Problem von V. - 23 Jahre

Falsche Ausbildung gewählt

Hallo liebes Team,
Ich weiß mittlerweile nicht mehr wo mir der Kopf steht und melde mich deswegen mal bei euch .
Es geht um meinem bisherigen beruflichen Werdegang. Dafür muss Ich etwas weiter in die vergangenheit. Ich bin auf eine Hauptschule gegangen, war nie die beste Schülerin, aber auch nie die schlechteste, eher so im 3er Bereich, mein Problem lag immer in der Mathematik, ich hatte noch nie Verständnis dafür, kam auch nie von einer 5 weg, egal ob ich lernte oder nicht, sogar mit Nachhilfe hatte ich es versucht, es half nichts, ich habe absolut kein Verständnis dafür und verstehe beinahe nichts. Schön und gut ich erkämpfte mir trotzdem einen Realschulabschluss, auch wenn dieser mit einer 5 in Mathe ist, diese konnte ich ganz gut ausgleichen. Dazu muss ich sagen, dass mir naturwirtschaftliche Fächer auch überhaupt nicht lagen, Chemie und Physik verstand ich auch nie, ich lernte in diesen Fächern immer alles auswendig deswegen waren meine Noten in diesen Fächern trotzdem ganz gut . Als ich dann mit einem mittelmäßigem Realschulabschluss die Schule verließ, wusste ich überhaupt nicht was ich beruflich machen möchte. Wie das dann immer so ist, ging ich zur Agentur für Arbeit. Doch diese half mir überhaupt nicht weiter, mir wurde gesagt, ich solle mich imEinzelhandel und in der Gastronomie bewerben, obwohl ich das nicht wollte , aber wo anders würde ich mit meinem Abschluss nichts finden, sagten sie. Das tat ich dann auch.
Ich machte viele Praktika, viele im Einzelhandel und wusste da möchte ich auf keinen Fall hin. Von meiner Person her bin ich auch eher zurückhaltend und sensibel . Ich probierte mich weiter aus machte Praktika in ArztPraxen o.ä. Bis ich irgendwann auf die Idee kam mal ein Praktikum im Kindergarten zu machen . Da die Frau meines Cousins im Kindergarten arbeitete organisierte sie mir ein Praktikumsplatz. Das war das beste was mir zu dem Zeitpunkt passieren konnte. Das Praktikum war anfangs auf ein paar Wochen vorgesehen . Da ich allerdings Sowieso keine Arbeit hatte und auch nicht mehr in die Schule ging und es mir so gut dort gefiel, wurde das Praktikum um ein halbes Jahr verlängert . Ich entschied mich dazu eine Ausbildung zur Kinderpflegerin zu machen und bekam auch einen Schulplatz. Mir gefiel das alles sehr gut , trotzdem wurde mir schnell alles zu viel, ich hatte Probleme mich in die Fächer einzudenlen diese zu unterscheiden und verwechselte vieles . Da mir schulisch Alles zu viel wurde, übertrug sich das auch in der Praxis im Kindergarten . Nach einem halben Jahr rieten mir die Lehrer die Ausbildung zu unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder anzufangen. Das alles war sehr schlimm für mich, ich hatte endlich ein Beruf gefunden, aber es klappte nicht. Ich war am Ende. Da es aber weitergehen musste , suchte ich wieder eine Ausbildung, machte Praktika als Floristin und im Reisebüro, doch auch das war nichts für mich. Durch ein Zufall wurde ich auf die Idee gebracht ein Auslandspraktilum zu machen, mit einem vorherigem Praktikum in Deutschland, ich entschied mich dazu und machte dieses . Das Praktikum in Deutschland machte ich an einer Ogs und durch dieses bin ich unheimlich gewachsen, ich habe dort gelernt mich den Schülern durchzusetzen, denn mit meinen damals 19 Jahren war ich natürlich die jüngste dort und das merkten die Schüler. Trotzdem schaffte ich es, das die Kinder mich als Erzieherin ansahen und auf mich hörten. Als ich dann im Anschluss im Ausland war, machte ich ein Praktikum in einem Kindergarten, mir gefiel es so unheimlich gut dort , ich hatte wieder richtig Spaß an der Arbeit . Zurück in Deutschland entschied ich, mich wieder an diesem berufskolleg für eine Ausbildung zur Kinderpflegerin zu bewerben, ich bekam den schulplatz . Es war so ein perfektes Jahr für mich. Die Schule lief auch richtig gut , bis ich dann letztes Jahr als ich in der Oberstufe war, kurz vor der AbschlussPrüfung erfuhr , dass ich wegen einer 5 in einer vorklausur nicht zur Prüfung zugelassen wurde .Kurz vor meinem Ziel scheiterte ich . ich war wieder total am Ende . Nun war ich wieder da wo ich schon so oft stand, ich wusste nicht weiter. Ich holte mir