Problem von Anonym - 15 Jahre

An Christina B. Muss dauernd an meine Lehrerin denken

Hallo Christina B. ,
ich danke nochmals für die hilfreiche und ehrliche Antwort. Also die Beziehung zu meiner Mutter ist ganz in Ordnung, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich immer mehr von ihr abwenden möchte, weil ich einfach ihren Charakter nicht so gerne mag. Sie ist halt meine Mutter, aber hat meiner Meinung nach nichts Strebenswertes und ich habe das Gefühl, dass sie mich in bestimmten, wichtigen Dingen einfach nicht so ganz versteht. Wahrscheinlich ist mir meine Lehrerin deshalb auch so wichtig und seit ich klein bin möchte ich ja auch schon Lehrerin werden und meine Lieblingslehrerin hat da halt immer ein gutes Vorbild abgegeben. Ich habe sie ja in der 7. Klasse bekommen in Mathematik und Physik. Mathe war davor nicht wirklich eines meiner guten Fächer und ich stand immer 3. Als ich dann diese Lehrerin bekommen habe war ich auch nicht gerade so positiv gegenüber Mathematik gestimmt und Physik war ganz in Ordnung. Ich habe mir jedoch das nicht anmerken lassen und so getan, als ob mir Mathe Spaß macht. Nach kurzer Zeit haben mir dann tatsächlich die beiden Fächer immer mehr zugesagt und ich habe begonnen mich anzustrengen, in diesen Fächern noch besser zu werden (in den anderen Fächern auch, aber in den Fächern halt ganz besonders). In der 7. Klasse ist es dann in Mathe und Physik bei einer 3 geblieben, aber dann habe ich in der 8. und 9. Klasse tatsächlich in beiden Fächern eine 2 geschafft und gemerkt, dass ich sehr gut mit dieser Lehrerin harmoniere und mir der Unterricht bei ihr sehr viel Spaß macht, da sie auch sehr gut im Erklären ist. Zudem hatte ich dann auch den großen Wunsch, bei ihr in der 9. Klasse meine Facharbeit in Physik zu schreiben, was dann letztendlich auch geklappt hat und wo ich gut abgeschnitten habe. Dadurch bin ich meiner Lehrerin auch noch ein kleines Stückchen näher gekommen (E-Mails bei Nachfragen und Konsultationstermine). Bei diesen Konsultationsterminen haben wir uns immer im Vorbereitungsraum getroffen und über den Zwischenstand meiner Facharbeit geredet. Bei einem der Termine habe ich sie dann zum Schluss auch gefragt, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass sie Lehrerin geworden ist und sie erzählte mir dann alles genau.
In der 10. Klasse waren wir dann sogar gemeinsam auf Klassenfahrt in Paris (also sie war als Klassenlehrerin meiner Parallelklasse mit). Wir fuhren dort mit 3 Klassen in 2 Bussen verteilt ca 10 Stunden hin und zurück. Das hieß, die Chance war 50/50 dass ich mit ihr im gleichem Bus landen würde und das passierte dann auch zum Glück. Ich saß auch schräg hinter ihr und habe sie somit auch oft beobachten können (aber nicht stalken!).Auf dieser Fahrt hatte ich auch Geburtstag und sie reichte mir damals die Hand und gratulierte mir, was ich sehr nett und schön fand.
Ich hatte noch viele weitere schöne Erlebnisse mit ihr in den 4 Jahren, über die ich auch ewig erzählen könnte, aber das würde hier zu lang werden ;). Jedenfalls habe ich dann in der 10. Klasse in Physik eine 1 erreicht und in Mathe eine 2, was ich damals niemals erwartet hätte. Und auch vor den Unterrichtsstunden habe ich mich in der Früh manchmal mit meiner Lehrerin alleine unterhalten und mit ihr halt auch schon einmal über meinen Berufswunsch geredet und sie hat mir dann auch gleich ein paar Tipps gegeben und ich denke, sie versteht mich ganz gut, auch wie ich ticke und meinen introvertierten Charakter. Vielleicht ist sie ja auch ein wenig so?
Letzte Woche ist auch etwas verrücktes passiert: ich bin nämlich mit meiner Freundin in's Freibad gegangen, was bei mir in der Nähe ist und wir haben uns auf der Wiese dort einen recht schattigen Platz gesucht, da es recht heiß war. Wir breiteten unsere Handtücher aus und ich schaue mich kurz um und sehe auf einmal meine Lehrerin ca 3m neben uns sitzen und sie hat gerade ein Buch gelesen. Ich habe mich innerlich so gefreut sie zu sehen, auch, weil ich damit absolut nicht gerechnet habe (da meine Lehrerin etwas weiter weg von dem Freibad wohnt). Am liebsten wäre ich gleich zu ihr hingegangen und hätte mich mit ihr unterhalten, was ich aber nicht getan habe, da ich sie nicht stören wollte und mir dachte, dass sie bestimmt auch ihre Privatsphäre haben möchte. Nach ein paar Stunden scheint meine Lehrerin mich dann auch bemerkt zu haben mit meiner Freundin. Sie schaute mir tief in die Augen, lächelte mich an und winkte, was ich daraufhin auch gleich tat. Dann packte sie wenig später ihre Sachen zusammen, weil sie sich wieder auf den Heimweg machte. Das krasse war, wo sie gegangen ist, ging sie noch kurz an mir und meiner Freundin vorbei, hielt kurz an und sagte zu mir lächelnd: wir sehen uns!, was mich sehr gefreut hat. Wir winkten uns dann noch ( antworten konnte ich nicht, da ich gerade ein Eis gegessen habe ;) ).
Zu dem Thema mit dem verliebt sein: Ich denke, dass wenn ich mich in ihren Charakter und ihr Lachen leicht verliebt haben könnte, aber definitiv nicht in ihren Körper (also Liebe in dem Sinne) und wie ich schon davor geschrieben habe, dass ich sehr stark für sie schwärme.
Ich danke Ihnen auf jeden Fall nochmals, dass Sie sich die Zeit genommen haben, sich meinen langen Text durchzulesen. Hätten sie vielleicht noch ein paar Tipps, was ich in Zukunft noch machen könnte, um meine Lehrerin etwas öfter zu sehen, aber sie auch nicht zu belästigen? Oder wie ich allgemein noch mit der Situation etwas besser umgehen kann?

