Problem von Anonym - 19 Jahre

Freund bei der Bundeswehr

Hallo liebes Team,
Seit etwas über einem Jahr bin ich mit meinem Freund zusammen. Vorgeschichte: Wir haben uns über die Arbeit kennen gelernt und privat Kontakt aufgenommen. Er hatte großes Interesse an mir und wollte mich daten. Ich habe mich durch die Arbeit schon sehr in ihn verliebt. Allerdings lief der Kontakt sehr holprig, da er mich damals 3 mal mit einem anderen Mädchen "verarscht" hat. Er hat mir deutlich gemacht, dass er mit mir eine Beziehung eingehen möchte, jedoch gab es drei Anläufe bis es dazu kam. Das er mich anfangs belogen und verarscht hat, hat mich so sehr verletzt dass ich auch noch heute Schwierigkeiten haben ihn zu vertrauen.
Unsere Beziehung hatte dennoch einen guten Start. Allerdings musste er schon nach zwei Monaten zur Bundeswehr, seit dem sehen wir uns nur noch am Wochenende. Die Bundeswehr schränkt unsere Beziehung sehr ein. Nicht nur dass wir uns selten sehen, sondern dass unsere Beziehung nicht normal abläuft. Wir streiten uns ständig deswegen, da es viele Punkte gibt die mich verletzen und ich an der Beziehung zweifle.

Punkt 1. Kommunikation: Unsere Beziehung läuft eigentlich nur über Whatsapp. Richtige Gespräche führen wir nur noch selten, da er die meiste Zeit von der Bundeswehr und sich erzählt. Über mich wird selten geredet, auch wenn ich Impulse gebe habe ich das Gefühl dass er kein Interesse an meinem Leben hat. Das schreiben wird eintönig und mir vergeht die Lust. Vor dem Bund war dies nicht so, er hat Initiative gezeigt, wir haben tiefgründig und über Gott und die Welt geredet. Heute ist er online und schreibt mir nicht mehr so oft, obwohl er Zeit dafür hat. Ich habe ihn das schon mehrmal gesagt, was jedes mal in einem großen Streit endete. Dieser Punkt ist bis heute noch so wie vorher.

Punkt 2. Zeit: wir haben seit Anfang unserer Beziehung kaum Zeit miteinander verbringen können. Wir kennen uns daher nur so wie wir teilweise sind, wir wissen nicht wie wir miteinander auskommen, wenn wir mal mehr als nur 2 Tage aufeinander hängen. Mich macht es traurig dass ich so oft alleine bin und dass er meinen Alltag nicht miterlebt und ich nicht seinen. Dazu kommt noch dass er ständig etwas mit seinen Freunden machen will. Was ich toleriere, mich aber auch traurig macht wenn er sagt dass er alleine sein will oder wir zusammen mit seinen Freunden etwas machen. Zum einen macht es mich traurig, da ich die wenige Zeit mit ihm nicht alleine verbringen kann. Zum anderen da er nicht mal mit meinen Freunden etwas machen möchte.

Punkt 3. Vertrauen: ich habe mittlerweile kein Vertrauen mehr in ihm. Durch die Vorgeschichte war mein Vertrauen eh nie zu 100% da. Dazu kommt: er hat mich oftmals angelogen, ich habe herausgefunden dass er hinter meinem Rücken kifft, er verspricht mir etwas kann sein Wort nicht halten, ich habe gesehen dass er andere Mädchen anschreibt die sich nackt im Interent präsentieren. Seit dem letzten Vorfall mit dem Mädchen aus dem Internet, habe ich ständig Angst dass er mich betrügt. Durch die Vorgeschichte ist es schon schwierig zu glauben dass ich die einzige bin die er möchte und durch den Vorfall würde es schlimmer. Ich sehe oftmals wie er mir Chats auf Whatsapp vorenthält, dass er heimlich nachts schreibt etc. Mich macht das echt stutzig aber Er reagiert auf meine Vorwürfe nur gereizt oder belustigt und ironisch. Ich kann in der letzten Zeit nicht ruhig schlafen, selbst wenn ich bei ihm bin und es keine Anzeichen gibt habe ich Angst. Wenn er mit seinen Dads Freunden alleine draußen ist, denke ich immer direkt dass sie Gras rauchen oder er sich mit anderen Mädchen trifft. Es gab viele Kleigkeiten in denen er gelogen hat, ich bin verletzt deswegen und kann ihm kein Wort mehr glauben. Dadurch dass er nur am Wochenende da ist, habe ich umso mehr Angst dass er in der Kaserne "scheiße" macht.

