Problem von Anonym - 14 Jahre

Klassenlehrer von Selbstmordgedanken erzählen?

Ich mache sowas eigentlich nie, also solche Community Sachen, aber diesesmal brauche ich wirklich Ratschläge. Ich bin seit 3 Jahren in Therapie wegen einer Panikstörung und schweren Depressionen. Vor einem Jahr musste ich wegen meinem schlechten Zustand in eine Klinik eingewiesen werden. Ich hatte zu der Zeit schwere Suizid Gedanken und da habe ich es auch meinen Eltern erzählt, aber die haben alles andere als gut reagiert. Was sie zu mir gesagt haben war schrecklich, weswegen ich nicht mehr mit ihnen über meine Probleme rede. Wir haben einen neuen Klassenlehrer für die nächsten drei Jahre, und er ist sowas wie meine einzige Vertrauensperson geworden. Ich hatte ihn letztes Schuljahr als normalen Lehrer in Englisch, und da hatte er sich hier und da erkundigt wie es mir geht, mehr aber auch nicht. Jetzt wo er mein Klassenlehrer ist redet er ziemlich viel mit mir über meine Probleme. Er reagiert sehr verständnisvoll und total lieb, weswegen ich mich verstanden fühle. Ich weiß nur nicht, ob ich ihm sagen sollte, das ich Selbstmordgedanken habe. Er müsste das dann ja auch meinen Eltern erzählen, richtig? Ich weiß gar nicht wie meine Eltern darauf reagieren würden wenn sie das durch ihn erfahren..

Christina N. Anwort von Christina N.

Hallo!

Ich möchte mich zunächst für dein Vertrauen bedanken, da es nicht selbstverständlich ist, sich mit seinen Problemen fremden Personen anzuvertrauen. Ich finde es toll, dass du dir Hilfe gesucht hast, beziehungsweise dein Problem beschrieben hast, da es ganz besonders in deinem Fall wichtig ist, nicht alleine gelassen zu werden.

Wenn ich mir deine Geschichte durchlese, kommen bei mir einige Gedanken auf, die ich aus deinen Zeilen herausgelesen habe, welche Gefühle dich momentan plagen: Verzweiflung, Angst, Selbstzweifel, Hilflosigkeit, Auswegslosigkeit und so etwas wie ich weiß nicht, was mit mir los ist. Diese Gefühle müssen natürlich nicht stimmen, was ich damit sagen will, ist, ich kann dich nur zu gut verstehen, wie du dich gerade fühlst, antriebslos, alleine gelassen, traurig und unverstanden. An deiner Stelle wüsste ich gar nicht, ob ich es schaffen würde, beziehungsweise mich trauen würde, mich jemanden anzuvertrauen nach deinen Erzählungen, die du beschrieben hast. Daher finde ich es irrsinnig mutig und tapfer von dir, dennoch alle Ängste und Sorgen kurz beiseite zu schieben und dir alles von der Seele zu schreiben.....

Ich stelle es mir unglaublich schwierig vor, überhaupt aufzustehen und in die Schule zu gehen, da du dich in deiner Situation womöglich kaum konzentrieren kannst und wahrscheinlich hoffst, dass der Tag bald vorbei ist. Dies ist natürlich kein Zustand, der lange beziehungsweise überhaupt nicht andauernd sollte.

Du hast jedoch schon einen mutigen Schritt gewagt und zwar dich an uns zu wenden und das finde ich großartig, denn dies bedeutet, sich jemandem anzuvertrauen und dass schaffen leider nicht viele in deiner Situation, dennoch du hast es geschafft und das finde ich großartig, denn alleine aus dieser Situation zu kommen, ist oft nicht möglich.

