Problem von Jenna - 24 Jahre

Trennungsschmerz

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

nachdem ich mich in verschiedenen Foren, Chats und Ratgeber-Webseiten versucht habe, bin ich nun bei Euch gelandet. Auch hier habe ich einige Beiträge gelesen. Hin und wieder ist schonmal jemand dabei, der oder die das gleiche Problem hat, aber noch oder schon an einer ganz anderen Stelle in seinem oder ihrem Verarbeitungsprozess steht.

Ich glaube, ich sollte kurz etwas ausholen, damit deutlich wird, was passiert ist.
Vor 1,5 Jahren lernte ich meinen Ex-Freund kennen, als ich selbst gerade frisch von meinem damaligen Freund war. Das ganze war ursprünglich beruflicher Natur, entwickelte sich aber durch ihn schnell zu etwas Privatem. Nach einigen Dates und langen Gesprächen und schönen Unternehmungen, fing das Hin und Her des Jahrhunderts an.

Ich würde nicht sagen es war die klassische On-Off-Beziehung, denn wir waren bis auf die letzten 3 Monate nie wirklich zusammen. Es endete alles so schnell wie es anfing, auch genauso abrupt. Wir hatten so unglaubliche Momente, dass ich dachte, "Den Mann heiratest du irgendwann" bis zu Momenten in denen ich einfach hinwerfen wollte...

In unserer "Beziehung" gab es ca. 6-7 Mal einen Kontaktabbruch, meistens aus dem Grund weil ich mehr wollte und er mir nicht mehr geben konnte, da er zwischenzeitlich auch noch eine Freundin hatte. Aber wirklich gehen lassen wollte er mich auch nie. Er sagte mir unverblümt vor Monaten ins Gesicht, er würde mich lieben. Daraufhin nahm dann alles seinen Lauf; ich bin wirklich nicht stolz darauf. Wie gesagt, er hatte damals noch eine Freundin.

Nach deren Trennung allerdings (teilweise wegen mir) war er schon sehr euphorisch und überschüttete mich mit Gefühlen - das hielt so ca. 2,3 Tage. Dann machte er Schluss mit der Begründung wir hätten es übereilt und er würde Zeit brauchen. Dazu muss man sagen, ich wollte ihm die geben und hatte es ihm auch gesagt, dass ich nicht erwarte, dass wir sofort ein Paar abgeben. Er wollte es so.

Ca. 1 Woche später, nachdem mein Herz schon einen ziemlichen Riss hatte, entschuldigte er sich bei mir und wir waren ab da offiziell ein Paar. Er nahm mich überall mit hin und machte kein Geheimnis draus. MICH freute das natürlich und ich hatte alle schlechten Gedanken über Bord geworfen. Und er war wohl auch glücklich zumindest sah er so aus und sagte es auch.

Allerdings stritten wir oft wegen Kleinigkeiten. Ich weiß gar nicht wie ich meinen Zwiespalt erklären soll... für mich war es nicht schlimm, er jedoch änderte seine Meinung immer wieder von "das gibt es in einer Beziehung mit mir einfach nicht" bis zu "danach ist immer alles besser". Hochgradige Verwirrung...

Dementsprechend ist es vermutlich auch kein Wunder, dass wir uns deshalb trennten. Seine Aussage. Er führte nachfolgend noch einige andere Gründe an, fühlte sich so an, als wäre es einfach alles, was ihm gerade so einfiel.

Aber darum geht es mir nicht..
Ich habe geliebt. Das ganze ist jetzt 2,5 Wochen vorbei. Und ich komm nicht drüber weg.
Es tut wahnsinnig weh und ich kann diesen Kummer nicht begraben.
Dazu kommt noch, dass er, kurz bevor ich nun eine Kontaktsperre eingerichtet habe, ziemlich herumgedruckst hatte und dabei heraus kam, dass er wohl in ein paar Wochen eine Frau zu Besuch hätte. Das bekam ich nur auf viel Nachfragen heraus. Er meinte, er wollte mir das an sich gar nicht sagen und erst recht nicht WER, damit ich nichts falsches Denke.

Na hallo... Ich denke natürlich, dass es seine Ex ist. Und das zerfrisst mich noch mehr... obwohl das Karma Recht damit hätte, mir eins auszuwischen, davon mal ab...
Warum hänge ich so sehr an diesem Mann?
Warum habe ich das all die Monate mit gemacht?!
Wieso kann ich mich nicht einfach los sagen?

