Problem von Anonym - 16 Jahre

Stress-Anfall

Hi, liebes KuKa-Team
Ich habe seit langem ein Problem,aber erst in letzter Zeit kommt es so richtig raus. Ich hab schon früher Schwierigkeiten gehabt, bei Dauerstress einen kühlen Kopf zu bewahren und vernünftig zu handeln (gleichzeitig bin ich allerdings genial darin, echte Katastrophen schnell zu lösen, d.h. bei nem Unfall weiss ich sofort was ich machen soll, und hab auch schonmal bei sowas helfen können, als eine Frau in der Stadt ausgerutscht ist und sich das bein verletzt hat, und wenn ich unter zeitdruck viel machen muss, krieg ich dass auch ziemlich gut hin)
Aber seit letzter Woche bin ich extrem empfindlich und reizbar.
Meine jüngste, zweieinhalbjährige Schwester ist am 23.01. ins Krankenhaus gekommen, weil sie Zuckungen usw. hatte. Wir mussten dann zwei Tage auf die ERgebnisse warten...war echt ne zittrige Stimmung daheim...Ich hatte mich Monate vorher in der Schule für die nächsten Tage für ne Art Disskussionsrunde angemeldet, die den ganzen Vormittag über geht und war daher vom Unterricht befreit, und konnte so meine Unruhe ziemlich verdrängen. Als ich dann aber am Mittwoch nach Hause kam sassen meine Mutter und meine Schwester mit nassen gesichtern im Flur- meine mutter sagte nur: "Lily geht es sehr schlecht" und mir wurde eiskalt, mein Magen drehte sich um und ich stürzte in mein Zimmer, wo ich direkt hinter der Türe eingeknickt bin und geflennt hab. Die nächten 4 stunden wurden dann so ziemlich die schlimmsten in meinem Leben, die ganze Familie hockte weinend auf dem Boden, und wir wurden erst nach und nach wieder ruhiger. Für mich war es jedenfalls einer der schlimmsten tage, wenn nicht der schlimmste, in meinem Leben. Mama erzählte nach und nach, oder besser, ich bekam nach und nach mit,dass die Kleine eine Entzündung im gehirn hat. Am nächsten tag konnte ich mich zum Glück nochmal mit dem Diskutierklub ablenken, am Freitag gab es Zeugnisse,die daheim er nebensächlich behandelt wurden, weil die endergebnisse der Untersuchungen kamen. Das war dann ne RIESEN-Erleichterung, weil kein Tumor, kein Virus und auch keine Herpes festgestellt wurde. Am WE war ich dann aufm Geburtstag einer Freundin, die ziemlich erleichtert war, dass ich kommen konnte und die sich leicht überfordert mit der ganzen Problematik fühlte, und wir haben die Kleine nach Hause geholt. Am Montag war ich mit meiner anderen Schwester unterwegs, als meine Mutter aufs Handy angerufen hat, und sagte, dass die Kleine wieder zurück ins Krankenhaus müsse, weil die im Labor geschlampt haben und jetzt doch noch n' Herpes-virus bei ihr im Gehirn festgestellt wurde. Wir sind sofort nachhause gerannt, mit dem Erfolg, dass ich wahnsinnige Kopfschmerzen hatte, die sich dann auch noch verschlimmert haben, weil ich noch in Schuhen,mit Jacke und allem dran n Heulkrampf gekriegt habe. Meine Vater hat noch versucht,mich zu beruhigen, ich hab mich aufgerappelt und dann sind unsere Eltern mit der Kleinen ins Krankenhaus. Als meine Mutter, Ärztin übrigens, nachhause kam, sagte sie, dass es Lily ganz gut gehe, und dass sie sehr gute Chancen habe, weil die Gehirnentzündung sehr leicht verlaufen sei, und die gefährliche zeit vorbei wäre, sie müsse aber trotzdem 14 Tage stationär bleiben. Meine Freunde,die total geschockt waren, als sie die neuigkeit von mir erfuhren, waren am nächsten tag (also heute morgen) supererleichtert, und ich hatte auch die schriftl. Entschuldigung (fam. probs.), dass ich die hausaufgaben nicht hatte. Aber offenbar scheint für die die Sache mit meiner Schwester abgehakt zu sein, dabei nimmt mich das ganze total mit. Ich war so empfindlich, dass ich mich sogar wegen 10 ct mit meiner Freundin zu streiten begann. Man muss dazu sagen, dass sie diejenige war, die mit mir in dieser Situation überfordert war- sie hatte angst, mir was falsches zu sagen und war ziemlich hilflos, wenn sie versuchte, mich zu trösten. Ich kann auch kaum dem Unterricht folgen, weil ich die ganze Zeit die kleine im Hinterkopf habe und total reizbar bin. Meine zweite beste Freundin hat mich besser verstanden (ihre mutter hatte vor n paar jahren ne totgeburt, un jetzt hat sie mit erzählt, was sie damals gemacht hat) und konnte damit besser umgehen, aber jetzt erwartet sie halt auch, dass es fürmich abgeschlossen ist.Für mich ist es trotzdem echt eine Belastung, auch wenn ich weiß, dass es ihr gut geht, dass ich meine sie nicht sehen kann. Aber ich kann halt nicht einfach rumzicken. Wegen der ganzen Sache und auch wegen dem Wetter krieg ich leicht Kopfschmerzen. Wenn ich Kopfweh hab, tuts mir nicht nur einfach so weh, sondern ich reagiere auch anders, weil meine Orientierung sich verschiebt...Bei uns in der Klasse kist es leider unmöglich, eines der total beschlagenen Fenster zu öffnen, um in dem stickigen Raum überhaupt Luft zu bekommen, weil irgenwer anfängt rumzukeifen. Das verschlimmert natürlich mein Kopfweh und meine Laune erheblich. Heute hat der Chemieraum so gestunken, dass mir richtig übel wurde-als ich das Fenster, neben dem ich sitze, aufmachte, mischte sich natürlich sofort der Chemielehrer ein, dessen nase offenbar von den vielen Experiementen ihre Riechfähigkeit verloren hat. Ich hab Chemie durchgestanden, und bin, als die Oberzicke im nächsten Raum wutschnaubend das offene fenster geschlossen hat, vorzeitig nachhause. Ich bin den ganzen Tag über nervös und reizbar- mir ist einfach alles zuviel, und als mein kleiner Bruder mich anmotzte, bin ich völlig ausgetickt. In solchen momenten habe ich null kontrolle über das, was ich tue oder sage und ich bin von einem augenblick auf den anderen wieder ruhig, um dann urplötzlich wieder auszurasten. meine Mutter regt mich zusätzlich auf, indem sie dann, wenn ich versuche, mich zuberuhigen, fast schon lächelnd-besorgt neben mir steht und mir einfach nicht meine dringend benötigte Ruhe lässt. Sie bringt mich mit Kommentaren wie "Du bist völlig hysterisch" (ungläubig-verblüffter gesichtausdruck), "Du bist viel zu alt,um dich so zu benehmen", "Du bist nicht 16, sondern 6" (verärgert-genervt) so richtig auf die Palme *tob* Dann macht sie sich wieder Sorgen,wenn ich Kopfweh hab und die Tablette nicht anschlägt ("Hhh! Gehirntumor!" schokiert-alarmiert).
Ich hab mich gefühlsmäßig überhaut nicht mehr unter Kontrolle und fühle mich mit absolut allem überfordert-egal ob nervende Geschwister, Schule, Freunde, Einkaufen oder Kopfschmerzen.
Ich hab durch das Kopfweh echte Orientierungsschwirigkeiten, mein Gleichgewichtssinn ist durcheinander und ich kann Geräusche nicht richtig orten, was mich einschränkt, wenn ich unter vielen leuten bin. Dazu kommt halt auch noch meine Schwester und wie wir daheim alles managen müssen-evtl. hängts auch zusammen, ich weiß echt nicht...

