Problem von Anonym - 22 Jahre

An Dana

Liebe Dana,
ich danke dir vorweg, für deine erneute Antwort.
Ich gebe dir recht in dem Punkt dass wenn ich wirklich "Null" Lebenswillen hätte, ich es einfach hinter mich bringen würde. Ich habe über deine Worte nachgedacht und habe gemerkt, dass ich eigentlich Leben möchte aber irgendwas in mir dagegen spricht. Es fühlt sich an als währe ich in einem dunklen Loch gefangen und von oben scheinen Sonnenstrahlen zu mir herunter. Aber es gibt keine Chance der dunkelheit zu entkommen und schon gar nicht aus dem Loch zu fliehen.
Diese Sonnenstrahlen lassen meinen Lebenswillen wieder Hoffnung schöpfen, aber an manchen Tagen ziehen dunkle Wolken auf und nehmen mir jedes Licht der Hoffnung. An diesen Tagen, bin ich komplett im dunklen und völlig abgeschnitten vom Leben und der außen Welt . An diesen Tagen, ist mein Körper anwesend, aber meine Seele irgendwo allein in der Dunkelheit.

Ich höre mich wahrscheinlich schrecklich depressiv an. Wenn ich an Tagen an denen es mir gut geht, lese was ich hier oder in meinem Tagebuch schreibe, erkenne ich mich kaum wieder. Es kommt mir manchmal vor als würde ich die Gefühle einer fremden lesen. In manchen Momenten des Lebens bin ich so "glücklich" und dann von einer auf die andere Sekunde, überrollt mich ein Gefühl von Traurigkeit. Mein Alltag besteht aus einer Zug fahrt durch die Berge, ein stetiges auf und ab der Gefühle. Manchmal überrollen mich meine Gefühle so sehr, dass ich sie nicht kontrollieren kann. Und in diesen Moment passieren oft Dinge, die ich gar nicht will, ich aber in dem Moment nicht steuern kann und das macht mich sauer und traurig zu gleich. Ich habe keine Kontrolle über meine Gefühle, ich habe keine Kontrolle über mein Leben und das ist es was mir mein Lebenswillen raubt. Ich bin erschöpft und müde, von dem dauernd herrschenden Kampf.

Es tut mir Leid, ich schweife total vom Weg ab und gehe gar nicht auf deinen Text ein. Ich habe nur grade meinen Gedanken freien Lauf gelassen und oft endet das im durch einander und Gefühlsausbrüchen.

Ich werde mich auf die Suche machen nach einem neuen Therapeuten, das hoffentlich mehr Zeit für mich aufbringen kann. Nur leider ist das ein schwerer und oft langer weg einen Therapeuten zu finden. Und das bereit mir jetzt schon Kopfschmerzen und stresst mich, obwohl ich noch nicht mal mit der Suche begonnen habe.
Und genau das ist auch einer meiner größten Probleme. Ich bin sehr sensibel und dadurch extrem anfällig für Stress. Manchmal stresst mich schon die kleinste Sache (z.B. aufstehen, Gedanken an bevor stehende Tage, obwohl nichts besonders an steht) was für "normale" Menschen keineswegs stressig wäre. Dies habe ich aber sehr wahrscheinlich von meiner Mutter, sie hat genau das selbe Problem. Nur mich stört es extrem, weil es unglaublich anstrengend ist. Manchmal finde ich allein zu leben schon anstrengend und stressig, und das trägt wahrscheinlich auch dazu bei, dass ich oft an den Tod denke.

