Problem von Anonym - 16 Jahre

Alkoholkonsum

Hallo,
mich bedrückt schon seit längerem das Problem, dass meine Mutter sehr viel trinkt. Es ist erst seit ein paar Monaten so und wird von Tag zu Tag mehr. Manchmal macht sie sich schon um ca. 18:00 Uhr die erste Flasche Bier auf und von dann ab bis 22:00 - 00:00 Uhr sitzt sie auf dem Balkon und trinkt eine Flasche nach der anderen und Raucht dabei. Sie nimmt überhaupt nicht am Familienleben teil und ich fühle mich vernachlässigt. Auch meinen Vater vernachlässigt sie sehr. Aber normal mit ihr reden kann man darüber nicht, weder er noch ich. Dann kommt es dazu das sie immer, wenn sie sich eine neue Flasche holt quer durchs Haus stolpert und immer grundlos böse auf mich ist und mich wegen jeder Kleinigkeit anschreit. So geht das jeden Abend und ich halte es nicht mehr aus. Eigentlich sollte sie doch ein Vorbild sein. Vor kurzem, als ich schon im Bett lag, hörte ich wie meine Eltern heftig gestritten haben deswegen, aber meine Mutter siehr nichts ein. Sie sieht die Schuld immer bei uns. Mich macht das einfach fertig. Ich trau mich nichtmal mehr Freunde mit nachhause zu bringen weil es mir einfach peinlich ist wenn meine Mutter so früh am Abend schon angetrunken ist. Was soll ich machen? :(

Johannes Anwort von Johannes

Liebe Unbekannte,

zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es ganz toll finde, dass du dir solche Gedanken um deine Mutter machst und dass du bereit bist, ihr zu helfen.

Ich kann deine Verzweiflung wirklich sehr gut nachvollziehen. Mich würde die Sache auch sehr belasten, wenn ich in deiner Situation wäre. Sicherlich ist es irgendwo normal, dass man ab und zu mal einen übern Durst trinkt. Wenn das allerdings zum Dauerzustand wird, kann man diesen Zustand nicht mehr als normal bezeichnen. Zu viel Alkohol kann körperliche Schäden verursachen und schließlich auch Abhängigkeit.

Ein überdurchschnittlicher Konsum von Alkohol kann mehrere Ursachen haben. Die erste Ursache könnte sein, dass deine Mutter beim Trinken einfach mehr Spaß hat. Eine weitere Ursache könnte allerdings auch sein, dass sie irgendwelche Probleme hat, mit denen sie nicht fertig wird und sie diese Probleme mit Alkohol versucht zu verdrängen. Besonders alamierend finde ich, dass deine Mutter schon seit ein paar Monaten so viel Alkohol trinkt, wie du geschrieben hast und dass du dich nicht traust, Freunde mit nachhause zu bringen, was in deiner Situation jedoch mehr als verständlich ist.

Du schreibst, dass weder dein Vater noch du mit deiner Mutter darüber reden kannst. Das finde ich sehr schade. Daher möchte ich dir dringend raten, dass du anderen Leuten das Problem schilderst, denen du vertraust. Ich denke da jetzt vor allem an erwachsene Familienangehörige, aber auch an gute Freunde deiner Mutter. Vielleicht haben sie sich ja auch schon Gedanken über das Verhalten zu dem Alkoholkonsum deiner Mutter gemacht. Meiner Meinung nach ist es auch für dich wichtig zu sehen, dass du mit deinen Sorgen nicht alleine bist.

Dennoch würde ich noch einmal versuchen, das Gespräch mit deiner Mutter zu suchen und ihr sagen, dass du Angst um ihn hast. Sicherlich besteht die Gefahr, dass sie die Schuld wieder bei dir und deinem Vater sieht. Vielleicht reagiert sie aber auch ganz anders und sie öffnet sich dir gegenüber. Du kannst ihr anbieten, dass du immer für sie da bist und dass sie jederzeit zu dir kommen kann, wenn sie reden möchte. Wenn ihr ein gutes Verhältnis habt, wäre das doch durchaus denkbar.

Besonders berührt hat mich dein Satz: "Eigentlich sollte sie doch ein Vorbild sein." Das sehe ich nämlich ganz genauso. In manchen Situationen sind aber auch Mütter ratlos und brauchen jemanden, an den sie sich anlehnen können. Ganz wichtig ist aber, liebe Unbekannte, dass du dich nicht für deine Mutter verantwortlich fühlst. Sie muss erkennen, dass sie Hilfe braucht und sie muss sich diese Hilfe auch holen. Das ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiger Punkt.

Auf der Internetseite http://www.a-connect.de/hilfea.php findest du viele weitere hilfreiche Tipps zum Thema und wie du selber mit der Sitaution besser umgehen kannst.
Darüber hinaus möchte ich dir noch ganz gerne unsere Soforthilfe ans Herz legen:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/28/Alkoholmissbrauch.html

Ich hoffe, dass ich dir mit meiner Antwort ein wenig weiterhelfen konnte und dass deine Mutter bald zu einer Einsicht kommt, dass sie Hilfe braucht. Ich wünsche dir die nötige Kraft, deine Mutter zu unterstützen. Ich kann nur wiederholen, wie klasse ich es finde, dass du ihr helfen möchtest. Das ehrt dich wirklich sehr. Nimm aber bitte auch auf dich und deine Grenzen Rücksicht und schau, dass du selbst nicht an dem Problem deiner Mutter zugrunde gehst. Vergiss bitte nicht, dass man andere Menschen nicht ändern kann, sondern nur sich selbst. Denke immer daran, dass es nicht dein Problem ist. Lasse es nicht zu deinem Problem werden! Falls du die Situation selber gar nicht mehr ertragen kannst, weil du merkst, dass du ihr nicht helfen kannst oder sie sich nicht helfen lassen will, gehe ein Stück auf Distanz. Lasse sie los, aber nicht fallen.


Alles Liebe,

Johannes