Problem von Anonym - 30 Jahre

Trennung von einem cholerischen "Partner" schaffen

Hallo.

Die Beziehung mit meinem Partner ist für mich nicht mehr auszuhalten. Es ist mittlerweile (Situation hat angefangen vor einem Jahr) das volle Programm: Beleidigungen, Selbstmitleid, Vorwürfe, theatralische Selbstgespräche, leere Versprechen, Degradierungen, Überheblichkeit und kein Eingehen auf mein Empfinden / Bedürfnisse, außer wenn mit "Lapalie". Ich bleibe wirklich so weit es geht ruhig und sachlich, in meinem Empfinden. Und wenn er mit seinem Verhalten seine Zwecke nicht erreicht und das übelste Programm durchgezogen hat, tut er kurze Zeit so, als wäre nichts gewesen und redet von unseren weiteren Vorhaben, die vor allem seine sind. Das hört erst dann auf, wenn ich entweder nachgebe oder eine Konsequenz heranziehe.
Die einzige Konsequenz, die ich jetzt noch heranziehen kann, ist die Trennung. Er wird dann vermutlich alles versuchen, um mich aufzuhalten. Ich fürchte mich aber mehr vor der vermeintlich fürsorglichen Variante. Denn ich bin leicht mit geringster Zuwendung weich zu kriegen und bin es auch schon hier und da etwas geworden. Vor allen Dingen denke ich immer wieder zu schnell, dass ja vielleicht doch alles gar nicht so schlimm sei und ich nochmal über meinen Schatten springen sollte, nachsichtiger mit ihm sein sollte. Doch sobald sein nächster Ärger kommt, weiß ich wieder, dass es sich immer wieder im Kreis dreht.
Immer, wenn etwas nicht so läuft, wie er will, meckert er und wenn da nur zwei Sachen gleichzeitig passieren (etwas fällt ihm herunter, während er dran mit einer Haushaltstätigkeit (wir haben alles gerecht aufgeteilt), flippt er wie ein Choleriker aus in Selbstmitleid und Vorwürfen, dass er ja alles mache und nur mit Füßen getreten werde. Und dann soll ich immer dies und das machen, damit er in Ruhe seiner Tätigkeit nachgehen kann und dass ich meine Entspannungszeit in Anspruch nehme ist dann immer egoistisch. Ich fühle mich in unserer Beziehung nicht nur nicht ernst genommen, sondern auch nicht wahrgenommen, es sei denn, er hat was zu meckern. Und halt in den Anteilen, in denen wir uns einig sind. Doch er sieht mich nicht wirklich, er weiß auch nichts wirklich über mich. Ich habe mir das lange Zeit beschönigt. Doch es ist wohl leider so. Anders kann ich es mir nicht erklären, meinetwegen reicht dann vielleicht auch mein Verstand einfach nicht aus.

Wir haben ein gemeinsames Kleinkind. Ich frage mich gerade hin und her, was für es besser wäre: Eltern beieinander, wo der Vater ständig schreit und dabei Sachen laut herumwirft, auf meine Bitten gegenüber dem Kind nicht zu schreien nicht darauf reagiert, ich dem Kind aber erkläre, dass das nichts mit ihm (Kind) zu tun hat? Vermutlich wird das aber nicht lange gut gehen und die Wahrscheinlichkeit liegt dann nahe, dass er sich trennt, richtig? Mir ist auch überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken, dass unser Kind ständig diese Chloerik miterlebt, unter der es auch schreit.

Oder dass ich mit dem Kind wegziehe und es dann zwischen den Stühlen lebt. Ich weiß auch noch nicht genau wohin. Lebe noch nicht lange hier. Ich habe ein paar nette Kontakte aufgebaut für die Freizeit. Dann habe ich in zwei 300 km entfernten Orten, zwei Heimaten, von der eine hat, was die andere nicht hat.