Ich überlege schon sei längerem wieder in einer Klinik zu gehe aber bin mir unsicher. Ich habe bereits eine Ausbildung hinter mir und besuche grade die Fachoberschule, um mein Fachabitur zu erwerben. Durch meine Ausbildung konnte ich direkt in die 12. Klasse einspringen, was aber auch bedeutet hat, extrem wenig Zeit um den Stoff zu lernen. Zum Ende der Ausbildung ging es mir schon wieder erheblich schlechter aber ich dachte damals dass es nur an dem Prüfungsstress lag. Ich hatte zwischen Ausbildungsende und Schulbeginn, eine Pufferzeit von zwei Monaten, die "normale" Menschen wahrscheinlich genutzt hätten um einen minijob anzutreten aber ich habe mich geschlagenen zwei Monate nur zuhause aufgehalten und das war ein riesen FEHLER! Ich war alleine und hatte keine Aufgabe.
Am Anfang der schule war eigentlich alles gut, ich wusste es wurde nicht leicht werden aber ich dachte "irgendwie packst du das wohl" , womit ich falsch lag. Den alles wuchs mir über den Kopf. Ich hatte mir selber viel zu hohe Anforderungen gestellt und als ich merkte dass ich diesen nicht gerecht werden kann, ging alles Berg ab. Ich habe mich wie ein Versager gefühlt und bin zurück in das dunkle Loch gefallen, obwohl ich doch grade erst wieder ein Stück dem Licht näher gekommen war.
Nun ist es soweit das ich knapp einen Monat in der schule gefehlt habe, weil ich nichts mehr auf die reihe bekommen habe, mein Lebenswille war auf einmal einfach weg. Mich überkam eine tiefe und dunkle Trauer aber vor allem Einsamkeit. Ich fühle mich bis heute einsam, obwohl ich einen tollen Mann an meiner Seite habe, der immer für mich da ist.
(Wir wohnen auch zusammen)
Ich bin mir ziemlich sicher, wenn er nicht in meinem Leben wäre, Würde es diesen funken von Hoffnung in mir nicht mehr geben. Er bringt die Sonnenstrahlen, in meine Dunkelheit.

Auch wenn ich nicht so sehr auf deinen Text eingegangen bin, hoffe ich das du mir trotzdem nochmal antwortest. Du hast mich zum nachdenken beweg und zwar so, dass ich langsam glaube, ich könnte es vielleicht aus der Müdigkeit und Erschöpfung raus schaffen und versuchen neue Wege zu gehen.

Ich hoffe du Antwort mir nochmal.
Liebe Grüße
Yana

Dana Anwort von Dana

Liebe Yana!

Schau mal, es machen sich auch andere Leser Gedanken! Du hast ein sehr schönes Feedback zu deinem Problem von einer Leserin erhalten. Ich verlinke es dir hier.

http://mein-kummerkasten.de/326859/http-mein-kummerkasten-de-326727-An-Dana-html.html

Liebe Grüße,

Dana



Hallo, Yana,

dein Feedback flatterte mir erst jetzt auf den Tisch, entschuldige dafür. Normalerweise schauen die KuKa-Mitglieder sehr regelmäßig in den Feedbackkasten, darauf hatte ich mich verlassen, was natürlich total blöd ist. Sorry also, mein Fehler.

Man sieht sehr deutlich, dass dein Leben einfach nur in Unordnung ist. Das kann übrigens sogar starke Menschen aus der Bahn werfen. Die Beschreibungen mit "dunkler Höhle" ist durchaus eine gängige für depressive Menschen, aber du beschreibst als eine der wenigen, dass da auch Licht ist. Dass du auch gute Phasen hast und diesmal schreibst du über einen Menschen an deiner Seite, deinen Freund. SO langsam scheinst du zu merken, dass in deinem Leben durchaus Platz für gute Dinge wäre...und nun ist es an der Zeit, sie sich zu schnappen. Verdient hast du sie allemal.

Du scheinst einfach chronisch überfordert, du willst zu viel auf einmal, wie solltest du auch nicht bei kleinsten Dingen gestresst werden, wenn du so viele große Projekte hast, die auf dich drücken?

Daher wäre es einfach enorm wichtig, dich zu entschleunigen, zu entspannen, dir den Fokus neu zu setzen, auf kleinere Ziele und erst dann gaaaanz langsam ans Abarbeiten zu gehen. Dieses "ich sehe keinen Ausweg als den Tod" ist meist die Reaktion auf einen Berg voller Arbeit, Probleme, Druck - also ein Zeichen völliger Überforderung. Dann macht in einem alles einfach nur dicht. Wie soll da noch etwas entstehen?

