Problem von Anonym - 15 Jahre

Mein Vater ist herzkrank

Liebes Kummerkastnteam,
mein Vater (59) hat diesen Herbst 3 Bypässe bekommen, nachdem er vor 2 Jahren einen Herzinfarkt hatte und es jetzt wieder zu verstopft war. Nach der OP war er auch 3 Wochen in der Reha und ist letzte Woche wieder nach Hause gekommen.

Mein Vater ist leider übergewichtig und bei Konflikten regt er sich immer sehr stark auf. Dazu ist er auch noch sehr stur und will sich nicht unbedingt helfen lassen. Außerdem hängt er sehr an seinem Alltag.
Er geht immer erst sehr spät ins Bett (zwischen 12 und halb eins), deswegen schläft er tagsüber im sitzen immer ein ( was er aber nicht zugibt). Außerdem ist er sehr gerne Süßigkeiten, wie Erdnüsse. Wenn man ihn auf das Thema Bewegung anspricht, dann sagt er immer, dass er gerne etwas machen würde und sich drum kümmern wolle, aber er ja auch gar keine Zeit hätte.

Das macht mir alles etwas Angst, da ich ja. icht will, dass er so früh stirbt (wie andere aus meiner Familie).
Deswegen wollte ich jetzt mal mit ihm und meiner Familie sprechen, wobei ich aber eher denke, dass er sich dann wieder aufregt und sich eh nicht dran hält. Aber ein Versuch wäre es doch wert?
Ich habe mir schon einen Plan überlegt (zumindest solange er nucht arbeitet), ist der so okay?
9 Uhr Aufstehen
11 Uhr Spaziergang
13 Uhr 30Minuten ausruhen
15:30 Essen
16 Uhr Spaziergang
19:30 Abendbrot
23 Uhr Schlafen gehen


Vielen Dank für die Hilfe

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Liebes,

zuerst einmal will ich Dir schreiben, dass ich es toll finde, welche Gedanken Du Dir um Deinen Vater machst!

Du bist eine tolle Tochter, wie ich sie mir selbst nicht besser vorstellen könnte!!

Deinen Zeitplan finde ich genial!

Es fehlt nur ein ganz kleiner Schritt!
Ein Schritt, den Dein Vater nur selber gehen kann:
Wie Du es schilderst, könnte es sein dass sich Dein Vater in einer recht schweren Depression befindet.
(Was natürlich nur ein Arzt auch wirklich diagnostizieren kann).

Du hast unbedingt Recht: dagegen hilft ein strukturierter Tagesablauf, so wie Du ihn aufgestellt hast.
Nur: um Deinem Vater klar zu machen, in welcher Situation er gerade steckt, wird er Dich wohl nicht als Ratgeberin akzeptieren?
Der Depp!
Im Grunde braucht Dein Vater wohl professionelle Hilfe: einen Außenstehenden, der ihm seine Lebensumstände klar macht.
Der Außenstehende muss Deinen Vater fordern!

Und Du kannst ihn fördern, solange er sich bemüht!

Die Rollenverteilung ist ganz wichtig: Du als seine Tochter solltest nicht die sein, die etwas von deinem Vater einfordert!
Warum?
Ich weiß es nicht genau. Aber eine Geschichte will ich Dir erzählen: ich selbst war über 30 Jahre lang Raucher. Meine Frau hatte immer etwas dagegen und hat es mir immer gezeigt. Dann gab es drei Wochen, in denen meine Frau im Krankenhaus war. Ungelogen: ich weiß nicht warum, aber in den drei Wochen habe ich nicht geraucht...... "Jetzt erst recht"? "Ich setze mich gegen Deinen Willen durch"?
Auf jeden Fall rauchte ich danach wieder.

Meine Frau hat es doch ein Eheleben lang gut mit mir und ihren Gardinen gemeint.
Warum konnte ich ihren Rat nicht annehmen?

Verstehst Du, was ich meine?

Warum Du nicht versuchen solltest, Deinen Vater davon zu überzeugen, was gut für ihn ist?
Oder zumindest nicht Dir die Schuld geben darfst, wenn Du mit Deinem Versuch scheiterst!

Ich selber habe meine letzte Zigarette angezündet, als ich auf den Notarzt gewartet habe. Wollte es noch mal wissen, ob es nach einem Schlaganfall gelingt, wenn schon trinken und sprechen nicht mehr geht.

Glaubst Du, das Du gegen solch geballte Dummheit ankommen kannst?

Der Weg ist: Deinen Vater einem Psychologen zuzuführen.
Du wirst Dir alle deine Zähne daran ausbeißen, wenn Du allein versuchst, dem Leben Deines Vaters wieder eine Struktur zu geben!

Alles Liebe

Bernd