Problem von Christina - 34 Jahre

Verbotene Gefühle 5 - Antwort Sarah B.

Liebe Sarah,

ich bin schon wieder in Deutschland gelandet, aber Deine Antwort kam genau zum richtigen Zeitpunkt!

Nun bin ich mir über etwas klar geworden - ich muss auch unbedingt an mich denken! Bei aller Liebe zu diesem Mann, aber mein Leben darf deswegen nicht aus den Rudern geraten! Auch ich habe meine Baustellen!

Ich denke, dass man immer eine Wahl im Leben hat, auch als Priester! Jede große Entscheidung birgt Konsequenzen - das betrifft alle Menschen! Auch die Entscheidung sich vielleicht scheiden zu lassen - unter Umständen steht man dann auch (finanziell und gesellschaftlich) zunächst vor dem NICHTS und muss neu beginnen! Aber was kann man auch mit so einer Entscheidung gewinnen!? Priester haben in der Regel keine Kinder und tragen nur für sich Verantwortung! Ich denke, man sollte trotz aller Kirchen internen Umstände nicht immer das Argument heranführen, dass sie ja im Grunde immer alles verlieren würden, wenn sie sich dennoch gegen ihr Amt entscheiden! Von einem "Mann Gottes" kann man doch Reflexion und Ehrlichkeit erwarten!?

Im Grunde hätte er sich bei seinem Amt nie mit mir treffen / privat schreiben dürfen.

Dann habe ich auch darüber nachgedacht, ob es wirklich notwendig ist, ihm meine Gefühle zu offenbaren!? Eigentlich habe ich durch meine Handlungen (Reise etc) doch deutlich gezeigt , wie viel mir an ihm gelegen ist. Ich habe noch von keiner Frau gehört, die sich im Ausland extra mit einem Priester (privat) trifft und überhaupt den Kontakt sucht (...).

Ich werde mich nun für ein paar Wochen "rar" machen - mich vollkommen zurück ziehen (auch wenn es schwer fällt). Ich werde mir in der Zwischenzeit sehr genau überlegen, welche Worte ich an ihn richten werden (leider kann die Kontaktaufnahme nur über einen mobilen Messenger erfolgen). Mit dieser Nachricht wird alles stehen oder fallen! Ich werde ihm einfach wie du auch geschrieben hast mein Hilfe anbieten. Ich kann ihm schreiben wie ich ihn wahrnehme und dass er da nicht (allein) durch muss. Das ist für mich Nächstenliebe!

Er weiss eigentlich das ich geplant hatte in ein paar Monaten wieder dort zu sein, aber ich werde es nicht tun! Er kann/darf sich ja doch nicht mit mir treffen - so bringt es einfach nichts!

Vielen Dank auch noch einmal für den Link den Du mir gegeben hast! Ich habe mir die Seite auch genau angesehen! Aber so weit sind wir an der Stelle eben noch nicht. Ich müsste schon konkret wissen, wo die Reise hingeht....

Wie denkst Du über meine Entscheidung? Ich möchte wirklich das RICHTIGE tun!

Sarah B. Anwort von Sarah B.

Hallo liebe Christina,
danke für deine schnelle Antwort.

Zunächst möchte ich dir sagen, dass mich deine Nachricht sehr beeindruckt hat.
Ich finde es so großartig, dass du dich offenbar sortiert hast und auch an dich denkst.
Das schafft leider nicht jeder in so einer komplizierten Situation.

Du hast natürlich vollkommen Recht. Man darf Veränderungen nicht aus Angst vor Konsequenzen scheuen.
Letzen Endes entscheidet man sich dafür, weil man mit der aktuellen Situation unzufrieden oder gar unglücklich ist. Anfangs ist es nicht immer leicht und man braucht mitunter viel Geduld, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Aber eines darf man nie vergessen. Und zwar warum man sich entschieden hat etwas zu ändern.
Das betrifft alle Lebenslagen.
Im ersten Moment hat man vielleicht etwas "verloren". Sei es nun eine Ehe, einen Menschen, eine Stelle, eine Wohnung etc, aber wenn man das große Ganze betrachtet, hat man doch schlussendlich gewonnen.
Wenn uns diese Veränderungen glücklich(er) machen, ist das doch wichtiger als alles andere.

Ich habe auch darüber nachgedacht, ob es wirklich notwendig ist ihm deine Gefühle zu offenbaren.
Eigentlich sollte es ihm klar sein, aber auch in diesem Punkt sind Menschen ja verschieden. Vielleicht muss er es einfach hören.
Wir dürfen nicht vergessen, dass er sich momentan in einer sehr komplizierten Lage befindet und vermutlich deswegen nicht sonderlich rational denkt/denken kann. Es zu hören bzw. zu lesen, würde ihm bestimmt (mehr) Sicherheit geben. Und vielleicht ist er sich gar nicht sicher, WAS genau du für ihn empfindest.
Du schreibst ja selbst, dass es für dich Nächstenliebe ist ihm beizustehen. Vielleicht ist er sich nicht sicher, ob es darüber hinaus geht.
Vielleicht hat er sich nicht getraut sich dir zu offenbaren, weil er nicht weiß, ob es von deiner Seite aus genau so aussieht.....
An den vielen "Vielleichts" siehst du, dass wir darüber leider nur spekulieren können.
Daher wäre es in meinen Augen schon nicht schlecht, wenn du ihm sagst was genau du für ihn empfindest.

Das mit dem rar machen finde ich eine gute Idee. Denke du brauchst auch die Zeit um an deinen Baustellen zu arbeiten.
Vorallem in Bezug auf deine Ehe.
Wenn wir ehrlich sind, bist du momentan genau so wenig frei wie er. Er ist an die Kirche gebunden und du an deinen Mann.
Ich denke es wäre das Beste sich momentan um die Gegenwart zu kümmern, damit man frei und ohne "Altlasten" in Richtung Zukunft starten kann.
Immer einen Schritt nach dem anderen.
Der Fairness halber wäre mein Rat ihm das mitzuteilen. Sag ihm ruhig, dass du dich ein paar Tage nicht melden wirst, damit ihr beide die Chance habt zu überlegen wie es weiter gehen soll.

Unabhängig von ihm hoffe ich sehr, dass du den Weg der Veränderung weiter gehst.
Wir haben ja schon mal über deine Ehe gesprochen und ich denke nach wie vor, dass eine Trennung/Scheidung das Beste für dich wäre.
Mach das nicht wegen oder für den Priester, sondern für DICH.
Wir wissen ledier nicht, ob ihr eines Tages zusammen sein werdet, aber das sollte auch nicht der ausschlaggebende Grund für dich sein.
Befrei dich von dem, was dich belastet. Du verdienst es glücklich zu sein.
Es wird nicht einfach werden, aber wie oben geschrieben darf man nicht vergessen warum es tut.

Ich begleite dich gerne auf diesem Weg, so gut ich kann.
Du weißt ja, dass du dich jederzeit melden kannst.
Bis zum nächsten Mal alles Liebe und viel Glück bei allem was auf dich zukommt.

Viele liebe Grüße,
Sarah