Fragen, die sich natürlich jetzt bei mir auftun sind, ob denn vor 3 Jahren etwas bestimmtes passiert ist, das dich belastet oder traurig gemacht hat. Das ist in deinem Fall eine sehr lange Zeit und vor allem, wenn du, wie du beschrieben hast, kein Verständnis seitens deiner Eltern hast, stelle ich mir das sehr schwierig vor, denn das ist wirklich etwas, wo du nicht alleine sein solltest und vor allem das man sehr ernst nehmen sollte, wie du es schon beschrieben hast.
So wie du es geschildert hast, geht es dir gar nicht gut und dich belastet deine Situation sehr, was ich sehr gut verstehen kann, an deiner Stelle wüsste ich auch nicht mehr weiter.

Konntest du dich schon außer uns an jemanden anvertrauen? Freunde, Familie, Bekannte?
Möglicherweise könntest du versuchen, dich auch an eine Person, der du dich besonders nahe fühlst oder der du vertraust, ebenfalls dein Problem zu schildern. Oft tut es gut, nicht alleine gelassen zu werden mit seinen Problemen und mit jemandem darüber offen zu reden. Hierbei ist deine Idee mit deinem Lehrer zu sprechen, wirklich toll, denn wenn dieser eine Person ist, der du dich anvertraust, würde das doch gut passen. Ich denke, wenn er sehr interessiert ist und dich immer fragt wie es dir geht und du gut mit ihm über deine Probleme sprechen kannst, warum denn nicht, du kannst ihm doch genau erklären, dass du mit ihm etwas besprechen möchtest, wo du großes Vertrauen voraussetzt und sonst niemanden erzählen möchtest. Ich denke, dass er dafür Verständnis hat, denn er ist dahingehend auch geschult.
Womöglich gibt es auch an deiner Schule Vertrauenslehrer, an denen du dich wenden kannst, ich denke, dass du hierbei eventuell auch eine Möglichkeit bekommst, mit jemandem darüber zu sprechen, um deine Sorgen zu schildern oder eine Person, die dich in deiner Situation unterstützt und gemeinsam nach einer Lösung sucht.

Grundsätzlich müsste er deine Eltern informieren, hier hast du schon recht, jedoch könntest du es auch so machen, dass du beim Gespräch dabei bist und dein Lehrer dich dabei unterstützt, um deinen Eltern zu erklären, worum es wirklich geht und dass es dir gar nicht gut geht und du dir Unterstützung wünschen würdest. Du kannst ihnen hierbei auch erklären, dass du dir Unterstützung geholt hast, weil du vom damaligen Gespräch nicht wusstest, wie sie reagieren würden.

Ich kann dich nur zu gut verstehen, wenn es einem wie in deinem Fall ganz schlecht geht und man viele Sorgen hat und keinen Rückhalt oder Beistand der Eltern oder Familie spürt, dass man dann noch zusätzlich dazu neigt, keine Besserung zu verspüren. Möglicherweise hast du mal eine ruhige Minute, um ihnen deine Gefühle und Sorgen näher bringen zu können, damit sie dich auch verstehen können. Eventuell kannst du sie auch einmal zur Therapie mitnehmen, dass ihnen die Therapeutin eventuell auch die Sorgen näherbringen kann und sie dir zuhören können wie es dir dabei geht.

Es gibt auch die Möglichkeit, vielleicht hast du einmal Lust diese auszuprobieren, wenn es dir wieder sehr schlecht geht,stattdessen einfach spazieren zu gehen, deine Lieblingsmusik ganz laut aufzudrehen, tief durchzuatmen, schreibe deine Gefühle auf oder rufe deine Freunde an oder einen Therapeuten / Telefonseelsorge.

Wenn du bereits seit 3 Jahren beim selben Therapeuten bist und keine Besserung in Sicht war, würde ich eventuell auch versuchen, den Therapeuten zu wechseln.

Du darfst jedoch auf gar keinen Fall alleine bleiben mit deinen Problemen. Ich würde mir an deiner Stelle wirklich professionelle Beratung weiterhin bei Therapeuten holen. Die Menschen dort, sind für deine Probleme am besten ausgebildet und können dir bestmöglich helfen.

Ich hoffe für dich, dass sich alles bestmöglich und positiv für dich entwickelt und alles Gute für deine Zukunft!

Herzliche Grüße,
Christina