Hilfe durch einen Mädchentreff und ließ mich beraten, mir wurde mut zugesprochen und gesagt das man auch wenn man "nur" einen Realschulabschluss hat eine Ausbildung finden kann. Leider war ich für dieses Ausbildungsjahr sehr spät dran, ich bewarb mich unter anderem im Reisebüros und stellte dann durch Praktika fest, das auch das ich überhaupt nicht bin. ich bin kein Bürotyp brauche Bewegung. Ich bewarb mich für alle möglichen Ausbildungen, doch fand keine Stelle, oft wurde mir gesagt ich sei ihnen mit meinen damals 22 Jahren noch, zu alt . Oder viele wollten mich wegen meiner 5 in Mathe nicht oder auch weil ich kein Abitur habe. Da ich keine Stelle fand, machte ich zur überbrückung ein FSJ in einem Kindergarten "das kenne ich" dachte ich . Doch leider war dieses FSJ sehr ernüchternd für mich, Ich durfte eigentlich gar nicht pädagogisch arbeiten und machte nur pflegerische und hauswirtschaftliche Tätigkeiten, weswegen ich dieses FSJ überhaupt nicht gerne machte . Parallel zu diesem bewarb ich mich wieder um eine Ausbildung . Wieder in den verschiedensten Bereichen machte Praktika in Kosmetikstudios, stellte auch dort fest, das ich das einfach nicht bin . Weil ich nichts fand, was mir auch nur ansatzweise gefiel und mir viele aufgrund meines Alters absagten, bewarb ich mich als Plan B wieder für die Kinderpflege Ausbildung . Da ich mich aber mittlerweile beinahe überall bewarb, kriegte ich irgendeann doch einen Rückruf, von einem Optiker. Auch dort wurde mir gesagt das ich mit meinen mittlerweile 23 Jahren "nicht mehr die jüngste bin" und dass wenn ich dieses Jahr nichts finden würde es nur noch schwieriger für mich würde .
Ich machte ein Probetag dort, und Verstand mich mit den Leuten echt gut, auch den Chef fand ich wirklich sehr nett. Nach diesem Probetag wurde mir die Ausbildungsstelle angeboten, diese nahm ich natürlich an, obwohl ich noch nicht sagen konnte, ob mir die Arbeit wirklich liegt. Kurz nach dem ich meinen Ausbildungsvertrag bei dem Augenoptiker unterschrieb bekam ich einen Anruf des berufskollegs, mir wurde ein Schulplatz angeboten, für die Oberstufe, da mir ja eigentlich nur die Prüfung fehlte . Diesen sagte ich aber ab, da ich meinen Ausbildungsvertrag ja schon unterschrieben hatte.
Letzten Monat am 01.08. ging die Ausbildung dann für mich los. Ich tat mich schwer damit Dinge zu verstehen, da alles auf einmal auf mich prallte. Die Arbeit besteht sehr viel aus Büroarbeiten, was mir überhaupt nicht liegt, ich wusste nicht einmal wie man faxt. Ich habe keinen der mir bei der Arbeit behilflich ist, alles was ich jetzt weiß habe ich von einer Auszubildenden, die ein Monat vor mir die Ausbildung begonnen hat. Gestern ging dann auch die Berufsschule los . Und wie ich festelle besteht dieser Beruf bzw die Berufsschule fast nur aus Mathematik Chemie und Physik, alles Fächer mit denen ich nie etwas anfangen konnte . Heute hatte ich meine erste Unterrichtsstunde Wir sollten ein Atom aufzeichnen, diese Aufforderung kam so selbstverständlich und alle Schüler fingen damit an . Ich allerdings saß da und wusste nicht was ich machen soll . Ich traute mich nicht den Lehrer zu fragen, denn scheinbar war es etwas so leichtes und selbstverständliches. Als ich den Stundenplan bekam, bekam ich echt Angst , nahezu alle Fächer haben mit Mathe zu tun . und schon an meinem ersten schultag verstand ich nichts . Ich habe nun wirklich Angst, ich habe das Gefühl das nicht zu schaffen, mir fehlt das Verständnis für so vieles was ich auf der Arbeit machen muss, seien es die chemischen Dinge oder die BüroArbeit. ich komme mir mittlerweile echt fehl am Platz vor. Ich bin schon einmal "zusammengebrochen" und brach einfach in Tränen aus, weil mir alles zu viel wurde. Jetzt kommt auch noch die Schule dazu. Ich habe das Gefühl den Anforderungen nicht gerecht werden zu können . Das Gefühl mich für das falsche entschieden zu haben. Ich glaube ich mache mir da etwas vor. Was mach ich wenn ich mich nie damit anfreunden kann...
Ich habe mich aber nunmal für die Ausbildung entschieden und Frage mich wie ich das alles nur schaffen soll.
Tut mir leid für den langen Text, aber ich bin mittlerweile wirklich am Ende . Ich weiß nicht mehr wo ich hin gehöre .
Liebe Grüße