Es ist schön, dass du einen Mann an deiner Seite hast, der dir hilft und dich aufrichtet. Da hast du doch schon die ersten Stufen Richtung Sonne! Sieh sie mal! Erkenne sie. :) Aber dazu kommt nun wirklich die Ausrichtung auf eine neue Therapie. Allerdings würde ich erst mal nicht nur nach einem Therapeuten suchen, sondern nach einem Psychiater. Du scheinst medikamentös nicht gut eingestellt zu sein, wenn du so schlimme Phasen hast. Dazu ist es einfach Irrsinn, so selten Therapie zu haben.

Im Normalfall sollte es so sein:
Psychiater stellt dich medikamentös ein und hat mit dir ein paar Sitzungen, bis das Medikament genau stimmt. Zeitgleich (bzw jetzt schon) Suche nach einem geeigneten Therapeuten, manchmal wissen die Psychiater auch, wen sie da empfehlen. Wenn du dann einen Therapeuten (immer auch die weibliche Variante dazu zählen, ich lasse das hier der Schnelligkeit halber weg) hast, dann ist einmal pro WOCHE erst einmal sinnvoll, bei manchen auch sogar zweimal die Woche! DAS hilft. DAS hat Sinn. Nicht einmal im Monat oder so ein Schmarrn. Jemanden mit einer saftigen Depression alleine zu lassen, ist nicht sehr seriös. Bei Google kann man super sowohl Psychiater als auch Therapeuten in der Umgebung suchen. Ich würde dir sogar zu Frauen raten. Ich habe momentan drei Menschen meines Umfeldes in Therapie. Eine bei einem Mann, zwei bei Frauen, eine davon wegen Depressionen bei einer Psychiaterin und einer Therapeutin. Regelmäßige Therapie, genaue Medikation...und es HILFT. Wirklich. Man erkannte nach einer Weile keine von den dreien wirklich wieder, so sehr hatten sie sich positiv verändern können. Bei Google sind die meisten gelistet, dazu sogar oft Referenzen von anderen Patienten. Daran kann man sich gut halten. Suche dir mehrere aus, ruf da an, bitte um ein Gespräch, frag deinen Freund, ob er mit kommt. Es sei denn, du willst das alleine machen, auch gut! Kein Problem!

Wichtig ist allerdings, dass du auch wirklich mitarbeitest und das willst. Ansonsten kannst du meine ganzen Zeilen hier vergessen und es wird nie besser werden. Wenn du auf dem Boden des Brunnens sitzt, versunken und hadernd, weil kein Licht kommt...dann wird es auch nie was. Du hast Hilfen in deinem Freund. Du hast sicher auch noch mehrere Möglichkeiten, die du momentan noch nicht siehst (Freunde, erweiterte Familie?) und vor allem dann wieder fachliche Hilfe.

Bleiben wir bei deinem Brunnenbild...dem Loch. Du sitzt unten, aber jeder, der dir Hilfe anbietet, wird dir ein festes Stück Holz oder ein Stück Seil/eine Handvoll Nägel herunter werfen...und es ist an dir, dich mit dem Holz zu schlagen oder dir die Nägel irgendwo reinzurammen, oder daraus Stück für Stück eine Leiter zu bauen, um ENDLICH wieder die Sonne zu sehen, zu spüren...und die Augen an der Welt weiten zu lassen. Die ist nämlich gar nicht so übel. Und sie birgt Chancen.

Ich bleibe in deiner Nähe, möchte aber erst einmal den Kontakt ruhen lassen, denn nun bist erst einmal du dran. =) Setz es dir selbst zur Aufgabe, auch wenn sie unangenehm ist, die Kontakte zu Psychiater und Therapeuten herzustellen. Gern kannst du mir dann davon berichten und ich werde dir dann auch wieder antworten. Über die dunkle Zeit haben wir jetzt geredet, jetzt wird es Zeit, die Sonnenstrahlen einzufangen, bis du die Wärme dieser wieder selbst spürst.

Alles Liebe für dich! In Gedanken komme ich mit.

Dana