Enttäuschung mit Kollegin
Ich trage immer seit letzter Zeit ein Gefühl des Ärgers und des Frustes in der Bauchgegend mit mir rum. Das liegt daran, dass ich vielen privaten Ärger in meinem Wohnumfeld habe. Nur leider bin ich nicht der Typ, der auf andere gerne direkt zugeht, um mit dem Problem rauszurücken. Ich bin der Typ, das gebe ich auch ehrlich zu, der keinen Unterschied macht, wo er seinen Ärger an den Mitmenschen rauslässt und welche Mitmenschen oder Kollegen es zu spüren kriegen. Ich wünsche dann jedem, der mich quer anguckt, immer viel schlechtes. Klingt vielleicht komisch, aber ich wollte aus diesem Grund im Rahmen einer Wiedergutmachaktion vor Ostern meiner Kollegin mit einem kleinen Geschenk mit einer CD und einem Osterhasen überraschen. Doch die Reaktion darauf (weiss nicht unter welchem Eindruck sie dabei stand) hat mich schon sehr enttäuscht. Wenn ich schon jemanden mal eine Freude machen will, kann ich es einfach nicht ab, wenn dann nicht eine normale dankbare Reaktion kommt. Man muss dazu sagen, dass auch sie ein privates Problem hat und zwar hat sie eine sehr kranke Mutter, (Demenz vom Typ Alzheimer), die zwar vom Pflegedienst gepflegt wird, aber bei der immer wieder Notsituationen auftreten, sodass meine Kollegin als Tochter immer wieder zusätzlich in die Hilfe eingebunden wird. Trotzdem muss ich sagen, finde ich die Reaktion ein bisschen unangemessen, weil sie nur ungern von mir was annehmen wollte. Daran muss ich jetzt dauernd denken. Sie ist sonst sehr vernünftig, man kann mit ihr über viel reden, wenn auch nicht über alles. Sie ist sehr sachorientiert und sehr fleissig. Ich habe den Eindruck, sie will irgendwie nicht mehr viel von mir wissen. Aber das ist ein Kreisel, sozusagen ein Teufelskreis, genau das macht mich noch mehr wütend. Ich möchte gerne, dass wir uns aussprechen, und wieder freundlichere Gefühle bei mir einkehren, denn das macht mir irgendwie schon fertig. In vernünftigen Momenten oder in der Freizeit sage ich mir immer, es bringt nichts, sich was verrücktes auszudenken oder auch zu tun, um damit seinen Seelenfrieden zu bekommen. l Rede mit ihr. Aber wenn ich ihr dann so auf der Arbeit gegenüber sitze, sind alle Vorsätze wieder vergessen und ich habe nur das Ärgergrummeln im Bauch, das einfach nicht aufhören will. Wie bekomme ich wieder ein frust- und ärgerfreies Klima bei uns hin ?
Norbert
Anwort von Dana
Grüße Dich, Norbert!
Den Frust, den man von woanders im Bauch hat, an einem Dritten auszulassen, ist natürlich nicht die feine Art. Aber wer kann sich davon schon freispreche? Mir passiert das selbst auch oft genug. Aus der Welt schaffen kann man das dann relativ schnell wieder, indem man hinterher auch die Größe hat, sich zu entschuldigen und zu erklären, warum man so reagierte. 'Mensch, sorry, mit geht es heute nicht so gut. Tut mir leid, dass Du das gerade abfangen musstest'. Mir war danach noch niemand länger böse.
Nun aber zu dem speziellen Problem. Es ist natürlich sehr schwer, ein freundliches Klima zu schaffen, wenn man eigentlich immer noch ärgerlich ist, und dieses Gefühl dann auch noch geschürt wird, durch das Verhalten des Gegenübers. Den Teufelskreis habt ihr ja schon damit, dass es ihr wohl genauso geht. Einer muss da aussteigen.
Wenn die Gefühle da sind, muss man auch mit ihnen umgehen. Es hilft nichts, sie nach unten zu kehren und so zu tun, als gäbe es sie nicht. Sprich sie aus. Sag ihr, dass Du noch immer irgendwie ärgerlich bist, weil sie auf Dein Geschenk so ablehnend reagierte. Erkläre ihr, dass das eine Wiedergutmachaktion (finde ich eine tolle Idee) wegen Deines Verhaltens war und es Dich fast wütend macht, dass sie es nicht angenommen hat. Schließlich wolltest Du nur gerade biegen, was du verbockt hast.
Ich denke mit offenen Worten, kannst Du das Arbeitsklima auch wieder freundliche gestalten und Dich wieder besser fühlen. Auch und gerade negative Gefühle gehören ausgesprochen. Sag ihr, dass Du ärgerlich bist und warum. Und dann höre Dir auch an, warum es ihr wie geht. Ich denke, so kommt ihr wieder zusammen.
Alles Gute!