Ich hoffe, dass mich irgendjemand von Euch einmal gründlich wachrüttelt und mir sagt, was ich hören muss, um endlich weiterzukommen und alldem nicht nachzutrauern - rational habe ich das verstanden... emotional nicht.
1:0 für die Gefühle und die rosa-rote Brille würde ich sagen..

Liebste Grüße
Jenna

Christina B. Anwort von Christina B.

Hallo liebe Jenna!
Danke, dass du dich mit deinen Sorgen und Problemen an uns gewandt hast. Ich kann dich gut verstehen, dass das eine sehr schwierige und komplizierte Situation für dich sein muss. Mit diesem Mann hast du während eurer Beziehung anscheinend schon viel mitgemacht und immer wieder auch Rücksicht genommen, zurückgesteckt und jetzt bist du dennoch so enttäuscht worden. Das tut sehr weh und ist sehr schmerzhaft. Aber umso besser finde ich es von dir, dass du nicht den Kopf in den Sand gesteckt hast und aufgegeben hast, sondern aktiv das Problem beim Schopf gepackt hast und versuchst, an deiner Situation was zu ändern. Wo ein Wille ist, ist immer ein Weg und es ist schon mal sehr gut, dass du uns geschrieben hast, weil du zum einen sicher auch mal alles abladen konntest und zum anderen ich durchs lesen auch stark den Eindruck bekommen habe, dass du eine sehr bewusste Person bist, die sich auch mit ihren Gefühlen auseinander setzt und nicht alles verdrängt. Das ist schon mal eine gute Voraussetzung für die nächsten Schritte (: Und anscheinend hast du nicht nur uns, sondern auch andere Foren angeschrieben - finde ich toll, denn ein Problem wird oft umso kleiner, je öfter man mit verschiedenen Leuten darüber spricht, in diesem Fall schreibt, der Schmerz wird immer ein kleines bisschen gelindert.

So wie du erzählt hast, gab es mit dir und deinem Ex Freund anscheinend viele Hochs und Tiefs, und auch ziemlich viele Unklarheiten. Irgendwie wart ihr zusammen, aber irgendwie auch nicht, er hatte eigentlich eine Freundin, dann hat er dir jedoch gesagt, dass er dich liebt, sich von der Freundin getrennt, dann war er ganz euphorisch in eurer Beziehung, machte plötzlich aus heiterem Himmel mit dir Schluss, entschuldigte sich wieder, dann wart ihr endlich ein Paar und nach vielen Streitereien habt ihr die Beziehung dann schließlich doch beendet, wobei es eher danach geklungen hat, als hätte er dann die Beziehung beendet? Puh, das ist ganz schön kompliziert. Was hat die Sache so kompliziert gemacht? Dass nie klar am Tisch war, was ihr füreinander seid oder empfindet. Außerdem standest du ihm immer "zur Verfügung" während er sein Ding machen konnte, mit seiner Freundin oder dann auch wieder nicht - er konnte sich, so glaube ich, wahrscheinlich nicht so richtig entscheiden, was er eigentlich wollte. Könnte das der Fall gewesen sein? So wie du erzählst, habe ich stark den Eindruck bekommen, er hatte dich zwar gern, wollte sich aber nicht so recht von der Freundin trennen und wusste irgendwie selbst nicht, was er eigentlich wollte. Das kopfüber hineinstürzen in die neue Beziehung überforderte ihn anscheinend abermals und er musste dem wieder entfliehen. So wie du die Situation aber erzählt hast, habe ich den Eindruck bekommen, dass du vielleicht immer diejenige warst, die immer für ihn da war, ihm zur Seite stand, und sofort jederzeit bereit war, mit ihm eine romantische Beziehung einzugehen, oder auch nur eine Sex-Beziehung - so lange Kontakt da war, warst du dazu bereit. Warum? Weil du, wie du selbst schon geschrieben hast, dich in ihn verliebt hast. Und wie das bekannte Sprichwort so schön sagt, macht Liebe manchmal blind. Wir wollen nur das Beste im anderen sehen und haben den anderen so gern, dass wir die Schmerzen und die Verletzungen in Kauf nehmen, weil wir die Zuneigung des anderen regelrecht brauchen. Könnte das bei dir so gewesen sein? Womöglich liege ich mit meinen Annahmen auch völlig daneben, es sind nur meine eigenen Ideen und Vermutungen, die mir dazu in den Sinn kommen, du kannst am besten beurteilen, ob diese vielleicht stimmen könnten oder aber auch nicht.