Christina B. Anwort von Christina B.

Hallo liebe V.!
Danke für dein Vertrauen und dass du dich mit deinem Problem an uns gewandt hast. Ich kann mir vorstellen, dass es momentan eine sehr schwierige Situation für dich sein muss. Du hast mit Müh und Not deinen Realschulabschluss geschafft und wusstest dann nicht weiter, was du eigentlich machen willst. Nach wirklichen vielen, vielen unzähligen Praktika, die du absolviert hast, bist du immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass du als Kinderpflegerin arbeiten willst. Da wollte ich dich verständnishalber fragen: meinst du wirklich Kinderpflegerin oder Kindergartenpädagogin? Es hört sich für mich eher nach Kindergartenpädagogin an, als Kinderpflegerin musst du ja mittlerweile studieren, denke ich.

Eigentlich, so habe ich den Eindruck, weißt du ganz genau, was du machen willst - du willst mit Kindern arbeiten. Jetzt hast du zwar diesen Ausbildungsvertrag abgeschlossen, aber der ist doch bestimmt nur für ein Semester verbindlich oder? Ich an deiner Stelle würde mich mal gut erkundigen und Informationen einholen, einerseits bezüglich der Lehrstelle und Ausbildung, die dir ja anscheinend gar nicht liegt, ob und wann du die abbrechen könntest und andererseits bezüglich der Ausbildung zur Kindergartenpädagogin - ob du da diese letzte Prüfung noch ablegen kannst, welche Kurse du dafür noch besuchen musst, und ob du diesen Ausbildungsplatz jetzt doch annehmen könntest. Wenn das nicht möglich ist, würde ich mich an deiner Stelle informieren, welche anderen Möglichkeiten es für dich gibt, mit Kindern zu arbeiten. Es gibt zum Beispiel viele Agenturen, die Babysitterinnen vermitteln - es gibt auch viele reiche Familien, die eine Vollzeit Nanny einstellen und wo man auch gut verdient. Wenn das nichts für dich ist, gibt es zum Beispiel auch die Möglichkeit, die Ausbildung zur Kindergruppenbetreuerin zu machen - diese dauert nur drei bis vier Monate glaube ich und damit kannst du in Kindergruppen arbeiten (bisschen anders als Kindergarten). http://www.bildungswegzukunft.at/ausbildungen/ausbildung-kindergruppenbetreuerin - hier kannst du dich mal informieren - google dich mal im Internet durch, was du in deinem Bundesland für Ausbildungsmöglichkeiten hast. Wenn das auch nichts für dich ist, gibt es die Möglichkeit, wenn du alleine wohnst, als Tagesmutter zu arbeiten - da holst du ein paar Kinder von der Schule ab, kochst für sie und erledigst mit ihnen die Hausaufgaben, spielst mit ihnen etc. bis die Eltern sie abholen - du bist quasi "Ersatzmama". Es gibt auch die Möglichkeit, in Eltern Kind Zentren zu arbeiten, dafür musst du allerdings schon Sozialpädagogin sein, was ein Studium oder