Problem von annie - 15 Jahre

Ich weiß nicht wie ich mit meiner Mutter umgehen soll.

Hallo,
ich und meine Mutter hatte früher ein relativ gutes Verhältnis zueinander, sie war sozusagen meine beste Freundin,dochnach und nach habe ich immer mehr angefangen sie nicht mehr zu mögen.Meine Mutter ist Ausländerin und in Ihrem Land ist es so, dass man immer seinen Eltern gehorchen muss,sonst muss man mit harten Strafen(z.B Schlägen) rechnen.Sie hat uns zwar nichts sehr hart geschlagen aber es hat mich trotzdem geprägt, diese Strafe hat aufgehört nachdem wir ausgiebig mit meiner Mutter geredet haben und ihr weiss gemacht haben,dass so etwas einfach nicht geht.Danach hat sich unser Verhältnis zueinander immer gebessert aber seit ungefähr einem Jah streiten wir uns immer häufiger.Sie will immer,dass wir ihr Respekt zollen,doch wie soll Ich das wenn sie uns keinen Respekt gibt?Sie hat sich noch nie wirklich bei mir entschuldigt bei Streits.Ich muss mich immer für alles entschuldigen nur damit sie natürlich glücklich ist.Heute aber ist das Fass zum überlaufen gekommen.Meine Schwester hat sich heftig mit meiner Mutter gestritten und dann habe ich meine Schwester in Schutz genomme und was tut meine Mutter , sie nimmt meine Arme und kommt mir nahe und schreit mir direkt ins GEsicht.Aus Angst habe ich versucht sie weg zu tretten doch dies ist mir nicht gelungen und ich habe sie angespuckt,da sie meinen Arme so fest gepackt hatte.Danach ist sie ausgetickt hat mich angeschrien etc..Zwar weiß ich dass ich auch Schuld bin an unserem schlechten Verhältnis aber meiner Meinung nach ist gegenseitiger Respekt die Basis einer gesunden Mutter-Tochter Beziehung.Im Alltag ist es so,dass sie nie etwas gut findet und sozusagen immer nach Streit sucht und wenn wir uns streiten ignoriert sie mich danach so sehr bis ich mich entschuldige.Ich habe es langsam einfach satt wie sie mich behandelt.Da wir gerade im Streit sind glaube ich ignoriere ich sie auch mal,damit sie sieht wie es ist,doch immer wenn ich dies versucht habe hat es sie gar nicht interessiert.

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Annie,
"Liebe" und "Respekt" haben so viele Aspekte in unserem alltäglichen Leben, dass es auch mir oft schwer fällt, den richtigen Weg zu finden!
Im Grunde verlangt die Natur von den Eltern, ihre Kinder das Fliegen zu lehren:
Aus Kindern selbstständige, vernünftige, verantwortungsbewusste Heranwachsende zu machen, die dann auch irgendwann einmal selber so "erwachsen" sind, um selber Eltern werden zu können!

"Eltern" sind in aller Regel Vater und Mutter, die gemeinsam eine Idee entwickeln, wie sie ihren Kindern den Weg in ein eigenverantwortliches Leben vorbereiten.
Die sich im Stillen darüber austauschen, wie ihr Kind wieder mal versucht hat, sie gegeneinander auszuspielen: Wenn Mama etwas verboten hat, fragt man halt Papa.
Bei Deiner Schilderung scheint Dein Vater keine Rolle zu spielen!
Warum ist das so?

Um Eltern zu werden braucht es noch keinen "Führerschein"! Kein "Reifezeugnis"! Keine Liebe und kein Verantwortungsbewusstsein: es reicht, wenn Du die Pille falsch einnimmst (oder sie nicht wirkt, weil ... keine Ahnung .... Du gerade Durchfall hast oder erkältet bist...)

Es gibt da nur eines, was Eltern und Kinder oft verdrängen
(Was mit dem Begriff "Respekt" oft nicht beantwortet werden kann):

Wir (Eltern) können niemals eure Freunde sein!
Dafür seit ihr uns zu wichtig! Dafür lieben wir euch zu sehr!

Weil es auch unsere Aufgabe ist, euch Regeln zu setzen!
Und den Widerstand zu leisten, ohne dass ihr gleich mit dem Gesetz in Konflikt geratet?

Du schreibst: "Aus Angst habe ich versucht sie weg zu tretten doch dies ist mir nicht gelungen und ich habe sie angespuckt"!

"Anspucken" ist für mich nicht unbedingt eine Aktion, die aus Angst heraus hervorgeht.
Treten, wenn die Mutter einem zu sehr auf die Pelle rückt ist eine Reaktion, die verstehbar wird, wenn Du mit dem Rücken an der Wand gestanden bist: wenn Du keine Rückzugsmöglichkeit gesehen hast: dann beißen auch Ratten!

Im Grunde kann und will ich Dein Problem mit Deiner Mutter nicht beurteilen.

Es gibt da bei Soldaten eines, was zwischen Gehorsam und Respekt auch dem Untergebenen gegenüber gilt (vielleicht also auch zwischen Mutter und Kind).
Gesetz ist: 3 Schritt Abstand!
Nach meiner Bundeswehrzeit wurde dass auch oft im Privatleben als "Wohlfühlzone" bezeichnet.

3 Schritte sind etwa 1,8 m. Kannst Du soweit spucken?

Aber eigentlich geht es darum, dass ihr lernt, miteinander zu reden! Damit meine ich Deine Mutter und Dich!

"Respekt" fängt manchmal mit "Abstand" an: 3 Schritt - knapp 2 Meter. Nahe genug, um sich zu streiten, weit genug entfernt, um sich nicht bedroht zu fühlen, sich schubsen oder anspucken zu müssen.

Respekt bedeutet aber auch, dass Du Deine Wurzeln nicht in der Art ausgrenzt: "sie ist Ausländerin"!
Ob Du willst oder nicht: Du wirst immer Teil Deiner Wurzeln sein!
Du kannst - und sollst - Dich damit auseinandersetzen!
Die Hälfte Deiner Herkunft einfach zu verleugnen wird Dich auf Dauer nicht wirklich glücklich machen.
Spucken, treten und schubsen wird euch beiden nicht helfen!

Was hat Autorität mit Respekt zutun?
Autorität gibt es für mich nicht aufgrund von Titeln, Orden, Ehrenzeichen!
(Professor, Dr., Vater, Mutter...)
Autorität ist für mich jemand, dem ich fachlich oder menschlich zugestehe, dass ich ihr/ihm nahe stehe: folgen kann?

Meinen Respekt hat, wer sich mit mir auseinandersetzt! Mit mir streitet!
Das tut Deine Mutter doch noch mit Dir?
Und erst die 3 Schritt Abstand durchbricht, wenn sich unsere Meinung soweit angenähert haben, dass er mich umarmen will (Nicht schlagen oder anspucken!)

Was wohl bedeutet, dass Du Deine Mutter nicht als "Autorität" anerkennst?
Das finde ich in Ordnung! Deinem Alter angemessen!

Das mit dem Respekt sehe ich anders als Du!
Wenn Du den Respekt Deiner Mutter verlierst, wirst Du ihr schlichtweg "egal" sein!

Ich hoffe für euch beide, dass das niemals geschehen wird!

Alles Liebe
Bernd