Du hast geschrieben, dass du ihn geliebt hast. Es tut dir wahnsinnig weh und du kannst den Kummer irgendwie nicht begraben und drüber hinwegkommen. Diesbezüglich möchte ich dich gleich beruhigen: Das ganze ist 2,5 Wochen her - gut, jetzt seitdem du uns geschrieben hast, wahrscheinlich schon so um die vier Wochen, aber dennoch ist auch das keine besonders große Zeitspanne und nach einer Trennung kann man sich, wenn man den anderen immer noch liebt, nicht so wahnsinnig schnell wieder "entlieben", und auch der Schmerz dauert in den meisten Fällen noch viel länger an. Also bist du mit deiner Zeit genau im richtigen, normalen Ausmaß, das kann ich dir sagen. Natürlich wäre es dir wahrscheinlich am liebsten, du würdest einfach alles vergessen können und es würde dir einfach wieder gut gehen, mit einem Fingerschnippen wäre es vorbei - doch leider läuft es so nicht im Leben. Der Schmerz und die Gefühle müssen auch raus und sie brauchen ihre Zeit, die Wunden müssen meist erst mal gewürdigt werden, bevor sie verschlossen werden können und manchmal bleiben auch einfach Narben. Aber es ist ganz wichtig, dass man nicht von 0 auf 100 wieder glücklich ist, sondern sich selbst erstmal Zeit gibt, zu trauern und das Ganze zu verarbeiten, denn eine Trennung ist immer auch ein Prozess, den man durchläuft, da gibt es dann verschiedene Phasen und erst, wenn man alle durchgemacht hat, fühlt man sich dann wieder gut und hat die Trennung wirklich verarbeitet und abgeschlossen. Wenn du dich selbst zu sehr unter Druck setzt und alles nur verdrängst, dann kann dich das nicht weiterbringen.

Was die Frau (du vermutest seine Ex Freundin dahinter) betrifft, von der er dir dann erzählt hat, welche er zu Besuch haben wird, kann ich dir nur sagen: Ja, womöglich ist es seine Ex Freundin oder jemand anders und natürlich ist das absolut nicht okay von ihm, dass er dich so behandelt, aber ihr seid nun mal getrennt und da ist er dir nun mal leider keine Rechenschaft mehr schuldig. Dennoch tut es in der Seele weh. Ich finde es super von dir, dass du eine Kontaktsperre errichtet hast, und empfehle dir, diese weiterhin aufrecht zu erhalten, auch wenn es dir schwer fällt. Aber je weniger du von seinem Leben momentan mit bekommst, umso leichter wird es für dich.

Über deine Fragen, die du mir gestellt hast, habe ich sehr lange nachgedacht. Es fiel mir schwer, die passenden Worte zu formulieren. Du hast gefragt, warum du so sehr an diesem Mann hängst, warum du das all die Monate mitgemacht hast und warum du dich nicht einfach los lösen kannst von ihm. Ich denke, ein wenig davon habe ich in meinen oberen Absätzen vielleicht schon beantwortet. Ich habe beim lesen den Eindruck bekommen, dass du ihn einfach wirklich geliebt hast und Liebe macht oftmals blind. Wir wollen und können oftmals gar nicht die Fehler des anderen sehen, ein Grund dafür, warum du das alles mit dir hast machen lassen. Ich möchte dir aber eines diesbezüglich ganz deutlich sagen: Du hast keine Schuld daran, dass es so gekommen ist. Es liegt leider ein wenig in der Natur der Frauen, die Schuld nach einer solchen Beziehung bei sich selbst zu suchen und sich zu fragen "Wie konnte ich nur so dumm und naiv sein? Bin ich einfach so eine Niete? Wie konnte ich das alles mit mir machen lassen?" - doch diese Fragen und Peinigungen deiner selbst bringen dich nicht weiter, sie stürzen dich nur tiefer ins Loch und lassen dein Selbstwertgefühl noch mehr sinken. Stattdessen kannst du dich aber auch dafür entscheiden, das Glas halb voll zu betrachten und dir selbst zu sagen "Wie gut, dass ich jetzt daraus gelernt habe. Das lasse ich in Zukunft nicht mehr mit mir machen. Jetzt weiß ich es besser. Die Erfahrung hat mich gelehrt, meine Bedürfnisse nicht unter die des anderen zu stellen." Damit hast du gleich eine ganz andere Denkweise. Oftmals können die Menschen im Nachhinein nicht verstehen, wie sie sich auf solch giftige Beziehungen einlassen konnten und es ist erstmal schwer, sich von diesen Gedanken zu lösen, doch auch das kann man schaffen. Warum du immer noch nicht von ihm los kommst und noch so an ihm hängst, beantworte ich wieder mit dem obigen gesagtem - Du hast ihn geliebt und das ganze ist auch noch nicht so lange her. Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo und gerade wenn es um die Verarbeitung von Trennungen geht sind die Menschen ganz unterschiedlich. Es gibt Leute, die benötigen zwei, drei oder vier Monate für eine solche Verarbeitung, andere ein halbes Jahr oder länger - aber Fakt ist: Niemand ist nach drei bis vier Wochen über einen anderen Menschen hinweg.

