Problem von Laura - 15 Jahre

Was ist der Sinn des Lebens?

Hallo, liebes Team. Ich finde es toll, was ihr hier tut, wie ihr den Menschen helft und ihnen etwas Hoffnung schenkt. Danke dafür!

Jetzt zu mir. Ich bin 15 Jahre alt, meine Hobbys beschränken sich aufs Schreiben eines zweiten Fantasy-Romans, von Kurzgeschichten und Gedichten; aufs Zeichnen und aufs Lesen. Ich interessiere mich sehr für die Themen (Homo-)Sexualität, Philosophie, Mythologie, Lyrik, Schauspielerei. Deutsch ist mein Gebiet, (fast) alles daran interessiert mich und am liebsten lese ich Kafka und Rilke (was bei meiner Altersgruppe oft auf Verwunderung stößt). Ich nehme an Lyrik-Wettbewerben teil usw..
Nun neige ich dazu, viel nachzudenken, bin etwas zu tiefgründig, etwas zu zerstreut, etwas zu sorgenvoll. (Und natürlich chaotisch, aber das ist die Welt doch sowieso.)

Und irgendwann kommt man an einen Punkt (sicherlich gerade in der Pubertät), an dem man sich fragt, was das Leben für einen Sinn hat. Das hört sich zunächst depressiver an, als ich es meine. Ich mag das Leben, auch wenn es etwas anstrengend sein mag. Ich mag auch unsere Welt, zumindest zum großen Teil.
Aber ich verstehe einfach nicht, wieso wir Dinge tun. Irgendwann wird man doch sowieso vergessen, oder nicht? Egal, wie viele Menschen uns geliebt haben. Vielleicht ist das nicht einmal schlecht, ich weiß es nicht.
Es geht mir nicht einmal darum, selbst nicht vergessen zu werden weil ich glaube etwas Besonderes zu sein - eher im Gegenteil. Warum jemand in 50, 60, 70 Jahren noch meine Gedichte oder Texte lesen oder sich daran erinnern sollte, was ich gesagt habe, ist mir ein Rätsel. Man könnte jetzt sagen, dass jeder etwas Besonderes ist, nur hilft mir das in meiner Situation nicht viel weiter.

Manchmal kommt mir das Leben wie ein Traum vor. Es gibt Momente, da denke ich, ich stehe außen und betrachte eine Welt, die es gar nicht gibt. Weil sie zu grausam ist. Oder zu schön. Oder beides. Und Träume vergisst man doch auch irgendwann (also zumindest die nachts, denn ich spreche nicht von Wünschen oder Zielen, die sollte man nie vergessen).

Die Welt ist zu ungerecht, keine Frage. Und insgeheim stört mich das ungemein. Ich verstehe nicht, wozu man einen Krieg anfängt. Wen interessiert es denn, was der andere für eine Hautfarbe, Sexualität, Nationalität hat, solange er ein Mensch ist? Ist denn ein Herz oder Mensch mehr wert als das/der andere? Wieso unterscheidet man? Ist es nicht vollkommen egal, ob ich weiß, bisexuell & Polin oder schwarz, heterosexuell und Brasilianerin bin? Wer ist man, dass man sich herausnimmt, so über einen Menschen zu urteilen? Etwas mehr Akzeptanz (und ich hüte mich davor, das Wort Toleranz zu verwenden) würde unserer Welt doch ganz gut tun. Wir könnten uns doch einfach mal am Riemen reißen, oder nicht?

Oh Gott, oh Gott ich weiß gar nicht, ob mir diese Fragen überhaupt jemand beantworten kann. Vielleicht klingt das auch alles viel zu kindisch und zu verbittert, zu übertrieben. Aber immerhin tat es gut, das mal aufzuschreiben. Denn irgendwie will ich erkennen "was die Welt im Innersten zusammenhält"

Vielen Dank.

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Liebe Laura,

Vielen Dank erst einmal für deine Zuschrift! :)

Ich muss dir jedoch direkt schreiben, das Ich mir nicht ganz sicher bin, inwieweit meine Antwort dir wirklich helfen kann. Nicht umsonst ist die Frage nach dem Sinn des Lebens eine sehr schwierige Frage, die Die Menschheit sich im Allgemeinen schon sehr lange stellt und wo die größten Philosophen dran sind, diese Frage zu beantworten. Bisher ist mir noch keine klare, eindeutige Antwort untergekommen. Ich selbst habe auch keine eine, klare Lösung darauf, aber Ich werde im Folgenden Versuchen dir meine Ansicht zu deinen Fragen zu nennen und vielleicht kannst Du da in manchem etwas erkennen, was dir vielleicht helfen kann? Wenn Ich dich da komplett falsch verstanden habe, dann berichtige mich da auch gerne, wenn du es anders gemeint hast - als Ich dich nun verstanden habe. Dann tut es mir Leid, aber melde dich dann nochmal.

Diese Frage nach dem Sinn des Lebens, da hast Du absolut Recht, die stellt sich jeder Mensch einmal in seinem Leben. Manche, die kommen von diesem Gedanken schnell wieder los und bei anderen begleitet es Sie gefühlt durch Ihr ganzes Leben. Du beschäftigst dich in sehr vielen aufgezählten Bereichen mit Hobbys, welche normalerweise deine Generation abwerten würde. Aber diese Frage die dich aktuell beschäftigt, diese nach dem Sinn des Lebens - die kennt glaube Ich gar kein Alter.

Ob als Kleinkind, im Grundschulalter, im Jugendalter oder sogar noch im Erwachsenenalter - diese Frage stellt man sich oft immer wieder. Manche finden mit der Zeit ihre Antwort auf diese Frage und dann beruhigt man sich da etwas und es steht nicht mehr so im Fokus, wie eventuell zwischen (sagen wir mal) 12 und 18 Jahren). Trotzdem bleibt diese Frage. Wenn Ich meinen Opa frage wird er mir ganz sicher sagen, das auch Er darüber nachgedacht hat/nachdenkt.

Ich habe einige Zeit in verschiedenen Einrichtungen gearbeitet und im Kindergarten habe Ich angefangen. Selbst dort gab es diese Frage nach dem Sinn des Lebens und später in der Jugendarbeit ebenso. Nicht mehr, meiner Meinung nach - aber im Kindergartenalter geht man vielleicht einfach anders mit dieser Frage um. Die meisten aufjedenfall. Da ist es schnell wieder vergessen und es wird weiter gespielt, du scheinst - wie viele Altersgleiche an dieser Frage zu hängen. Das ist ja auch vollkommen logisch, denn wie sonst soll es dazu kommen das Du deinen Platz in der Welt und auch den in DEINEM Leben findest? Dazu musst Du ja zunächst mal wissen, wo der Sinn deines Lebens liegt, wenn Du dieses auskosten und ausleben möchtest, wie es dir gefällt.

Um ehrlich zu sein, kann Ich dir deine Frage nach dem Sinn des Lebens gar nicht so direkt beantworten. Das ist ziemlich schwierig, selbst wenn man dich gut kennen würde. Niemand kennt dich so gut, wie Du dich selbst. Schließlich verbringst Du bereits dein ganzes Leben mit dir. Niemand kennt dich so lange und zugleich ohne Pause. Niemand erlebt dich in JEDEM Moment deines Lebens. Außer eben Du. Und nur deshalb kannst Nur du meiner Meinung nach herausfinden, was dein Sinn des Lebens eigentlich genau ist.

Folgendes: Lass uns das ganze aber mal eben ausseinander nehmen.

Zunächst mal gibt es da finde Ich 2 verschiedene Fragen.

Der Sinn des Lebens ist ein anderer als vielleicht der Sinn deines Lebens ist.

