Problem von Anonym - 14 Jahre

Selbstmord

Hallo, ich bin 14 und denke an Selbstmord... ich zähle hier erstmal meine Probleme auf:
1. Mein Vater ist gestorben als ich klein War
2. Ich bin Viel zu dünn und habe sehr wenig brüste und po(und sagt jetzt nicht, dass ich einfach mehr essen soll, weil das tue ich! Ich ess soviel dass mich alle schon fragen wie ich das schaffe..)
3. Mein Schwarm in den ich unsterblich verliebt bin hat gerade gesagt, er mag mehr kurven bei Frauen(er weiß nicht dass ich in ihn verliebt bin)
4. Mir macht das Leben einfach keinen Spaß mehr..
5. Die Eltern von meinem Vater hassen mich, meinen Bruder und meine Mutter ohne Grund... (sie sind sehr geldgierig..)

So,Eigentlich waren das jetzt die schlimmsten und größten Probleme... ich weiß einfach nichtmehr weiter.. ich traue mich nicht Selbstmord zu machen aber ich sehe einfach keinen Sinn mehr in meinem leben.. Ich Bitte um eine schnelle und gute Antwort. Auch weiß wie gesagt einfach nichtmehr weiter..

LG

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

die Gründe, die du aufgezählt hast, warum du nicht mehr leben magst, wiegen schwer. Ich kann begreifen, dass du verzweifelt bist, und das Gefühl hast, es gebe keinen Sinn mehr. Jedoch, es gibt keine Situation, wo wahrhaftig alles sinnlos ist. Was du schreibst, macht deine Gedanken verständlich. Trotzdem bitte ich dich wirklich, tu dir nichts an. Denn damit würde die Welt jemanden verlieren, verstehst du? Es wäre ein schrecklicher Verlust - lass mich dir erklären, warum ich so denke.

Eines der Dinge, die du genannt hast, ist die Unzufriedenheit mit deinem Körper. Ich möchte zuerst dazu schreiben, denn das betrifft dich unmittelbar selbst. Natürlich ist es nicht leicht, keine Modelmaße zu haben - das verstehe ich auch als Mann. Und aus der Männersicht möchte ich dir auch sagen: Du musst dir keine Gedanken machen. Es mag dir schwer fallen, mir zu glauben. Aber ich verspreche dir: Keinen großen Busen und Po zu haben, wertet dich nicht ab gegenüber den Mädchen, denen das gegeben ist. Zum einen ist ja nicht gesagt, dass deine Formen nicht noch voller werden. Zum Anderen, ob ein Junge dich gut findet, entscheidet sich nicht allein daran. Zwar gibt es viele Jungs und Männer, die nur nach den Busen gucken, das kann man nicht verschweigen. Aber möchtest du so jemanden zum Freund haben? Also nur wegen deiner Kurven "geliebt" werden? Oder möchtest du jemanden, der dich so nimmt, wie du bist? Der auch damit leben kann, wenn nicht alles an dir perfekt ist? Es gibt viele Mädchen, die mit ihren Modelmaßen gar nicht so glücklich sind, wie man glaubt. Wie frustrierend muss es sein, von Jungs nur auf seine Oberweite reduziert zu werden! Dabei hat man so viel mehr zu bieten. Eine Liebe, die sich nur am Körper des Partners entzündet, ist keine wirkliche Liebe. Und man wird diesen Körper auch nie so wertschätzen können, wie den eines Menschen, dessen Gedanken und Wesen man liebt. Denn das gibt es: Sich in jemandes Emotionen verlieben, ihre Art, ihr Lächeln, ihren Humor, und auch ihre Schwächen. Diesem Ziel bringen einen Modelmaße nicht näher, sie entfernen eher davon. Ich bin sicher, dass auch du einen Freund finden wirst, der dich liebt und akzeptiert wie du bist. Vielleicht ist er gar nicht so weit entfernt, wer weiß?

