Problem von Hilde - 55 Jahre

Übergewicht des Partners

Hallo,
ich bin seit 3 Jahren verheiratet und ganz besonders nach der Eheschliessung hat mein Mann sich massiv verändert. Am Tag der Hochzeit meinte er zu meiner Tochter: nun müsse er sich nicht mehr verstellen - und das ist auch irgendwie so.
Er lässt sich unglaublich gehen - hat in den 3 Jahren mehr als 20 Kilo zugenommen - die Körperhygiene lässt massiv nach und auch sein Umgangston mit mir wird immer rauer. Spreche ich ihn darauf an, dass es mir z.B. Sorgen macht, dass er kaum noch Luft bekommt (er wiegt nun mehr als 130 Kilo bei 1,80 m) Atemaussetzer nachts hat, nicht angenehm riecht - reagiert er ganz barsch ..... ich bin das Schuld, weil unsere Ehe nicht gut läuft .... ich mich nicht genug in die Partnerschaft einbringe etc. Er hingegen tut absolut nichts - macht seine Job einwandfrei, aber das ist alles ..... er kocht nichtmal Wasser - macht in der Küche nichts - nur einkaufen ist seins (weil ich ihm nicht genug an Süssem etc mitbringe) ich habe immer gesund und frisch gekocht, aber es schmeckt ihm nur, wenn es vor Fett tropft ...... und er ist bei jeder Mahlzeit mind. 3 Portionen und danach nach 1 kg Quark und jede Menge Süsses ..... und ich bin schuld, weil ich ihn nicht motiviere ..... und ein Mann hat aufgrund der Evolution einfach Fressattacken und sollte dann regelmäßig eine Woche fasten ..... nur das Fasten vergisst er ..... immer wieder hat er versprochen, dass zu ändern ...... getragene Wäsche muss ich wegräumen, damit er sie nicht nochmal anzieht ......
Und sollte einfach unglaublich viel Sex mit ihm haben..... aber ich finde seinen Körper mittlerweile eher abstossend und viel ist auch aufgrund mangelnder Beweglichkeit nicht mehr möglich ...... küssen mag ich ihn auch nicht mehr, weil die Mundhygiene sehr zu wünschen übrig lässt .....
Andeutungen und Hinweise verpuffen -..... ich soll mich nur ändern und ihn motivieren, dann würde das schon werden.
Ich weiss nicht mehr weiter ..... mag mich aber nicht aufgrund dieser "äusseren" Umstände von ihm trennen.
Eine Paartherapie lehnt er ab, weil nur "ICH" ein Problem habe und wenn "ICH" mich normal verhalten würde, könnte er auch abnehmen.

Sarah B. Anwort von Sarah B.

Hallo liebe Hilde (bitte nicht wundern, ich habe deinen Nachnamen zu deinem Schutz entfernt),
ich danke dir, dass du uns geschrieben und uns von dir und deiner Situation erzählt hast.

Zunächst möchte ich dir sagen:
Dass du trotz allem deinen Mann nicht verlassen möchtest, finde ich wirklich toll. Du scheinst sehr unglücklich zu sein, umso schöner ist es, dass du um eure Ehe kämpfen möchtest.
Es wäre vielleicht der einfachere Weg ihn zu verlassen, aber der einfache Weg ist nun mal selten der richtige...
Leider gibt es ja mehrere Baustellen an denen ihr gemeinsam als Paar arbeiten müsst und die Tatsache, dass die Initiative seinerseits mangelhaft/nicht vorhanden ist, erschwert das Ganze natürlich, aber trotzdem heißt das nicht, dass es unmöglich ist.
Also lass uns mal überlegen, was man tun könnte.
Zum Einen ist es sein Verhalten und zum Anderen, dass er sich gehen lässt. Ich vermute, dass beides zusammen hängt.
Er scheint ja auch nicht glücklich zu sein. Das ist der leider allzu bekannte Teufelskreis. Es fällt einem immer schwerer aus diesem Sog hinaus zu kommen und rutscht immer tiefer in ihn hinein.
Aber nichts desto trotz ist es nicht ok, dich dafür verantwortlich zu machen und dir die alleinige Schuld zu geben.
Ich lese aus deiner Nachricht heraus, dass du dieses Thema bereits angesprochen hast.
Wie muss ich mir das vorstellen? Habt ihr in einem ruhigen Moment ohne Ablenkung zusammen gesessen und offen darüber gesprochen? Oder war es eher ein Tür-und-Angel-Gespräch?
Sollte letzteres zutreffen, kann ich dir nur ans Herz legen, die erste Variante nachzuholen.
Sag ihm offen und ehrlich wie du dich fühlst und was in dir vorgeht. Wie so oft ist auch hier die Formulierung ganz wichtig.
Man kann sagen:
"Ich ekle mich immer mehr vor dir, wenn du dich nicht änderst, verlasse ich dich."
Die andere Möglichkeit wäre:
"Ich mache mir wirklich Sorgen um dich und würde so gerne verstehen, warum du dich so verändert hast. Du musst dich nicht schämen es mir zu sagen. Ich möchte dir so gerne helfen, weil ich dich liebe und mir unsere Ehe am Herzen liegt."
Beide Sätze könnten genau so gesagt werden, aber ich denke der Unterschied lässt sich sehr gut erkennen.

Ich weiß das ist leicht daher gesagt und es ist auch leider nicht garantiert, dass er sich dir öffnet/an sich arbeitet.
In manchen Situationen muss man abwägen, ob gerade das Zuckerbrot oder die Peitsche erfolgsversprechender ist. Ich würde dir raten auf deine Intuition zu hören, welche Herangehensweise in der jeweiligen Situationen erforderlich ist.

Eine Sache möchte ich dir noch mit auf den Weg geben:
Gemäß dem Fall, dass sich nichts ändert, die Umstände vielleicht sogar noch schlimmer werden, er nicht gewillt ist an sich zu arbeiten, nach wie vor nicht zu einer (Paar-)Therapie bereit ist etc etc....dann denke bitte an dich.
Ich finde es wie gesagt toll, dass du ihn und euch nicht aufgeben möchtest, aber es ist ebenso wichtig, dass auch DU glücklich bist.
Und wenn du es in dieser Ehe irgendwann nicht mehr sein solltest, dann hoffe ich, dass du überlegst, wie du in Zukunft leben möchtest und dementsprechend handelst.
Ja, es klingt immer komisch, wenn geraten wird sich zu trennen und das ist auch nie mein erster Ratschlag, denn wie gesagt der leichte Weg ist in der Regel nicht der richtige.
Aber sollten sämtliche Versuche scheitern, ist es irgendwann leider die einzige Option. Eine Trennung ist nie einfach und es ist ein gewaltiger Schritt, aber die Angst davor darf und sollte nicht der Grund sein weiterhin in einer unglücklichen Beziehung zu leben.

Liebe Hilde, ich hoffe, dass ich dir weiterhelfen und ein paar Anregungen geben konnte.
Melde dich jederzeit, wenn du noch Fragen hast oder erzählen möchtest, wie es weitergegangen ist.
Bis dahin alles Liebe und viele Grüße
Sarah