Du hast geschrieben, du hoffst, dass dich jemand aus unserem Team wachrüttelt und dir sagt, was du hören musst. Du hast geschrieben, du hättest es rational verstanden, emotional jedoch noch nicht. Das ist ganz normal und natürlich. Nach einer Trennung versteht man rational meistens, warum es gut ist/war, dass man jetzt getrennt ist, weil der andere zum Beispiel wie in deinem Fall, dich ohnehin nicht sonderlich gut behandelt hat, aber das Herz will trotzdem zurück zum anderen. Was kann da helfen? In den meisten Fällen hilft es nur begrenzt, wenn andere einem ständig vor Augen führen, wie viel besser man ohne den anderen doch dran ist. Besser hilft es, wenn du dich selbst davon überzeugst, dass es so ist. Und damit meine ich, wirklich, wortwörtlich, du überzeugst dich selbst davon. Selbstgespräche sind in solchen Zeiten sehr wichtig und du brauchst dir dabei überhaupt nicht blöd vorkommen. Worte haben immer eine kräftigere Wirkung auf uns, wenn wir sie laut aussprechen. Verschanz dich in deinem Zimmer, wenn du es wieder hochkommen spürst, und erzähl dir selbst mit lauter Stimme, warum es richtig ist, dass ihr jetzt getrennt seid. Führe dir außerdem vor Augen, wie die Beziehung jetzt realistischerweise aussehen würde, wenn ihr noch zusammen wärt. Das kann viel helfen, die Augen nicht vor der Wahrheit zu verschließen. Je öfter unser Herz und auch unser Unterbewusstsein solche Dinge hört, umso eher fängt es dann endlich an, diese auch zu glauben. Aber auch das ist ein Prozess und geht nicht von heute auf morgen. Mein Tipp: Setz dir kleine Schritte. Und als kleines aufmunterndes Sprichwort: Oftmals ist ein Schritt zurück nur das Ausholen für einen größeren Schritt nach vorne (:

Was kannst du noch tun um alles leichter zu ertragen? Sprich so viel wie möglich mit Freunden oder Familie darüber, mit Leuten, denen du vertraust. Lass dich trösten, wein dich aus, aber verschanz dich auch nicht zuhause und versuch dich auch, so gut es geht, mit allem möglichen abzulenken. Manche Leute gehen dann gerne viel feiern, andere oft ins Kino oder unternehmen viel, andere gehen ihren Hobbys nach (singen, tanzen, lesen, Sport machen, malen,...) Was auch immer du gerne tust, gönn es dir und versuche, die Zeit mit dir selbst wieder genießen zu lernen (: Ich bin mir sicher, dass du das schaffen kannst!

Ich hoffe, dass ich dir ein bisschen weiterhelfen konnte.
Wenn du noch Fragen hast, oder zu meinem Gesagten Stellung nehmen möchtest oder mir sonst noch etwas erzählen möchtest, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu einfach am Anfang deines Textes deine Nachricht "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen.
Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft für die nächste Zeit!
Herzliche Grüße,
Christina B.