Ich habe über alles mit ihm bisher geredet. Manche Themen auch mehrmals. Wir haben uns nach den Streitereien immer zusammen gesetzt und geredet über unsere Gedanken und Gefühle. Aber unsere Beziehung ist immer wieder in ein Loch gefallen. Er bemüht sich nicht die Beziehung aufrecht zu halten und möchte auch nicht mehr mit mir über diese ganzen Probleme reden, da er "kein Bock" mehr hat.
Ich weiß nicht wie ich mir helfen soll. Wir haben viele schöne Dinge erlebt und fühlen uns wie Seelenverwandte, wir sind auf einer Wellenlänge. Ich liebe ihn so sehr, dass ich ihn nicht verlieren möchte. Aber diese ganzen Probleme durch die Bundeswehr und dass ich kein Vertrauen habe, machen mich so traurig dass ich es nicht mehr aushalte. Jeden Sonntag sich von ihm zu verabschieden bringt mich in leichte Depressionen die tagelang anhalten. Ich versuche ihn zu kontrollieren um Sicherheit und Vertrauen zu bekommen (was nicht wirklich funktioniert), ich habe Zweifel dass er mir treu ist, ich denke jedes mal dass er mich anlügt. Ich Weine sehr oft deswegen und habe Liebeskummer. Ich esse deswegen nur noch wenig und kann kaum schlafen, weil ich keinen Ausweg finde. Ich bin sehr unglücklich, da ich auch weiß dass es mit der Bundeswehr so bleibt und wir ohne wenn und aber eine Fernbeziehung führen müssen. Ich möchte nicht mehr, dass unsere Beziehung so eingeschränkt ist und mache ihn oft Vorwürfe dass wir uns nicht so oft sehen, da ich viel Kontakt zu ihm brauche. Ich sehne mich sehr nach ihm. Aber gleichzeitg muss ich Abstand halten eben weil ich so misstrauisch bin.
Ich kann nicht mehr mit ihm darüber reden und in meinem Umfeld gibt es niemand der sich in mich hineinanversetzten kann da jemand so eine Situation nicht erlebt.
Ich möchte einerseits nicht Schluss machen, aber andererseits bin ich unglücklich.

Christina B. Anwort von Christina B.

Hallo liebe Anonyme!
Danke, dass du dich mit deinen Sorgen und Problemen an uns gewandt hast. Ich kann gut verstehen, dass das eine sehr schwierige Situation für dich sein muss. Einerseits liebst du deinen Freund sehr und willst ihn nicht verlassen, andererseits hat er dir bereits schon sehr oft weh getan und du weißt nicht, was du tun sollst. Liebeskummer ist nie einfach und gerade in deinem Fall kann ich gut verstehen, dass dich das alles besonders belastet und mitnimmt. Ihr hattet offenbar schon einen recht holprigen Start, nachdem du erzählt hast, dass er dich zuerst 3 Mal verarscht hat. Es ist vollkommen klar, dass du ihm nicht so recht vertrauen kannst, wenn er dich eigentlich von Anfang an schon belogen hat. Dennoch habt ihr es irgendwie geschafft, eine Beziehung miteinander zu führen - doch schon bald wurde daraus eine Wochenend bzw Fernbeziehung. Eine solche Beziehung kann ihre Vorteile haben, aber meistens hat sie eher Nachteile. Ich würde jetzt einfach auf die Punkte eingehen, die du beschrieben hast.

1. Kommunikation: Ich kann mir vorstellen, dass es sehr kompliziert ist, eine Beziehung hauptsächlich über Whatsapp und Telefon zu führen. Ich weiß da, wovon ich spreche, da ich selbst mal eine Fernbeziehung geführt habe. Wenn das Ganze jedoch so eintönig abläuft und immer nur er von sich erzählt und kaum Interesse an dir und deinem Leben zeigt, ist das sehr verletzend. Gerade in einer Fernbeziehung ist die Kommunikation das Um und Auf und wenn ihr euch schon lange Zeit nicht sehen könnt, ist es wichtig, dass ihr telefonisch oder über Skype den Kontakt aufrecht erhaltet - und da wäre es auch gut, sich nicht nur über den Tag auszutauschen, sondern auch allgemein Gespräche zu führen, wie man sie zu Hause auch führen würde (z.B.: über Gott und die Welt, so wie du beschrieben hast). Ich finde es sehr schade, dass ihr euch deswegen immer streitet und er das nicht verstehen will. Ich verstehe vollkommen, dass es dich verletzt, wenn er kein Interesse zeigt, denn du bist ja immerhin seine Freundin.

2. Zeit: Ja, Zeit ist in einer Fernbeziehung immer ein großes Problem. Ihr habt offenbar zwei bis drei Tage in der Woche miteinander, und offenbar will er an diesen Tagen dann auch viel mit Freunden unternehmen. Das kann ich gut verstehen und du willst ja bestimmt auch Zeit mit Freunden verbringen, aber es sollte dennoch recht ausgeglichen sein und gerade wenn ihr euch so selten seht, sollte die Priorität schon bei der Beziehung liegen und nicht zu 100 Prozent bei den Freunden. Ich habe es jetzt auch so verstanden, dass ihr dann gemeinsam was mit seinen Freunden unternehmt, aber nicht mit deinen. Das ist auch nicht fair - denn wenn schon Zeit mit Freunden, dann dürfen ja auch deine nicht zu kurz kommen. Das finde ich schon ziemlich egoistisch von deinem Freund.

