Problem von Anonym - 17 Jahre

Therapie

Hey,
Ich gehe seit ungefähr einem dreiviertel Jahr zu einer Psychologin. Dazu gekommen bin ich durch meine Mutter, die es mir leichter machen wollte, mit dem Druck bei Wettkämpfen umzugehen. Anfangs habe ich das Alles total abgelehnt, denn es gab mir irgendwie das Gefühl psychisch nicht ganz richtig zu ticken. Nach einigen weiteren Sitzungen jedoch, wollte ich das Alles nicht mehr missen. Ich hatte meine Therapeutin ins Herz geschlossen und war durchaus auch in der Lage, an den Erfolg dieser Verhaltenstherapie zu glauben. Doch wie es halt mit Allem ist, das man einmal beginnt, es geht auch irgendwann zu ende. Da im Laufe der Stunden jedoch noch andere Dinge ans Licht gekommen sind, mit denen ich mich belastete, entschied ich mich dafür, die Therapie weiterzuführen. Nach den Sommerferien habe ich dann mein Trainingspensum (ich betreibe Schwimmen als Leistungssport) enorm gesenkt, um mich besser auf die Schule und das anstehende Abi vorbereiten zu können. Plötzlich war da so viel Zeit, die ich vorher nicht hatte und ich wusste absolut nichts mit mir anzufangen. Ich begann mich zu kratzen. Ziemlich schlimm und die Narben werden wohl für immer bleiben, doch ich habe es aufgegeben, weil es zu auffällig war und ich jeglichen Fragen aus dem Weg gehen wollte. Stattdessen habe ich begonnen, mich nach dem Essen zu übergeben. Anfangs war das absolut schrecklich und ich habe es immer wieder von mir weggeschoben, doch der Gedanke daran und dieses kurzzeitige Gefühl der Erleichterung ließen mich nicht mehr los. Also tat ich entgegen all meiner Überzeugung genau das, was mir eigentlich so zuwider war. Mittlerweile habe ich Bulimie seit ungefähr 3-4 Monaten und ich war mir dessen auch von Anfang an bewusst. Ich habe es auch meiner Therapeutin gesagt, aber alles was von ihr kam war, dass sie mir da momentan nicht helfen kann. Zwischenzeitlich in den Sitzungen sagte sie dann auch, dass sie solche Fälle normalerweise schon direkt am Telefon ablehnt und weiterleitet, da sie damit nur wenige Erfahrungen hat. Das war für mich echt ein Schlag ins Gesicht und auch wenn von ihr immer kommt, dass sie unsere Sitzungen wie Kaugummi kauen -so zäh- empfindet, dann ist das nicht gerade motivierend. Ich weiß, dass ich nicht der beste Gesprächspartner bin, aber wenn selbst sie sagt, dass ich noch nicht so weit bin, das sie mir helfen könnte, weil ich nicht bereit bin loszulassen, wer soll mir dann helfen? Mir ist durchaus klar, dass diese Erfahrung mit der Bulimie für immer ein Teil meines Lebens sein wird, da ich einmal die Grenze überschritten habe und sich mein Körper immer wieder daran erinnern wird, doch trotzdem kann ich lernen ohne diese Krankheit zu leben. Nur stellt sich mir die Frage, was noch passieren soll bis meine Therapeutin mir helfen kann. Ich verliere immer mehr das Vertrauen in diese Sitzungen, dabei wünsche ich mir einfach nur einen Ausweg, um das Loch zu füllen. Weshalb ich immer wieder aufs Neue voller Erwartungen zu den Stunden komme und enttäuscht wieder gehe, ohne zu wissen, was genau ich eigentlich von meiner Therapeutin erwarte.
Deshalb habe ich auch keine Ahnung, wie ich ihr begreiflich machen soll, dass es sich für mich gerade mehr danach anfühlt als würden wir auf der Stelle treten, ohne überhaupt zu wissen, welches Ziel ich eigentlich habe. Doch es ist einfach sehr belastend, wenn die Sitzungen so nichtssagend vorbeiziehen.

Saskia Anwort von Saskia

Hallo liebe Unbekannte,

ich kann deine Unsicherheit und Unzufriedenheit total gut nachvollziehen, da man normalerweise erwartet, dass die Psychotherapie einem hilft. Aber es kann Phasen geben, in denen man, wie du es beschreibst, auf der Stelle tritt. Veränderungen brauchen natürlich seine Zeit, vor allem, wenn sich ein bestimmtes Denkmuster in deinem Kopf festgesetzt hat. Dass deine Therapeutin grundsätzlich der Meinung ist, sie kenne sich mit dem Krankheitsbild Bulimie nicht aus, ist ja grundsätzlich legitim, denn es ist aus meiner Sicht ehrlich, weil es ja nichts bringt, wenn sie dir etwas vormacht.

Auf der anderen Seite müsste sie dir aber auch dann raten, wenn sie sich das nicht zutraut, dass du besser zu einem anderen Therapeuten gehst. Denn, wie es momentan ist, bringt die Therapie gar nichts, nur Frust! Hast du ihr schon einmal gesagt, dass du auch das Gefühl hast, dass ihr gerade nicht weiter kommt und du jedes Mal gefrustet aus der Sitzung gehst? Vielleicht merkt sie gar nicht, dass du dich bei ihr nicht mehr wohl fühlst. Ich würde dir raten, das offen und ehrlich anzusprechen, wenn sie professionell mit deinem Problem umgeht, wird sie dir nicht böse sein, sondern eher stolz, dass du den Mut hattest, ihr das mitzuteilen, denn du wirkst auf mich sehr reflektiert, so als würdest du genau spüren, was du brauchst und dir fehlt!

Es bestimmt immer die Möglichkeit, einen Therapeuten, aus welchen Gründen auch immer, zu wechseln, aber vielleicht findet ihr in einem klärenden Gespräch eine Lösung. Auf jeden Fall solltest du die Bulimie nicht auf die leichte Schulter nehmen und wenn sie dir aus deiner Sicht gar nicht helfen kann, dann mache dich auf die Suche nach einem anderen Therapeuten. Denn du weißt am Besten, ob sie dir weiterhelfen kann oder nicht. Wenn du gar nicht weiter kommst, würde ich mich an deine Krankenkasse wenden und als weitere Option um stationäre Aufnahme in einer Spezialklinik nachfragen.

Ich schicke dir dazu noch einen Link mit.http://www.christoph-dornier-klinik.de/psychotherapie-klinik/Stoerungen/Essstoerungen_Bulimie.html?gclid=Cj0KEQiApbunBRDs0fba3dz484cBEiQAMsx-p-3myY_aKoecFqx_WSUn1cERTrFwZgHzHNwymIbX-cAaAuKV8P8HAQ

Alles Gute und liebe Grüße
Saskia