Anwort von Dana

Liebe Franceska!

Unschön, deine Situation! Das tut mir ehrlich leid, dass auf dich so wenig Rücksicht genommen wird, denn die Kinder, wenn auch schon 17, leiden doch sehr unter so einer Situation, so scheint es auch bei dir zu sein.

Es sieht so aus, als sei deine Mutter einfach überfordert mit der Situation und fühlt sich furchtbar. Meinst du, du kannst hier Verständnis aufbringen, trotz deiner Gefühlslage? Sie ist halt nicht nur deine Mum, sie ist auch Frau und nun alleine. Sie wird extrem frustriert sein, Angst haben vor der Zukunft und ärgerlich mit sich und der Welt. Viele Erwachsene schaffen es dann kaum, auch noch Augen und Ohren für ihre Kinder zu haben, obwohl sie sie dringend bräuchten. Schade zwar, aber oft so, weil diese Probleme der Trennung einfach sehr stark an den Nerven nagen.

Könntest du dir vorstellen, dass zB das Gefühl des Desinteresses, das du bei deinen Eltern wahrgenommen hast, in Wahrheit auch daran liegen könnte, dass sie einfach höchst belastet mit sich selbst waren? Könnte das sein? Denn dann könntest du mit dem Gefühl Frieden schließen, dass du ihnen komplett egal warst und bist. Natürlich kann es sein, dass dein Vater kein Interesse an dir und deiner Mutter mehr hat. Vielleicht wollte er nur noch weg. Ich gehe aber davon aus, dass das eher nicht an deiner Person liegt, sondern an der Ehe und deiner Mutter. Du bist halt aus dieser Ehe hervorgegangen und er bringt dem Ganzen kein Interesse mehr entgegen. Du bist deswegen nicht wertlos, nur weil dein Vater sich als Mensch outet, der nicht trennen kann zwischen dem, was er nicht mehr will und dem, was er eigentlich behalten sollte. Ich wünsche dir, dass du das mit der Zeit sehen lernst und es nicht auf dich münzt.

Nichtsdestotrotz ist es natürlich wichtig, dass du zu deinem Recht kommst und ebenfalls Seelenlinderung erfährst. Für dich ist die Verarbeitung, die deine Mutter momentan noch durch Frust und Ärger löst, unerlässlich und deine Mum hilft dir halt gerade null, sondern macht es für dich nur noch schlimmer.

Mit 17 kannst du schon selbst tätig werden, auch wenn du noch nicht volljährig bist. Du gehst zu deinem Hausarzt, nimmst deine Krankenkassenkarte mit und erzählst ein wenig, was passiert ist und wie es dir geht. Sag ruhig, dass du ihn herzlich um eine Überweisung zu einem Therapieplatz bittest, denn auch ich halte das für sinnvoll. Das kostet dich dann überhaupt nichts und deine Mutter auch nicht. Das zahlt die Krankenkasse.

Sollte der Arzt es nicht für nötig erachten und dich nicht genug ernst nehmen, kannst du zu einem anderen Arzt gehen (einfach so) oder du wendest dich an eine Erziehungsberatungsstelle. Wenn du das Wort googelst und deinen Wohnort (oder die nächstgrößere Stadt, die für dich noch erreichbar ist) dazu schreibst, bekommst du in der Regel eine Außenstelle in deiner Nähe. "Erziehungsberatung" klingt so schlimm, aber es ist eine Anlaufstelle für Eltern UND Kinder, die Probleme in der Familie haben. Egal, was, egal, wie schlimm. Dort gibt es fachkundige Mitarbeiter, die einem dann zur Seite stehen. Kostet auch nix.

Ich finde es sehr gut, dass du dich selbst schützen willst, das klingt sehr gesund! Ich möchte dich daher ermutigen, deine Fühler mal selbst auszustrecken, denn von deiner Mutter scheint momentan einfach keine Hilfe kommen zu können. Das kann sich ändern...aber momentan ist es erst einmal so, daher finde ich es super, dass du dir selbst helfen möchtest. Mach das ruhig, sei mutig und versuch es. Es kann nur helfen.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute - und denk bitte daran: du bist wertvoll! Daher hast du ein Recht darauf, dass es dir wieder gut geht und du nicht als Aggressionsventil deiner Mutter dienen musst. Das hast du nicht verdient.

Alles Liebe,

Dana