Soforthilfe von Michaela

Sie/Er hat mich verlassen

Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt...

Gründe für Liebeskummer gibt es viele:
Man trifft den Traummann oder die Traumfrau seines Lebens und traut sich nicht, ihn oder sie anzusprechen.
Plötzlich macht einer von beiden Schluss, und der andere verliert den Boden unter den Füßen.
Die Liebe ist groß, aber man kann nicht zueinander kommen, weil etwas der Liebe im Weg steht, wie bei Romeo und Julia.
Man hat sich anfangs wahnsinnig geliebt, doch auf einmal ist der Alltag stärker, alles versinkt in Langeweile...


So unterschiedlich diese ganzen Probleme klingen mögen, haben sie doch Eines gemeinsam: Sie können das eigene Leben ganz schön beeinträchtigen, es gar sinnlos erscheinen lassen. Alles ist nur noch grau in grau, die Lebensfreude ist abhanden gekommen. Die Erkenntnis trifft dich aus heiterem Himmel, völlig unvorbereitet.

Es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat. Etwas Angenehmes hat sich verabschiedet, und jetzt fragt man sich, wie man damit klarkommen soll. Gleichzeitig geht das Leben trotzdem weiter; da ist Verwirrung vorprogrammiert!

1. Es ist aus!

- Nimm dir Zeit.
Zeit ist jetzt das Wichtigste. Wenn du weinen willst, tu das. Ist dir eher nach schreien oder toben zumute, such dir einen Ort, an dem du das frei tun kannst. Oder geh mit einem Bekannten irgendwo hin, wo du dich in aller Ruhe ausquatschen kannst. Mach, wonach dir gerade ist, und lass deinen Gefühlen freien Lauf! Niemand verlangt von dir, dass du alles in fünf Minuten verdaut haben musst, schließlich ist gerade etwas Entscheidendes passiert, das dein Leben von Grund auf verändert. Auf einer Skala von 0-100 bedeutet der größte seelische Stress für uns der Verlust eines geliebten Menschen. Dein Körper reagiert darauf mit veränderter Hormonausschüttung, die auch deine Seele beeinflusst. Deshalb kriegen manche Leute Schweißausbrücke, werden rot oder brechen zusammen.
Dieser Einschnitt verlangt eine Komplettumstellung des Körpers. Es ist fast nicht möglich, unberührt daraus hervor zu gehen.

- Frag nicht nach dem \"Warum\".
Es gibt mindestens so viele Gründe für eine Trennung, wie es Menschen auf der Welt gibt. Klar, man sitzt da, starrt die Wand an und sucht verzweifelt nach einer Erklärung, nach Fehlern, die man hätte vermeiden sollen... All das ist ein Versuch, das Geschehene rückgängig zu machen. Sein wir Ehrlich: In 99,9 % der Fälle ist das leider nicht möglich.
Für die ersten Tage mag es hilfreich sein, über die vergangene Beziehung nachzudenken. Die Gefahr, die jedoch von dieser Frage nach dem \"Warum?\" ausgeht, ist folgende: Man verzettelt sich, verheddert sich in den eigenen Gedanken, und macht das eigene Selbstwertgefühl noch kleiner, als es sowieso schon ist. Meist findet man durch das \"Warum?\" nicht die Antwort, sondern nur mehr Gründe, um sich noch schlechter zu fühlen.
Ein Vergleich: Irgendwann hat jeder schon mal eine Klassenarbeit verhauen. Danach sitzt man über der Korrektur, ärgert sich über seine Fehler, ist auch nicht wirklich begeistert, dass man jetzt, wo alles vorbei ist, die Lösung präsentiert bekommt, weil man dadurch ja keine bessere Note einheimst. (Ein schwacher Vergleich, vom Prinzip her jedoch annehmbar.)

- \"Weshalb?\"
Such dir eine gute oder einen guten Freund. Nimm dir ein Blatt Papier. Schreib auf, was an deiner Ex-Beziehung gut war, und was du vermissen wirst. In deiner gegenwärtigen Situation können dir duzende von Dingen einfallen; schreib sie alle auf, die Zeit hast du.
Überlege dann, was du auf keinen Fall vermissen wirst, was du gehasst hast, was du lieber heute als morgen geändert hättest. Wenn dir nichts einfällt, frag deinen Freund. Sicher hast du dich in der Vergangenheit hin und wieder über Eigenheiten deines oder deiner Ex beklagt, an die sich dein Freund gut erinnert! Lasse nichts aus. Auch wenn du glaubst, dass das alles nicht ins Gewicht fällt, weil der Schmerz so groß ist. In ein paar Tagen wird sich dein Kummer gelegt haben, und du kannst wieder klarer denken.

Viele meinen auf den ersten Blick, dass sich das \"Weshalb?\" nicht vom \"Warum?\" unterscheidet. Wenn man das Wort zerlegt, kommt man nach und nach auf die Kombination \"zu wessen halben?\", also zu wessen Gunsten ist dies geschehen.
Kann man in einer Trennung oder der Erkenntnis, dass nichts mehr so ist, wie es war, etwas Gutes erkennen? Ja, man kann. Es mag anfangs schwer sein. Sehr schwer sogar. Es kann Monate oder Jahre dauern. Aber es ist möglich.