Christina B. Anwort von Christina B.

Hallo liebe Anonyme!
So wie du jetzt deine Beziehung zu deiner Mutter erzählt hast, habe ich das Gefühl bekommen, dass ich mit meiner Vermutung "Lehrerin als Mutterersatz" wahrscheinlich gar nicht so daneben gelegen habe. Du hast geschrieben, du willst dich ein bisschen von ihr abwenden, weil du ihren Charakter nicht so gern magst. In deinem Alter ist es ganz normal, sich von den Eltern abwenden zu wollen und ein bisschen sein eigenes Ding machen zu wollen. Du bist fünfzehn Jahre alt und steckst somit mitten in der Pubertät. Da findet man die eigenen Eltern meistens uncool und oftmals hat man irgendetwas gegen bestimmte Charakterzüge von ihnen - also wollte ich dir nur sagen, dass du dich deswegen nicht komisch fühlen musst. Es ist normal und gut so (: Du entwickelst deine eigene Identität und dazu gehört das Schritt für Schritt Ablösen von den Eltern. Eltern können einen auch oft in diesen Phasen nicht so gut verstehen, weil es schon so lange zurück liegt, dass sie selbst in dieser Phase gesteckt haben. Viele Jugendliche suchen sich dann Idole und Vorbilder von außen, oft Rockstars oder Schauspieler, aber viele nehmen sich auch Vorbilder aus dem realen Leben, so wie du mit deiner Lehrerin.

Sie war dir ja offenbar immer schon ein großes Vorbild und du hast durch sie, wie du erzählt hast, gelernt, dass es möglich ist, sich mit Unterrichtsgegenständen bzw jetzt im weiteren Sinne mit Dingen im Leben, die einem keinen Spaß machen, anzufreunden und hast erkannt, dass auch Mathematik und Physik interessant sein können. Das kannst du deiner Lehrerin nur hoch anrechnen, denn durch sie hast du gelernt, dass man nicht vor den Dingen, die man nicht so gut kann, zurückschrecken muss, sondern dass es möglich ist, sie zu erlernen. Das ist dir hierbei sehr gut gelungen und das kannst du dir fürs Leben mitnehmen (:

Die vielen schönen Erlebnisse, von denen du mir berichtet hast, kannst du dir auf jeden Fall in deinem Herzen bewahren. Auch das mit dem Freibad klingt für mich sehr entspannt und nett - deine Lehrerin scheint eine sehr nette, freundliche, aufmerksame und liebevolle Person zu sein und ich glaube, dass sie dich auch gern mag. Es ist schön, ein Vorbild zu haben und es ist gut, wenn du dir dessen bewusst bist, dass du zu ihr aufschauen kannst. Du hast geschrieben, du denkst, du könntest dich in ihren Charakter und ihr Lächeln verliebt haben, nicht aber in ihren Körper. Das ist okay und ich kann dir sagen, eine solche Schwärmerei oder Verliebtheit geht vorbei (: Am besten ist es, wenn du dich nicht zu sehr hineinsteigerst. Wenn du sie am Gang triffst oder Unterricht mit ihr hast, dann genieße das, aber versuche, nicht die ganze Zeit über sie nachzudenken bzw ihr ständig "nachzulaufen" und jede freie Sekunde damit zu verbringen, zu planen, wo und wie du sie als nächstes treffen und ansprechen kannst. Wenn du sie im Unterricht oder am Gang siehst und es kribbelt im Bauch, dann sind das nur gewöhnliche Schmetterlinge. Lass sie zu, aber halte sie in Schach - denn eine romantische Beziehung zwischen dir und deiner Lehrerin kann und wird es auch niemals geben. Wenn du dir dessen bewusst bist und das kribbelnde Gefühl dazwischen einfach genießt, dein Leben aber dadurch nicht aufschiebst, so ist das gar kein Problem (: Mein Tipp: Vielleicht machst du wieder mal ein bisschen mehr mit Freundinnen oder der Familie, wenn du sie nicht aus deinem Kopf kriegst.

Ich bin mir sicher, dass du mit der Situation bereits gut umgehst und jetzt hast du ja wieder ein paar Tipps (: Wenn es noch etwas anderes mal geben sollte, wo du Hilfe brauchst, weißt du, wie du mich kontaktieren kannst (: Ich hoffe, ich konnte dir auch diesmal ein bisschen weiterhelfen. Ach und noch etwas: Du kannst mich in Zukunft natürlich gerne per Du ansprechen (:
Alles Liebe und herzliche Grüße schickt dir,
Deine Christina B.