Problem von Nick - 14 Jahre

Ich will nicht mehr

Hallo
Ersteinmal möchte ich mich bedanken, dass sich überhauot einer mein problem anhört. Kurzgesagt: ich bin scheiße. Ich bin eine Pussy, weil ich als junge noch nicht einmal genug selbstbewusstsein habe um mit dem kleinsten problem fertog zu werden. Und der einzige grund, dass ich das schreiben kann, ist, dass ich ein schisser bin. Ich trau mich nicht mich umzubringen. Ich kann einfach nichts.
Ich habe Fußball im verein gespielt, war aber zu scheiße. In der schule bin ich zwar gut, dass bringt einem aber auch nichts wenn man sonst nichts kann. Leute sagen mir das ich scheiße bin. Leute gehen mir aus dem Weg, um nicht mit mir reden zu müssen. Und jetzt bin ich hier auf meinem bett und heul, weil ich einfach nicht mehr will. Ich kann das einfach nicht mehr. Ich weiß auch nicht, ob mir das hier etwas bringt. Ich habe andere texte gelesen und weiß was jetzt kommt. Aber es bringt alles nichts. Ich bin und bleibe scheiße und ein Außenseiter, bis ich
sterbe.

JuliaG Anwort von JuliaG

Hallo Nick,

dass du uns schreibst, zeigt dir und mir, dass du nicht feige bist, sondern über deinen Schatten springen konntest. Ich freue mich sehr, dass du dir das zugetraut hast - denn damit machst du bereits einen Schritt in die richtige Richtung: Du hast dich geöffnet und somit einmal all deine Zweifel und negativen Gefühle rausgelassen. Du bist das Risiko eingegangen, dass solche Gefühle weh tun können, wenn man sie an die Oberfläche lässt - und trotzdem hast du dich den Zweifeln widersetzt und möchtest endlich gehört werden!

Deine Zuschrift hat mich betroffen gemacht, lieber Nick.
Du klingst ziemlich verzweifelt und dass du sogar an Suizid denkst, macht den Eindruck, dass da eine große Hoffnungslosigkeit in dir herrscht. Allerdings scheint da auch irgendwo noch ein kleiner verborgener Hoffnungsschimmer zu stecken. So hast du uns geschrieben, dass du dich nicht überwinden konntest, dir das Leben zu nehmen - und Gott sei Dank bist du diesen Schritt nicht gegangen! Ich kann es nachvollziehen, dass man in Momenten der größten Verzweiflung einfach lieber den vermeintlich einfacheren Ausweg nehmen wollen würde. Aber nicht selten erkennt man einfach nicht, dass man seine Welt nur noch durch einen Tunnelblick wahrnimmt. Das heißt, dass es sehr wohl Lösungen gibt - man kann sie manchmal nur nicht sehen.

Aus deinem Schreiben geht auch hervor, wie sehr du dich ablehnst und verurteilst... Und ich frage mich: warum?
Um dem auf den Grund zu gehen, möchte ich mit dir gemeinsam deine Lage überprüfen. Daher habe ich ein paar Fragen an dich, die ich dir vorerst mit auf den Weg geben möchte:
- In welchen Situationen hast du das Gefühl, nicht selbstbewusst zu sein?
- Wer sind "die Leute" konkret, die dich verurteilen und dir aus dem Weg gehen?
- Was fandest du in deiner Zeit im Fußballverein so "scheiße"?
- In welchen Situationen fühlst du dich wie ein "Außenseiter"?
- Gibt es eine Person, die dich sehr gut kennt und/oder mit der du über alles reden kannst?

Der Grund für all meine Fragen an dich ist, dass ich dir gerne weiterhelfen möchte. Ich würde mich freuen, wenn ich mehr über dich erfahren dürfte und wir ganz offen über die Dinge sprechen könnten, die dich so sehr belasten. Denn dann wäre es mir möglich, dir konkretere Lösungen vorzuschlagen - selbstverständlich nur, wenn du dazu bereit wärst. Lass dir Zeit bei deiner Entscheidung und schreibe mir einfach( z.B. im Titel: An JuliaG), wenn du mir dabei helfen möchtest, dir zu helfen. :)

Zum Abschluss möchte ich dir noch sagen, dass du nicht allein bist.
Es gibt mehr junge Menschen, die ihr Päckchen mit sich herumtragen, als man glaubt. Die meisten verbergen jedoch ihre Sorgen und können sich nur schwer jemanden persönlich anvertrauen. Dafür gibt es unter anderem die Telefonseelsorge, die du unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 erreichen kannst (Anruf ist kostenfrei). Diese Nummer kannst du wählen, wenn dir akut etwas auf der Seele brennt. Ich habe dort selbst einmal angerufen, weil ich in einer verstrickten Problemlage endlich etwas Klarheit brauchte. Nach einem sehr aufbauendem Gespräch war ich sehr erleichtert, dass ich einfach mal mit jemanden reden konnte und hatte tatsächlich wieder eine Idee, wie ich mein Problem in Angriff nehmen konnte. :)


Ich hoffe, dass ich dich etwas darin bestärken konnte, Hilfe anzunehmen, lieber Nick. Du musst das nicht alleine durchstehen. Schreibe mir zurück, wenn du magst.

Hoffentlich bis bald,

JuliaG