Problem von Anonym - 21 Jahre

Unschöne Veränderungen

Hallo ihr Lieben.

Ich muss mir dies nun von der Seele reden, da es mich sehr belastet und ich mit niemandem so richtig darüber reden kann.
In meiner Familie geht im Moment alles drunter und drüber, dass ist ein Zustand, den ich selbst so noch nie erlebt habe. Eigentlich stamme ich aus einem stabilen Umfeld, ich komme gut mit meinen Verwandten und meinen Eltern aus und früher gab es auch nie Probleme.
Doch seit einigen Wochen hat sich das geändert.
Meine Großeltern wohnen mit meiner Tante und deren Familie unter einem Dach und hängen dementsprechend sehr an ihr.
Nun lässt sich meine Tante aus heiterem Himmel plötzlich von ihrem Mann scheiden und will ausziehen. Sie hat einen neuen Freund und will ein neues Leben. Ihr momentaner Mann und ihr Kind sind total am Ende. Auch meine Großeltern verkraften das nicht. Meine Großmutter weint den ganzen Tag und mein Großvater will sich umbringen.
Neulich habe ich meine Oma sogar zum ersten Mal in meinem ganzen Leben weinen sehen... und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich habe jetzt kein sonderlich enges Verhältnis zu ihr, mich konnte sie von all ihren Enkelkindern immer am wenigsten leiden. Trotzdem tut es mir so weh, sie so gesehen zu haben und ich konnte ihr auch nicht helfen.
Dass sich die ganze Familie zusammen setzt und darüber redet, klappt auch nicht. Jeder hat seine eigenen Ansichten und keiner ist in der Lage seine Ansichten zu ändern. Alles endet im Streit.

Und ich weiß nicht mit wem ich darüber reden soll. Meine Mutter leidet ebenfalls sehr, aber sie versucht es sich nicht anmerken zu lassen. Spreche ich sie darauf an, nickt sie nur, antwortet aber nicht sonderlich. Es ist, als würde ich mit mir selbst reden.
Mein Vater will sich aus allem möglichst raushalten und meine Geschwister wohnen nicht mehr zu Hause und bekommen das nicht so richtig mit.
Ich bin kein gefühlsduseliger Mensch, ich nehme andere nicht gerne in den Arm und bin richtig mies im Trösten. Noch schlechter bin ich jedoch darin, meine Gefühle anderen Menschen in direkten Gesprächen anzuvertrauen. Mit Freunden darüber zu reden könnte ich nicht. Ich schäme mich beinahe dafür. Trotzdem belastet mich der momentane Zustand in der Familie sehr und ich kann mich nicht mal richtig auf mein Abitur konzentrieren.
Am liebsten hätte ich, dass alles wieder so wird wie früher. Und dann sehe ich wieder meine heulende Oma vor mir. Ich habe sogar Schuldgefühle weil ich sie in dem Moment nicht in den Arm genommen hatte, aber ich konnte es einfach nicht. Ich bin nicht der Mensch dafür und ich weiß, dass sie mich nicht sonderlich mag. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie es in dem Moment vielleicht gebraucht hätte. Und ich schäme mich, in dem Moment nur an mein eigenes Empfinden gedacht zu haben und sie einfach hab weinen lassen.

Ich wünsche mir so sehr einen Rat, Zuspruch, irgendwas. Ich hasse es, mich so hilflos zu fühlen und mit anzusehen, wie meine Familie zerbricht. Meine Großeltern sind nicht unschuldig an der momentanen Situation, aber sie jetzt so fertig sehen zu müssen ist nicht fair. So was wünscht man niemandem.
Habt ihr einen Tipp, was ich nun tun kann? Ich bin wirklich für jeden Vorschlag offen.
Liebe Grüße

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte,

von all dem, was Du hier geschildert hast, scheint mir nur eines wirklich Zielführend:

"Nun lässt sich meine Tante aus heiterem Himmel plötzlich von ihrem Mann scheiden und will ausziehen. Sie hat einen neuen Freund und will ein neues Leben. Ihr momentaner Mann und ihr Kind sind total am Ende."

Alles Andere am Rande ist ungefähr so wichtig, wie der Sack Reis, der in China umfällt!

Warum?

Eigentlich ist es eine Sache, die Deine Tante und Deinen Onkel betrifft!
Das Du nicht unbedingt geeignet bist, das Problem zwischen den beiden zu erkennen, zeigt schon Deine Wortwahl:
"...aus heiterem Himmel plötzlich von ihrem Mann scheiden..."
Das geht total an der Sache vorbei! Da brauche ich nicht einen von Deiner Familie zu kennen, um trotzdem zu wissen, dass es immer zwei Menschen braucht, die sich auseinander leben! Und das geht nicht "aus heiterem Himmel"!
Der eine provoziert es und der andere macht es so lange mit, wie er es eben aushält!
Dass es schon deshalb nicht von "Schuld" von dem zeugt, der einen besseren Partner gefunden hat, wirst Du nur in Betracht ziehen können, wenn Du Dich nicht zum Spielball von sehr aufgeputschten Gefühlen machen lässt!

Um es kurz zu machen: mache Dir keine Gedanken um Tränen der Großmutter!

Versuche vielleicht zuerst zu verstehen, welche Gefühle wirklich zu der Trennung Deiner Tante und Deinem Onkel geführt haben?
Versuche zumindest in Betracht zu ziehen, dass Deine Tante ein Recht zu der Trennung haben könne!?
Und versuche, wenn Dir etwas wirklich wichtig ist, niemals mit Vorurteilen an die Lösung heranzugehen.
Sondern mit Offenheit und mit der Wahrheit, wie sie sich Dir darstellt.

Alles Liebe
Bernd