Problem von Anonym - 16 Jahre

Verloren in der Familie

Hallo erstmals,

Ich habe wirklich ein schwieriges Problem unzwar dass mein Vater ein Alkohol Problem hat. Es fing an als ich 9 war, mitten in der Nacht als mein Vater sich mit Whisky die Kante hab, hatte er meine Mutter terrorisiert und angeschrien und am nächsten Tag entschuldigte er sich immer wieder. Dass passiert im Jahr ab und zu mal, es passierte immer nachts und es wurde ich immer schlimmer... eines nachts wollte er meine Mutter erwürgen, er schlug sie, beleidigte sie und andere Dinge die man sich nicht vorstellen will und ich und mein kleiner Bruder mussten uns das immer mit ansehen, mussten immer weinen, konnten kaum schlafen weil das so die ganze Nacht lang ging, wir schwänzten sogar die Schule weil wir am Morgen todes müde waren und wir wollten Vorallem dass unserer Mutter nichts geschieht..
Obwohl ich auch sagen muss dass meine Mutter auch nicht die scheinheiligste war oder ist. Sie betrügt meinen Vater seit paar Jahren, sie hatte heimlich telefoniert, ihn besucht und was weiß ich (sie denkt ich wüsste nichts davon aber ich bekomm immer alles mit). Als mein Vater das vor zwei Jahren herrausbekam, war das die schlimmste Nacht meines Lebens, betrunken hielt er sich das Messer ans Hals, schrie sie an und sagte lauter Sachen wie "ich werde dich zerstückeln" "wenn ich sterbe, stirbst du mit mir". Aus Todesangst habe ich die Polizei konfrontiert, sie stellten einen hohen Alkoholkonsum sicher, aber auch sie konnten nicht viel machen..
Zwar sind diese Zeiten vorbei aber manchmal habe ich das Gefühl dass sie wieder und wieder kommen da mein Vater immernoch trinkt, zudem haben wir auch ein paar Geldprobleme, was zur dieser Situation auch nicht gerade sehr passend ist. Wir stecken immer in Problemen fest und ich bin langsam sehr verzweifelt weil ich langsam erwachsen werde und ich mich auch für einiges verantwortlich fühle. Mein kleiner Bruder ist sehr verstört von seiner Kindheit und versucht es alles zu verdrängen und tät so als wäre alles schön gut, während er 24/7 am PC sitzt. Ich bin sehr verloren in meinem Leben, größtenteils auf Grund meiner Familie, zudem habe ich selbstzweifel, bin in der Schule leider nicht sehr aktiv und unteranderem habe ich extremen Liebeskummer, da mein Freund, das einzigste was in meinem Leben mich wirklich glücklich gemacht hat, Schluss gemacht machte. Ich weine jeden Tag und hoffe auf eine bessere Zeit aber das ist anscheinend zuviel verlangt.Ich kann mich nur glücklich schätzen dass ich tolle enge Freunde haben die für mich da sind, nur selbst die wissen nicht was da am besten zu machen ist.. ich hoffe ihr könnt mir helfen!!

Christina N. Anwort von Christina N.

Hallo!

Zunächst möchte ich dir für dein Vertrauen danken, da es nicht selbstverständlich ist, sich mit seinen Problemen fremden Personen anzuvertrauen. Dies zeigt mir, dass du ein sehr reflektiertes, junges Mädel bist, die sich um ihre Familie und ihr Umfeld sorgt, so wie du dein Problem beschrieben hast.

Wenn ich mir deine Geschichte durchlese, ist es selbstverständlich, dass es dir momentan nicht gut geht und du sehr mit deiner Familie beschäftigt bist, das verstehe ich gut. Es ist ja auch wirklich einiges los, so wie du es beschrieben hast.

Es ist bestimmt nicht einfach für dich, mitzubekommen, dass dein Vater Alkohol jahrelang Alkohol konsumiert und nebenbei noch zur Aggression neigt, als auch deine Mutter nicht ganz ehrlich zu deinem Vater ist, wie du es beschrieben hast. Da ist es verständlich, dass du dir Sorgen machst und dir sehr viele Fragen stellst.

