Problem von Christina - 36 Jahre

Verbotene Gefühle (2) Antwort SarahB

Liebe SarahB,
vielen Dank für Deine Antwort! Ich hatte zwischenzeitlich bei anderen Foren versucht mich auszutauschen, aber dort hatte man leider überhaupt kein Verständnis für mein Problem. Die Liebe zu einem katholischen Priester ist leider ein absolutes Tabu-Thema! Ich hatte Dir ja in meiner ersten Nachricht davon erzählt, dass ich leider abends zu Schlaftabletten greifen muss und leider sind diese tatsächlich verschreibungspflichtig! Zudem habe ich nun auch gemerkt, dass ich nun häufiger zum Alkohol greife. Zuvor habe ich Alkohol nie angerührt! Diese ganze Geschichte macht mir extrem zu schaffen! Es ist ja nicht so, das ich nie Liebeskummer hatte, aber dieses Mal ist es einfach anders - ich kann es rational und emotional nicht fassen / überwinden. Diese Liebe zu dem Priester hat mich aktuell auch in eine Glaubens-Krise gestürzt! Ich hadere mit der katholischen Kirche. Dieser Zölibat ist einfach nur grausam! Es gibt so extrem viele Pärchen, die ihre Liebe im geheimen Leben, immer vor der Angst aufzufliegen. Und dann gibt es sogar diese besagten "Priesterkinder" die verheimlicht werden (geschweige von den ganzen anderen Schlagzeilen ...). Es gibt keine Bibelstelle, die darauf hinweist, dass Jesus die Ehelosigkeit von seinen Jüngern verlangt hat. Er forderte, dass sie "sanftmütig" und "demütig" sein sollten "wie der Vater und ich", aber nirgendwo heißt es: "Verheiratet Euch nicht." Die Kirche wollte mit der Einführung des Zölibats wohl verhindern, das der Besitz des Priesters nicht an seine Nackommen übergeht sondern im Besitz der Kirche bleibt. Wenn ich nun über dies alles nachdenke, fällt es mir einfach verdammt schwer zu akzeptieren, dass meine Gefühle "falsch" sein sollen. Ich kann den Preister einfach nicht vergessen...weil er auch auf mich einen sehr traurigen Eindruck gemacht hat, als wäre sein Beruf eine untragbare Last. Ich kann mich noch an ein Gespräch mit ihm erinnern...er sagte mir, dass er eigentlich mal etwas ganz anderes studiert habe - aber er muss wohl während dieses Studiums von einer Ordensgemeinschaft "missioniert" worden sein. Er stammt aus Italien und muss sich wohl einsam gefühlt haben, als er damals das Studium in Deutschland begonnen hatte. Ich habe mich nun dazu entschieden nicht zur Abschiedsfeier zu gehen! Ich kann halt nicht richtig Abschied nehmen, das ist traurig! Die letzte Erinnerung ist ein Telefonat ein paar Stunden vor seiner Abreise...welches zum Schluss sehr traurig war...ich konnte hören wie er seine Tränen unterdrückt hatte - keiner hat sich getraut "ES" auszusprechen, aber es war klar, das wir beide das selbe fühlten. Ich habe natürlich noch die Hoffnung, dass da noch etwas von ihm kommen wird. Vielleicht bin ich auch zu naiv, wenn ich glaube das man "platonisch" befreundet sein kann...wenn es die Entfernung überhaupt möglich macht. Jedenfalls muss ich nun irgendwie einen Weg finden, damit ich wieder "funktioniere". Nur wie stelle ich das bloß an?!

Sarah B. Anwort von Sarah B.

Liebe Christina,
ich freue mich, dass du dich nochmal gemeldet hast und danke dir sehr für dein Vertrauen.
Nachdem ich deine erste Nachricht gelesen habe, habe ich mich ein wenig in die Thematik eingelesen.
Ich bin auch katholisch und stehe ebenfalls u.a.dem Zölibat kritisch gegenüber. Sowohl der Sexualtrieb, als auch der Wunsch sich zu binden sind ja nunmal völlig natürlich. Umso unverständlicher, dass es einigen Menschen verboten wird.
Man weiß ja, dass sich auf Grund dessen gewisse Dinge hinter verschlossen (Kirchen-)Türen abspielen.
Da es dir aktuell dein Leben und deine Liebe so erschwert, verstehe ich auch voll und ganz, dass dich das Ganze in eine Glaubens-Krise gestürzt hat.
Meiner Meinung nach ist der Glauben etwas, was einem Menschen Mut, Kraft, Halt und Antworten geben sollte. Deswegen sollte man sich nicht vorschreiben lassen, an was oder auch an wen man glaubt. Glaub an das, was du für richtig und wichtig empfindest. So etwas sollte und darf dich nicht belasten, falls das doch der Fall sein sollte, kann ich dir nur raten, dementsprechende Konsequenzen zu ziehen. Ich weiß das ist ein großer Schritt, aber ich finde es wichtig, dass man sich mit seinem Glauben wohlfühlt und damit identifizieren kann.