Aus demselben Grund ist es auch nicht verkehrt, mehr zu essen. Ich würde den Wunsch, dass du viel essen sollst, allerdings einschränken: Iss nur, wenn du es wirklich möchtest, und genießen kannst! Denn wenn du dich zwingst, wirst du dir das Essen erst recht verleiden. Natürlich wäre es nicht gut, weniger als nötig zu essen. Aber solange du diese Gefahr nicht siehst, würde ich eher raten, dass du nicht mit Gewalt mehr isst, als du brauchst und Lust hast. Ob es dein Wachstum an den bestimmten Stellen vergrößert, weiß ich nicht; sicher ist nur, dass du im Wachstum bist und es brauchst. Insofern kann ich mich deiner Familie und Freunden nur anschließen. Vergiss nicht: Es wird dich nicht weiter bringen, deinem Schwarm mit aller Macht gefallen zu wollen. Er hat deutlich gesagt, dass er mehr Wert auf einen anderen Körper legt, als du ihn besitzt. Jetzt stell dir vor, du hättest die Maße, die du gerne hättest. Dann würde er freudig darauf eingehen, wenn du ihm deine Liebe gestehen würdest. Du jedoch hättest vielleicht nie erfahren, was dafür wirklich den Ausschlag gab. Da ist es doch besser, klar zu wissen, woran man ist, oder? Ich möchte deinen Schwarm nicht kritisieren, immerhin ist er ehrlich. Doch wie die Dinge stehen, kannst du nicht hoffen, das Mädchen seiner Träume zu werden. Was auf gar keinen Fall heißt, dass du es für niemanden sein wirst. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es bereits jemand gibt, der sich insgeheim nach dir sehnt.

Es tut mir sehr leid, dass dein Vater so früh verstorben ist. Du hast sicher Recht - es ist eine Wunde, die nie ganz verheilt. Mir bleibt nicht mehr, als dir zu sagen, dass ein Teil von ihm auch du selbst bist. Hast du deine Mutter oder andere Verwandte mal gefragt, welche Dinge von deinem Vater sie in dir wiedererkennen? Sicher wird es einiges geben. Für sie ist es tröstlich, dass du da bist - und somit haben wir einen Grund mehr, warum es schrecklich wäre, wenn du dir das Leben nehmen würdest. Dein Vater hat euch weit vor der Zeit verlassen, aber es war mit Sicherheit sein Wunsch, dass du gesund aufwächst und glücklich wirst. In Gesprächen mit deiner Mutter, deinem Bruder oder Freunden von ihm wirst du vielleicht dem Wissen näher kommen, wie konkret dieser Wunsch ausgesehen hat. Es ist wichtig, deine Trauer nicht zu vergraben, denn sie kann immer wieder hochkommen, dein Leben lang - das will ich gar nicht verschweigen. Der Tod deines Vaters wird leider nicht der einzige Verlust bleiben, und es ist wichtig, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Hast du die Möglichkeit, öfter das Grab deines Vaters zu besuchen? Eine Möglichkeit wäre auch, die Dinge aufzuschreiben, die du ihm gern sagen, oder von ihm wissen würdest. Vielleicht tust du das immer wieder, über eine längere Zeit. Und das Leben wird dir Antworten an die Hand geben, die dir zeigen: Er ist da, irgendwie, irgendwo, und er denkt an dich. Da bin ich ganz sicher. Auch wenn er nicht da ist, um dich in den Arm zu nehmen, ist er trotzdem nie ganz gegangen. Du bist Trägerin seiner guten Wünsche und seiner Hoffnung, und manchmal ist es nicht leicht, diese zu tragen. Dennoch glaube ich, dass er sehr, sehr stolz auf dich wäre - und es nicht sein Wunsch wäre, dass du ihm so jung nachfolgst.

