Problem von Lena - 15 Jahre

Soziales Problem: finde in meiner Klasse keinen Anschluss :(

Hallo liebes Kuka-Team,
ihr macht echt gute Arbeit, weiter so. ;-)
Jetzt zu meinem Problem: ich bin in der 9. Klasse auf dem Gymnasium und bin jetzt das 3. Schuljahr in einer anderen Klasse, weil ich die Klasse gewechselt habe. Leider ist es so, dass ich in dieser Klasse immer noch keinen richtigen Anschluss gefunden habe, wie auch in meiner alten Klasse. Dort hatte ich zwar anfangs eine "Freundin", aber die ist dann von der Schule gegangen. Es ist jetzt also so, dass ich praktisch keine Freunde in meiner Klasse habe, was ich zwar schon gewohnt bin, mich aber trotzdem oft belastet. Habt ihr vielleicht Tipps, wie ich in meiner Klasse besseren Anschluss finden kann?
Ich habe schon Freunde, aber eben außerhalb meiner Schule und das sind Freunde, die ich eig. nur gelegentlich, also ein paar mal im Jahr sehe, mit denen ich mich aber trotzdem gut verstehe. In meiner Schule ist auch noch meine jüngere Schwester, mit der ich auch in der Schule in den Pausen zusammen bin, die wiederum eigene Freunde hat, die ich aber auch mag. (Scheint so, dass meine Schwester besser soziale Kontakte knüpfen kann als ich :(. )
Ich muss noch dazu sagen, dass ich in der Schule sehr schüchtern bin und mit größeren Gruppen von Gleichaltrigen, mit denen ich so gut wie keinen Kontakt hab, nicht so gut klakomme, weil ich mich ausgeschlossen fühle. Das hat mich aber bisher nicht soo sehr gestört, ich hab ja meine Schwester und wenige andere Freunde außerhalb der SchuIe. Trotzdem wünsche ich mir manchmal, ich hätte Freunde in meiner Klasse, weil dann viele (schulische) Dinge einfacher wären und ich mich in meiner Klasse wohler fühlen würde.
Ich hab aber ein Problem damit, auf andere zuzugehen (wenn es nicht um schulische Sachen geht), weil:
1. gibt es in der 9. Klasse ja auch oft dieses Gruppen denken, dass jeder nur mit seinen Freunden zusammen sein will und ich mich nicht traue, da 'reinzuplatzen' und ich denke, dass ich nicht erwünscht bin
Und 2. bin ich eben sehr schüchtern, ich würde mich vllt. eher trauen, auf einzelne zuzugehen, aber leider ist jeder mit irgendjemandem befreundet.
Um das noch zu erwähnen: ich werde jetzt nicht direkt ausgeschlossen, aber ich fühle mich oft so und ich werde auch nicht wirklich ignoriert und sitze nur in wenigen Fächern alleine. Ich bin immer nett und helfe anderen, wenn sie mich was wegen der Schule fragen, weil ich in ein paar Fächern auch gut bin und ihnen helfen kann, aber privat ist echt nichts dabei.
Ich finde ein paar Mädchen sogar ganz sympathisch, aber ich KANN und WILL mich einfach nicht mit ihnen anfreunden, wie gesagt, die anderen kennen sich schon sehr gut und ich wäre die "Neue", die sich 'reindrängt'. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Sorgen, aber ich finds einfach doof, dass ich in meiner Klasse keine Freunde habe. Oder soll ichs einfach dabei belassen und mich damit abfinden, bis ich in 2 Schuljahren nicht mehr in der Klasse bin?
Ich könnte noch so viel erzählen, aber ich hoffe, ihr versteht mein "soziales" Problem und könnt mir helfen. ;) Danke schon mal!! <3