Meine Eltern ignorieren meine Not, meine beste Freundin weiß keinen Rat, seine Cousine meint, wir sollten zusammenhalten, eine psychologische Online-Beratungsstelle rät zu Kommunikationstrainings und als ich denen mitteile, dass er nichts davon mit macht und auch keine Paartherapie möchte, gab mir die Person ein paar Tipps und meinte, dass ich mir auch vor Ort Unterstützung suchen könnte vielleicht besser. Die Schwägerin hätte ich noch als Anlaufstelle, sie arbeitet auch in einem sozialen Beruf und hat immer ein offenes Ohr. An sie hatte ich mich auch schon gewandt, dann sagte ich, dass alles scheinbar wieder gut sei und jetzt käme ich wieder hin und würde wieder sagen, dass ich doch wegwill. Da kann mich glaub ich nur ein geschulter Psychologe ernst nehmen.

Ich habe in einem Heimatort eine psychologische Psychotherapeutin (ist gerade für länger im Urlaub), bei der ich mal war und zu der ich auch noch mal könnte und würde, denn sie war top. Allerdings habe ich dort keine kostenlose Unterkunftmöglichkeit, außer ggf. bei meiner Firma, für die ich derzeit noch von zu Hause aus arbeite. Und im anderen Heimatort stellt mir meine beste Freundin ihre Wohnung bereit.

Doch kann ich einfach so das Kind nehmen und weggehen? Bin ich nicht sogar bescheuert, wenn ich es nicht tue? Ich habe schon so viel nachgedacht und komme immer wieder zu dem Punkt, dass das mit uns nichts bringt. Mein Partner ist sich so sicher mit allem, was er tut, denkt und sagt, unbeirrbar richtig zu liegen. Dass ich empfinde, dass wir nicht zusammen passen, ignoriert er. Sagt nur, dass ich es ja scheinbar unbedingt will, dass wir uns trennen. Und dann wirft er manchmal auch mit so hässlichen Sätzen herum, dass wenn ich gehe, eben eine neue kommt, die dann auch das mag, was er mag. Dass ich ersetzbar bin und ich machen soll, wie ich meine. Danach versucht er wieder eine Bindung herzustellen.
Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig mit mir und mit ihm. Ich habe bereits meine dadurch entstandenen Schlafstörungen besiegt, meine dadurch wiedergekehrte Neurodermitis, schwächt immer mal wieder ab, ich habe den Reizdarm bereits überwunden und es endlich geschafft im anderen Zimmer schlafen zu bleiben. Zudem schreie ich nicht mehr zurück und gehe auf das meiste gar nicht mehr ein, außer mir fällt was gutes, sachliches im ruhigen Moment ein. Und ich habe mich gegen seine Mutter durchgesetzt, die uns sogar fast gemeinsam aus dem Haus vertrieben hätte. Ich stehe für meine Rechte ein und lasse mich nicht unterkriegen. Habe die Trennungsgedanken bereits zwei Mal ausgesprochen. Gerade habe ich damit zu kämpfen, meiner Home-Office-Arbeit nachzukommen, denn auch dafür erhalte ich keine Ruhe.

Kann man denn damit leben lernen, dass man ständig so behandelt wird, ohne daran zu zerbrechen und wenn ja wie am besten? Oder trennen sich diese Menschen dann sowieso bald, wenn man aus welchem Grund auch immer nicht mehr mitspielt? Ich bin ziemlich heimatlos, dann muss ich meinem Baby wenigstens nicht noch die Heimat nehmen. Aber diesem Menschen werde ich vermutlich nie etwas recht machen können, wenn ich mcih selbst nicht fast komplett aufgebe. Mein Ego sei mal dahin gestellt, was ist das beste für unser Baby? Mir geht es vor allem gut, wenn es dem Baby gut geht. Ich denke, ich kann so einiges verarbeiten. Aber es ist schon grenzwertig. Ich schwanke immer zwischen "Wir müssen hier weg" und "Ich sollte es nicht so dramatisch sehen." Dabei habe ich manchmal das Gefühl verrückt zu werden und weiß gleichzeitig, dass ich das nicht denken darf.

