Problem von Anonym - 19 Jahre

Selbstmordgedanken (2)

Hallo Dana!

Danke für deine schnelle Antwort.
Da Du sicherlich jeden Tag viele Probleme beantwortest, zitiere ich einen Teil Deiner Antwort, vllt weißt Du dann welches Problem ich beschrieben habe!

"Grüße Dich!

Danke, für Dein Vertrauen. Ich bin geschockt, wirklich geschockt. Ich kann es kaum in Worte fassen und möchte Dich am liebsten erst einmal in den Arm nehmen. Ich hoffe, ich finde die richtigen Worte für Dich...

Eine Sache möchte ich kurz aufgreifen: Die wurde nur einmal nicht geglaubt. Hätte die Polizei / Staatsanwaltschaft Dir nicht geglaubt, wäre es nicht einmal zum Verfahren gekommen. Sie wussten, dass Du die Wahrheit sagst - nur konnten sie es nicht beweisen. Ich finde, das ist ein wichtiger Unterschied, den Du auch verinnerlichen solltest. "

Ich wollte Dir nur eben ein kurzes Feedback geben!

Natürlich habe ich darüber nachgedacht zu einer Psychologin zu gehen und mir professionelle Hilfe zu holen. Das Problem liegt nur darin, dass ich ziemlich doll Angst davor habe, weil mir erzählt wurde, dass diese Zeit wirklich hart für mich wird.
Dadurch das ich die 10. Klasse wiederholen musste, durch meine Probleme, habe ich ein Jahr verloren. Ich bin auch erst mit 7 eingeschult worden, weil meine Freunde alle ein Jahr jünger waren als ich..
Aus diesem Grund besuche ich momentan die 12. Klasse, eigentlich wäre ich jetzt im Abijahrgang.
Das Ding ist, dass ich generell nichts gegen professionelle Hilfe habe und jeden Tag von neuen daran denke, jedoch habe ich Angst davor, dass ich dann an nichts anderes mehr denken kann wenn ich die Hilfe in Anspruch nehme und keinen Kopf mehr frei habe für die Schule..
Ich weiß wie oft ich damals an meine Probleme gedacht habe und versucht habe sie zu unterdrücken, weil ich all das nicht verstehen konnte.

Ich versteh die ganze Sache heute immernoch nicht. Ich meine, ich habe nie jemanden was getan. Jeder der mich kennt sagt zu mir, dass ich viel zu lieb bin für diese Welt..
Ich muss total krank sein, ich meine teilweise unterhalte ich mich noch mit einigen aus meiner damaligen Klasse die dabei waren, als ich zusammengeschlagen worden bin.
Ich rede normal mit ihnen, obwohl ich innerlich eine tiefe Hass habe!

Vor einigen Tagen war ich im Kino und wir haben Oneway von Til Schweiger gesehen. Ich weiß nicht ob Dir der Film irgendetwas sagt..
Es geht in diesem Film ebenfalls um eine Frau die von ihrem Kollegen vergewaltigt wird. In diesem Film sieht man wirklich alles und ich fühlte mich verdammt schlecht.
Das Ding war nur, dass ich nicht wusste worum es in diesem Film geht und ich gefragt worden bin, ob ich nicht mit möchte.. (die mich gefragt haben, wussten auch nichts von der Vergewaltigung)


... ah sorry, ich hab die falsche Taste gedrückt! :( Vielleicht kannst Du diese E-Mails irgendwie zusammenstecken!?

2. Teil:

Es kommt einfach momentan so viel auf einmal..

Mein Opa liegt seit knapp nem Jahr im Sterben und meine Mutter leidet wahnsinnig darunter. Wenn er wach wird, dann erkennt er mich noch nichtmal mehr, er verwechselt mich ständig mit meienr Schwester... natürlich lasse ich mir das nicht anmerken, aber mir tut es wirklich sehr weh!!

Dann ist meiner Mutter zum 1. Februar gekündigt worden und sie meckert nur noch rum. Sie hat zu jeden Mist irgendwas auszusetzen.

Am Wochenende waren meine Eltern nicht da, sie waren in Wismar zum Wellnesswochenende.
Als sie wieder da waren habe ich mit meiner Mum gesprochen, dass ich psychologische Hilfe in Anspruch nehmen will. Ich hatte das Gefühl sie hat dieses Gespräch irgendwo belächelt. Na ja...

