Problem von Anonym - 18 Jahre

Habe seit über einen Jahr Suizidgedanken und nichts nützt

Guten Abend,

Ich habe seit ca 1 jahr Suizid gedanken.
Angefangen hat es am Bahnhof da wollte ich einfach vor den Zug springen da mich jeder in der Schule Mobbte.
Das geht bis heute weiter zurzeit bin ich wieder in eine Sonderschule da ich 2 mal meine Arbeitsstelle verloren habe weil ich da Gemobbt wurde von den anderen Arbeitern und in der Schule werde ich auch gemobbt. Der schulleiter macht auch nichts dagegen.

Des weiteres bin ich seit ca 8 Jahren in Therapie da ich POS (Psychoorganisches Syndrom) und Autismus habe.

Die Therapeutin versucht auch mir zu helfen aber das nütz nichts.

Ich bin auch Mehrmals von der Schule oder Zuhause weggelaufen und landete 1mal im Kiz (Kriseninterventionszentrum) und 1 mal im Gefängniss für eine Nacht lang.

Ich habe auch keine Freunde.
Jeder denn ich schon seit längeren kenne bzw kannte haben mich auf ZB: whatsapp ignoriert oder Geblockt. Ich werde auch mehrmals via whatsapp oder anders Cybergemobbt und ich habe es auch mal der Polizei Gemeldet die können aber nichts Dagegen tun weil die Täter noch unter 18 jahre alt sind (hat die Polizei gesagt).

Ich habe auch viele Beziehungsprobleme und deshalb habe ich auch mit allem Aufgegeben und bin zum schluss gekommen (ca 1 stunde vorher) das ich mich Entgültig töten will.

Ich habe mehrere Rasierklingen und eine Pistole von meinem Vater und könnte es ohne Problem tun....

Alisa Anwort von Alisa

Lieber Unbekannter,

du schreibst uns hier mit klaren Worten, hast schon viel erlebt, aber eine konkrete Frage, bei der ich dir helfen könnte, hast du nicht formuliert. Deshalb werde ich einfach versuchen, auf dein Geschriebenes einzugehen, dir Gedankenanstöße geben und mit ähnlich klaren Aussagen antworten.

Du schreibst, dass du zu dem Entschluss gekommen bist, dich zu töten. Das ist eine klare Aussage und dir ist sicher bewusst, dass ich dich davon nicht abhalten kann, weil ich dich nicht kenne und du mir nicht gegenüber stehst. Dass du es ohne Probleme tun könntest, ist mir auch bewusst, Möglichkeiten finden sich immer. Deshalb frage ich mich, mit welcher Intention du uns nun hier schreibst: Ist es, weil das hier eine anonyme Plattform ist und du ein "offenes Ohr" brauchst? Oder, weil du die Hoffnung vielleicht doch noch nicht ganz aufgegeben hast und Hilfe brauchst? Oder gibt es einen ganz anderen Grund?
Aber egal, warum, ich finde es super, dass du dich hier gemeldet hast! Für mich klingt das danach, dass der Entschluss, dich umzubringen, vielleicht doch noch nicht ganz gefasst ist. Dass du dich doch noch nicht ganz aufgegeben hast und es da noch einen kleinen Funken Hoffnung gibt.
Was du daraus machst, das ist ganz allein deine Entscheidung und es ist auch in Ordnung, wenn du dich gegen das Leben, für den Tod entscheidest. Denn es ist dein Leben und du darfst frei entscheiden, was du daraus machst.
Doch ich möchte dich einladen, über Alternativen nachzudenken. Das hast du sicherlich schon getan, vielleicht auch schon oft, aber eine weitere Sicht von außen kann vielleicht trotzdem helfen.