3. Vertrauen: Nach den Vorfällen mit den Mädchen und dem Kiffen, die du erzählt hast, und der Vorgeschichte die dazu kommt, ist es, finde ich, vollkommen logisch, dass du ihm nicht wirklich vertrauen kannst und Angst hast, dass er dich betrügt. Auch, dass er deine Gefühle diesbezüglich nicht ernst nimmt, runter spielt, sich darüber lustig macht, oder gereizt reagiert, ist finde ich genau das falsche. Das Problem ist, dass du nicht seine Mutter bist und ihm nicht vorschreiben kannst, was er zu tun und zu lassen hat (z.B.: Alkohol trinken, Gras rauchen usw. - "Scheiße bauen, wie du es genannt hast") - aber du kannst sehr wohl ihm mitteilen, dass du gewisse Dinge in einer Beziehung nicht tolerieren kannst (Untreue, Gras rauchen). Jedoch, wenn er es trotzdem tut, musst du dir überlegen, welche Konsequenzen du dann ziehen willst und mit welchen Dingen du leben kannst oder eben nicht.

Es scheint irgendwie nicht viel zu bringen, mit ihm darüber zu sprechen, habe ich das Gefühl - da du erzählst, dass du immer wieder mit ihm schon über alles gesprochen hast, und er aber kein Interesse zeigt, die Beziehung aufrecht zu erhalten. Keine Bemühungen seinerseits, keine lieben Worte, keine Veränderung, er habe keinen Bock mehr - in Wirklichkeit, muss ich dir sagen, behandelt er dich ganz mies. Das hast du nicht verdient. Du hast geschrieben, du kannst kaum schlafen und essen, es hat dich also sogar schon körperlich und psychosomatisch erreicht. Ich kann zwar sehr gut verstehen, dass du ihn trotzdem liebst, und dir wünschen würdest, es wäre alles wunderschön, ihr müsstet keine Fernbeziehung führen und er würde dich gut behandeln, du könntest ihm vertrauen usw. Aber leider sieht es in der Realität nun mal anders aus. Und du hast selbst geschrieben, dass du schon so unglücklich bist. Liebe reicht manchmal eben nicht aus, um eine gut funktionierende Beziehung zu führen und obendrein gehören immer zwei dazu, dass es funktioniert. Was hat es für einen Sinn, wenn du so unglücklich bist? Ich glaube, es könnte dir helfen, mal eine Pro und Kontra Liste zu schreiben. Pro - was ist noch gut an eurer Beziehung? Was tut er dir noch gutes? Welche schönen Seiten gibt es? Und dann Kontra - was stört dich alles? Was macht dich alles unglücklich? Was passt nicht? Was tut er dir schlechtes? Ich befürchte, dass die Kontra Liste überwiegen wird - so wie du alles beschrieben hast. Er kümmert sich nicht um dich, interessiert sich nicht für dich, ist egoistisch, will immer nur was mit seinen Freunden machen, bemüht sich nicht, nimmt dich nicht ernst, ignoriert deine Wünsche und Bitten, er soll nicht kiffen, schreibt mit anderen Mädls, ist vielleicht sogar untreu, du kannst ihm nicht vertrauen,...
Du hast jemanden verdient, der dich liebt, der dir das zeigt, sich um dich kümmert, sich für dich interessiert, jemanden, wo Geben und Nehmen ausgeglichen ist. Bei euch gibst nur du und er nimmt. Aber du bekommst nichts dafür. Meine Worte mögen jetzt vielleicht sehr hart sein und ich könnte es gut verstehen, wenn du böse auf mich bist oder meine Worte Wut in dir auslösen.

Ich habe jedoch selbst schon mal eine so toxische Beziehung erlebt - ich habe immer gegeben und gegeben und nie etwas dafür zurückbekommen. Das hat mich so unglücklich gemacht, und ich habe sehr lange darunter gelitten. Aber letztendlich habe ich begriffen, dass es nichts bringt, eine Beziehung weiterzuführen, wenn man damit so unglücklich ist, auch wenn man den anderen noch so sehr liebt. Die Liebe reicht eben nicht immer aus.
Ich bin der festen Überzeugung, dass du jemanden finden kannst, der dich gut behandelt, so wie du es verdient hast! Es ist jedoch nur allein deine Entscheidung, ob du bei deinem Freund bleiben willst oder nicht. Viele Leute haben Angst vorm Alleine sein und können sich deshalb nicht von ihrem Partner trennen, auch wenn der sie ganz schlecht behandelt. Ist das bei dir auch so? Wenn ja, dann kannst du mich gerne erneut kontaktieren und ich werde versuchen, dir da weiterzuhelfen (: Richte dazu deinen Text am Anfang "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen.

Ich hoffe jedoch, dass ich dir auch jetzt schon ein bisschen weiterhelfen konnte.
Ich glaube, dass du die für dich richtige Entscheidung treffen kannst, denn du wirkst auf mich wie ein sehr reifes, bewusstes und bedachtes Mädchen, das sich überlegt, was es tut und wie es handelt und dahinter steckt eine starke Persönlichkeit (:
Ich wünsche dir alles Liebe und viel Glück und Kraft für deine weiteren Schritte.
Herzliche Grüße,
Christina B.