Problem von Michelle - 30 Jahre

Keine Ahnung wie das weiter gehen soll

Guten morgen,

Ich bin zur Zeit Mega unglücklich in meiner Beziehung und weiß nicht wie ich das weiter handeln soll.
Es geht um folgendes, ich bin hochschwanger. (Noch 6 Wochen bis entbindungstermin)
Die Beziehung läuft schon seid ein paar Monaten irgendwie immer mehr auseinander als zusammen habe ich das Gefühl.
Vor der Schwangerschaft war eigentlich alles gut. Und jetzt entwickeln sich Probleme die mich dazu bringen darüber nachzudenken nach der Geburt einfach auszuziehen weil ich keinen Nerv mehr hab.
Es geht hauptsächlich um ein doch glaube ich sehr übliches Thema in einer Beziehung. Haushalt.....
Als ich noch nicht schwanger war hab ich zu 90 Prozent den Haushalt allein geschmissen. Das war iwie ok weils für mich ne Leichtigkeit ist das nebenbei zu organisieren. Ab und zu mal spülmaschine ausräumen macht er schon aber das wars dann auch wieder.
Jetzt in der ss kann ich einfach nicht mehr so wie vorher. Vieles bleibt liegen. Es wird nicht mehr geputzt, nicht Staub Gewicht regelmäßig oder gesaugt, Sachen bleiben liegen usw.
Wenn ich ihn darum bitte mich momentan mehr zu unterstützen pralle ich da auf nur wenig verständnis.
Oft reagiert er eher sogar ziemlich aggressiv darauf wenn ich sowas anspreche. Er geht da immer sehr schnell in die Luft und anstatt normal mit mir darüber zu sprechen fängt er direkt an los zu brüllen, sich alles mögliche aus den fingern zu saugen mit dem er iwie kontern kann bzw. Mir Vorwürfe machen kann, einmal ist er so ausgetickt das er sogar nen Stuhl durchs Wohnzimmer getreten hat.
Er redet dann immer davon da ich ja alles an ihm verändern will und ihn nicht nehme wie er ist usw. Und das immer mit lauten Geschrei.
Irgendwann kommt dann der Moment wo er nur noch trotzig weg läuft. Dann werde ich erstmal ignoriert. Oder er ist auch schon einfach stundenweise abgehauen. Einfach zur Tür raus, ins Auto und weg. Ohne ein weiteres Wort lässt er mich dann allein stehen.
Und das alles eigentlich nur weil ich möchte das er etwas mehr im Haushalt macht.
Mal davon abgesehen das er seine hochschwangere Freundin so aggressiv angeht......
Ich bin eigentlich nur noch am kapitulieren und sag nix mehr weils nix bringt und schaue dabei zu wie das Bad verdreckt, der Boden dreckig is, der Staub langsam füsse bekommt und muss damit leben. Alles was ich noch schaffe mache ich. Aber durch den Bauch und das Endstadium der SS geht einfach nicht mehr viel, ich hatte wegen Überlastung auch schon zweimal frühwehen und darf eigentlich außer viel schonen so ziemlich gar nichts machen. Aber dann würde es hier noch schlimmer aussehen. Und ich fühle mich jetzt schon nicht mehr wohl hier. Schließlich sitze ich den ganzen tag hier und muss in dem Dreck leben.
Ich fühle mich nur noch unglücklich mit der Situation und frage mich auch immer mehr wie das alles werden soll wenn der kleine im Mai da ist.
Mit ihm reden kann man nicht da er immer sofort austickt, diese geschichte mit Sachen liegen lassen und ihn aufzeigen was da zusammen kommt bringt auch nix. Hier siehts schon aus wie sonst was und es ist ihm egal. Im Gegenteil ich glaube er setzt da Scheuklappen auf und sieht nur das was er sehen will.....

Anna Anwort von Anna

Liebe Michelle,

vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber und vielen Dank für Deine detaillierte Schilderung. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es Dir mit der jetzigen Situation sehr schlecht gehen muss und kann verstehen, dass Du Dich zur Zeit absolut überfordert und auch im Stich gelassen fühlst.

