Problem von Anonym - 20 Jahre

Therapie?

Hallo liebes Kummerkasten - Team

Ich habe, wegen einem anderen Problem, vor einiger Zeit schon einmal an Euch geschrieben und die Antwort, die ich von Sabine bekam, hat mir eine neue Sichtweise zu dem damaligen Thema gegeben.
Deshalb hoffe ich, dass Ihr mir jetzt auch weiter helfen könnt (vielleicht erneut von Sabine?)!!!

(Habe mit diesem Problem auch am Anfang dieses Monats an euch geschrieben, aber leider keine Antwort erhalten. Wäre schön, wenn ich jetzt eine Antwort bekäme.)

Ich weiß nicht mehr, wann es anfing, aber ich bin sexuell missbraucht worden. Es war dann nicht nur einmal, sondern es ging dann über Jahre hinweg immer weiter so.
In unregelmäßigen Abständen. Ich war noch jung - vielleicht war ich zehn Jahre alt. Es war der Sohn einer guten Bekannten von uns, der nur ein oder zwei Jahre älter ist als ich. Ich habe es erst vor zwei oder drei Jahren - mit Hilfe einer Psychologin - geschafft, dass ich mich wenigstens bei Treffen mit ihm wehren kann. Aber in meinem Alltag ist es trotzdem noch ziemlich präsent, vorallem, wenn ich Stress oder zuviel Druck habe.
Wir haben auch heute noch - über unsere Eltern - Kontakt.

Für mich ist dieses Thema leider noch (lange??) nicht abgeschlossen.
Aber die Therapie ist nun "abgeschlossen", da meine Psychologin leider nur Patienten bis max. 21 Jahren behandeln darf. (Habe bald Geb.)
Da das ganze für mich leider (wie schon gesagt) noch nicht beendet ist, wurde mir nahe gelegt, eine weitere Therapie zu beginnen.
Leider habe ich große Angst davor, weil ich jetzt alles aufs Neue erzählen muss und ich nicht weiß, ob ich das durchstehe. Alles nochmal durchgehen und alles wird nochmal hochkommen. Vielleicht ist es auch gut, es ein zweites Mal zu verarbeiten???
Bis jetzt habe ich es nur während der ersten Therapie erzählt. Weder meine Familie, noch meine Freunde oder sonst wer wissen davon.

Vor kurzem hatte ich ein erstes Gespräch mit einer anderen Psychologin und es lief, den Umständen entsprechend (sprich: das Ende der ersten Therapie und die Angst vor der neuen....) recht gut.
Aber wie das nun mal so ist, sind Termine Mangelware.

Naja, mir geht es jetzt seit ein paar Wochen ziemlich schlecht und ich vernachlässige auch alles und jeden. Zum Beispiel meine Freunde, meine Famile, meine Ausbildung...
Deshalb bräuchte ich eigentlich recht schnell (in kurzen und regelmäßigen Abständen) Hilfe. Und jemanden an den ich mich wenden kann.

Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll!!!
Mir geht es von Tag zu Tag schlechter und ich wehre mich zwar dagegen, aber ich habe Angst ein Zweites mal in ein tiefes Loch zu fallen.

Bitte helft mir. Ich brauche einen neutralen Rat.

Vielen Dank im Vorraus

Anwort von Sabine

Hallo!

Ich kann Deine Mail leider nicht zuordnen. Es wäre aber sehr wichtig, um sich nicht zu wiederholen oder ggf. falsche Angaben zu machen. Die einzige Mail, die ich gefunden habe zum Thema "Therapie" ist eine ähnlich lautende Mail "Therapie-Stunden" von einer Jule im Alter von 18 Jahren.

Ich werde trotzdem versuchen Stellung zu nehmen:

Zu Deiner ersten Frage, ob es gut ist oder nicht, wenn man erneut beginnt und noch einmal alles wiederholen muß. Ich persönlich (bin kein Arzt) denke, dass es beim Verarbeiten solcher Probleme sehr hilft, wenn man immer und immer wieder darüber spricht, wenn es einen beschäfitgt oder in den Kopf kommt. Es bringt (nach meinen Erfahrungen) nichts, wenn man es verschweigt, was einen belastet oder versucht es zu verdrängen. Solche Erlebnisse sind (leider) ein Teil des Lebens geworden und man kann es besser akzeptieren, als es verleugnen. Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass nur so die Wunden heilen, wenn man akzeptiert, was man ist und womit man leben muß. So, wie Kranke mit einer Krankheit leben müssen bzw. lernen müssen zu leben. Man kann es nicht ignorieren. Man kann aber lernen damit zu leben und Du bist gerade auf dem besten Weg dort hin. Viele Gespräche = viel verarbeiten = lernen so zu leben = wieder glücklich sein.

Wenn Du die Hilfe annimst und an Dich heranlässt, machst Du einen großen Schritt um das schwarze Loch oder läufst cool daran vorbei.

Lieben Gruß