Ich fühle mich zur Zeit so schrecklich alleine und von meiner Mutter nicht richtig geliebt.
Ich würde mir wünschen, dass ich einfach mal von ihr in den Arm genommen werde und ich weinen kann, mir einfach alles von der Seele weinen kann! So wie es damals die Mum von meiner Freundin gemacht hat.
Nie hat meine Mutter mich in den Arm genommen um mich zu trösten, nie hat sie nachgefragt wies mir geht oder was los ist mit mir..

Dazu kommt noch, dass ich vor kurzem einen Einstellungstest bei der Polizei hatte, mir jedoch ein Punkt gefehlt hat um zu bestehen! Das war ebenfalls ein Schlag mitten ins Gesicht, weil dies mein Traumberuf ist seitdem ich 10 Jahre alt bin.

Ich habe so große Angst vor der Zukunft das kann man sich gar nicht vorstellen, obwohl es wirklich nicht schlimmer werden kann..

Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mir vielleicht antworten könntest, oder wenn wir uns per E-Mail schreiben könnten, damit ich jemanden habe mit dem ich darüber sprechen kann!?

Liebe Grüße und vielen Dank für die schnelle Antwort..


Ps. Nochmal sorry, dass ich nun 2 Posts geschickt habe, weiß auch nicht wie das passieren konnte, nehmt es mir nicht krumm! :/

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich noch einmal!

Gleich vorweg: Hast Du das hier gesehen? Ich hoffe, es tut Dir gut zu lesen!

http://mein-kummerkasten.de/93768/Feedback-zu-Selbsmordgedanken.html

Zwei Mails in eine zusammenfassen, ist doch eine meinter leichtesten Übungen ;-) Mach Dir darüber keinen Kopf! Tasten sind eben schnell gedrückt. Und Du bist weder die erste, noch wirst Du die letzte sein, der das passiert.

Weißt Du, was ich mich frage? Ob Du jetzt den Kopf wirklich frei hast für die Schule. Ich kann mir vorstellen, dass auch das Nachdenken über eine Therapie, der Gedanken, ob es nicht besser wäre, dass es besser wäre usw., den Kopf auch ziemlich in Beschlag nehmen. Leider -oder auch den Göttern sei Dank- habe ich keine Erfahrung darin und kann Dir nicht sagen, was für Dich nun der bessere, leichtere Weg wäre.

Allerdings muss ich auch klar sagen, dass mein Rat schon in Richtung professionelle Hilfe geht und auch gehen muss. Du hast den Titel 'Selbstmordgedanken' gewählt - und ich denke, das war nicht ohne Grund. Und auch die blockieren. Wenn nicht sogar schlimmeres. Was nutzt der beste Schulabschluss, wenn im Inneren alles tobt und keine Lebenslust vorhanden ist. Natürlich ist der Abschluss für das Leben wichtig. Aber noch wichtiger ist das Leben.

Eine Therapie kann aufrütteln. Aber gibt es nicht auch das positive Aufrütteln? Sind die Gedanken, die Du heute hast, leichter? Kannst Du mit dem, was heute in Deinem Kopf ist, das Leben leichter gestalten, anpacken, Ziele erreichen? Was bedeutet schon ein Jahr, wenn es um das ganze Leben geht?

Du kannst auch erst mal nur ein Gespräch mit einem Psychologen führen, in dem Du genau diese Ängste besprichst. Frag ihn, was auf Dich zukommen würde und ob es ratsam ist. Er wird Dir -aus seinem Wissen und der Erfahrung heraus- eine Menge erzählen können und Du wirst nicht mehr ganz so im Dunkeln tappen und die fragen, wie es wohl wäre.

Schau doch einmal auf dieser Seite unter FAQ - Du wirst Telefonnummern finden. Wenn die Selbstmordgedanken bedrohlich nahe rücken oder Du einfach darüber reden möchtest, ein offenes Ohr suchst, dann wähle sie. Du wirst auf geschulte Menschen treffen, die für Dich da sind. Natürlich kannst Du auch mir immer wieder schreiben. Im Moment haben wir fast keine Wartezeiten mehr und ich bin nahezu täglich da. Und nur keine Scheu.

Ein guter Freund von mir hat seit einigen Wochen eine neue Freundin. Eine offene, lebenslustige Frau, die schon auf dem ersten Blick sympathisch ist und eine Menge Lebensfreude ausstrahlt. Warum ich Dir das erzähle? Nun, er hat sie während eines stationären Aufenthalts kennengelernt. Vergewaltigungen, Missbrauch in der Kindheit liegen hinter ihr. Sie hat es durch die Therapie geschafft. Ein Wahlspruch, den sie wirklich mit Glitzern in den Augen ausspricht: Es geht nach vorn. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du genau das auch erreichst.

