Problem von Anonym - 20 Jahre

gestörtes verhältnis zum essen (hat nix mit magersucht zu tun)

hallo liebes team,

hab euch schon oft geschrieben (vor allem feedbacks), komme mit meinen problemen normalerweise selber klar, habe dieses problem hier auch schonmalo an euch geschrieben, aber ihr habt es gelöscht, vermutlich, weil ich geschrieben hatte, dass das problem nicht so dringend ist. habe aber festgestellt, dass ich mich da verschätzt hab.

ich komme mit der nahrungsaufnahme nicht klar, insbesondere mit gemeinsamen mahlzeiten in der familie.

heute beim mittagessen hab ich mal wieder gemerkt, wie intensiv das ist. ich kam nach hause, meine mutter hat gefragt, ob ich nudeln möchte, also hab ich mich halt dazugesetzt, obwohl ich lieber abends warm mag als mittags. kaum saß ich, hat sich mein vater zu uns gesetzt - das wars dann für mich. das problem: einerseits kann ich vor ihm nicht mehr essen, und andererseits ertrage ich es nicht, wenn er in meiner gegenwart isst. das heißt, ich hab gleichzeitig den impuls, schnell und viel zu "fressen" und andererseits krieg ich nix runter. ich merk das wirklich körperlich, dass ich total verkrampft bin und wegrennen will, und ich hab mir dann mit viel selbstbeherrschung die nudeln reingestopft, und hatte überhaupt nix davon. heute ging es so weit, dass es sich regelrecht wie panik angefühlt hat. das ist doch nicht normal!

das ist nicht erst seit heute so. seit ca sechs jahren habe ich probleme damit, dass ich aggressiv auf essgeräusche reagiere, insbesondere auf die meines vaters. seit ca einem jahr kann ich vor ihm nicht essen, krieg nix runter. das liegt vermutlich daran, dass ich mich verkrampfe, weil ich von mir verlange, absolut geräuschlos zu essen, damit niemand sagen kann, dass ich das, worüber ich mich beschwere, selber tue. habe so sozusagen versucht, mich so zu verhalten, dass ich berechtigt bin, was das betrifft rücksicht einzufordern. das tu ich aber nicht, schon lange nicht mehr. mir ist klar, dass mir nichts das recht gibt, von anderen rücksicht zu erwarten, weil die abnormalität, der fehler, auf meiner seite ist. statt mich zu beschweren, gehe ich solchen situationen aus dem weg oder reiße mich halt zusammen. gleichzeitig verhalte ich mich aber immer noch so, dass mir keiner was entgegenhalten kann, falls ich mich beschwere, nur theoretisch. und mittlerweile ist das zwanghaft geworden. ich kann vor meinem vater nicht essen, und vor anderen wenn es still ist nur unter anspannung. ekle mich auch vor mir selbst, wenn ich mich essen höre. wenn mich mein vater nur kurz beim essen stört und wieder geht, ist mir schon der appetit vergangen, weil ich mir meiner selbst so bewusst werde. fühle mich dann auch ertappt, als wäre es ein verbrechen, was zu essen.
genauso fühle ich mich, wenn mein vater mich erwisch, wie ich die küche aufräume oder so. aber das ist noch ein anderes problem.

mahlzeiten mit der familie sind für mich eine seltenheit geworden, und am liebsten würd ich ganz drauf verzichten, aber ich verletze meine eltern schon genug. früher war es bei uns ganz normal und selbstvrständlich, dass zusammen gegessen wird, zweimal am tag, am wochenende sogar dreimal, und immer mit tischgebet, was mir als kind vor freunden (hatte eh kaum welche) oft peinlich war. zum glück hat sich das in den letzten paar jahren aufgeweicht, mittlerweile essen die (meine eltern ind mein bruder (17)) nur noch mittags zusammen, aus terminlichen gründen. und ich bin nur noch in ausnahmefällen dabei. kann mich einfach nicht mehr anpassen, ertrage es nicht mehr. meine mutter fragt oft, ob ich nicht mitessen möchte; ich kann nicht immer ablehnen, ich weiß, dass sie deswegen oft verletzt und traurig ist.

wenn ich, wie heute, mich doch mal überreden lasse, dann gehts mir wie oben beschrieben, und da mieine selbstbeherrschung nicht halb so gut ist, wies nach außen vielleicht aussieht, bin ich dann kurz vorm platzen, panisch und aggressiv, und will die aufgenommene nahrung am liebsten auskotzen. kotzen kann und will ich aber nicht, habe angst, mir ne bulimie ranzuzüchten, und das fehlt mir gerade noch, da ich extrem viel sport mache und mein körper das nur mitmacht, wenn ich ihn vernunftig ernähre. fühl mich zwar nicht gefährdet, da ich nicht abnehmen will, hab aber gelesen, dass magersucht auch mit familiären abhängigkeiten, heimlichen aggressionen und kontrollbedürfnis zu tun haben kann, und da fühl ich mich dann schon irgendwie angesprochen, daher will ich dsas nicht riskieren. der gedanke ans auskotzen kommt dadurch, dass ich die belastende situation der gemeinsamen mahlzeit ungeschehen machen will, was faktisch natürlich quatsch ist.

diesmal ist es mir wirklich wichtig, und es wäre schön, wenn jemand antworten könnte, der/die mich nicht für völlig plemplem hält. habe aber für jede reaktion verständnis, mir ist schon klar, dass das irgendwie alles abwegig klingt.

liebe grüße an alle, bleibt wie ihr seid

Anwort von Susi

Grüß Dich!

Ich halte Dich in keinster Weise für plemplem! Ich bin mir jedoch sicher, dass Du beim Schreiben Deiner Mail selbst erkannt hast, was Dein nächster Schritt sein sollte!
Du solltest Dich an einen Jugendpsychologen wenden, der den Schwerpunkt auf Essstörungen gelegt hat.
Ich glaube Dir, dass Du gern vernünftig isst, dennoch stört sich irgendwas tief in Dir drin einfach an dem Ritual! Gehe dem auf den Grund. Finde heraus, was Dich (im übertragenen Sinne!) zum Kotzen bringt!
Irgendwie muss es mit Deinem Vater zu tun haben. Ich denke, dass das tiefere, psychologische Hintergründe hat, daher hole Dir bitte Rat bei einem Psychologen! Dafür musst Du Dich wirklich nicht schämen oder denken, dass man Dich für verrückt hält! Es ist wirklich keine Schande, sich bei einem seelischen Problem an einen Profi zu wenden!

Kopf hoch! Du kommst da sicher raus !

Alles Gute!
Susi