Sinn deines Lebens. Das ist der Sinn den Du für dich in deinem Leben findest. Ein Musiker der mit Herz, Leib und Seele Musik gemacht hat und immer noch macht, für den ist der Sinn seines Lebens vielleicht die Ausübung seines Hobbys. Für einen glücklichen Familienvater, der sich nichts schöneres vorstellen kann, als Zeit mit seinem Kind zu verbringen - da hast Du seinen Lebenssinn! Deinen Lebenssinn hast Du gefunden indem, was Du tust. Da gibt es ja allerhand. Aber dieser Lebenssinn von dir, der kann sich auch immer wieder verändern. Was ich letztes Jahr als meinen Lebenssinn sah, ist dieses Jahr vielleicht schon wieder etwas ganz anderes geworden, wenn sich in der Umgebung oder bei einem selbst etwas verändert. Das tut es ja durchgehend und demnach steht man (zum Glück) auch immer wieder vor neuen Herausforderungen die dem Sinn des eigenen Lebens näher kommen sollen.

Du fragst nach dem Sinn des Lebens also mache Ich nun auch mit dieser Antwort weiter.

Sinn des Lebens. Also ein Sinn ist ja kann man sagen eine Aufgabe, vielleicht eine Verpflichtung die man mit sich selbst eingeht. Eventuell aber auch eine Art Versprechen auf die Zukunft, welches man auf alle Lebewesen übertragen könnte.
Wenn man sich den biologischen Sinn des Lebens anschaut war dies in früheren Zeiten sicher nur die Fortpflanzung. Aber was wäre DER eine Sinn des Lebens heute für alle? Meiner Meinung nach, ist es nicht mehr die Fortpflanzung, denn wir haben so viele Menschen aktuell in der Welt, die keine eigenen Kinder bekommen und das muss doch nicht zwingend heißen, das Sie den Sinn des Lebens nicht erfüllen würden, oder doch? Da hast du deine ganz eigene Meinung zu!

Warum wir Dinge tun? Vielleicht um tatsächlich nicht vergessen zu werden und etwas zu hinterlassen oder um uns selbst unsere Lebenszeit schöner zu machen. Niemand weiß sicher, was danach kommt und da kann es doch ganz gut sein, wenn man diese begrenzte Zeit so schön macht, wie es nur geht. Wir sind eine so emotionale Art (solange dies nicht kaputt gemacht wird) und können unser Denken und Handeln reflektieren lernen und natürlich kann man einfach so vor sich selbst hinleben. Einfach in der Ecke liegen und den ganzen Tag nichts machen, wenn man daraus glücklich und erfüllt sein kann - vollkommen In Ordnung für mich, aber meistens sind eine gute Mischung aus den Lauten und Stillen Momenten diese, die uns gefallen.

Mit deinen Worten hast Du Bedeutung. Du hinterlässt Sie für vielleicht jede Generation die danach kommt und Worte können was bewegen. Andere Menschen können sich deine Worte zu Herzen nehmen.

Du kannst sagen, das man nach dem Tod ja sowieso weg ist, das alles nicht wirklich etwas gebracht hat - aber vielleicht versuchst du deinen Blick da zu erweitern. Ja, vielleicht bringt es uns nichts gelebt zu haben, aber wir sind auch mitverantwortlich für die Menschen um uns herum. Es gibt einen Satz, wenn dieser mir nicht als junger Mensch gesagt worden wäre, dann hätte Ich vielleicht einen großen Fehler begannen. Oder hätte es nicht damals diese eine Person gegeben, die mir etwas erklärt hat, so hätte Ich das vielleicht nie gelernt. Und ich gebe das gelernte und die Erfahrung vielleicht mehr oder weniger bewusst an meine Umwelt weiter. An die Menschen die Ich beeinflussen kann zum Positiven. Und so kann das immer weiter gehen. So bleibt man ewig in der Welt mit seinen Taten.

