefühle dich momentan plagen: Verzweiflung, Angst, Selbstzweifel, Hilflosigkeit, Auswegslosigkeit und so etwas wie ich weiß nicht, was momentan los ist. Diese Gefühle müssen natürlich nicht stimmen, was ich damit sagen will, ist, ich kann dich nur zu gut verstehen, wie du dich gerade fühlst, antriebslos, alleine gelassen, traurig und unverstanden. Ich finde es sehr mutig und tapfer von dir, dennoch alle Ängste und Sorgen kurz beiseite zu schieben und dir alles von der Seele zu schreiben.

Ich stelle es mir unglaublich schwierig vor, alleine gelassen zu werden in der Situation, die du mir beschrieben hast . Dies ist natürlich kein Zustand, der lange beziehungsweise überhaupt nicht andauernd sollte.

Du hast jedoch schon einen mutigen Schritt gewagt und zwar dich an uns zu wenden und das finde ich großartig, denn dies bedeutet, sich jemandem anzuvertrauen und dass schaffen leider nicht viele in deiner Situation, dennoch du hast es geschafft und das finde ich großartig, denn alleine aus dieser Situation zu kommen, ist oft nicht möglich.

Zunächst einmal tut es mir sehr leid, was dir widerfahren ist, nämlich dass deine Mama gestorben ist. Einen geliebten Menschen zu verlieren und hierbei noch seine eigene Mama schmerzt, das kann ich mir gut vorstellen. Für dich hat sich zusätzlich noch ergeben, dass du deine Bezugsperson und deinen Wohnort wechseln musstest. Das war für dich bestimmt keine einfache Lebensphase. Jedoch trotz allem ist es ja toll von deiner Tante und deinem Onkel, dass sie dich aufgenommen haben, denn du konntest zumindest in deiner Familie bleiben und musstest nicht zu einer fremden ziehen.

Fragen, die sich mir nun stellen, sind wie lange geht denn dieser Zustand schon, den du mir in deiner Geschichte beschrieben hast? Sind das nun die 2 Wochen oder bereits länger? Was du mir beschrieben hast, ist auf jeden Fall kein Zustand, der länger andauern sollte, denn das ist für eine Jugendliche wie dich, oder als Kind eine unzumutbare Situation. Ich kann mir gut vorstellen wie es dir geht, denn auch als Jugendliche sehnt man sich nach Unterstützung, Anerkennung, Zuwendung, Liebe und Geborgenheit.

Eine weitere Frage, die sich mir stellt, ist, war es denn davor ganz anders? Wurde dafür immer gesorgt, dass deine Grundbedürfnisse an Nahrung und Kleidung erfüllt wurden? Und hast du deine Tante denn gefragt, warum sie denn auf einmal so viel Geld hat beziehungsweise du keines mehr bekommen würdest. Wenn ja, was hat sie denn geantwortet?

Zunächst einmal möchte ich dir gegenüber großen Respekt und Anerkennung aussprechen, liebe Marie, denn das du mit deinen 15 Jahren bereits so viel Verständnis und Toleranz für dieses Thema besitzt, ist wirklich lobenswert. Jugendliche in deinem Alter haben ganz andere Wünsche als Duschgel, Shampoo und eventuell neue Schuhe von Kik, weil die alten nicht mehr benutzbar sind. Das ist wirklich sehr, sehr bescheiden, wie du deine Wünsche geäußert hast und ich bekam zugegeben, Gänsehaut. Das ist auch wirklich das Minimum, was dir abgesehen von deinen Grundbedürfnissen, wie Wohnung, Nahrung, Liebe und Geborgenheit zusteht.

So wie du es geschildert hast, geht es dir gar nicht gut und dich belastet deine Situation sehr, was ich sehr gut verstehen kann, an deiner Stelle wüsste ich auch nicht mehr weiter und ich nehme dich als ein sehr tapferes und mutiges Mädel wahr.

