Problem von Anonym - 25 Jahre

Kann der Tod die Liebe so verändern?

Liebes Team,
im Moment gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf, es faellt mir schwer sie zu ordnen, am besten ich beginne chronologisch...
Kennengelernt habe ich meinen Exfreund vor 5 Jahren in Deutschland, aus einer Freundschaft hat sich langsam eine Liebesbeziehung entwickelt. Er lebt in Italien und so haben wir 4 Jahre lang in einer Fernbeziehung gelebt, was an und fuer sich aber nie ein Problem war, wir wussten ja bei jedem Abschied, dass wir uns wieder sehen (wir haben uns wenn moeglich jeden Monat getroffen und meine Semesterferien habe ich groesstenteils in Italien verbracht)...
Er hat mich in den letzten 2 Jahren sehr unterstuetzt, da ich unter sehr grosser Pruefungsangst litt, die sich dann generalisiert hat und dazu gefuehrt hat, dass ich mein Studium abgebrochen habe. Es hat eine Weile gedauert bis ich wieder zu mir gefunden habe, in dieser Zeit war ich sehr schwierig, habe oft meine ganze Situation, meine "Unmut" an ihm ausgelassen und mich innerlich gefragt, wie er mich nur aushaelt und woher er die Kraft nimmt, aber er war immer fuer mich da. Wir hatten Plaene fuer eine gemeinsame Zukunft in Deutschland, wollten ein Kind adoptieren (ich habe eine behinderte Schwester und moechte daher keine eigenen Kinder bekommen, das wusste er aber schon immer und hatte es auch akzeptiert). Letzten Sommer sind wir gemeinsam nach Schottland gegangen, wo wir gemeinsam ein Jahr verbringen wollten... Nach 5 Monaten ist seine Mama schwer krank geworden und er ist nach Italien zurueck gegangen, um sie zu pflegen. Ich habe ihn fuer zwei Wochen begleitet, bin dann aber zurueck nach Schottland gegangen, obwohl er wollte, dass ich bleibe. Ich weiss, ich haette fuer ihn da sein muessen, aber ich wollte diese Intimitaet nicht stoeren. Wenn ein Teil der Familie langsam stirbt, noch dazu zu Hause, sollte das doch im Kreis der engsten Familie geschehen... Ende Dezember ist seine Mama dann gestorben. Weihnachten haben wir zusammen verbracht, sind ein paar Tage weg gefahren. Er sagte mir, dass ich nun die einzige Frau in seinem Leben sei, dass er fuer immer mit mir zusammen bleiben moechte...
Ende Januar ist er zusammen mit einem Freund in ein Kloster gefahren, um zu sich zukommen und fuer "uns", denn es ging dort im Grossen und Ganzen um die partnerschaftliche Liebe. Ich freute mich fuer ihn und hoffte es koenne ihm gut tun. Doch dann kam es wie ein Schalg ins Gesicht. Nach diesem Wochenende wollte ich ihn anrufen, doch er war ganz anders, verschob unser Telefonat auf den naechsten Tag und sagte er wuerde mir alles in einer E-mail berichten. In dieser E-mail schrieb er dann, dass er nicht wuestte, ob der Weg mit mir, unser Weg nicht ein Fehler waere... Er sprach von zwei Baeumen, die zu nah beieinander gewachsen seien und sich nun gegenseitig das Licht nehmen wuerden... Er sagte mir dann, dass er mich nicht mehr lieben wuerde, dass er schon seit laengerem so empfinden wuerde, dass er total leer sei und keine Kraft mehr haette... Dann sprach er aufeinmal davon, dass er ja eine Familie moechte, heiraten und dass er eigene Kinder moechte, dass seine Wurzeln in Italien liegen wuerden und er seine Zukunft nicht in Deutschalnd sieht und nicht mit mir. Das alles hat mir den Boden unter den Fuessen weggezogen, war ich mir doch unserer gemeinsamen Zukunft so sicher, vielleicht zu sicher, klar gab es manchmal Streit und manchmal war keine Harmonie zwischen uns... aber wo gibt es das nicht?