Schauen wir einmal auf die Vergangenheit. Hätte nie jemand das Feuer entdeckt, hätten wir vielleicht heute keine Ahnung davon. Wäre niemals jemand so mutig gewesen und wäre ins Weltall geflogen, hätten wir viel weniger Informationen. Oder hätten wir keine Autos erfunden, hätte der Vater niemals seinem Kind den Geburtsort dessen zeigen können. Das ist natürlich alles sehr weit hergeholt, aber es ist im Kleinen tatsächlich so möglich. Natürlich bringen dir deine Textschreibereien vielleicht nichts mehr, wenn Du 60 bist und andere Hobbys hast, aber das heißt nicht, das Es keinen Sinn gab. Deinen vielleicht nicht, aber für jemand anderen - wer weiß das jetzt schon?

Ja manche Träume vergisst man tatsächlich. Da hast Du Recht!! Ich erinnere mich nicht mehr an viele Träume aus meiner Kindheit/Jugend. Aber das ist vielleicht auch gar nicht so wichtig. Wenn man die wirklich wichtigen erinnert und behält, dann ist das vielleicht eine Art Opfer die man bringt. Es ist eventuell gar nicht so gut, wenn wir uns an alle Träume der Nacht erinnert könnten, wer weiß was das für unsere Psyche tatsächlich bedeuten würde. Die ganz wichtigen, entscheidenden Träume behält man denke Ich in Gedanken, solange man Sie braucht. Was man nicht braucht, behält man auch nicht ewig.

Zwischenmenschliche Beziehungen bringen sehr viel Stress. Das ganze Leben kann es immer wieder zu Konflikten im Kleinen und im Großen kommen. Würden wir uns wie Du sagst alle am Riemen reißen, wäre das eine andere Welt, das stimmt. Aber ich weiß gar nicht, ob das dann viel schöner wäre. Ein Krieg ist immer eine Antwort auf eine ganz andere Ursache. Ein Streit hat auch immer einen Anfang. Wir müssten vielleicht anders miteinander reden. Anders beurteilen. Anders Denken. Dazu sind Menschen im einzelnen nicht unbedingt in der Lage, glaube Ich. Es gibt genug Menschen, die es schwer haben und aus dieser eigenen Verzweiflung Dinge tun, die der Gemeinschaft aller schaden. Man kann das verurteilen, oder hinterfragen, wie es soweit kommen konnte.

Wenn Ich die Erzählungen von älteren Menschen dieser Gesellschaft über vergangene Kriege anschaue, so möchte Ich ganz fest daran glauben, das so etwas nie wieder geschehen sollte. Wir sollten ja aus alten Fehlern lernen, aber die Wut, Verzweiflung, Hass, Neid - das ist vielleicht alles stärker als die Logik und der Verstand in dem Moment. Was soll man tun, wenn man sich nicht anders zu helfen weiß? Wenn man nicht gelernt hat, andere Mittel einzusetzen und die die man kannte, nicht geholfen haben, die Situation zu verändern? Das ist alles nicht schön, aber vielleicht einfach eine Antwort, auf das was falsch läuft, wenn man so handelt, wie man es tut. Wir Menschen sind nicht immer logisch, sondern emotional und handeln manchmal so.

Für manche steht die Priorität der Toleranz aller Menschen eben einfach unter der, den eigenen Willen durchzusetzen oder die Unzufriedenheit klar zu machen. Da sind die Grenzen vielleicht anders verschoben, als Du Sie vielleicht setzen würdest. Warum das so ist, weiß Ich auch nicht, aber ein anderes aufwachsen ist sicherlich ein Teilgrund dafür, inwieweit man sich in welche Richtung überhaupt entwickeln konnte.

Ich wünsche Dir Erst einmal Alles Gute weiterhin und hoffe, das es dir ein wenig helfen konnte, eine andere Meinung dazu mitzubekommen. Du kannst gerne jederzeit erneut schreiben - da würde Ich mich freuen!

Julia