Problem von Lisa - 16 Jahre

Ich weiß nicht mehr weiter

Hallo ich brauche dringend Hilfe ich weiß nicht mehr weiter ich bin 16 und depressiv ich war letztes jahr 3 Monate in der Psychiatrie wegen Depressionen ritzen und Selbstmord versuchen ich wurde 2 mal fast vergewaltigt und 8 jahre lang in der schule gemobbt in der 8 klasse auch von meinem Lehrer. ... meine Gedanken bringen mich um ich habe das Gefühl das ich nur lebe um mich zu verletzen um zu leiden niemand kann mich verstehen ich nehme einmal meine Tablette nicht und ich denke daran mich wieder umzubringen aber was wird dann aus den Personen die ich liebe ? Was soll ich nur tun ???

Dana Anwort von Dana

Liebe Lisa!

Ich glaube, das Wichtigste ist, dich nicht dafür zu schämen, was mit dir los ist. Nicht das Gefühl zu haben, ein Versager zu sein oder wertlos. Denn das bist du keinesfalls. Du bist LISA. Und das ist gut.

Du hast "lediglich" eine Krankheit. Depressionen sind eine biochemische Veränderung in deinem Körper, es werden gewisse Stoffe gehemmt (vor allem die für das positive Denken und das Glücklichsein), während alle schwarzen Gedanken voll durchhauen. Du merkst es daran, dass du, wenn du deine Medikamente nimmst, das Gleichgewicht wieder mehr herstellst, es dir dann auch besser geht und wenn du die Tabletten vergisst, immer gleich wieder fast zusammen brichst.

Du bist einfach krank. Das ist alles. Und nun musst du lernen, mit dieser Krankheit umzugehen. Die Krankheit wertet dich als Menschen nicht ab, aber sie belastet dich natürlich. Du hast in deinem Leben auch schon viel Schlimmes einstecken müssen, wahrscheinlich stecken die Depressionen schon sehr lange in dir drin.

Du hast ja leider nicht ganz so viel erzählt. Für die nahe Zukunft wäre es wichtig, genau in der Medikamentendosis eingestellt zu sein und zudem eine Langzeittherapie zu machen. Stell dir das vor wie eine REHA bei Patienten, die chronische Krankheiten haben oder eine schwere OP hatten. Manche müssen lernen, wieder neu zu laufen, haben monatelang, jahrelang Behandlungen, aber dann geht es besser.

Bei dir ist es ähnlich. Auch du brauchst eine lange Behandlung, damit das, was deine Krankheit bei dir angerichtet hat, wieder heilen kann. Du hast das Pech, dass Depressionen auch die Gefühle und Gedanken krank machen, während ein gebrochenes Bein zwar schmerzt, aber man trotzdem noch in der Lage ist, Positives wahrzunehmen. Die Depressionen haben über dich ein großes, schwarzes Tuch geworfen - und darunter ist die wahre Lisa. Total zugedeckt. Die Therapien und Medikamente könnten nun zusammen helfen, die wahre Lisa wieder auszugraben und das schwarze Tuch immer mehr herunter zu ziehen. Du selbst bist an diesem Zustand nicht schuld, es ist lediglich die Krankheit, gepaart mit dem, was du in der Vergangenheit erlebt hast.

Das Gute an dir ist, dass du absolut ehrlich zu dir selbst bist und über dich selbst. Du schreibst hier alles hinein, haust es mir um die Ohren...ohne Schonung. Das ist fantastisch und ein wirklich guter Schritt. Du schreibst darüber, wie die Gedanken in deinem Kopf brüllen, wie sehr es dich zum Ritzen oder zum Selbstmord zieht.

Aber das bist nicht komplett du. Das ist nur der schwarze Teil in dir, der momentan die Oberhand hat. Und nun wäre es interessant und gut zu sehen, was mit dem anderen Teil passieren könnte - und was dieser andere Teil bei dir bewirken könnte, wenn er wieder mehr Spielraum hätte.

Könntest du dir vorstellen, deine Energie, statt in den Traum vom Selbstmord, in einen Wiederaufbau zu stecken? Könntest du dir vorstellen, in einer Therapie, diese Sachen volle Kanne auf den Tisch zu knallen? Zu schreien "HELFT MIR!!"? Denn man kann da helfen. Es dauert seine Zeit, wie bei einer schweren OP, aber man kann da enorm viel machen, damit die wahre Lisa wieder mehr Luft bekommt und mehr zu sagen hat.

Ich weiß nicht, ob du noch in Behandlung bist, ich hoffe es, ich hoffe auch, dass deine Eltern dir helfen, wo sie nur können und dass du keine Schuldgedanken hast. Du bist nicht schuld, Lisa. Du bist auch nicht zu doof zum Leben oder kriegst nichts auf die Reihe. Du bist krank. Und du könntest gesund werden, mit der richtigen Behandlung.

Du kannst auch gerne nochmals hier schreiben, wenn du noch Fragen hast oder weiter erzählen willst oder mir sagen möchtest, dass du manche Dinge anders siehst. Sehr gern. Ansonsten hoffe ich, dass du bei dir daheim Ansprechpartner hast, die dir beim Herunterreißen des schwarzen Tuchs helfen können. Eltern, Freunde, Fachleute. Gerade die Fachleute wären wirklich immens wichtig, da sie sich mit gerade dieser Krankheit halt wirklich auskennen. Psychiater und Psychotherapeuten müssten da zusammen arbeiten.

Aber schaffbar ist das, Lisa! Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du diese Kraft aufbringen kannst und mit der Hand auf den Tisch haust, so wie du es hier gemacht hast. Nutze diese Kraft und diese Wut!

Herzliche Grüße!

Dana