Eltern wollen dass ich ihre Religion annehme und akzeptieren nicht dass ich Schwul bin :(
Hallo liebes Community,
ich männlich 15 Jahre alt sehr selbstständig und erwachsen habe zwei riesige Probleme mit meiner Familie. Ich fange mal schnell an und seit gewarnt es kann sehr lang werden. Seit einem Jahr wollen meine Eltern dass ich in die selbe Religion wie Sie eintrete und das schlimme ist das diese Religion eine Sekte ist und ich dafür eine Aufnahme Aufgabe erledigen muss und das will ich nicht ich will selber entscheiden an was ich glaube und an was nicht sie hören garnicht mehr auf mich dazu zu zwingen die Aufgabe zu machen und meine Noten haben schon gelitten deswegen aber natürlich haben sie mir die Schuld gegeben. Sie sagen wenn ich die Aufgabe getan hätte wäre alles viel einfacher und ich könnte wieder ganz normal leben. Sie sagen auch dass wenn ich es nicht mache Schande über die Familie bringe und unsere Familie die im Ausland wohnen meinen Eltern die Schuld geben werden. Was soll ich tun ich will nicht in die Religion eintreten, vielleicht schmeissen sie mich raus und hauen mich dafür meine Eltern sind sehr Handgreiflich und sowas passiert oft bei uns. Das zweite Problem ist dass ich Schwul bin und ich es meiner Mutter erzählt habe, sie hat angefangen zu weinen und hat gesagt dass sie eine schlechte Mutter sei, alles falsch gemacht habe und meinte ich wäre nur in einer Phase und Gott könne mir helfen. Aber ich bin schon seit 3 Jahren Schwul und habe es mittlerweile akzeptiert zuerst habe ich mich selber gehasst aber das ist nicht mehr der Fall. Meine Mutter hat auch gleich die Familie eingemischt und sagte sie würden es nie akzeptieren und ich würde ausgestoßen werden. Sie macht mir meinen Leben zur Hölle und bald ist Schulanfang ich wollte ohne Sorgen in die Schule starten damit ich mich wieder gut konzentrieren kann aber das wird nicht mehr klappen. Mein Vater weiß nicht dass ich Schwul bin ich kann es ihm nicht sagen.
Dazu muss ich sagen mein Name hier ist nicht mein echter Name und ich arabisch/türkische Wurzeln habe. Die Religion ist eine Geheimreligion und ich darf den Namen nicht verraten tut mir leid. NICHTS ist in diesem Beitrag gelogen wer das gelesen hat kennt mein halbes Leben und ich hoffe dass ich da raus komme. Habe schon überlegt weg zu laufen oder das Jugendamt zu kontaktieren.
Ich hoffe jemand ließt es sich durch und hilft mir.
Danke im Vorraus
Anwort von PaulG
Lieber Benee,
ich habe einige Zeit verstreichen lassen, um über dein Problem nachzudenken. Vorneweg das: Ja, es wäre wohl gut, du würdest das Jugendamt kontaktieren. So wie du deine Eltern schilderst, sehe ich wenig Hoffnung, dass sie sich für deine sexuelle Orientierung öffnen. Froh bin ich, dass du dich selbst entschieden hast, dazu zu stehen; denn wie jeder vernünftige Mensch weiß, ist Homosexualität eine völlig gleichberechtige Art, zu lieben. Viele Menschen sind leider noch heute in Denkweisen gefangen, die das, was man selbst nicht ist, als "krank" oder als "Sünde" brandmarken. Niemand kann sagen, ob deine Eltern je davon ablassen werden. Sicher ist eines: Da das so ist, wirst du nur selbstbestimmt leben können, wenn du dich irgendwann aus ihrem Dunstkreis löst.