- Mein Part in der Ex-Beziehung.
Es ist nicht leicht, sich selbst objektiv zu betrachten und zu erkennen, wie man sich wirklich verhalten hat. Das heißt nicht, dass einer von beiden die Schuld für das Scheitern der Beziehung zugeschoben bekommt; darum geht es gar nicht.
Jeder von euch hat etwas zu eurer Liebe beigetraten, was sie gefördert hat, aber auch etwas, was sie beeinträchtigt hat. Wenn dein Schmerz ein wenig abgeklungen ist, überleg in aller Ruhe, wie dich dein Ex gesehen haben könnte, z. B. in Situationen, die sich immer wieder abgespielt haben. Hättest du die Möglichkeit gehabt, anders zu reagieren? Was hättest du statt dessen tun können? Wie hätte sich das ausgewirkt?
Deine Ex-Beziehung wirst du dadurch wahrscheinlich nicht wiederbeleben können. Diese Reflexion kann dir jedoch entscheidend dabei helfen, die gleichen Fehler in der nächsten Beziehung (s. u.) zu umgehen und neue Wege zu finden.

- Silberstreif am Horizont.
Erste Woche: Du glaubst, du bist durch die tiefste Hölle gegangen.
Zweite Woche: Wenn du dich anstrengst, kannst du den Aufgang zum Licht sehen.
Dritte Woche: Verdammt! ER oder SIE ist dir wieder über den Weg gelaufen, und du bist so tief gefallen dass dich keiner mehr retten kann...
Liebeskummer ist tückisch. Immer dann, wenn man glaubt, alles wieder einigermaßen im Griff zu haben, kommt der nächste Schlag in die Kniekehlen, und alles geht wieder von vorne los. Erinnerungen, Tränen, Nachts kannst du nicht schlafen. Glaubst allmählich verrückt zu werden.
Die Seele ist clever: Sie zeigt uns nur das, was wir wirklich verkraften. Das ist erstaunlich, wenn man die Bilder im Kopf betrachtet - ganz schön heavy, was sich da abspielen kann... Der Mensch ist auf Selbsterhaltung programmiert, also wird er sich nicht wissentlich, schon gar nicht unbewusst überlasten, weil das den Tod bedeuten kann. Ein nützliches Schutzprogramm aus der Urzeit!
Was kann man in dem Fall tun?
Ablenkung ist das A und O! Sich noch mal alles vor Augen führen, was man auf die Pro-/Contraliste geschrieben hat. Mit einem guten Freund reden. Die Seelsorge anrufen. An den Kummerkasten schreiben. Gleichgesinnte suchen, um auf andere Gedanken zu kommen. Joggen. Radfahren. Ein neues Hobby anfangen. Sich Zeit nehmen. Fünf gerade sein lassen. Sich selbst ein Geschenk machen, um sich zu zeigen, dass man es sich selbst wert ist. All das mit dem Wissen, dass alles gut wird - früher oder später. - Wie lang das dauern kann? Das hängt von deiner Verfassung ab. Wichtig ist jedoch, dass es möglich ist, damit fertig zu werden.

- Das Leben geht weiter.
Lenk dich ab: Geh zur Arbeit, in die Schule, besuch Freunde, tanz die Nächte durch, schreib ein Buch, werde Schachweltmeister... Es mag dir unmöglich erscheinen, alles so zu tun wie \"davor\", jedoch sichert es deine Existenz, hilft dir, den Bezug zum Leben zu halten. Es gibt nichts Schlimmeres, als sich nur noch ins stille Kämmerlein zurück zu ziehen. Natürlich tut es anfangs gut, zu trauern, und es ist auch wichtig. Jedoch solltest du spätestens nach zwei bis drei Wochen wieder rausgehen, da der Körper sonst nicht mehr auf \"Normalbetrieb\" umstellen kann und es eher schlechter als besser wird.

- Neue Liebe, neues Glück?
Es mag wie ein Glücksfall anmuten, wenn man kurz nach der Trennung gleich wieder einen Partner \"fürs Leben\" findet. Aber war das der Ex nicht auch...?
Lass dir auch hier Zeit. Wenn du deine alte Beziehung noch nicht ganz verdaut hast, trägst du sie automatisch in die neue mit hinein. Es ist erstaunlich, wie viele gute - und auch schlechte - Eigenschaften der neue Partner mit dem alten gemeinsam hat, und wie sehr sich nach relativ kurzer Zeit die Probleme, die man miteinander hatte, ähneln!
Es kommt sehr häufig vor, dass man in der raschen neuen Beziehung unbewusst die alte aufarbeitet. Das tut der neuen Beziehung natürlich nicht gut, weil es keinen Raum mehr gibt für Neues. Man drängt sich unbewusst in die Rollen, die man eigentlich nicht mehr haben wollte.
Diese \"Kittliebe\" ist meistens nur ein Übergang und hinterlässt bei vielen einen schalen Nachgeschmack. Das Gefühl, benutzt worden zu sein, lässt sich nur schwer wieder abstellen...
Sollte es diesmal tatsächlich der oder die \"Richtige\" sein, braucht niemand etwas übers Knie zu brechen. In diesem Fall hat sich das Sprichwort \"Wahre Liebe kann warten\" erstaunlich oft bewahrheitet!

P. S.: Sollte das alles nach ein paar Wochen nicht geholfen haben, such dir jemanden, der sich beruflich mit Krisen beschäftigt, z. B. dein Hausarzt. Es gibt Situationen, in denen man einen Kick von außen braucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Das heißt nicht, das du mit deinem Leben nicht fertig wirst, sondern dass du für eine gewisse Zeit Hilfe brauchst - und das tun wir alle mal

Lieben Gruß
Dein KuKa-Team