Wir haben dann noch fast jeden Tag miteinander telefoniert und es war irgendwie alles wie immer, er sagte dass er mich vermissen wuerde, dass er mich lieb haette, als ich ihn dann fragte, was ich fuer ihn sei, sagte er: wichtig, aber er wolle nicht mit mir zusammen sein. Wiederum sagte er aber auch, dass wenn wir villeicht noch ueber ein paar Dinge gemeinsam sprechen wuerden, dann haetten wir vielleicht noch eine Chance. Ende Februar bin ich dann fuer einen Tag zu ihm geflogen, ich wollte mit ihm sprechen und vorallem seine Augen sehen... Sie waren leer, ohne Liebe fuer mich, fuer niemanden. Aber wenn Augen die Spiegelbilder der Seele sind, ist das ja auch nicht verwunderlich. Was mich wundert ist, warum er diese Leere in sich auf mich zurueck fuehrt. Kann es nicht vielmehr sein, dass sie durch den Tod seiner Mutter kommt? Er verneint dies, warum ist er sich so sicher? Habe ich ihn so sehr enttaeuscht? Als ich bei ihm war, hat er sehr geweint, das erste Mal nach dem Tod seiner Mutter, obwohl ich ihm immer sagte, bei mir muesse er nicht stark sein. Irgendwie hat er alles verdraengt und jetzt kommt es wieder hoch... Als ich da war haben wir auch Zaertlichkeiten ausgetauscht... er sagte, er moechte sich bis April, denn dann fahre ich wieder zu ihm, entscheiden, schwarz oder weiss, nicht mehr grau....
Danach hatten wir kurz telefoniert, weil ich ihm meine Flugdaten durchsagen wollte und wieder sagte er mir, er vermisse mich, wuerde an mich denken... Ich war ganz euphorisch, fuehlte wieder Hoffnung in mir aufsteigen, ueber die Ferne ist sie ja so leicht aufrecht zuerhalten. Und dann eine Woche spaeter sagt er mir wieder ganz klar am Telefon, dass er keine Zukunft fuer uns sieht, auch den Vorschalg ich koenne in der Zukunft ja ebenso gut in Italien leben, lehnt er ab und sagt, dass hatte ich ja nie gewollt. Ich weiss, ich muss es akzeptieren, auch wenn ich ihn nicht verstehen kann. Es tut nur so verdammt weh, und ich moechte auf keinen Fall den Kontakt zu ihm verlieren, er ist ja auch der beste Freund den ich habe... Ich weiss nicht, ob es richtig ist zu ihm zu fliegen, oder ob ich mir damit selber nur noch mehr weh tue, aber ist es nicht die einzige Moeglichkeit, die ich habe? Kann der Tod eines geliebten Menschen, die Liebe zum Partner so veraendern? Ich dachte sie wuerde uns nur noch mehr zusammenfuehren... Ich wuerde so gerne verstehen...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich glaube nicht, dass der Tod eines wichtigen Menschen die Gefühle für einen anderen verändert. Aber vielleicht verändert er die Sicht auf die Dinge. Die Trennung und der Tod seiner Mutter liegen so dicht beieinander, dass ein Zusammenhang der Gefühle auch nahe liegt. Ich weiß nicht, welche Traurigkeit in ihm aufgestiegen ist, was sich für ihn in seiner Gefühlswelt verändert hat.

Er ist sehr zwiespältig. Auf der einen Seite sollst Du Dir keine Hoffnung machen, auf der anderen sagt er, er vermisse Dich und ihr tauscht noch immer Zärtlichkeiten aus. Wichtig bist Du nach wie vor. Wie wichtig, scheint er im Moment mit sich selbst zu klären.

Es ist gut, dass er eine Entscheidung fällen möchte und wird. Diese Ungewissheit ist meist schlimmer als alles andere. An Deiner Stelle würde ich zu ihm fliegen. Zwar hätte ich auch ungeheuer Angst vor dem, was mich erwartet, aber ich sehe es auch als Deine Chance. Reden, die Gefühle in Worte fassen, geht doch immer noch ein Stück weiter, wenn man sich dabei in die Augen schauen kann.

Ich weiß nicht, wie es für euch weitergeht. Das weiß offenbar im Moment nicht mal er. Aber wenn Du verstehen möchtest, solltest Du all Deine Fragen ihm stellen.

Alles Gute und viel Kraft!