LG

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Anonyme!
Danke, dass du dich mit deinen Sorgen und Problemen an uns gewandt hast. Dein Text hat mich sehr bewegt. Du hast bisher mit deinem Mann wirklich viel durchmachen müssen, wovon einiges unvorstellbar ist. Beim lesen habe ich den Eindruck bekommen, dass du momentan sehr viel mitmachst, viel Wut, Trauer und Angst in dir trägst, was in deiner Situation völlig verständlich ist. Aber vor allem habe ich den Eindruck bekommen, dass du eine sehr starke, unabhängige, selbstbewusste und kluge Frau bist und bisher immer wieder neue Wege gefunden hast, Probleme zu bewältigen. Da erkennt man, dass du nicht einfach den Kopf in den Sand steckst, sondern aktiv versuchst, etwas dagegen zu unternehmen und das sind großartige Eigenschaften, die man vor allem fürs Leben immer wieder braucht. Außerdem bist du eine sehr liebevolle und aufopfernde Mutter, da du immer wieder betont hast, dass du nur das Beste für dein Kind willst. Ich ziehe meinen Hut vor dir, dass du in dieser Situation noch kühlen Kopf bewahren kannst!

Deine Probleme mit deinem Mann scheinen sich schon lange hinzuziehen. Die cholerische Seite von ihm macht dir sehr zu schaffen und eigentlich hat er dich bisher auch nicht wahrgenommen, kennt dich nicht wirklich, weiß nichts von dir. Eigentlich macht er dir nur Kummer. Jetzt hast du schon oft überlegt, ob du dich trennen sollst, bist aber unsicher, weil du nicht weißt, wo du dann wohnen kannst bzw ob es das beste für dein Kind ist, wenn es getrennte Eltern hat. Ich finde es wirklich bewundernswert und toll von dir, dass du dir da so viele Gedanken um das Wohlergehen deines Kindes machst. Du hast ein paar Mal geschrieben, dass es dir sehr schwer fallen würde, ihn endgültig zu verlassen, weil du glaubst, dass er dich mit lieben Worten wieder einwickeln würde und du dann nachgibst. Ich denke, in diesem Fall ist es gut, sich eine Art "Ressourcenpflaster" mental auf deinen Körper zu kleben, dass du gedanklich in der Situation abziehen kannst und das dir sagt "Ich kann das schaffen, denn ich bin stark genug und tue das richtige." Setze dir dazu vielleicht einen Anker - zum Beispiel einen schönen Stein, der dich symbolisch an diesen Satz erinnert oder du schreibst dir den Satz auf einen kleinen Zettel und klebst ihn an dein Nachtkästchen. Das kann auf jeden Fall helfen, dir in der Situation die nötige Kraft und Stärke gedanklich herzuholen.