Ich möchte unter allen Umständen vermeiden, dass du in Gefahr gerätst - mehr, als du es jetzt schon bist. Und sei es auch nur, weil du dein gutes Recht forderst. Letztlich musst du selbst entscheiden, ob es für dich einfacher ist, noch eine Weile so zu tun, als fügtest du dich in die Wünsche deiner Eltern - und dich dadurch zu schützen -; oder ob du nicht erst, wenn du auf eigenen Beinen stehen kannst, ausbrechen magst, sondern schon jetzt. Dafür brauchst du Unterstützung, und solltest dich daher einem Lehrer, Eltern von Freunden, oder am besten sogar dem Jugendamt anvertrauen. Was mir aber auch noch wichtig ist, ist, dich zu stärken, damit du nicht an dir selbst zweifelst. Denn vielleicht werden deine Eltern nicht nachlassen, sich und dir Vorwürfe wegen deiner Homosexualität zu machen, und vielleicht wird es nicht ausbleiben, dass auch du deswegen (ohne Grund) ein schlechtes Gewissen bekommst. Versuche daher, das alles nicht so stark an dich heranzulassen. Weil deine Eltern nun einmal ihre rigiden Glaubensüberzeugungen festhängen, können sie nicht verstehen, was doch alles so leicht machen würde: Dass niemand sich aussucht, zu welchem Geschlecht er sich hingezogen fühlt, und dass es am besten ist, man nimmt es hin und konzentriert sich darauf, dass alles ein erfülltes Leben bieten kann. Sie wollen das nun einmal nicht - das ist aber nicht dein Problem. Wenn dein Vater es schon gar nicht erfahren darf, soll uns das wohl sagen, dass sie auch so bald nicht aus ihrem engstirnigen Denken ausbrechen werden. Du bist daher im Recht, wenn du nach Möglichkeiten suchst, es zu beenden.
Mit Diskussionen und Streiten wirst du bei deinen Eltern nicht viel erreichen - vielleicht das Ganze gar verschlimmern. Ich bitte dich darum: Handle schnell und entschlossen, wenn die Situation nämlich so ist, wie du sie beschreibst, fürchte ich für dich. Es steht dir frei - wenn das etwas bringt - noch eine Weile gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Das würde ich aber auch nur vorschlagen, wenn du glaubst, dadurch keiner Gewalt mehr ausgesetzt zu sein. Wahrscheinlich wird das nicht zutreffen. Wende dich daher rasch an Menschen, die dir wirklich helfen können. Ich kann dir vorerst nur Mut zusprechen, dass du deine Träume und Bedürfnisse nicht vergräbst, sondern für sie eintrittst. Vergiss nicht: Jeder Mensch ist gut, wie er ist. Lass dich nicht von der Beschallung durch hartnäckige, aber falsche Lehren einweben, die einer anderen Zeit angehören. Du begehst keine Sünde, wenn du deiner Natur folgst, ohne dabei irgendjemandem zu schaden. Was deine Eltern angeht, müssen sie ihr eigenes Handeln vor ihrem Glauben rechtfertigen, wie immer der sein mag; du bist ein eigenständiger Mensch und kannst wählen, ob das dein Weg sein soll. Er ist es nicht - und das ist in Ordnung. Vergiss das niemals, wenn jemand dich bearbeitet, denn in einer geschlossenen Gemeinschaft hat man nur zu schnell den Eindruck, das, was sie sagen (und mag es noch so falsch sein) für die Wahrheit zu halten. Scheinbare Logik ist auch eine Logik, und viele Leute geben sich ihr hin, wenn das für sie etwas erleichtert und ihnen ermöglicht, nicht so viel denken zu müssen. Du aber, im Wissen, dass das verwerflich ist, wirst deinen eigenen Weg gehen, oder? Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg, gute Gedanken und sichere Pfade. In dem Link, den ich dir jetzt anfüge, habe ich einem anderen Jungen, dem es ähnlich geht wie dir, meine Gedanken zu dem Thema erzählt. Nimm es als Hinweis, dass du nicht allein bist - und auch als Hoffnungszeichen, dass die Zeiten sich ändern werden.
http://mein-kummerkasten.de/325542/Ich-bin-schwul.html
Alles Gute und Liebe Grüße,
Paul