Ich möchte dir nochmals sagen, dass an deinen Gefühlen nichts, rein gar nichts falsch ist! Es tut mir sehr leid, dass du in den Foren nicht auf Unterstützung und Verständnis gestoßen bist. Aber daran sieht man, wie schwierig das Thema ist und wie schnell Betroffene verurteilt werden. Ich hoffe du nimmst dir das nicht zu sehr zu Herzen, denke viele urteilen ohne großartig darüber nachzudenken. Gerade, wenn sie selbst katholisch sind und "gelernt" haben, dass sich so etwas nicht gehört.
Ich habe auch viel über den Priester nachgedacht. Ich habe größten Respekt vor denjenigen, die bereit sind auf so vieles zu verzichten, um das zu tun wovon sie überzeugt sind. Leider ist es in seinem Fall ja anscheinend so, dass er diese Entscheidung nicht vollständig alleine und eventuell sogar aus den "falschen" Gründen getroffen hat.
Und sollte es wirklich so sein, dass der Beruf für ihn eine untragbare Last (geworden) ist, hoffe ich er findet den Mut das zu ändern.
Ich habe mich wie gesagt ein wenig eingelesen und bin dabei auf folgende Seite gestoßen:
www.vkpf.de
Das ist die Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen. Schau dir die Seite gerne mal an, dort findest du weitere Infos, Ansprechpartner und Erfahrungsberichte. Ich kann dir natürlich nicht versprechen, dass er diesen Schritt jemals gehen wird, aber er scheint ja an seinem Beruf und dem was damit verbunden ist zu zweifeln.
So oder so, möchte ich dich bitten, ihn zu nichts zu zwingen. Das ist eine Entscheidung, die er alleine treffen muss, da sie ja leider mit einigen Konsequenzen verbunden ist.

Hat er sich nochmal gemeldet? Wegen der Sache mit der platonischen Freundschaft....ich weiß, dass ist jetzt vermutlich nicht das, was du hören möchtest, aber ich denke in eurem Fall würde das nicht funktionieren. Männer und Frauen können natürlich miteinander befreundet sein, aber wenn so starke Gefühle im Spiel sind, wird das in meinen Augen nicht gut gehen.
Sollte es dann doch über was platonisches hinausgehen und es kommt raus, dann stehen ihm bzw. euch schwere Zeiten bevor.
Ich weiß ja leider nicht, ob ein "Ablegen des Amtes" für ihn in Frage käme, aber falls ja ist ja noch nicht alles verloren. Ihm scheint es ebenfalls schlecht mit der Situation zu gehen, also wird er sich wohl ebenfalls Gedanken machen und jetzt heißt es leider erstmal abwarten.
Ich würde dir wünschen, dass sich alles zum Guten wendet und ihr einen Weg findet, aber bitte rechne auch damit, dass es anders kommen kann.
Gerade deswegen müssen wir auch noch über die Sache mit den Schlaftabletten und dem Alkohol sprechen. In Bezug darauf mache ich mir wirklich Sorgen um dich.
Du weißt ja wahrscheinlich selbst, dass diese beiden Dinge in Kombination sehr gefährlich sind.
Auch wenn es im ersten Moment vermeintlich hilft, es ist alles andere als gut für dich und auch das weißt du.
Ich bitte dich deswegen von Herzen dir Hilfe zu suchen. Du musst dich dafür genau so wenig wie für deine Gefühle schämen!
Wende dich wie gesagt bitte an deinen Hausarzt, einen Therapeuten oder auch an die Anonymen Alkoholiker.
Je nachdem womit du dich am wohlsten fühlst. Du musst da nicht alleine durch!

Du kannst dich gerne jederzeit bei mir melden, ich hoffe ich kann dir helfen diese schwierige Zeit zu überstehen.
Ich würde mich freuen wieder von dir zu lesen.
Alles Liebe und viele Grüße
Sarah