Aber springen wir erstmal zurück zu deinem (so habe ich das Gefühl) noch wankendem Entschluss, ob du dich trennen sollst. So wie du geschrieben hast, habe ich das Gefühl bekommen, dass du dich womöglich schon lange von ihm trennen willst, aber es wegen des Kindes nicht getan hast. Womöglich macht sich bei dem Gedanken in dir auch die Angst vorm Allein sein breit. Du hast ja auch geschrieben, dass du überlegst, ob es besser für das Kind ist, die Streitigkeiten mitzubekommen oder zwischen zwei Stühlen aufzuwachsen. In der heutigen Zeit ist eine Trennung/Scheidung der Eltern nichts ungewöhnliches mehr und doch geht es vielen Müttern/Vätern so wie dir und sie zweifeln daran, ob es gut ist, das Kind dieser Situation auszusetzen. Trennung oder Scheidung bedeuten aber in vielen Fällen für Kinder eine Erlösung - weil sie eben die Streitigkeiten nicht mehr mit anhören, mit ansehen müssen. Das ist für Kinder viel traumatisierender als eine Trennung oder Scheidung. Ich weiß da insofern, wovon ich spreche, da ich selbst Kindergartenpädagogin, Erziehungsberaterin und psychosoziale Beraterin bin. In diesem Zusammenhang würde mich auch interessieren, wie alt dein Kind ist? Es hat sich so angehört, als wäre es noch ein Baby/Kleinkind (1 bis 1,5 Jahre alt)? In diesem Alter ist es für Kinder ganz besonders wichtig, in einer liebevollen, behüteten und geregelten Umgebung aufzuwachsen, es ist eher schädigend, wenn ständig gestritten, mit Sachen geworfen etc. wird, so wie du es beschrieben hast. Natürlich musst du für dich selbst entscheiden, wie du jetzt weiter vorgehen willst, ich kann dir nur meine Empfehlungen geben. Aber ich denke persönlich, dass es nicht viel Sinn hat, weiterhin zu versuchen, die Beziehung zu deinem Mann zu kippen, da er anscheinend bei nichts mitmachen will (Paartherapie, Kommunikationskurse etc). Wenn nur einer von beiden Seiten bereit ist, etwas an der Situation zu verändern, dann bringt das leider nichts. Es gehören immer zwei dazu. Du tust dir selbst ja auch nichts gutes, wenn du weiterhin bei ihm bleibst, denn so wie du geschrieben hast, habe ich den Eindruck bekommen, dass du unter alldem schon sehr leidest und schon viele Versuche gestartet hast, ihn zu einer Verbesserung zu bewegen. Doch bisher hat nichts geholfen. Menschen, die sich nicht ändern wollen, die ändern sich auch nicht. Ganz egal, wie sehr man sie dazu zu bewegen versucht. Ich würde dir demnach definitiv zu einer Trennung von deinem Partner raten.

Wie aber würdest du vorgehen? Prinzipiell habe ich den Eindruck bekommen, dass du ein Mensch bist, der nicht überstürzt handelt, sondern im Vorfeld plant, wie er Dinge angeht. Das kommt dir gerade in dieser Situation sehr gelegen. Wenn du dich trennen willst, solltest du vorher auf jeden Fall die Konsequenzen bedenken und dir genau überlegen, wie du es angehen möchtest. Da tun sich bei mir schon mal Fragen auf: Bist du mit deinem Mann verheiratet oder nicht? Wenn ihr beide verheiratet seid, so habt ihr automatisch bei einer Trennung/Scheidung das gemeinsame Sorgerecht für euer Kind. Wenn ihr beide nicht verheiratet seid, so hast du das alleinige Sorgerecht für dein Kind, es sei denn, dein Mann beantragt dieses und das Gericht entscheidet für gemeinsames Sorgerecht. Doch prinzipiell trägst du das alleinige Sorgerecht, wenn ihr beide nicht verheiratet seid. Das wäre mal wichtig abzuklären, wie es da rechtlich für dich aussieht. Diesbezüglich habe ich dir einen Link rauskopiert, wo du rechtliche Beratung bekommst: https://www.rechtsanwalt.com/kostenlose-rechtsberatung/ - falls du hier nichts finden solltest, kannst du dich selbst mal durchgoogeln, es gibt auf jeden Fall auch schon kostenlose Rechtsberatungen, auf manchen Websites zu bestimmten Zeiten anzurufen.

