Problem von Anonym - 13 Jahre

Familienproblem

ich habe ein Problem... meine Eltern sind getrennt und meine mutter hasst meinen vater. sie streiten permanent wenn sie reden (sie reden sehr selten). ich hasse ses di brücke zwischen den beiden zu sein. immer muss ICH zu minem vater gehen und das sagen was meine mutter mir gesagt hat ihm zu sagen. und andersrum auch so. ich verstehe mich nicht so gut mit meinem stiefvater. er hat mich gestern geschlagen mit so einer schnur... soll ich zu meinem vater ziehen? meine mutter gibt mir null Freiraum. und jzt nimmt sie mir auch noch mein Handy für NICHTS weg. was soll ich tun? ich halte es einfach nicht mehr aus. Mein einziger Freiraum ist dass ich gittare spiele und turne. jeweils einmal in der Woche.also auch nicht viel.

bitte helfen... danke im voraus

JuliaG Anwort von JuliaG

Hallo liebe Ratsuchende,

da machst du gerade wirklich Schreckliches durch. Das tut mir sehr leid...
Nach deiner Beschreibung kann ich nun gut nachempfinden, wie sehr dich diese Situation bedrückt.

Den ständigen Streit auszuhalten, ist die eine Sache. Die andere ist, dass dieser auf deinem Rücken von deinen Eltern ausgetragen wird. Ich finde, das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Eine Trennung ist für Erwachsene sicher kein leichtes Unterfangen - besonders nicht, wenn sie Kinder haben. Vernünftig mit der nun ungewöhnlichen Situation umzugehen, ist eine echte Gradwanderung zwischen "richtig" und "falsch". Negative Gefühle, wie die Wut auf den anderen oder Trauer und Zukunftsängste, begleiten alle Betroffenen und sind nur schwer zu vergessen bzw. kurzzeitig zu unterdrücken, um wieder klar und rational denken zu können. Das kann ich soweit nachvollziehen und ist in diesem Ausnahmezustand "Trennung" auch vollkommen menschlich.

Dennoch sollten Erwachsene darüber hinaus nie ihre Kinder vergessen - insbesondere, was ihr Wohlbefinden angeht. Ich persönlich bin der gleichen Meinung wie du, liebe Ratsuchende: Wenn Eltern etwas miteinander zu klären haben, dann sollen sie es auf direktem Wege tun, nämlich Verantwortung zu zeigen und wie zwei erwachsene Menschen miteinander reden! Was sie im Moment tun, klingt für mich eher nach Petzen - und das machen doch eher kleinere Kinder, was meinst du? Dafür, dass du 13 Jahre alt bist, hast du schon weit aus mehr begriffen als deine Eltern: Man trägt keinen Streit auf dem Rücken der eigenen Kinder aus, man schlägt sie nicht und man unterdrückt sie schon gar nicht! Das macht dich ein Stück weit erwachsener, als sich deine Eltern im Moment benehmen.


Nun zu deiner Frage, liebe Anonyme, ob du zu deinem Vater ziehen sollst / kannst.
Vielleicht hast du ja bereits damit begonnen, aber ich möchte dich trotzdem gern einmal danach fragen: Hast du denn schon in dich hinein gehört? Auf dein Bauchgefühl? Es ist nicht schlimm, wenn du dir noch unsicher dabei bist. :) Ich empfinde es als sehr wichtig, dass du selbst erst einmal weißt, was DU möchtest bzw. wo DU leben möchtest, denn hierbei geht es vorrangig nur um Dich. Nimm dir dafür in Ruhe die Zeit zum Nachdenken. Ich weiß, dass niemand solch eine Entscheidung einfach so über Nacht treffen kann.

Wenn du dir sicher bist, deinem Vater mehr vertrauen zu können, redet vielleicht einmal bei deinem nächsten Besuch bei ihm oder an einem öffentlichen Ort (Eisdiele, Kino, See, Park, etc.) über deinen Wunsch, dass du zu ihm ziehen möchtest, weil du es zu Hause bei deiner Mutter nicht mehr aushältst. Ihr könntet darüber nachdenken, einmal gemeinsam zum Jugendamt zu gehen und euch dort beraten zu lassen. Die Mitarbeiter haben außerdem die Möglichkeit, nach Lösungen zu suchen, bei denen du nicht zwingend umziehen musst. Klar, wenn du umziehst, kannst du nicht mehr geschlagen werden. Auch könnte dir dein Vater mehr Freiraum geben, als deine Mutter es getan hat. Einzig und allein fragwürdig bleibt für mich nur, ob du dann von deiner Aufgabe als "Vermittlerin deiner Eltern" befreit bist, da es "andersrum auch so" ist, wie du mir sagtest. Ich finde, dass dieses Problem ebenfalls angegangen werden sollte - am besten von einer dritten, unparteiischen und professionellen Person wie einem Jugendamtsmitarbeiter. ;)

Lasst euch einfach einmal beraten. Du kannst natürlich auch jederzeit allein oder mit einer engen Freundin zum Jugendamt oder zu einer Beratungsstelle in deiner Stadt / Region gehen, liebe Anonyme. Da es dir sehr schlecht geht, wirst du natürlich auch angehört - und vor allem mit deinen Sorgen und Ängsten ernst genommen! Falls trotzdem alles auf einen Umzug zu deinem Vater hinausläuft, brauchst du dich nicht fürchten: Du wirst / Ihr werdet ebenfalls vom Jugendamt über alle rechtlichen und nötigen formellen Sachen informiert. Nur keine Angst: Dafür sind diese Leute da, um Mädchen wie dir wieder das Gefühl von Sicherheit und Entfaltung zu geben! ;)


Liebe Ratsuchende, zum Abschluss möchte ich dir diesen Artikel aus unserer Soforthilfe empfehlen: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/18/Probleme-eines-Scheidungskindes.html . Es ist ein Brief, an "Mama und Papa" und schreibt darüber, worunter Scheidungskinder leiden und was sie sich wünschen. Wenn du möchtest, kannst du diesen Brief einmal deinen Eltern zeigen. Ich habe große Hoffnung, dass sie Einsicht in ihr Verhalten zeigen werden. ;)

Immerhin bist du ihr gemeinsames Kind, welches sie Jahre lang groß gezogen und lieb gewonnen haben! Ich glaube, sie müssen vielleicht nur einmal wieder daran erinnert werden. :)
Alles Gute, liebe Ratsuchende! Ich wünsche dir viel Kraft, Hoffnung und nur das Beste für die Zukunft!

Mit lieben Grüßen

Julia