Problem von Sylvia - 43 Jahre

Zukunftsangst

Hallo liebes Kummerkastenteam,

es fällt mir schwer über meine Probleme zu reden bzw. zu schreiben.
Seit Nov. 2005 bin ich wieder einmal arbeitslos geworden, dabei hatte ich wirklich Hoffnung, dass dies vielleicht länger gehen würde. Aber leider nicht.
Im Sept. 2003 wurde ich von einem kommunalen Nahverkehrsverband noch einmal aufgefordert mich um eine Stelle im Vertrieb zu bewerben. Beim Stellenangebot sowie beim Vorstellungsgespräch noch bei der Zusage wurde jemals davon gesprochen, dass dies eine befristete Stelle von zwei 2 Jahren ist.
Erst als ich im zuständigen Arbeitsamt zum 01.11. abgemeldet hatte und deshalb danach eine andere unbefristete Stelle abgesagt hatte, erhielt ich diese Information. Ich saß also in der Falle. Als ich die Arbeit begann erwartete mich ein heilloses Durcheinander. Offene Forderungen von erhöhten Beförderungsendgelten aus den Jahren 2001 bis dto. mussten von mir erst einmal zur ordnungsgemäßen Abarbeitung auf Fordermann gebracht werden, Keiner konnte mir über diese Vorgänge genauere Auskunft geben und eine Einarbeitung erfolgte auch nicht. Dazu kamen aber die alltäglichen Arbeiten der Datenerfassung, Erfassung der Zahlungseingänge, Strafanzeigen Adressermittlungen u. u. u.. Die Stelle war aber auch noch eine TZ-Stelle. Ich habe mich wirklich bemüht die Arbeit ordentlich zu erledigen und mich noch nie vor Arbeit gescheut. Ich sollte aber auch noch die Vertretung einer Kollegin in der gleichen Arbeitszeit übernehmen. Zudem noch allerhand andere Abstimmungs- u. Vertriebsarbeiten. Ich kam natürlich nicht mit meiner AZ aus und Überstunden fielen an. Während der Probezeit wurde mir dann mitgeteilt, dass wenn ich die Arbeiten nicht qualitativ und quantitativ in meiner AZ schaffe nach der Probezeit Schluss ist. Natürlich hatte ich Angst und ich bemühte mich noch mehr. Nach der Probezeit wurde mir dann mitgeteilt, dass ich weitere 6 Monate Zeit hätte dies in der Zeit + 1h täglich zu schaffen, ansonsten wäre der. 30.09. der Letzte - ich würde aber vor Beginn meines Jahresurlaubes darüber informiert ob es weiter gehen würde oder nicht. Was sie dann großzügig vergessen haben. Ich tat alles um die Erwartungen zu Erfüllen während der Urlaubsvertretungen habe ich auf Pausen total verzichtet und die Aufgaben erfüllt. Mein Arbeitsvertrag wurde verlängert + 1 h AZ pro Tag und natürlich erhöhten sich auch die Arbeitsaufgaben. Als ich Ende 2004 endlich soweit war, dass wir ohne großen Aufwand reibungslos arbeiten konnten bekamen wir ein neues EBE-Programm welches auf die Betriebsbedürfnisse noch angepasst werden musste auch dies habe ich geschafft. Ab diesem Zeitpunkt wurde immer kontinuierlicher nach Fehlern gesucht. Meine Arbeit so eingeschätzt und gewertet, "dass ein Praktikant 10 EBE in einer Stunde ins Programm eingegeben hat" und als Bewertungsmaßstab für meine ganze Arbeitaufgaben gesetzt. Von da an konnte ich mich anstrengen und machen was ich wollte es war immer Etwas auszusetzen. Am 03.07.2005 bekam ich mitgeteilt, dass mein befristeter Arbeitsvertrag zum 31.10.2005 endet und nicht weiter verlängert wird, meine Arbeitsaufgaben an langjährige Mitarbeiter aufgeteilt würden. Ich habe versucht mir keine Blöße zugeben und bis zum Schluss durchzuhalten aber am 22.09. kam der Zusammenbruch. Ich wurde mit der Diagnose einer mittelgradigen Depression aus dem Rennen genommen. Seitdem bring ich überhaupt nichts mehr zustande. Ich habe nur noch Angst vor der Zukunft, vor ALG2, Angst mich zu bewerben, Angst zu versagen und Fehler zu machen, ich kann mich kaum konzentrieren und Entscheidungen treffen - finanzielle Sorgen und eine unwahrscheinliche Müdigkeit beherrschen mich. Ich möchte mich einfach nur noch hinlegen schlafen und nicht aufwachen. Aber ich muss, den meine Mutter ist mittlerweile pflegebedürftig und unser Verhältnis nicht besonders, doch dies ist eine andere Geschichte. Wenn ich nicht meinen Sohn (23 J.) hätte wäre ich wahrscheinlich schon längst nicht mehr am Leben. Ab 19.11. bekomme ich ALG2 und liege ihm dann auf der Tasche. Ich schäme mich und mein Selbstvertrauen ist wirklich am Boden. Ich wäre wirklich lieber tot aber ich muss ja weitermachen - nur wie ?

Ich weis Ihr könnt mich auch nur moralisch unterstützen und ich bin schon dankbar Jemanden einen kleinen Teil meiner Sorgen anvertrauen zu können.

Danke

Sylvia

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Sylvia!

Wie ist es mit der Therapie der Depression verlaufen? Du schreibst sehr viel über die Arbeit, die letztendlic durch die Diagnose ein Ende fand (so habe ich es verstanden). Was passiert heute mit dieser Erkrankung? Bist Du noch in Behandlung? Wird es aufgefangen?

Das ist der Punkt, an dem Du ansetzen solltest. Kämpfe darum, die alte Stärke zurückzugewinnen. Das mach Dir wie ein unerklimmbarer Berg erscheinen, ist aber machbar. Spreche mit einem Arzt darüber, ganz ausführlich. Erkläre ihm, wie es Dir seit dem geht, was Du durchmachst, dass Du Dich täglich am Rande Deiner Kräfte befindest usw. Und pack es mit seiner Hilfe an.

Das Leben ist nicht zu Ende, wenn man AlG II Empfänger ist. Alles kann sich wieder verändern und drehen. Mann muss es nur auch zulassen und sich nicht zu Hause eingraben, sondern ein Stück weit kämpfen. Du machst sehr deutlich, wie schwer Dir dieser Kampf fällt. Aber gehe dennoch in die Schlacht. Sprich mit einem Arzt und gehe damit im ersten Schritt geben die Depressionen und Ängste an. Dann wird Dir jeder andere Schritt leichte fallen und Du wirst eines Tages wieder oben auf dem Berg stehen!

Alles Gute!
Dana