Ich kenne Deinen Freund und Dich nicht persönlich, aber so, wie Du das Ganze beschreibst, kommt es mir vor, als wärt ihr beide sehr überlastet. Das Verhalten Deines Freundes, also wie extrem er reagiert, wenn Du was von ihm forderst, lässt nicht unbedingt auf Ignoranz schließen, sondern auf panische Angst, Fluchtverhalten und absoluter Überforderung.
Achtung: An dieser Stelle geht es mir auf keinen Fall darum, Deinen Freund bloß in Schutz zu nehmen. Ich finde Deine Kritik an ihm und auch Dein Unbehagen im Haushalt vollkommen berechtigt. Nur, wie Du selbst erfahren musst, scheint es nichts zu bringen auf Konfrontationskurs zu gehen und daher möchte ich versuchen, die Fronten ein wenig aufzuweichen.
Hast Du denn schon mal versucht, mit ihm ein ernstes Gespräch darüber zu führen? In welchem Du ruhig geblieben bist und ihm möglichst sachlich versucht hast zu schildern, warum es Dich so stört, wenn der Haushalt liegen bleibt und wie Du Dich allgemein ihm gegenüber fühlst? Und hast Du ihn einmal möglichst vorwurfsfrei gefragt, was in ihm vorgeht und was ihn zur Zeit sehr beschäftigt?
Du schreibst, dass das eigentliche oder hauptsächliche Problem der Haushalt ist. Ist es das, weshalb ihr euch seit einem halben Jahr am auseinander leben seid? Dein Freund müsste diese Entwicklung ja auch bemerken und nicht gut finden - wie geht er damit um? Auf mich wirkt er wie ein Mensch, der Probleme und Schwierigkeiten gerne verdrängt und mittlerweile schon so angespannt ist, dass er keine Zurechtweisungen mehr ertragen kann. Vielleicht verdrängt er diese Schwierigkeiten zwischen euch und in ihm aber auch, weil es ihm schwer fällt, seine Gefühle in Worte zu fassen, sich auszudrücken und seine Position zu kennzeichnen. Er wirkt wie ein Mensch, der in seinem Leben bisher schlechte Erfahrungen damit gesammelt hat, wenn es darum ging, sich emotional und in Sachen Gefühlen zu behaupten und nun die Devise entwickelt hat, abzublocken, dicht zu machen und wütend zu werden, als würde er nur so endlich ernst genommen werden.
Wenn Dein Freund der ist, für den ich ihn halte, dann ist das eigentliche Problem nicht der Haushalt. Ich könnte mir vorstellen, dass er gerne etwas für Dich und für euch tun möchte, aber dass ihm die Kontrolle über seine gesamte Situation aus den Händen geglitten ist und er nun keinen Weg mehr weiß als mit Ablehnung und Wut zu reagieren. Forderst Du etwas von ihm, bringt das das Fass zum Überlaufen und er versteht wahrscheinlich selbst nicht warum.

Du kannst Andere nicht ändern, Du kannst nur Dich selbst ändern. Den Spruch hört man immer mal wieder und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass er einen auch echt nerven kann. Natürlich forderst Du zu Recht Unterstützung im Haushalt! Natürlich forderst zu Recht Rücksichtnahme auf Dich und euer Ungeborenes! Und ich kann Deine Wut und Deine Hilflosigkeit verstehen, die sogar soweit gehen, nach der Geburt einfach Schluss zu machen. Aber die Fronten zwischen euch sind mittlerweile so verhärtet, dass starre Konfrontation nichts bringt und Du merkst, egal, wie sehr Du Dich aufregst, Dein Freund findet dadurch auch nicht zur Erleuchtung.
Daher: Versuche auf ihn zuzugehen. Frage ihn, was in ihm vorgeht. Wovor er Angst hat. Was es für ihn bedeutet, wenn Du etwas von ihm forderst.
Er hat sich ja bereits dazu geäußert - er hat Angst bevormundet zu werden und fühlt sich nicht anerkannt. Mit dem Satz hat er es geschafft, das, was er fühlt, auf den Punkt zu bringen, auch, wenn er nicht davon ausgegangen ist, dass es was ändert, wenn er es endlich sagt. Aber ich denke, genau da solltest Du einhaken. Wenn Du von ihm erwartest, dass er sich mehr Mühe gibt und auf Dich eingeht, mache den ersten Schritt und gehe auf IHN ein. Vielleicht fühlt er sich dann so verstanden, dass er nicht mehr gegen Dich sein MUSS.

Liebe Michelle, ich wünsche Dir für Deine Geburt sehr viel Kraft, Geduld und Mut und hoffe, dass alles gut gehen wird. Dein Freund wirkt auf mich als wäre er einfach sehr aufgeregt und als hätte er vielleicht furchtbare Angst davor Vater zu werden und vor der ganzen Verantwortung, die da auf einen zukommt. Frage Dich, ob Du wirklich eure Beziehung beenden musst oder ob ihr beiden nicht eine friedliche Lösung finden könnt, die auf Eigeninitiative, Geduld, Respekt und Sich ernstgenommen Fühlen beruht.

Viele Grüße,

Anna