In deinem Fall, den du beschrieben hast, handelt es sich um deine Eltern, zwei erwachsenen Menschen, die selbstständig Entscheidungen treffen dürfen. Vor allem dein Vater, ob und wie viel er trinken möchte.

Ich verstehe dich jedoch sehr gut, dass du dir Sorgen machst, da es sich um deine Eltern handelt, mit denen du zusammenlebst, ihr Kind bist, alles mitbekommst,sie lieb hast und vor allem, wie du beschrieben hast, die Häufigkeit anzumerken ist und dein Bruder und du schon vieles miterleben mussten.

Wie du richtig erkannt hast, gibt es Unterschiede. Jemand, der 1-2 Gläser ab und zu trinkt ist nicht so gefährdet, wie jemand, der das regelmäßig, häufiger und vor allem größere Mengen davon zu sich nimmt, denn da sind dann oft andere Absichten dahinter und wie du gut erkannt hast, ist das in deinem Fall schon als Warnsignal zu sehen, da du ja beschrieben hast, dass dein Vater schon sehr lange trinkt, sowie, was auf gar keinen Fall missachtet werden darf ist die Aggressivität, die du bei deinem Vater in diesen Situationen beobachtet hast.

Ich verstehe deine Sorgen sehr gut und würde an deiner Stelle wohl genauso handeln und denken, jedoch vergesse in dieser Zeit nicht auf dich und schaue auch auf dich. Denn selbst, wenn du bereits 16 bist, ist diese Situation, die du und dein Bruder täglich mitansehen und erleben mussten, unzumutbar und vor allem hast du ja auch beschrieben, dass dieser Zustand bereits mehrere Jahre andauert und hierbei ist definitiv dein Kindeswohl gefährdet, auch wenn sie keinen Alkohol trinken, dich gut umsorgen und für dich da sind und du sie lieb hast, was bestimmt umgekehrt auch so ist. Jedoch ist dies leider kein Zustand, der für dich länger andauern sollte.

Auch wenn du dich um deine Eltern sorgst, jedoch sind sie für sich selbst verantwortlich und es ist vor allem wichtig, dass du das Problem bei deinen Eltern lässt und nicht zu deinem machst. Hierbei hast du bereits den ersten Schritt gemacht und dich an uns gewandt, das finde ich großartig von dir. Du hast selbst erkannt, dass es Situationen im Alltag gibt, die für dich unangenehm sind.

Jedoch, wie du richtig erkannt hast, darf man natürlich in deinem Fall auch nicht wegsehen und du hast bereits zwei große Schritte gewagt. Der erste Schritt war, dass du dir bereits viele Gedanken gemacht hast und der zweite Schritt war, dich an uns zu wenden und das finde ich beides sehr mutig und pflichtbewusst von dir. An deiner Beschreibung merke ich, dass dir deine Familie sehr wichtig ist. Das finde ich auch gut so.

Eine Empfehlung von mir wäre, dass dir das Verhalten nicht gefällt, dass du es folgendermaßen versuchst: Das kann zuhause sein, oder ganz woanders, wonach ihr Lust habt und hierbei kannst du dann genau beobachten. Ich würde es jedoch an deiner Stelle zunächst nicht direkt ansprechen, sondern ihn einfach fragen, wie es ihn geht, und möglicherweise auch, dass es dir aufgefallen ist, dass sie sich in letzter Zeit verändert haben. Eventuell kannst du einen Zeitpunkt wählen, an dem sie keinen Alkohol getrunken haben. Wenn von ihrer Seite in diesem Bezug keine Antwort kommt, könntest du vorsichtig versuchen, deine Sorgen anzusprechen, indem du zum Beispiel sagst: “ Ich mache mir Sorgen um dich, ich habe dich manchmal beobachtet, dass du Alkohol trinkst. Geht es dir gut oder warum machst du das?“ Möglicherweise vertraut er sich dir hierbei ein wenig an. Dies ist nur ein Möglichkeit, um deine Eltern eventuell ein wenig verstehen zu können oder einen Zugang zu schaffen. Das ist jedoch nur eine Empfehlung von mir und das musst du natürlich nicht machen. Es könnte natürlich schwierig werden, denn Menschen, die bereits jahrelang Alkohol trinken, realisieren leider oft nicht, was sie sich und ihren Mitmenschen antun. Ich würde an deiner Stelle auch mit deiner Mutter sprechen, dass du bereits ein paar Mal Telefonate mitgehört hast und Vermutungen hast, ob die denn stimmen. Weiterhin würde ich sie fragen, was sie denn für Gefühle in der Situation hat und wie sie das Verhalten deines Vaters einstuft.