ein Kolleg voraussetzt. Auch Parkbetreuung, Freizeitpädagogische Dinge könntest du machen. Du kannst dich ja mal durchs Internet forsten und schauen, was es für Möglichkeiten für dich gibt, mit Kindern zu arbeiten. Ein anderer Tipp von mir: Du könntest auch als Assistentin in einem Kindergarten beginnen - das ist zwar momentan nicht dein Traumberuf, aber du wärst immerhin schon mit Kindern zusammen und könntest dann nebenbei deine Prüfung ablegen.

Ich glaube, dass es nichts bringt, wenn du dich jetzt drei Jahre lang oder mehr (ich weiß nicht, wie lange deine Ausbildung jetzt dauert) dazu zwingst, diese Ausbildung zu machen, obwohl sie dich jetzt schon sehr unglücklich macht und du auch mit den mathematischen, physikalischen Fächern überfordert bist. Auch wenn es jetzt schwer für dich ist, wieder was neues anzufangen, so glaube ich, dass es besser ist, wenn du dann dafür glücklich bist. Zudem würde ich dir ans Herz legen, evtl bei einer Psychologin oder Psychotherapeutin deine Nervosität vor Prüfungen anzuschauen - du kannst ja auch mal mit autogenem Training, positiven Affirmationen beginnen, aber ich glaube, dass du da oft nur gescheitert bist, weil du zu nervös warst - nicht etwa, weil du es nicht konntest. Ich bin mir sicher, dass du deinen Weg finden wirst - und vielleicht kannst du es so sehen: du hast in deinen jungen Jahren schon viele Erfahrungen machen dürfen und weißt jetzt eigentlich klar, was du nicht haben willst und was du willst. Damit kannst du jetzt zielsicher dorthin streben. Andere Leute üben ihr Leben lang einen Beruf aus, den sie nicht leiden können. Du hast schon vieles ausprobiert und weißt jetzt, wohin du gehen willst (: Ich kann verstehen, dass ein Druck auf dir lastet, jetzt endlich die richtige Ausbildung zu finden, aber ich glaube, dass du selbst schon sehr gut weißt, wo du hingehörst. Auch wenn du bereits 23 Jahre alt bist, ist das kein Problem - ich selbst bin 22 Jahre alt und beginne jetzt ebenfalls ein neues Studium. Gerade, wenn man jung ist, hat man noch viel Zeit und kann viele verschiedene Berufe ausprobieren, bevor man sich festlegt (:

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiIch hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen. Du kannst auch im Archiv mal schauen - da habe ich schon viele Probleme beantwortet, die deinem ähnlich sind - vielleicht findest du da noch etwas darunter, was für dich passt. Wenn du noch Fragen hast, oder mir noch etwas erzählen möchtest, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu einfach deinen Text am Anfang "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen. Alles Liebe und viel Glück wünsche ich dir!
Herzliche Grüße,
Christina B.