Du hast eine beste Freundin, kennst sie schon, solange du denken kannst. Immer habt ihr euch gut verstanden, wart unzertrennlich. Und jetzt?

Plötzlich hat sich alles verändert. Deine ehemals beste Freundin verhält sich völlig anders als gewohnt. Sie hat auf einmal neue, andere Freunde. Freunde, mit denen du nichts anfangen kannst, mit denen du nichts gemeinsam hast. Sie ist neuerdings lieber mit ihren neuen Freunden zusammen als mit dir. Und sie hat sich total verändert. Haare, Kleidung, Lebenseinstellung, alles ist anders und fremd für dich.

Kommt dir das bekannt vor? Es tut weh, wenn die beste Freundin andere Menschen lieber zu mögen scheint als dich. Du fühlst dich ausgeschlossen, allein, einfach verlassen. Sie fehlt dir unglaublich. Keiner ist mehr da, mit dem du lachen und dem du dein Herz ausschütten kannst.

In dieser Situation sind sehr viele junge Menschen, besonders im Alter zwischen 12 und 15 Jahren. Gerade Mädchenfreundschaften sind mitunter dermaßen eng, dass jedes Gespräch, das die eine Freundin mit anderen führt, von der anderen als Fremdgehen verstanden wird. Und das Ende einer solchen engen Freundschaft bringt dieselben Schwierigkeiten und denselben Kummer mit sich wie die Trennung in einer Liebesbeziehung.

Selbst bei Jungs kommt es vor, dass enge Freundschaften plötzlich zerbrechen. Der Grund dafür ist in der Entwicklung, der so genannten Pubertät zu suchen. Bevor ich dir raten kann, was du jetzt tun kannst, sollst du erst mal die Gründe verstehen.

Das Infoportal terrapie.de schreibt dazu folgendes: "Pubertät ist mehr als eine jugendliche Trotzphase: Es ist eine Phase der kompletten emotionalen, körperlichen und moralischen Umstellung, der Neuorientierung. Die Pubertät kann eine langsame Veränderung sein, oft aber auch ein heftiger, stark emotional geprägter und schmerzvoller Prozess. Der Kampf um die Findung der eigenen Identität."

In der Pubertät verändert sich alles, nicht nur dein Körper. Vor allem deine Seele, das ganze Gemüt ist im Umbruch, es ist ein einziges Chaos. Alles gleicht einer einzigen Baustelle. Das ist auch der Grund, weshalb sich viele nicht mehr mit ihren Eltern verstehen. Erinnerst du dich noch, wie du die Welt noch vor wenigen Jahren gesehen hast? Das scheint schon so lange her zu sein, dass es dir vorkommt, als wärst du jetzt ein völlig anderer Mensch. Alles ist anders. Plötzlich denkst du über ganz andere Dinge nach, hast Probleme, von deren Existenz du früher überhaupt keine Ahnung hattest. Ein Kind freut sich, wenn es Geburtstag hat, über Geschenke. Du freust dich natürlich auch über Geschenke, aber noch mehr würdest du dich freuen, wenn du nicht erst 13 oder 14 werden würdest, sondern schon 15 oder 16. Oder wenn dein Schwarm dich endlich mal bemerken würde. Oder wenn du eine richtige Vertrauensperson hättest?

Deine Eltern erscheinen dir so fremd, es ist dir unvorstellbar, dass sie deine Probleme verstehen könnten. Und über gewisse Dinge KANNST du einfach auch mit deiner Mutter nicht reden. Schon das Gespräch über deine erste Periode ist dir mit deiner Mutter mehr als peinlich, wie kannst du ihr dann von deinem Schwarm erzählen, oder gar dass du dich selbst befriedigst. Undenkbar für dich! Einer besten Freundin kann man da schon leichter etwas anvertrauen.

Aber da beginnt dein Problem: Die Vertrauensperson, deine beste Freundin, hat dich enttäuscht, vielleicht Geheimnisse weitererzählt, die du ihr anvertraut hast, oder sie macht sich lustig über dich, hänselt dich, wiegelt andere aus deiner Klasse gegen dich auf? Was nun? Du glaubst, dass du bald niemanden mehr auf deiner Seite hast, bist unglücklich, depressiv.

Was kannst du also tun?

Zuerst musst du versuchen, die Lage genau und objektiv zu analysieren. Was verbindet dich noch mit deiner Freundin? Was habt ihr noch gemeinsam? Siehst du eine Möglichkeit, dass ihr wieder zusammen findet? Hast du schon einmal versucht, dich ganz in Ruhe und sachlich mit deiner Freundin darüber zu unterhalten? Frag sie, wie sie ihre Zukunft sieht, was sie von Freunden erwartet, sag ihr, was du von deinen Freunden erwartest, wie du dir deine Zukunft vorstellst.

Wenn ihr euch mal richtig Zeit füreinander nehmt und eure Probleme, die ihr miteinander habt, ohne Rumzickerei und Streit besprechen könnt, dann stehen die Chancen gut, dass ihr am Ende zu einer Lösung kommt.

So schwer es auch ist, manchmal haben sich auch die allerbesten Freundinnen so weit voneinander entfernt, dass sie nicht mehr länger beste Freundinnen sein können. Ein ruhiges Gespräch kann schlimmen Streit und Zickerei verhindern und wenigstens eine Trennung im Guten ermöglichen.

Meistens ist jedoch ein solches Gespräch nur schwer möglich, eine Phase der schwierigen Trennung folgt dann. Diese Phase kann schlimmstenfalls bis zu zwei Jahren dauern. Manchmal helfen aber auch Ereignisse wie eine Klassenfahrt o. ä. Klarheit zu schaffen. In dieser Zeit musst du versuchen, neue Freundschaften aufzubauen. Mach dir klar, dass die Trennung von der besten Freundin sich in den allermeisten Fällen allmählich vollzieht. Es ist eher ein Prozess als ein plötzliches Ende.

Halte die Augen offen. Schau mal hinter die Kulissen. Gute Freunde musst du nicht in deiner nächsten Umgebung suchen. Achte mal auf die anderen, mit denen du dich sonst noch nie abgegeben hast. Gerade die Unauffälligen, die nicht immer im Mittelpunkt stehen und nicht die Beliebtesten der Schule sind oder sein wollen, könnten die besten Freunde sein. Wen du bisher voll doof fandest, auch der oder die befindet sich im selben körperlichen und seelischen Umsturz wie du. Du bist nicht die einzige, bei der sich solche extremen Veränderungen vollziehen. Und manchmal wird aus der vormals kleinen Doofen plötzlich die verständnisvollste Freundin.

Bald wird es dir gelingen, in ein paar anderen Menschen Gleichgesinnte mit deinen Interessen und deiner Lebensauffassung zu finden, auch wenn nicht gleich eine beste Freundin darunter ist. Doch du wirst feststellen, dass alles viel einfacher und weniger schrecklich ist. Und dann wirst du dich viel leichter und schneller von deiner ehemals besten Freundin lösen können.

Es wird nicht leicht sein, da will ich nichts beschönigen. Da musst du durch, jetzt heißt es Zähne zusammenbeißen. Auch wenn du glaubst, du bist ganz allein. Es gibt immer jemanden, der ähnliche Ansichten hat wie du. Und solche Menschen musst du dir suchen, auch wenn sie nicht die total Angesagten an der Schule sind. Sie können dir trotzdem oder gerade deswegen Freunde sein.

Schau auch mal unseren Beitrag über die Pubertät an. Auch dort wirst du eine Menge Interessantes finden.


Alles Gute für dich auf deinem Weg wünscht dir

dein Kummerkastenteam