Problem von M - 16 Jahre

Suizidgedanken

Hey Kummerkasten Team,
ich weiß ehrlich gesagt wo ich anfangen soll. Wenn ich jetzt auf jedes meiner Probleme hier eingehen würde, wäre das hier viel zu lang.
Egal. In der 5 Klasse habe ich angefangen mich zu ritzen. Damals kam einfach zu viel auf einmal. Nicht nur der Wechsel auf die Realschule, die neuen Lehrer, meine beste Freundin ist auf eine andere Schule gegangen, ich habe Hörgeräte bekommen, dass schlimmste war jedoch das meine Eltern einfach glaubten ich wäre Erwachsen. Ich zeichne super gerne, doch plötzlich sollte ich keine Feen, Elfen, Drachen, usw. zeichnen. Ich bin ja "Erwachsen". Doch damals wollte ich nichts anderen als mit Freunden rumzualbern oder einfach mal kindisch sein. Aber meine Schwestern (Zwillinge, 2 1/2 Jahre älter als ich) sollten Erwachsen werden also musste ich es auch. Ich habe auch versucht mit meinen Eltern zu reden aber sie wollten mir nicht zuhören. Dann habe ich mich zum ersten mal Selbstverletzt ... es hat geholfen den Druck abzubauen. So vergingen die Jahre und meine Klassenkameraden haben angefangen Gerüchte über mich zu streuen und mich aus zu schließen. Während dessen bin ich schon zu einer Therapeuten gegangen, die hat aber alles nur noch schlimmer gemacht. In den letzten 6 Jahren hat der Selbsthass angefangen. Wie man sich schon denken kann, dass Ritzen ist auch nicht besser geworden sondern ehr das Gegenteil. Wann genau die Selbstmordgedanken angefangen haben kann ich nicht mehr sagen. Ende letzten Jahres hatte ich es auch meinen Eltern erzählt die mir sofort einen anderen Therapeuten gesucht haben wo ich seit dem alle zwei Wochen einen Termin habe. Ich sollte auch schon mehrmals in die Geschlossene gehen. Da aber der Abschluss bevorstand und die Prüfungen wollte ich es nicht , danach kam die regt ein Praktikum und am 21.08 fängt meine neue Schule an. Dort kenne ich niemanden.
In den letzten Wochen sind jedoch die Selbstmord Gedanken deutlich schlimmer geworden. Ich stand schon zweimal in der Küche und wollte mir einfach nur die Arme aufschneiden, aber mein Hund ist gekommen und ist an mir hochgesprungen und hat mich dort raus geschoben. Ich weiß das ich in eine Klinik sollte aber direkt am Schulanfang zu fehlen ist auch nicht gut. Ich wohne auch leider in einem Dorf wo schnell Gerüchte verbreitet werden und ich will nicht das alle über mich reden. Jetzt habe ich meine Eltern überredet mit einem Musikinstrument anzufangen, da ich nicht besonders gerne rede.
Ich weiß nicht wie lange ich es noch schaffe und schon gar nicht was ich tun soll. Mein Eltern bezahlen schließlich die nächste Schule jeden Monat auch wenn ich nicht da bin. Die Lehrer auf der nächsten Schulen sollen davon eigentlich auch nichts erfahren. Was soll ich bloß machen?
Ich brauch wirklich Hilfe!

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe M.!
Danke, dass du dich mit deinen Problemen und Sorgen an uns gewandt hast.
Du hast schon viel mitmachen müssen und offenbar auch schon schwere Zeiten hinter dir. Aber ich kann dich nur loben und dir sagen: Hut ab! Trotz allem, was dir bisher widerfahren ist, stehst du immer wieder auf und suchst dir Hilfe. Beweist immer wieder Mut und Courage und das zeigt von großer Willensstärke! Ein solches Verhalten ist nicht oft bei so jungen Menschen wie dir zu finden (: Auch dass du hierher geschrieben hast, war schon ein großer Schritt in die richtige Richtung. Ich finde es super, dass du gerne und anscheinend auch gut zeichnest und ich finde es ganz schade, dass deine Eltern dir gesagt haben, du solltest erwachsen werden und keine Elfen, Feen und Drachen mehr zeichnen. Wahrscheinlich bereitet dir das aber am meisten Freude und die solltest du dir von keinem nehmen lassen, auch nicht von deinen Eltern. Schnapp dir den Stift und male einen tollen Drachen oder eine wunderschöne Fee! Auch Erwachsene dürfen Interesse an Fantasy haben ;) Ich persönlich bin ganz wild auf diese Richtung und schon älter als du. Nicht viele Leute können schön und gut zeichnen und das solltest du auf jeden Fall weiterführen und ausbauen, dieses Talent!

Anscheinend hast du schon oft Therapie wechseln müssen und das ist natürlich auch sehr belastend. Hat nichts davon angeschlagen? Gerade, wenn es zu Suizidgedanken kommt, wäre es wichtig, dass du damit nicht allein bleibst, sondern dich jemandem anvertraust. Ich könnte mir vorstellen, dass die Gedanken vielleicht auch deshalb schlimmer geworden sind, weil eben eine so große Veränderung ansteht - eine neue Schule, auf der du niemanden kennst. Du hast dir die Antworten schon alle selbst gegeben - du weißt, du solltest in eine Klinik. Möchtest aber am Schulanfang nicht fehlen. Die Schule aber kann ich dir versichern, ist, verzeih meine Wortwahl, wirklich scheißegal! Es geht um dein Leben, um deine Gesundheit! Nichts kann jetzt wichtiger sein als dass du gesund wirst. Auch seelische Verletzungen sind Verletzungen wie ein Beinbruch, eine schwere Krankheit oder ähnliches. Und auch sie müssen behandelt und bearbeitet werden. Das Geld für die Schule und die Lehrer, die dann davon wissen, sind auch egal. Es geht darum, dass du gesund sein musst - sonst kannst du ja die Schule vergessen. Was bringt es dir, in deinem Zustand die Schule zu besuchen, dann haben deine Eltern das Geld erst recht unnötig zum Fenster raus geschmissen, wenn du dort bist und dann vielleicht irgendwann doch den Schritt tust und dich umbringst. Ich würde dir raten, mit deinen Eltern über deine Sorgen zu sprechen. Erzähle ihnen von deinen Gedanken und dass es dir wieder viel schlechter geht. Berichte ihnen von deinem Wunsch, eigentlich Hilfe in einer Klinik zu bekommen und sage ihnen, dass du Angst davor hast, weil sie ja eigentlich die Schule bezahlen und dass du Angst hast, dass die Lehrer und die Dorfgemeinschaft es erfährt und du das nicht möchtest. Da sie dich in all der Zeit bisher anscheinend gut unterstützt und aufgefangen haben, werden sie das auch jetzt tun! Aber dazu ist es notwendig, dass du dich ihnen anvertraust, so wie du dich mir anvertraut hast. Bei mir hast du es doch auch geschafft (: Wenn du es ihnen persönlich nicht sagen kannst, schreib ihnen einen Brief. Dann fällt es dir bestimmt leichter, darüber zu sprechen, weil sie es schriftlich zuvor schon gelesen haben.

Ich bin mir sicher, dass du das schaffen kannst, weil du eine starke, junge Frau bist und bisher schon sehr viel durchgestanden hast! Wenn du noch Fragen hast, oder mir noch etwas erzählen willst, kannst du mich gerne erneut kontaktieren und ich werde versuchen, so schnell wie möglich zu antworten. Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft und Glück für deine weiteren Schritte!
Alles Liebe und herzliche Grüße schickt dir,
Christina B.