Problem von Willi - 21 Jahre

Mal was anderes

Salve!
Ob ich ein Problem mit meiner Beziehung oder mir selbst ist sicher nicht so klar zu trennen :) Aber ich komme gleich zum Kern der Sache: Ich bin mit meiner Freundin seit zweieinhalb glücklichen Jahren zusammen. Aber ich liebe sie nicht. Habe ich auch nie getan. Um das näher zu erläutern, eine kleine Vorgeschichte.
Ich lebe seit dem ich sechszehn bin alleine bzw. bin vom Schülerinternat direkt in das WG-Leben gekommen.... meine Mutter ist mit meiner Schwester ins Ausland gegangen, mit beiden habe ich nach wie vor ein sehr gutes Verhältnis. Mein Vater spielt eher eine marginale Rolle in meinem Leben, seit dem sich meine Eltern als ich zwölf war, trennten. Jedenfalls habe ich mich, wie bei Teenagern üblich, im Monatstakt verliebt. Dennoch beschränkte sich meine erste intime Erfahrung mit dem anderen Geschlecht auf einen Zungenkuss auf einer Party (wir waren sturzbetrunken, möchte ich hinzufügen). Das wars, bis ich achtzehn war. Ich habe mich zwar verliebt, es aber NIE dazu gebracht, sie anzusprechen bzw. wenn, dann habe ich mich dermaßen naiv angestellt, dass ich abgewiesen werden MUSSTE. Das ist mir aber auch erst jetzt klar geworden. Irgendwann bin ich zynisch geworden. Es gab Frauen, die sich für mich interessierten. Aber die habe ich mit einer zynischen Bemerkung einfach abserviert. Hat auch irgendwie Spaß gemacht, so musste ich mich nicht mit verwirrenden Gefühlen rumplagen, habe sie einfach im Keim erstickt. Und in Kiffen+Alkohol+und Dröhnmusik, um ehrlich zu sein. Aber genug rumgeheult. Als es mir so richtig dreckig ging und es auch mein Studium beeinflusst hat, habe ich meine jetzige Freundin kennengelernt. Sie hat sich sofort in mich verliebt und sich auch nicht von meiner simulierten Gefühlskälte abschrecken lassen. Wir schrieben uns ein Jahr lang. Ich habe sie besucht und wir schliefen sogar im selben Bett. Ich war einfach nur froh, vom bereits nervenden Studium abgelenkt zu werden und ich schätze, ich habe mich auch nach einer verwandten Seele gesehnt. Es kam dann doch, das wir miteinander schliefen. Sie wollte von mir natürlich eine Antwort, was ich mir denn nun für uns vorstelle. Naja. Ich habe mich für eine Beziehung entschieden, obwohl ich sie nicht liebte. Warum? Darüber kann ich nur spekulieren, ist ja immer so eine Sache mit der Selbstanalyse. Aber ich will endlich zum Punkt kommen: Ich bereue die letzten zweieinhalb Jahre keineswegs... es war eine wunderschöne Zeit. Mitlerweile befindet sich meine Karriere wieder auf der richtigen Bahn und es geht mir in der Hinsicht besser denn je. Aber ich habe zunehmend Probleme, vor meinem Gewissen meine Beziehung zu rechtfertigen. Ich bin eigentlich sonst jemand, der sehr klare moralische Richtlinien hat. Diesen Konflikt konnte ich bisher ganz gut überdecken, aber der Widerstand bröckelt. Außerdem vermisse ich das verliebtsein schon sehr... das hat schlagartig aufgehört, nachdem ich mit ihr zusammen war. Es gab da zwar Anfangs kurz jemanden, aber diese Gefühle habe ich erfolgreich vernichtet, bzw. mit der mir eigenen Konsequenz unter den Teppich gekehrt. (Tel und Mails nicht beantworten, sowas halt).

Warum ich euch/dir das erzähle? Ich bilde mir nicht ein, das es eine Lösung gibt, die Tränen verhindern kann (da ich auch Frauen nicht weinen sehen kann). Ich kann die Sache auch nicht meiner Familie oder Freunden erzählen, da alle viel zu involviert sind und sie das zu Mitwissern machen würde. Ich würde nur gerne erfahren, was ein Externer, nicht beteiligter Mensch über meine Situation denkt .... nicht ganz einfach: Ich weiß selbst nicht, was ich von mir halten soll. Aber ich hoffe, wenigstens ein bisschen thematische Abwechslung gebracht zu haben ;)

Vielen Dank schon mal!
Grüße

Anwort von Sabine

Hallo Willi!

So viel anders ist Dein Thema gar nicht. So weit schweifst Du gar nicht von den anderen, die uns gelegentlich ähnliches schreiben, gar nicht ab. Die einen bezeichnen es als "unglücklich verliebt" oder "liebe ich" oder auch "unglücklich in einer Beziehung".
Du beschreibst im Grunde - wenn ich es richtig verstanden habe, dass Dir das gewisse Glücksgefühl in Deiner Beziehung fehlt. Der Kick zum richtig verliebt sein oder glücklich sein. Du scheinst Deine Freundin zu mögen. Ansonsten hätte es bisher keine 2 Jahre gehalten. Etwas Besonderes muß sie ja haben, was Dich an sie fesselt. Dennoch vermisst Du etwas und fragst Dich vielleicht gelegenglich auch: war das alles? Oder kommt da noch mehr?
Diese Frage stellen sich viele Partner in einer Beziehung. Gerade junge Partner. Ich will mich nicht ausschließen. Auch ich hatte damals in ca. Deinem Alter mir sehr oft die Frage gestellt in einer 4jährigen Beziehung. Dennoch habe ich sie nicht beendet, denn im Großen und Ganzen war ich glücklich.
Ehrlich geagt, kann ich Dich nicht einschätzen, ob Du total unglücklich bist oder einfach nur neugierig auf das Dir vermisste Gefühl. Ich kenne Dich ja auch gar nicht, aber wie Du Dich beschreibst, scheinst Du auch ein kleiner Abenteurer zu sein. Stets auf der Suche nach Erlebnissen und dem Kick oder gar den Schmetterlingen. Schmetterlinge fliegen nicht immer. Sie werden nach einiger Zeit ruhiger, aber sie wirken noch, wenn man sie nicht aus den Augen verliert. Eine Beziehung zu beginnen ist nicht schwer, aber sie zu pflegen sehr. In einer Beziehung baut man Vertrauen auf. Eine Basis auf der man sich fallen lassen kann und so anfängt zu genießen. Eine Beziehung ist ein Geben und ein Nehmen. Stets wachsam und doch Momente, wo man träumen darf und sich einfach wohl fühlen kann und darf, weil man das zurückbekommt, was man selber auch zu geben hat und geben mag.
Wenn Du Dich jedoch nicht in diese Sparte einordnen magst, dann solltest Du vielleicht mit Deiner Partnerin offen und ehrlich darüber sprechen, damit Du wieder glücklich sein kannst.
Alles Gute und

lieben Gruß
Sabine