Problem von Anonym - 18 Jahre

An Michaela

Danke für diese liebe Antwort und entschuldigung, dass meine Antwort so lange auf sich warten ließ. Aber es ist einiges passiert seid ich das letzte Mal geschrieben hab. Das mit der Operation hatte ich fest geplant. Alles war vorbereitet. Dennoch hat es nicht geklappt. Warum? Das ist eine lange traurige Geschichte. Der Operationstermin war 3 Tage nach den Osterferien am Freitag. Am Mittwoch bin ich deshalb nochmal hingegangen um mir den Nakosezettel abzuholen. Bei der Gelegenheit nimmt mich die Sekreterin mit ins Nebenzimmer und sagt mir, dass ich das Geld schon vorher bezahlen müsse. Das fand ich sehr ungewöhnlich und ich hab dann gesagt ich komme morgen nochmal wieder um mit dem Arzt zu reden. Ich hab dann auch erstmal gesagt, dass ich das Geld dann mitbringe. Ich hab mir dann aber überlegt das nicht zu tun und dem Arzt zu sagen, dass ich es nachher bezahlen will. Nächster Tag: An diesem Donnerstag bekamen wir unsere Facharbeiten wieder die wir vorher geschrieben hatten. Für diese Facharbeit habe ich sehr viel Mühe investiert. Ich habe echt versucht eine gute Arbeit zu schreiben. Ich habe mehr als das doppelte geschrieben als vorgegeben war und das Thema über das ich geschrieben habe hat mich auch sehr interessiert. Kurz: Ich war voll stolz auf meine Arbeit und habe sie auch schon mehrern Verwandten im Vorfeld gezeigt. Die meinten auch das wäre gut.
Und naja was soll ich sagen. Ich habe 6 Punkte gekriegt. 6 Punkte sind ein 4+. 6 Punkte hat niemand. 8 Punkte war die 2.schlechteste. Ich habe ja schon von meinen Depressionen erzählt. Es war schlimm. Ich musste sofort raus sonst hätt ich mich übergeben oder sowas. Ich hab noch mitgekriegt wie meine beiden Freunde 14 und 12 Punkte gekriegt haben. Ich bin nur noch raus aufs Klo. Und dann lag ich da. Ich wollte weinen aber ich konnte nicht. Ich hab nur gezittert. Es war alles sehr schlimm und am selben Tag musste ich auch noch zu dem Arzt, das mit dem Geld klären. Ein Tag vor meiner OP. Also hab ich mich nochmal zusammen gerissen und bin da hin. Als er mit mir geredet hat hab ich allerdings nicht viel mitbekommen. Nur irgendwas von schlechten Erfahrungen und Geld lieber sofort bezahlen und neuem Termin machen. Alles klar. Das hat also auch nicht geklappt. Das war der schlimmste Tag meines Lebens und ich wusste was ich tu würde. Ich bin nach Hause gefahren und da war keiner. Ich habe dann wahllos irgendwelche Tabletten geschluckt und hab versucht mir die Pulsadern aufzuschneiden. Es hat zwar geblutet aber anscheinend nicht doll genug. Ich habe meine Anlage maximale Lautstärker aufgedreht und hab geschriehen bis ich nicht mehr konnte. Meine Mutter hat mich dann halt irgenwann gefunden und versorgt. Als konsequenz bin ich jetzt bei einem Psychologen.
Michaela, ich danke dir für deine Ratschläge aber alles was ich bisher angepackt habe ging mehr oder weniger in die Hose. Ich kann mich nicht glücklich machen. Ich werde demnächst übrigens operiert. Allerdings unfreiwillig. Ich brauche ein Zahnimplantat. Vor 10 Jahren hatte ich mal einen Unfall wo ich auf einem glitschigen Holzbrett ausgerutscht und mit den Zähnen auf nen Fahrradständer gefallen bin. Seid dem habe ich mit Folgewirkungen zu kämpfen (siehe Zyste ). Es gibt viele Sachen die ich hier noch erzählen könnte aber das lasse ich jetzt besser. Ich habe Angst vor dem was noch kommt. Es vergeht kein Tag ohne Depressionen. Ich fühle mich als Versager
Es ist nicht alles schlecht, ich weiß, aber wieso empfinde ich es so? Diese Sachen bespreche ich zuzeit mit meinem Psychologen.
Jetzt weiß ich auch nicht mehr was ich noch schreiben soll.
Also bis denn

Anwort von Michaela

Hallo,

ich kann mich momentan nicht dran erinnern, auf welche E-Mail du Bezug nimmst, versuche aber trotzdem, auf deine zweite E-Mail einzugehen.

Dass das mit der Operation nicht geklappt hat, tut mir Leid für dich. Und dass deine Facharbeit nicht die erwartete Anerkennung bekommen hat, ist sicherlich hart für dich. Ich weiß nicht, ob du mit deinem Lehrer darüber gesprochen hast; sicher wird er dir erklären, warum es nur 6 Punkte gab und nicht mehr.

Es beruhigt mich zu lesen, dass du derzeit professionelle Hilfe bekommst, die dir auf jeden Fall mehr geben kann als unser Onlinebriefkasten. Die Erfahrungen, die du mit deinem Psychologen machen kannst, können dir viel für dein Leben geben, unter anderem auch, gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln und die Welt mit anderen Augen zu sehen. Du schreibst, dass du weißt, dass nicth alles schlecht ist, doch du empfindest es so. Es ist ein erster Schritt, dass du dieses Wissen hast! Daraus kann sich mit der Zeit auch die Empfindung für das Gute im Leben entwickeln, was natürlich Zeit braucht. Doch es ist keine verlorene Zeit, das weiß ich aus Erfahrung. Ich finde es sehr stark und mutig von dir, dass du den Schritt zur Therapie gemacht hast, um dich selbst zu finden, und ich wünsche dir alles Erdenklich Gute!

Wenn du magst, kannst du uns von Zeit zu Zeit von deinen Erfahrungen schreiben, denn wir haben auch gerne Teil an einer positiven Entwicklung (und vielleicht können wir auch noch was lernen :-)

Viele liebe Grüße,

Michaela