Vielleicht kann eine Selbsthilfegruppe eine Lösung sein? Ich bin mir da selbst gerade sehr unsicher, ob es ein guter Weg wäre. Entscheide das für Dich. Informationen über Treffen in Deiner Stadt kannst Du eventuell über Deine Krankenkasse bekommen. Oder auch Pro Familia sollten Dir da weiterhelfen können.

Du suchst nach dem Grund, warum Dir all das passiert ist? Du hast nie jemanden etwas getan und dennoch wurdest Du auf eine Weise bestraft. Ich fürchte, diesen Grund gibt es nicht. Menschen können schlecht und böse sein. Du bist leider solchen begegnet. Es liegt nicht an Dir. Es waren die anderen.

Du bist nicht krank, weil Du Dich manchmal mit ihnen unterhältst und Dich dabei normal verhältst. Auch, wenn ich nicht weiß, ob ich selbst das könnte. Aber kann es sein, dass Dein normales Verhalten nichts anderes ausdrückt, als die Sehnsucht nach Normalität und den Wunsch, es wäre nie passiert? Ausblenden? Wegschieben?

Den Film zu sehen, muss grausam gewesen sein. Ich kenne ich nicht; aber das hat nichts zu sagen. Man bezeichnet mich gerne als Anticineast. Wahrscheinlich hat er vieles auch wieder hervorgeholt. Ich vergleiche die Seele gern mit einem Dachboden: man trägt hinauf, was man nicht mehr in der Wohnung haben möchte. Trägt Kisten und Kartons hoch, alte Möbel, Erinnerungsstücke. Aber dann kommt der Tag, an dem man aufräumen muss. Denn ansonsten droht das Haus unter der Last zusammenzubrechen. Und manchmal eben, braucht man dabei die professionelle Hilfe einer Entrümelungsfirma.

Sage Deiner Mutter, was Du Dir von ihr wünschst. Und wenn ihre Reaktion Dich wütend macht, dann zeige das. Du fühlst Dich belächelt, das musst Du nicht einfach ertragen. Spreche es aus. Sage ihr: Es geht mir beschissen! Ich kann mir auch vorstellen, dass ihre Reaktion aus einer Überforderung heraus resultiert. Wir Menschen lachen oft, obwohl uns zum Weinen ist. Erzähle ihr, wie Du Dich fühlst. Du musst keine Rücksicht nehmen, auch wenn die Zeit für Deine Mutter auch nicht leicht ist. Sie ist gekündigt worden und das zerrt an den Nerven. Aber das heißt nicht, dass Du zurückstecken musst. Alles hat seine Zeit. Sie hat ihre, um ihr Leid zu klagen und Du Deine. Nimm sie Dir.

Der erste Versucht, den Traumberuf zu verwirklichen, hat nicht geklappt. Aber das heißt ja noch nicht, dass er verloren ist. Du kannst Dich in einem anderen Bundesland bewerben oder einfach auf die nächsten Einstellungen warten. Finden die noch halbjährlich statt? Und dann hast Du sogar den Vorteil, dass Du weißt, was auf Dich zukommt. Und dann gibt es noch die Bundespolizei. Die Aufgabengebiete sind nicht gleich, aber sie ähneln sich. Vielleicht wäre das auch etwas für Dich? Du hast nicht verloren, nur einen nächsten Anlauf vor Dir.

Angst vor der Zukunft haben, ist keine Schande. Aber oft qualvoll. Niemand weiß, was sie bringen wird - und ungewisses kann und darf Angst machen. Strebe Deine Ziele an. Erreiche sie. Das bringt die Sicherheit für den Blick nach vorn. Immer einen Schritt nach dem anderen. Wenn wir innerlich zu weit in die Ferne schweifen, macht uns das oft unsicher.

Ich kann nicht genau erklären warum, aber ich habe gestern Abend beim Lesen an Dich gedacht (D. Koontz "Trauma): "Sie wurde nicht angetrieben von dem, was andere ihr angetan hatten, nicht von Neid und nicht von einem Gefühl moralischer Überlegenheit, sondern von den Möglichkeiten, die das Leben bot." Mir gefiel das und ich finde, das ist ein schöner Wunsch für die Zukunft, wenn sie auch ungewiss ist.

Alles, alles Gute!
Dana


http://mein-kummerkasten.de/93352/Selbstmordgedanken.html