Frauke Anwort von Frauke

Hallo Lena,
Entschuldige, dass die Beantwortung deiner Frage so lange gedauert hat! Du hast die Situation jetzt schon drei Jahre "ertragen". Ich kann das gut nachempfinden, denn ich bin auch nicht so gut darin, soziale Kontakte zu knüpfen.
Schauen wir mal auf das dem zu Grunde liegende Problem, dass du nennst:
"1. gibt es in der 9. Klasse ja auch oft dieses Gruppen denken, dass jeder nur mit seinen Freunden zusammen sein will und ich mich nicht traue, da 'reinzuplatzen' und ich denke, dass ich nicht erwünscht bin"

oder auch

"Ich finde ein paar Mädchen sogar ganz sympathisch, aber ich KANN und WILL mich einfach nicht mit ihnen anfreunden, wie gesagt, die anderen kennen sich schon sehr gut und ich wäre die "Neue", die sich 'reindrängt'."

Es ist also die Angst vor Ablehnung, die dich zurückhält. Du möchtest nicht, dass die anderen etwas Schlechtes über dich denken und dich dann auf jeden Fall vollkommen ablehnen - so dass du dann eine richtige Außenseiterin wärest. Wie real ist diese Gefahr? Ich glaube bei weitem nicht so real wie du denkst.

Folgende konkrete Tipps:

1. Bist du in einer Klassen-WhatsApp Gruppe oder hast du die anderen in deinem Handy? Es ist oft so viel einfacher, Freundschaften erst einmal "virtuell" auszubauen. Besonders für so introvertierte Menschen wie dich.

2. Wenn die anderen vielleicht im ersten Moment etwas abweisend erscheinen, nicht so auf dich eingehen, wie du es dir gerade wünscht, dann mache nicht den Fehler, dies sofort auf dich zu beziehen! Vielleicht hat die andere gerade einfach nur den nächsten Vokabeltest im Kopf, macht sich Gedanken über einen Pickel auf der Stirn oder hat sich gerade mit den Eltern gestritten. Am Ball bleiben also!

3. Schlage gemeinsame Unternehmungen vor. Z.B.: Ich suche jemanden, der mit mir zusammen in den oder den Film oder eine andere Veranstaltung geht. Als Begründung könntest du dazu setzen: Meine Freundin steht nicht so auf diese Art von Filmen oder kann nicht Eislaufen oder so. Das mildert für dich vielleicht das "Aufdringliche", das du immer befürchtest etwas ab.

4. Gib nicht auf, wenn die andere/ anderen keine Zeit haben. Das heißt nicht, dass sie Ausreden suchen, wahrscheinlich haben sie wirklich keine Zeit oder kein Geld oder irgendeinen anderen Grund, der nichts mit dir zu tun haben muss. Bei der vierten Absage würde ich es dann auch lassen, aber so oft solltest du es schon versuchen.

5. Erwarte nicht zu viel. Eine Freundschaft braucht Zeit zum Wachsen. Bleib am Ball (hatte ich schon einmal geschrieben, oder?). Setze nicht zu hohe Erwartungen an deine neuen Freunde. Überlege also genau, was du dir von den neuen Freunden erhoffst.
Vielleicht reichen einfach zwei Treffen im Monat oder sogar nur eines und dazu ein paar Chats über was auch immer in deiner Generation gerade "in" ist (ist house party schon wieder out?).

Ich erkenne mich übrigens ein wenig in dir wieder - ich hatte früher in der Schule die meisten Kontakt auch über meine Schwester :), die auch immer noch einen viel größeren Freundeskreis hat als ich.
Im Laufe meines Lebens habe ich dann schon ein paar Mal große Anstrengungen unternommen, neue Freunde zu bekommen, da ich auch ein recht introvertierter Mensch bin. Es ist mir auch immer gelungen, doch dann wurde mir fast jede Person schon nach kurzer Zeit zu viel. Also, frage dich selbst: Bist du überhaupt die Person, für die ein großer Freundeskreis das richtige ist? Vielleicht sind die wenigen Freunde, die du hast und die Frequenz mit der du mit ihnen Kontakt hast ja auch genau das richtige für dich? Für mich habe ich das inzwischen fest gestellt.

Ich wünsche dir viel Erfolg und alles Gute!
Frauke