Du schreibst, dass du schon länger gemobbt wirst, sowohl im Internet, als auch im "real life". Du hast zweimal die Arbeitsstelle verloren, der Schulleiter tut nichts dagegen und die Polizei will dir auch nicht helfen.
Leider ist Mobbing keine Seltenheit, gerade in der Pubertät. Viele Menschen suchen nach Schwachpunkten bei anderen Menschen, weil sie selbst Probleme mit sich haben. Das ist keine Entschuldigung für ihr Verhalten, aber möglicherweise eine Erklärung. Und die Erklärung dafür, dass die meisten Mobbing-Opfer keine Schuld haben. Mach dir dies also bitte bewusst: Nicht du machst etwas falsch, sondern deine Mitschüler und Kollegen!
Doch leider lassen die Täter nur sehr selten mit sich arbeiten. Vielleicht, weil die nötige Einsicht fehlt, vielleicht aber auch, weil sie Angst haben, die eigenen Fehler anzuschauen. Es gibt aber einen anderen Punkt an dem man arbeiten könnte, um die Situation zu verändern: Dich! Hast du dich schon einmal gefragt, wieso du das alles mit dir machen lässt? Andere Menschen gehen respektlos mit dir um und beachten deine Würde nicht. Das musst du dir nicht gefallen lassen! Schenke dir selbst den Respekt und die Achtung und versuche, die Situation zu verändern.
Hast du denn den Schulleiter mal darauf angesprochen, dass du gemobbt wirst? Und wenn ja, hast du ihn gefragt, wieso er da nichts dagegen tut? Er ist verpflichtet, zu handeln! Und sonst: Hast du einen Lehrer, dem du vertraust, oder den du gut leiden kannst? Vielleicht kannst du es ja mal bei diesem ansprechen? Oft muss man die Lehrer darauf aufmerksam machen, was in den Klassen passiert, diese schätzen die Situation oft falsch ein, oder es gibt einen so großen Personalmangel, dass es keine Kapazitäten dafür gibt.
Ich habe dir hier mal ein paar Links heraus gesucht: Zwei, die Tipps geben, wie man aus dem Dilemma wieder heraus finden kann, ein Forum, in dem man sich austauschen kann und den weißen Ring. Das ist eine Anlaufstelle für Gewaltopfer. Die haben eine Telefonnummer, die man anrufen kann und Links für Hilfestellen in deiner Nähe. Schau es dir doch einfach mal an:
http://www.schueler-gegen-mobbing.de/schueler/mobbing-hilfe/
http://www.barrierefrei.schueler-mobbing.de/hilfe.html
http://forum.mobbing.net
http://weisser-ring.de

Zu dem Cybermobbing: Was die Polizei dir da gesagt hat, ist Schwachsinn. Ja, es gibt Gründe, wieso man so eine Anzeige nicht aufnehmen oder verfolgen kann, aber Jugendliche sind ab ihrem 14. Lebensjahr strafmündig. Ich weiß nicht, was sie genau getan haben, aber im Strafgesetzbuch gibt es Paragraphen, gegen die oft verstoßen wird bei Cybermobbing. Da die Täter nicht 18 sind, bedeutet in dem Fall aber oft, dass keine Strafen für diese einhergehen, sondern oft nur "Erziehungsmaßnahmen". Genaueres kann ich dir dazu nicht sagen, ich habe mich gerade selbst das erste Mal in das Thema eingelesen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass du Beweise sammelst. Mach Screenshots von dem Mobbing und sammle diese, dass du sie der Polizei vorlegen kannst.
Hier ein Link dazu (links gibt es noch andere Themen dazu):
http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internet/cybermobbing.html

Du bist in Therapie wegen dem POS und Autismus. Ich weiß nicht, wie es dir mit diesen Diagnosen geht, vielleicht magst du es mir schreiben. Der Umgang damit war oder ist bestimmt nicht leicht. Ich hoffe aber, dass du da mit Stärke heraus gegangen bist und nicht geschwächt.

Ich weiß nicht, wieso dir die Therapie nichts nützt. Vielleicht ist es wirklich die falsche Therapeutin für dich? Dann kannst du überlegen, ob du wechseln möchtest, jeder Therapeut ist und arbeitet anders. Bist du in einer Verhaltenstherapie? Um die aktuellen Probleme zu bearbeiten, kann ich dir das sehr empfehlen!
Ich stelle mir aber auch gleichzeitig die Frage, ob dir dir denn helfen lässt von deiner Therapeutin? Denn die Therapeutin kann dir nur Fragen stellen, Anreize geben und manche Dinge erklären. Aber deine Probleme lösen kannst nur du.
Hast du ihr denn schon mal erzählt, was alles in dir vorgeht? Was du denkst und fühlst? Wie es dir mit ihr geht? Ohne dieses Wissen kann sie dir auch nicht helfen. Therapie bedeutet oft, dass man die Hosen runter lassen muss. Das braucht Überwindung und Mut. Aber es lohnt sich!

Du bist mehrmals von zu Hause und von der Schule weg gelaufen, warst im KIZ und im Gefängnis. Was war der Grund? Damit möchte ich nicht darauf hinaus, welche Fehler du gemacht hast, das ist mir völlig egal. Sondern mir ist wichtig, was dich dazu bewegt hat, so zu handeln. Weißt du, was ich meine? Mich interessiert, wie es dir geht, was sich in deiner Gefühlswelt abspielt. Das musst du mir nicht antworten, wenn du nicht möchtest, die Frage kannst du dir auch nur für dich stellen, oder mit in die Therapie nehmen, das ist völlig egal. Wichtig finde ich nur, dass du dich damit auseinandersetzt.

Du meinst, du hast keine Freunde. Was hast du denn schon alles getan, um welche zu finden? Hast du ein Hobby, dem du nachgehen könntest? Das könnte sich gut aufs allgemeine Wohlbefinden auswirken und man kann dabei Menschen finden, die die selben Interessen haben.
Sprichst du andere Menschen an, die dir sympathisch sind?
Was hast du denn früher gemacht, um Freunde zu finden? Wie sahen Freundschaften bei dir aus?