Nun, liebe Marie, möchte ich dir nun erklären, wie es normalerweise rechtlich gesehen aussieht, beschrieben zu deiner Situation. Ich nehme einmal an, dass es rechtlich bestätigt wurde und auch verschriftlicht, dass du nach dem Tod deiner Mama bei deiner Tante und deinem Onkel wohnst. Somit sind das deine Erziehungsberechtigten, die gewisse Pflichten zu erfüllen haben, in der Erziehung eines Kindes, in deinem Fall, von ihrer Nichte. Dazu zählen, wie schon oben beschrieben, das Erfüllen der Grundbedürfnisse, aber auch Unterstützung und das Besorgen von Hygieneartikel, neuer Kleidung, Freizeitbeschäftigung / Schulutensilien usw. Das steht im Normalfall vor der Erfüllung der Bedürfnisse des Erwachsenen. Und wie ich schon betonte, ist deine bescheidene Einstellung aufgrund des wenigen Geldes, das deine Familie bisher zur Verfügung hatte, sehr lobenswert. Allerdings frage ich mich auch, weshalb plötzlich mehr Geld da ist und für dich jedoch nichts übrig bleibt. Das ist, so leid es mir tut, dir es sagen zu müssen, unzumutbar für dich und schon überhaupt, dass du ohne Hygieneartikel leben musst und mit kaputten Schuhen laufen sollst, das ist ganz und gar nicht zu tolerieren. Und ich finde meiner Meinung nach, gar nichts dabei, wenn du das Duschgel deiner Tante verwendest, denn ihr lebt in einer Familie und du gehst, nehme ich mal an, noch zur Schule und bist von deiner Tante und deinem Onkel nunmal abhängig und verdienst nicht dein eigenes Geld, wo man anschließend eventuell diskutieren könnte, wem was im Haushalt gehört.

Eine Frage stellt sich mir noch und zwar, hast du denn schon mit deinem Onkel darüber gesprochen, ob er denn davon weiß, dass du keine Hygieneartikel und Schuhe bekommst, obwohl sich deine Tante seit 2 Wochen oft neue Dinge besorgt. Wenn ja, was hat er denn gesagt? Wenn nein, versuch es doch mal, dass du deinen Onkel auf die Lage ansprichst und sag ihm genau, wie es dir denn dabei geht, beschreibe ihn deine Gefühle, dass du traurig bist, jedoch auch froh, dass du bei ihnen wohnen darfst, aber auch sehr bescheiden bist, denn du möchtest doch nur Duschgel und neue Schuhe und nicht wie andere Kinder mehrere Dinge, wobei es schon traurig ist, wenn du das sagen musst. Ich würde es auch versuchen, deine Tante nochmals auf deine Gefühle anzusprechen und genau deine Situation zu beschreiben, denn prinzipiell haben deine Tante und Onkel gegen die Pflichten in deiner Erziehung verstoßen und es ist das Kindeswohl deinerseits gefährdert, so wie du das mir beschrieben hast. Weiters haben Jugendlich in deinem Alter sogar rechtlich gesehen, das Recht auf Taschengeld.

Konntest du dich schon außer uns an jemanden anvertrauen? Freunde ( deren Familie ),Bekannte oder andere Verwandte aus deiner Familie? Gibt es denn deinen Vater noch beziehungsweise kennst du ihn?
Möglicherweise könntest du versuchen, dich auch an eine Person, der du dich besonders nahe fühlst oder der du vertraust, ebenfalls dein Problem zu schildern. Oft tut es gut, nicht alleine gelassen zu werden mit seinen Problemen und mit jemandem darüber offen zu reden, vor allem in deinem Fall.

Vielleicht gibt es auch an deiner Schule Vertrauenslehrer, an die du dich wenden kannst. Die hören dir ganz aufmerksam zu und versuchen anschließend mit dir gemeinsam zu einer Lösung zu kommen.

Du darfst jedoch auf gar keinen Fall alleine bleiben mit deinen Problemen. Ich würde mir an deiner Stelle wirklich professionelle Beratung bei einer Jugendberatungsstelle oder wenn es wirklich ohne Einsicht deiner Familie mehrere Wochen so weitergeht, Hilfe beim Jugendamt holen. Möglicherweise kann dir jemand helfen, eine in deiner Nähe zu suchen und am besten mit dir dort hinzugehen. Denn es soll dir bald wieder besser gehen und die Menschen dort, sind für deine Probleme am besten ausgebildet und können dir bestmöglich helfen.
Möglicherweise kannst du ja auch wenn du möchtest, die Familien deiner Freunde hinzuziehen, wenn deine Freundinnen einverstanden wären, die würden dir bestimmt auch helfen wollen.

Eine weitere Möglichkeit, die ich dir gerne mitgeben möchte, sind drei Links aus dem Internet. Vielleicht kannst du dich hier mal reinklicken und sehen, ob für dich etwas dabei ist. Möglicherweise kann dich hierbei auch eine Person, die du gerne magst, unterstützen oder ihr könnt es euch
gemeinsam ansehen und möglicherweise Informationen bekommen:
www.eltern-jugendberatung.com
www.unterstuetzung-die-ankommt.de
www.taschengeldtabelle.org

Ich wünsche dir auf jeden Fall das Beste, alles Gute für deine Zukunft und dass sich alles positiv entwickelt!
Herzliche Grüße,
Christina