Jedenfalls würde ich an deiner Stelle auf gar keinen Fall mit deinen Sorgen alleine bleiben. Vertraue dir dich möglicherweise Freunden und deren Familien oder anderen Familienmitgliedern an und erkläre ihnen, warum es dir so wichtig ist, darüber zu sprechen und welche Beobachtungen du gemacht hast, vor allem wie es dir dabei geht.

Möglicherweise gibt es auch einen Vertrauenslehrer an deiner Schule oder Kollegen / Chef an deiner Arbeit, mit denen du darüber sprechen kannst und ihr möglicherweise eine gemeinsame Lösung finden könnt.

Eine Frage die sich für mich stellt, ist, inwieweit äußert sich denn die Aggressivität bei deinem Vater? Woran kannst du diese beoabachten?
Hierbei ist es dadurch, dass manche Menschen zur Aggression neigen, wenn sie Probleme haben, da sie leider oft nicht anders damit umgehen können, verständlich, wenn du zusätzlich noch Angst hast, vor allem um deine Mutter. Sind diese körperl. Verletzungen/Angriffe häufig? Wenn ja wie oft und wie reagiert anschließend deine Mutter? Es muss ernst genommen werden und wie du schon mal richtig reagiert hast, die Polizei eingeschalten werden, da dies eine Straftat ist.

An deiner Stelle würde ich mir auf jeden Fall Unterstützung suchen und du darfst auf keinen Fall alleine bleiben. Möglicherweise hast du zu jemanden besonders viel Vertrauen und derjenige kann dir dabei helfen. Du kannst dich an Jugendberatungsstellen oder auch gemeinsam an Therapeuten wenden evtl. gemeinsam mit deinem Bruder, da ihr wirklich viel schlimmes und unzumutbares erlebt habt, damit ihr wieder etwas Freiraum und Spaß im Leben habt. was langfristige psychische Folgen haben kann und im schlimmsten Fall Unterstützung bei der Polizei oder beim Jugendamt suchen. Das ist anfangs natürlich schmerzhaft und traurig, jedoch ist es wichtig auf dich zu achten und hierbei ist es wichtig, dass du schnell aus dieser Situation heraus musst, denn das ist dir nicht zuzumuten. Wenn Geld auch nur wenig da ist, dann ist es wirklich verständlich, dass du genug Sorgen um die Ohren hast.

Sieh zu, dass du dich zusätzlich noch ein wenig mit deinen Hobbies ablenken kannst, z.B. Freunde, Sport; Musik hören, fernsehen, was auch immer und schaue, dass du Zeit für dich gewinnst oder nimm deinen Bruder mit, um ihn ein wenig vom Pc zu kommen.

Ich kann dir zusätzlich noch Links mitschicken, die du dir auch ansehen kannst, wenn du Lust und Zeit hast.
Hierbei gibt es Experten zum Thema Alkohol, die die Alkohlkonsumierenden als auch dessen Angehörige kompetent beraten und zur Seite stehen können.
www.selbsthilfe-alkohol.at
www.alkoholhilfe.at
www.a-connect.de
www.eltern-jugendberatung.com

Ich wünsche dir jedenfalls alles erdenklich Gute und hoffe für dich und deine Familie, dass es so ausgeht, wie ihr es euch wünscht bzw. erhofft. Vielleicht waren ja ein paar Denkanstöße für dich dabei.

Liebe Grüße,
Christina