Wie krieg ich mich so schnell wie möglich wieder in den Griff?
Ich kann nicht die nachsten 13 tage als absolutes nervliches Wrack durch die gegend stiefeln...Ich muss bis Mitte Februar meine leistungskurse gewählt haben und hab auch sonst neben Hausaufgaben,Sport und Terminen jede Menge zu tun!
Ich MUSS mich gefühlsmäßig wieder einkriegen und kann nicht einfach wegen jeder Kleinigkeit die Leute um mich verschrecken, aber wie kriege ich das hin?

Bitte gib mir jemand einen Rat!!!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Also, ich finde es absolut nachvollziehbar, dass die Krankheit Deiner kleinen Schwester Dich so aus der Bahn wirft. Das streift man nicht mal einfach ab. Ich selbst kenne das von mir auch. Wenn ich eine große Sorge habe, mich eine Sache absolut geschäftigt und bedrückt, kann ich auch anderen gegenüber schnell ungerecht werden, zickig reagieren usw. Verlangst Du nicht ein bißchen viel von Dir selbst, wenn Du immer gut 'funktionieren' willst? Du hast Gefühle, und die dürfen Dich auch mal bestimmen. Dafür sind sie da.

Haben Deine Freunde wirklich gesagt, dass sie erwarten, das Thema sei abgehakt und fertig? Oder ist das nur Deine eigene Einschätzung? Es ist für viele Menschen schwierig, mit dem Kummer anderer umzugehen. Mach ihnen das nicht zum Vorwurf. Erzähl, wie es Dir geht, auch zwei oder dreimal. Es beschäftigt Dich und je mehr Du es rauslässt, desto weniger wird es Dich beeinflussen. Du musst das alles nicht mit Dir allein ausmachen. Rede darüber, wenn Dir danach ist.

Deine Kopfschmerzen machen mir Sorge. Deine Mutter ist Ärztin - von daher gehe ich davon aus, es ist soweit abgeklärt, oder? Warst Du bei einem Neurologen? Ich fände das absolut angebracht und würde mit solchen Symptomen auf jeden Fall einen Termin machen. Wenn mir das alles nicht weiterhilft, würde ich einmal mit einer Heilpraktikerin sprechen. Ich weiß nicht, wie Deine Eltern dazu stehen (die Schulmedizin ist oft nicht gar so offen gegenüber der Naturheilkunde) - aber ich halte es für einen guten Weg und habe auch schon oft gesehen und erlebt, dass es hilft. Sprich es zu Hause einmal an.

Wenn Du Ruhe brauchst, um wieder runter zu kommen, dann sag das einfach: Lass mich bitte 10 Minuten in Ruhe. Das hilft kleine Wunder. Sage, was Du gerade brauchst. Das kann niemand ahnen.

Dir und Deiner Familie (besonders der Kleinen) alles Liebe und Gute!