Ich kann nicht beurteilen, welche Art von Beziehungsproblemen du hast. Hast du eine Freundin? Oder ist es eine andere Art? Vielleicht magst du mir das ja schreiben.

Vielleicht merkst du schon, worauf ich bei all dem hinaus will: Der einzige Mensch, der dich aus diesem Dilemma befreien kann, bist du! Packe dich am eigenen Kragen und kämpfe für dich! Tu alles dafür, dass dein Leben besser wird!
Einen Versuch ist es doch vielleicht wert, bevor du die Notleine ziehst und dich umbringst, oder? Denn was hast du denn vom Tod?
Der Tod ist nicht vorhersehbar, niemand weiß, was dann kommt. Vielleicht ist das Leiden dann gar nicht beendet, das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass er endgültig ist. Es gibt keinen Weg zurück.
Das Leben dagegen kann man selbst in die Hand nehmen, man kann es planen und lenken. Du kannst dafür kämpfen, dass alles besser wird und dass du irgendwann ein schönes Leben führst.
Hast du Träume und Sehnsüchte? Möchtest du ein Land sehen, eine Familie gründen, oder einen bestimmten Beruf ausüben? Oder vielleicht etwas ganz anderes? Kämpfe dafür!

All das musst du auf keinen Fall allein bewältigen, es gibt viele Ansprechpartner, die dir da zur Seite stehen können.
Wie ist denn der Kontakt zu deiner Familie? Wissen sie von deinen Sorgen und dem Mobbing? Unterstützen sie dich? Vertrau dich ihnen an und lass dir von ihnen helfen, dafür sind sie da!

Und sonst gibt es auch noch sehr viele professionelle Anlaufstellen. Ein paar davon habe ich dir ja schon aufgezählt, hier sind aber noch andere Ideen, an die du dich wenden könntest:
- an einen Vertrauenslehrer oder, falls vorhanden, einen Schulsozialarbeiter. Schulsozialarbeiter haben übrigens Schweigepflicht und dürfen demnach den Lehrern nichts von dir erzählen.
- an eine psychologische Beratungsstelle. Da bekommt man meist recht schnell einen Termin und hat Gespräche bei einem Psychologen oder Sozialarbeiter. Diese leiten dich dann auch weiter an Stellen, die dir längerfristig helfen können, falls nötig. Bei dem folgenden Link kannst du rechts unten deine Postleitzahl eingeben und dann findest du alle Beratungsstellen in deiner Nähe: https://jugend.bke-beratung.de/views/home/index.html
- an einen Psychiater. Der kann dich auch weiterleiten zu einem Therapeuten, dich auf deinem Weg begleiten und dir bei Bedarf ein stimmungsaufhellendes Medikament verschreiben.
- Wenn es dir einmal richtig schlecht geht und du einfach nicht weiter weißt, dann kannst du dich auch an die Telefonseelsorge wenden. Die stehen 24/7 zur Verfügung und unterstützen dich telefonisch in deiner individuellen Situation. Hier ist der Link:
http://www.telefonseelsorge.de
- Du kannst dich auch an eine Klinik wenden. Die gibt es in allen möglichen Varianten: Es gibt Notfallstationen, offen oder geschlossen (wenn du das Gefühl hast, dass du vor dir selbst geschützt werden musst oder möchtest) und Langzeittherapien. Wende dich dazu auch an einen Psychiater, oder durchforste selbst das Internet nach Stationen, die dir zusagen. Dabei brauchst du keine Angst habe: Kliniken sind mittlerweile keine dunklen Löcher mehr, in denen die Menschen an Ketten rasseln und vollgepumpt werden mit Medikamenten. Sie sind freundlich, hell und ein guter Ort, zu sich selbst zu finden.

Lieber Ratsuchender, dein Schicksal liegt nun in deinen Händen. Nehme die Herausforderung an, informiere dich, kämpfe für dich und hole dir Hilfe, damit du dann irgendwann das Resultat genießen kannst. Umbringen kannst du dich dann immer noch, wenn du wirklich alles versucht hast. Das musst du nicht jetzt entscheiden. Ich akzeptiere das, aber heiße es nicht gut. Denn ich denke, es gibt immer einen anderen Weg, man muss ihn nur finden und sich für ihn einsetzen.

Schreibe mir gerne wieder, erzähle mir von dir, von deiner Gefühlswelt, von deiner Familie. Von allem, was dir durch den Kopf geht. Vielleicht kann ich dann noch näher auf deine Sorgen eingehen.
Ansonsten wünsche ich dir alles Gute! Und ich hoffe, ich konnte dir schon ein Wenig helfen.

Alles Liebe
Alisa