Die Eltern deines Vaters wirst du nicht bessern können. Du hast ja selbst gesagt, es gibt keinen Grund. Tja, wenn es ums Geld geht, werden die Menschen ekelhaft! Aber was auch immer geschieht, lass dir sagen: Sie sind es, die nicht im Sinne deines Vaters handeln. Sicher weißt du das, aber ich möchte alle Zweifel daran zerstreuen, die durch den Streit vielleicht aufkommen. Dein Vater hätte gewollt, dass über seinen Tod hinaus die Familie zusammenhält. Und selbst wenn es seine eigenen Eltern sind, die so denken, hätte er trotzdem sicher zu euch gehalten. Denn weder hohes Alter, noch die Tatsache, dass er ihr Sohn war, ändern etwas daran, dass sie seiner Frau und seinen Kindern Leid zufügen. Ihr würdet es andersrum nicht tun. Warum also sollten sie im Recht sein? Es ist schon nicht leicht, in ihnen nicht die Großeltern zu haben, die man sich wünschen würde. Zusätzlich halten sie die Erinnerung an ihn, und zwar die schmerzhafte, die an seinen Tod, lebendig und schaffen es, dass es dir noch mehr weh tut. Das ist schlimm, aber du wirst sie davon nicht abbringen. Sei dir immer bewusst, dass du das eigentliche Vermächtnis deines Vaters erfüllst, wenn du dich nicht schlecht machen lässt. Sie wissen es nicht besser, das ist traurig genug - für sie.

Da all das dir zu schaffen macht, muss ich sagen: Wie sollst du da Spaß am Leben haben? Man muss diese Ermüdung ernst nehmen. Aber es ist auch nicht ungewöhnlich, gerade in deinem Alter, dass man Durststrecken durchlebt, und den Sinn von allem hinterfragt. Ich möchte dein Problem nicht kleinreden, das ist nicht meine Absicht; ich hoffe, dass du die Festtage nutzen kannst, um ein wenig Kraft zu tanken, und gestärkter ins neue Jahr zu starten. Für dich braucht es keinen guten Vorsatz als den, ein wenig netter zu dir selbst zu sein. Denn du leistest sehr viel, und damit meine ich nicht nur Klassenarbeiten und Noten, sondern auch den besonderen seelischen Druck, dem du standhalten musst. Es darf dich stolz machen, das zu tun, und doch ist es wichtig, sich zu erinnern: Du hast die Gründe für deinen Schmerz nicht verschuldet, und es wäre sehr schade, dich deshalb bis hin zu Selbstmordgedanken zu quälen. Was dich leiden lässt, sind Gründe, stolz zu sein. Du wirst sie nicht von heute auf morgen stoppen können, das weiß ich - und doch wünsche ich dir, dass du dich selbst mehr schätzen kannst. Schätzen für das, was du leistest und aushältst, und sehen, dass du deinen ganz besonderen, ganz eigenen Wert hast. Er erschöpft sich nicht in der Körbchengröße, oder in einem möglichst heilen Bild, das die Familie nach außen abgibt. Dazu gehören auch die besondere Aufmerksamkeit, die du deinem Umfeld widmest; die besondere Empfindsamkeit, die aus dem Schmerz um deinen Vater spricht; und schließlich die Bereitschaft, zu fragen, wie du all das verdient hättest. Es ist nicht leicht, es ist sogar sehr schwierig. Dafür gehört dir mein Respekt. Aus den Eigenschaften, die ich genannt habe, und zu erkennen glaube, bildet sich eine junge Frau, die mitfühlend und ehrlich ist, die aufrichtig liebt und bereit ist, Anderen entgegen zu kommen. Ich meine es so, wie ich es schreibe: Sei dir bewusst, dass du stolz sein darfst. Es wird vielleicht nicht heute gelingen, nicht gleich, und doch ist es so.

Ich wünsche dir Frohe Weihnachten, und dass du in der nächsten Zeit zur Ruhe kommen kannst. Das neue Jahr sollte, so mein Wunsch für dich, im Zeichen deiner selbst stehen: Ich bin wertvoll! Ich werde es schaffen! Ich werde die Liebe finden, allein schon der Liebe und Freundlichkeit wegen, die ich austeile! Diese Sätze gelten dir, sage sie dir immer wieder. Denn das alles stimmt, und ich wünsche dir, dass du es annehmen kannst.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul