Problem von Isabell (Thomas) - 43 Jahre

Transsexuell...was bin ich nur?

Hallole,

ich bin transsexuell, transident egal wie man das nennen mag. Ich habe mich vor 3 Jahren komplett geoutet, nehme Hormone und bin in psychatrischer Behandlung. Ich habe oft sowas wie ein Flashback bei dem ich denke: "Wäre ich doch irgendwie normal"! Ich lebe beide Formen in der Öffentlichkeit, die als "Mann" und die als "Frau". Das reißt mich hin und her. Muss ich ein Klischee erfüllen und wenn ja welches?

Dana Anwort von Dana

Liebe Isabell! Oder lieber Thomas, je nachdem, wie du dich momentan gerade fühlst.

Als erstes die Frage: Was ist denn normal?
Ist es normaler, Fraufrau oder Mannmann zu sein? Ist es normaler, schwul oder hetero zu sein? Ist es normal, Männer und Frauen zu lieben? Ist Normalität denn das, was man sich unbedingt wünschen sollte? Ist "normal" zu sein, das Ziel?

Ich stelle immer wieder fest, dass mir Menschen in Erinnerung bleiben, die Ecken und Kanten haben, die etwas haben, das sie einzigartig macht, (fast) egal, was es ist. "Fast" deshalb, weil ja auch 150 Menschen in den Tod zu fliegen einzigartig machen kann. Normalität kann sehr langweilig sein. Mir wäre zB ein Transgender, der noch unsicher ist, wie er sich entfalten soll, zehntausend mal lieber als eine hübsche hetero Vorstadtblondine mit Size-Zero-Körper, die weiß, was sie will und sich die Zunge aus dem Hals über ihre Mitmenschen ablästert.

Das einzige, das hier wichtig ist, bist DU. Du, deine Seele, deine Gefühle. Du, dein Weg, deine Zukunft.

Und in dir steckt auch die Antwort, wie es mit dir weiter gehen soll. Ist es wirklich Normalität, die du möchtest? Oder möchtest du nicht einfach DU sein, mit allen Konsequenzen? Klar, es wird schwierig werden. Klar, es gibt immer noch Menschen, die mit solchen Veränderungen nur schwer klar kommen. Aber du musst das wählen, das dich frei macht. So musst du überlegen: wäre ich als Frau freier? Oder als Mann? Was ist das, was in deiner Seele ist?

Ganz spontan: Wenn eine Fee käme und dir einen Wunsch in dieser Richtung erfüllen würde, welcher wäre das?

Danach weißt du eigentlich, wie es weiter geht.
Musst du Klischees erfüllen? Um Gottes Willen NEIN! Und wenn du völlig aus dem Rahmen fällst! Du bist DU!
Das Problem für mich: mir ist nicht klar, ob du nun momentan biologisch ein Mann oder eine Frau bist. Hormone nehmen ja beide Seiten. Du hast einen Frauennamen, aber männliches Geschlecht angegeben, daher kann ich es nur allgemein sagen und nicht punktuell, weil ich ja nicht "falsch herum" beraten will, zB dass ich dich für das Frausein ermuntere, obwohl du eigentlich ein Mann werden willst etc. Das verstehst du sicher. Das Beste wäre sowieso Hilfe vor Ort, zusätzlich zur psychiatrischen Behandlung.

Ich möchte dir empfehlen, mal nach Selbsthilfegruppen für Transgender in deiner Gegend zu googlen (es kann ja auch ein Onlineportal sein). Ich habe einfach mal gegooglet, da kommt einiges, es ist ja ein Thema, das immer größere Bereiche sensibilisiert. Warum, wenn du doch schon in Behandlung bist? Ein Psychiater ist ja "nur" ein Arzt, auch ein Psychotherapeut wäre hier sicher nur halbe Hilfe, weil sie das Problem nicht selbst haben. Im Gegensatz dazu haben Menschen in den Selbsthilfegruppen selbst Erfahrung und können wirklich Hilfestellung bieten. Ich wurde vor kurzem operiert (einfach so, ich war krank, nicht geschlechtlich) und hatte das Glück, eine Zimmernachbarin zu haben, die dasselbe vor einer Weile auch gehabt hatte. Ich konnte ihr Löcher in den Bauch fragen und sie hat mich oft bestärkt oder beruhigt. Es ist nicht zu unterschätzen, was Menschen mit gleicher Erfahrung oder Menschen, die den Weg schon weiter gelaufen sind als du es bist, an Hilfe geben können. Und an Entspannung und Erleichterung!

Isabell/Thomas, ich wünsche dir Klarheit auf deinem Weg. Zerrissenheit wird dir irgendwann stark schaden. Du musst, egal, was normal ist oder nicht, das tun, was in DIR ist. Was DU bist. Ohne Kompromisse. Du bist auf dieser Welt, um eine Farbnuance hinein zu bringen. Eine Farbnuance, die nur du alleine in den großen Farbtopf einspeisen kann. Ohne dich würde sie fehlen. Du bist besonders. Schäme dich nicht dafür. Lebe es und kämpfe dafür, dass du so sein kannst, wie du wirklich sein willst.

Dir alles Liebe und Gute! Solltest du noch Fragen haben oder genauer erzählen wollen, dann schreibe gern noch einmal.

Liebe Grüße,

Dana