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du mit deinem Partner nicht verheiratet bist (es hat sich so angehört). Nun wäre es wichtig, abzuklären, wo du mit deinem Kind wohnen wollen würdest. Laut deinem Text hörte es sich so an, als hättest du zwei Heimatorte, von denen du im einen bei einer Firma wohnen könntest, für die momentan arbeitest und im anderen würde dir deine beste Freundin ihre Wohnung erstmal bereitstellen als Unterkunft. Das sind ja schon sehr konkrete und gut durchdachte Pläne und sehr günstige Möglichkeiten. In beiden Orten hättest du also eine vorläufige Unterkunft - das haben die wenigsten Frauen bei einer Trennung oder Scheidung. Da du ja auch noch nebenbei arbeitest, wäre es also auch kein Problem, dir dann im jeweiligen Ort eine Wohnung zu suchen, oder? Außerdem hast du in dem einen Heimatort auch deine Psychologin, die dir bisher anscheinend gut geholfen hat und wo ich dir auch dringend ans Herz legen würde, sie wieder aufzusuchen. Wäre ein Pluspunkt für diesen Ort. Ich würde dir diesbezüglich empfehlen, dir eine Pro und Kontra Liste für beide Orte zusammenzuschreiben und dich gut zu informieren, welche Anbindungen du im jeweiligen Ort hast (Wohnungen und Mietkosten, Jobs, Kindergärten, Schulen, öffentliches Verkehrssystem, Freizeitmöglichkeiten, Entfernung zum Vater, usw.). Dann kannst du dich sicher leichter für einen Ort entscheiden. Außerdem würde ich dir raten, wenn du dich entschieden hast, auch gleich nach einer Wohnung zu suchen, denn natürlich sind die ersten Übergangslösungen super günstig, doch ewig möchtest du nicht bei der Firma oder deiner Freundin wohnen und gerade bei einer Trennung benötigt man ein eigenes Zuhause, einen Rückzugsort, einen Ort, wo man sich wohl fühlt, eine eigene Bleibe.

Wenn du all diese organisatorischen Dinge erledigt bzw dich entschieden hast, dann würde ich dir raten, dich auf das Gespräch mit deinem Partner emotional und mental gut vorzubereiten. Überlege dir genau, was du sagen willst, schreib es dir vielleicht auf, spiel das Trennungsgespräch in Gedanken durch und nimm dir einen Anker, der dich festigt und dir dann in der Situation hilft, nicht schwach zu werden. Ich bin mir sicher, dass du das schaffen kannst, da du bisher alles andere auch so toll gemeistert hast. Wenn es dann zum Gespräch kommt, sorge dafür, dass es nicht noch Wochen dauert, bis du umziehen kannst. Am besten gleich innerhalb der nächsten Tage ausziehen. Je nachdem wie es jetzt mit deinem Mann aussieht (rechtsmäßig), besprecht auch, wie ihr das mit eurem Kind handhaben wollt. Glaubst du, dass er das gemeinsame Sorgerecht haben wollen würde? (Das läuft meist mit ein Wochenende bei Mama, eines bei Papa ab.) Wenn ihr verheiratet seid, musst du ohnehin vorher einen Anwalt engagieren, der dich diesbezüglich noch beraten kann. Wenn ihr nicht verheiratet seid, mach ihm klar, dass du rechtlich das alleinige Sorgerecht trägst und er die Möglichkeit hat, dieses zu beantragen. Würdest du es denn wollen, dass dein Kind Kontakt zu seinem Vater haben kann? Prinzipiell ist es nämlich schon besser für ein Kind, wenn es Mutter und Vater hat, auch wenn diese getrennt leben. Kinder können so etwas oft besser verstehen, als wir Erwachsene ihnen zutrauen. Gerade wenn dein Kind noch so jung ist, nimmst du ihm keine Heimat, so wie du geschrieben hast, du gibst ihm eine, wenn du wegziehst und dein Kind aus diesem zerrütteten Umfeld holst. Du hast auch geschrieben, dass es dir vor allem gut geht, wenn es deinem Baby gut geht. Und ich kann dir versichern, aus der Psychologie und durch meine Ausbildung weiß ich als Fachkraft, dass es deinem Baby umgekehrt auch vor allem dann gut geht, wenn es dir gut geht. Psychische Belastungen wie die, denen du ausgesetzt bist, haben eine erhebliche Wirkung auf Kinder - Kinder spüren es, wenn es ihren Eltern nicht gut geht und in den meisten Fällen suchen sie die Schuld bei sich (wenn sie älter sind natürlich, aber auch bei Babys prägt sich das unbewusst ein), weil sie ein egozentrisches Weltbild besitzen, und ihr Denken darauf ausgeprägt ist, dass sich alles um sie dreht und sie demnach die Schuld bei sich suchen. Die Kognition ist bei Kindern eben so ausgeprägt. Sie lernen erst mit der Zeit, dass nicht sie der Grund für das Verhalten der Umwelt sind. Du würdest deinem Baby also genau das Beste geben, wenn du das tust, was für dich gut und richtig ist, und das ist, dich von deinem Mann zu trennen.

Auf deine Frage, ob man damit leben lernen kann, dass man ständig so behandelt wird, ohne daran zu zerbrechen, antworte ich dir: Nein, das kann man nicht - und abgesehen davon ist das auch keine Lebensqualität. Im Leben geht es nicht darum, Dinge, Situationen oder Personen "auszuhalten", sondern es geht darum, sich selbst die Lebensqualität zu schaffen, in der man glücklich ist. Und wenn man merkt, dass man mit einer Situation oder Person unglücklich ist, dann ist es nicht das richtige, damit leben zu lernen, sondern sich von dieser Situation oder Person zu lösen und zu befreien - um wieder ein glückliches Leben führen zu können. Veränderung macht uns allen Angst und sie erfordert immer sehr viel Mut und Courage, doch wenn die Veränderung erstmal eingeschlagen hat, dann erkennen wir im Nachhinein oft, dass es viel besser war, ins kalte Wasser zu springen, als die Situation noch weiter zu ertragen und irgendwann daran zu zerbrechen. Du würdest deinem Kind nichts gutes tun, wenn du irgendwann mit Depressionen und Burnout aufstehst, weil du dachtest, du müsstest die Situation mit deinem Mann deinem Kind zuliebe ertragen.

Ich möchte dir mit deinen eigenen Worten nochmals vor Augen führen, wieviel Kraft dich das alles bereits gekostet hat und aber auch, wieviel du bereits durchgestanden und bewältigt hast:
"Ich habe bereits meine dadurch entstandenen Schlafstörungen besiegt, meine dadurch wiedergekehrte Neurodermitis, schwächt immer mal wieder ab, ich habe den Reizdarm bereits überwunden und es endlich geschafft im anderen Zimmer schlafen zu bleiben." - du hast schon körperliche psychosomatische Symptome entwickelt aufgrund deiner Situation und dennoch hast du sie alle besiegt und immer wieder überwunden! Damit will ich dir zeigen, was du bereits alles geschafft hast!! (:

"Zudem schreie ich nicht mehr zurück und gehe auf das meiste gar nicht mehr ein, außer mir fällt was gutes, sachliches im ruhigen Moment ein. Und ich habe mich gegen seine Mutter durchgesetzt, die uns sogar fast gemeinsam aus dem Haus vertrieben hätte. Ich stehe für meine Rechte ein und lasse mich nicht unterkriegen. Habe die Trennungsgedanken bereits zwei Mal ausgesprochen." - Das ist, so finde ich, super und genau das richtige, dass du nicht mehr auf seine Schreiereien eingehst und die Vorwürfe einfach an dir abprallen lässt, denn damit nimmst du ihm die Macht, die er über dich hatte. Und du hast dich durchgesetzt gegen seine Mutter, stehst für dein Rechte ein und bist stark und zeigst dich, wie du bist! Ich kann nur immer wieder betonen, wie beeindruckt ich von dir bin. Und auch, dass du, nachdem du das alles bewältigt hast, die darauffolgenden Schritte auch noch bewältigen wirst!

Ich komme nun zum Ende meines Textes. Ich hoffe sehr, dass ich dir mit meinen Überlegungen und Gedanken helfen konnte und dich ein wenig bestärken konnte (: Ich glaube, dass du das großartig meistern wirst! Wenn du mich noch etwas fragen möchtest, oder noch etwas berichten/erzählen möchtest, oder noch andere Sorgen hast, dann kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu deinen Text einfach am Anfang "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen. Ich wünsche dir alles Liebe und viel Glück und Kraft für deine weiteren Schritte!
Herzliche Grüße,
Christina B.